Wie schlimm ist eine Lipödem OP?

Stand: 23.09.2021 09:45 Uhr

Bei einem Lipödem werden die Beine oder Arme immer dicker. Vom unkontrollierten Wachstum des Fettgewebes sind vor allem Frauen betroffen. Meist hilft nur eine Operation.

Das Lipödem ist eine Störung der Fettverteilung, die fast nur bei Frauen auftritt. Dabei kommt es zu einer Fettvermehrung, vor allem an Beinen, Hüfte, Gesäß und in einigen Fällen auch an den Armen. An einem Lipödem sind in Deutschland rund 3,8 Millionen Menschen erkrankt. Experten gehen aber von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, weil viele Betroffene glauben, dass sie sich falsch ernähren oder zu wenig bewegen. Auch Ärzte erkennen die Erkrankung nicht immer. Es wird häufig mit einem Lymphödem oder Adipositas verwechselt. Erst in den vergangenen 20 Jahren ist das Lipödem etwas mehr ins Bewusstsein der Mediziner gerückt.

Symptome und Ursachen des Lipödems

Typisch für ein Lipödem ist ein unproportionales Verhältnis der einzelnen Körperteile zueinander. Im Extremfall tragen betroffene Frauen am Oberkörper Kleidergröße XS, an den Oberschenkeln aber XXL. Dazu kommen ständige Schmerzen.

Die genauen Ursachen des Lipödems sind nicht geklärt. Da die ersten Symptome meist in der Pubertät oder nach Schwangerschaften auftreten, vermuten Experten hormonelle Auslöser. Die Neigung zum Lipödem scheint vererbbar zu sein.

Knubbel und Ödeme im Fettgewebe

Beim Lipödem vermehren sich die Fettzellen unkontrolliert im Fettgewebe der Unterhaut. An den betroffenen Stellen lassen sich harte Knubbel tasten, während Knöchel und Handgelenke schlank bleiben.

Zwischen den Fettzellen kommt es zu Wassereinlagerungen - sogenannten Ödemen. Sie drücken auf das umliegende Gewebe, sodass es insbesondere abends, nach langem Stehen und bei warmen Temperaturen zu Spannungs- und Schweregefühlen der Beine kommt. Die betroffenen Stellen sind sehr berührungs- und druckempfindlich. Bereits nach kleinen Stößen treten Blutergüsse auf.

Lipödem-Krankheit verläuft in drei Stadien

Bei einem zumeist schlanken Oberkörper wirken die Beine beim Lipödem meist unproportioniert dick. Die Erkrankung verläuft in drei Stadien:

  • Im Stadium I ist die Unterhautschicht noch gleichmäßig verdickt.
  • Im Stadium II wird sie knotenförmig und führt zu Unebenheiten der Hautoberfläche.
  • Im Stadium III verhärtet sich das Gewebe zunehmend, es entstehen ausgeprägte Fettwülste, die im Knie- und Oberschenkelbereich zu einer Behinderung beim Gehen führen können.

Ist ein Lipödem heilbar?

Die Fettansammlungen lassen sich durch Diäten oder Sport nicht reduzieren. Bislang ist es nicht möglich, ein Lipödem ursächlich zu behandeln. Daher können lediglich die Symptome behandelt werden. Oft lassen sich die Beschwerden lindern durch

  • eine komplexe physikalische Entstauungstherapie
  • eine Kombination aus regelmäßiger manueller Lymphdrainage, Krankengymnastik und dem Tragen von Kompressionsstrümpfen

Fett absaugen: Operation ab Stadium II

Wie schlimm ist eine Lipödem OP?

Bei einem Lipödem sind die betroffenen Stellen berührungs- und druckempfindlich.

Ab Stadium II hat sich zusätzlich eine gezielte Fettabsaugung (Vibrationsliposuktion) bewährt. Dabei werden die krankhaften Fettmassen unter örtlicher Betäubung mit einer sehr dünnen, abgerundeten und vibrierenden Sonde abgesaugt. So können normale Körperformen wiederhergestellt und die Beschwerden dauerhaft gelindert werden. Zudem kann eine möglichst frühe Operation die Entwicklung gefährlicher Folgeerkrankungen wie Lymphödeme oder offene Beine verhindern.

Nach einer gesicherten Diagnose empfehlen Experten, den Eingriff in einer spezialisierten Klinik durchführen zu lassen, da die Operation viel Erfahrung erfordert.

Operation im Stadium III ist zurzeit Kassenleistung

Bis vor Kurzem übernahmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten von mehreren Tausend Euro pro Eingriff nur in Einzelfällen: Die dauerhafte Wirksamkeit der Methode sei nicht ausreichend belegt. Seit 2020 ist die operative Fettabsaugung bei einem Lipödem im Stadium III eine Kassenleistung. Die Übernahme ist befristet bis 2024. Bis dahin sollen Erkenntnisse aus einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veranlassten Erprobungsstudie vorliegen, die die Wirkung der Liposuktion in allen Stadien des Lipödems untersucht.

Allerdings wird die OP nur bis zu einem BMI von 35 von der Kasse übernommen, darüber muss laut Gemeinsamem Bundesausschuss (G-BA) zunächst die Adipositas behandelt werden. Ab einem BMI von 40 wird die OP nicht mehr übernommen, da der Erfolg der OP "... ab einem bestimmten BMI nicht erfolgversprechend" sei: "Zunächst müsste Gewicht reduziert werden, um das Verfahren als zweckmäßig einzuschätzen", schreibt der G-BA.

Konservative Behandlung oft teuer als Operation

Die konservative Behandlung mit Kompressionsstrümpfen und Lymphdrainage ist oft deutlich teurer als eine Operation (Stand 2019):

  • Konservative Therapie: Je nach Krankenkasse werden pro Jahr vier maßangefertigte Kompressionsstrümpfe für jeweils 700 bis 1.200 Euro und zehn Rezepte über zehn Lymphdrainagen (jeweils 500 bis 550 Euro) bezahlt. Das sind nach einem Jahr circa 7.800 bis 10.300 Euro, nach zehn Jahren schon 78.000 bis 103.000 Euro.
  • Operation: Der Eingriff bei einem Lipödem kostet einmalig circa 18.000 Euro. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht, weil der Posten nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung steht.

Allerdings deuteten Studien darauf hin, dass auch erfolgreich operierte Patientinnen nach der Liposuktion noch weiterhin konservative Therapie benötigen, erklärt Dr. Gabriele Faerber vom Zentrum für Gefäßmedizin Hamburg. Die Kosten seien sehr individuell verteilt.

Sanfte Bewegung lindert Schmerzen

Das Lipödem lässt sich nicht "wegtrainieren". Regelmäßige Bewegung kann aber verhindern, dass sich begleitend zum Lipödem ein schmerzhaftes Lymphödem entwickelt (Lipo-Lymphödem). Gezieltes Training hilft so, die Beinödeme zu lindern.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 27.09.2021 | 20:15 Uhr

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Ist eine Lipödem OP schmerzhaft?

Die Intensität des Schmerzes direkt nach der Operation unter Lokalanästhesie ist gering, weil die Betäubung noch wirkt. Nach einer Liposuktion ausschließlich unter Lokalanästhesie benötigt der Patient zur Schmerzstillung selten mehr als einige Parazetamol-Tabletten.

Wie schmerzhaft ist eine Liposuktion?

Leichte Schmerzen, ein Brennen und vorübergehende Taubheit der Haut im Wundgebiet sind normal für wenige Tage nach der Operation. Die Schmerzen nach dem Eingriff werden meist als starker Muskelkater beschrieben. Wichtig ist es, bei Schmerzen keine blutverdünnenden Schmerzmittel (z.B. Aspirin®) einzunehmen.

Wie gefährlich ist eine Liposuktion?

Nach der heute bestehenden weltweiten Erfahrung ist die Liposuktion (Fettabsaugung) eine erstaunlich sichere Operation. Selten auftretende Probleme, die bei jeder Operation potentiell auftreten können, sind Infektionen, Blutungen, Haut-Ulcerationen und Nervenschädigungen. Die Tumeszenzmethode minimiert diese Risiken.

Wie lange Schmerzen nach Lipödem OP?

Dazu gehören Schmerzen, Blutergüsse, Schwellungen der behandelten Region und Missempfindungen, die durch Irritationen der Hautnerven bedingt sind. In der Regel klingen diese unerwünschten Effekte in Tagen bis Wochen von selbst und ohne Folgen wieder ab.