Wie wahrscheinlich ist eine Schwangerschaft durch einen Lusttropfen?

Lusttropfen stammen zwar aus einer anderen Drüse als das Sperma, das beim Orgasmus den Penis verlässt. Aber bei vielen Männern sind darin trotzdem Spermien enthalten. Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass im Präejakulat nur dann Spermien vorkommen, wenn der Mann zuvor bereits einen Samenerguss hatte (zum Beispiel, wenn ein Paar mehrfach hintereinander Sex hat) oder bestimmte Erkrankungen hat.

Eine im Magazin “Human Fertility” veröffentlichte amerikanische Studie ergab allerdings 2011, dass bei vielen Männern grundsätzlich Spermien im Präejakulat enthalten sind – ganz gleich, ob sie vorher bereits einen Samenerguss hatten oder nicht.

Der Lusttropfen ist die kleine Portion Flüssigkeit, die aus dem Penis läuft, bevor es zur Ejakulation kommt. Das Präejakulat – so wird der Lusttropfen in der Fachsprache genannt – ist sozusagen die Ankündigung für das große Finale. 

Warum gibt es den Lusttropfen überhaupt?

Das Tröpfchen ist nicht unwichtig: Das Sekret darin verändert das durch den Urin sauer gewordene Milieu in der Harnröhre hin zum alkalischen, damit die Samenflüssigkeit – die größtenteils selbst alkalisch ist – und eben auch die Spermien unbeschadet den Weg aus der Harnröhre in die Scheide der Frau finden. 

Aber kann man vom Lusttropfen auch schwanger werden? 

Dieser Frage wollen wir in der heutigen Vögelkunde nachgehen.

"Ja, Frauen können allein durch den Lusttropfen schwanger werden", sagt Rüdiger Schug, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Mainz. Denn nicht selten finden sich bereits im Lusttropfen Spermien. 

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Produziert wird das Präejakulat von den sogenannten Cowperschen Drüsen, erklärt Schug. Diese erbsengroßen Drüsen befinden sich im Bereich der Schwellkörper des Penis', die beim Mann in der Nähe der Harnröhre sitzen.

Anatomisch dürfte der Lusttropfen also keine männlichen Samenzellen enthalten. Denn die Sperma-Produktion findet nicht in den Cowperschen Drüsen statt, sondern in den Hoden.

Wie kommen die Spermien also ins Präejakulat? 

Dafür gibt es laut Schug zwei Gründe:

  1. Hat der Mann bereits vor dem Geschlechtsverkehr einen Samenerguss gehabt, können in dem Harnleiter Spermien zurückbleiben – wird der Lusttropfen dann vor der nächsten Ejakulation gebildet und gelangt über die Harnleiter zur Penisspitze, nimmt er die übrig gebliebenen Samen einfach mit.
  2. Während die Cowperschen Drüsen das Präejakulat produzieren, schicken auch die Hoden ihre Spermien langsam in Richtung Harnröhre. Auf diese Weise gelangen einzelne Samenzellen noch vor der Ejakulation in die Harnleiter und werden dann vom Lusttropfen mit hinausgeschwemmt.

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Dies bestätigt auch eine Studie, die im Jahr 2010 im Fachblatt "Human Fertility" erschien. Um den Lusttropfen besser zu verstehen, analysierten Forscher der Hull York Medical School  in Großbritannien 40 Präejakulate von 27 Probanden und entdeckten: In dem Sekret sind auch dann Samenzellen enthalten, wenn vorher kein Samenerguss stattgefunden hat.  

Wie viele Spermien es schaffen, die Hoden vor der Ejakulation zu verlassen, ist von Mann zu Mann und auch von Fall zu Fall unterschiedlich, meint Gynäkologe Schug. Denn: "Entscheidend ist dabei nicht so sehr die Menge an Samenzellen, die der Mann produziert, sondern ihre Schnelligkeit."

Entscheidend ist nicht die Menge an Samenzellen, sondern ihre Schnelligkeit

Rüdiger Schug

Die Konsequenz: Auch wenn ein Mann grundsätzlich eher wenig Spermien produziert – etwa weil er sich schlecht ernährt, viel raucht oder etwas älter ist – , lässt sich nicht ausschließen, dass sich unter den wenigen Samenzellen ein paar erstklassige Schwimmer befinden, die ihren Genossen vorauseilen und gemeinsam mit dem Lusttropfen das Ziel erreichen. 

- Lusttropfen treten bereits vor dem Samenerguss aus dem Penis aus, wenn der Mann sexuell erregt ist. Jetzt stellt sich die Frage: "Kann die Frau vom Lusttropfen schwanger werden?"

Der Lusttropfen tritt nicht nur bei sexueller Erregung kurz vor dem Sex aus. Dies kann auch schon bei verführerischen Zärtlichkeiten, erotischen Gedanken oder intensivem Kuscheln passieren. Vor einigen Jahren waren sich Experten sicher, dass eine Schwangerschaft durch Lusttropfen nahezu ausgeschlossen ist. Doch unter Umständen können Frauen auch durch Lusttropfen schwanger werden. Alle Informationen finden Sie im folgenden Artikel.

Was sind Lusttropfen?

Der Lusttropfen wird auch als Präejakulat bezeichnet und ist ein Sekret aus den Bulbourethraldrüsen. Dies sind erbsengroße Schleimdrüsen, die an beiden Seiten der Harnröhre direkt unter der Prostata liegen und in den queren Dammmuskel eingebettet sind. Die Drüsen münden im Beckenbereich in die Harnröhre. Bei sexueller Erregung wird der Lusttropfen vor der Ejakulation aus der Harnsamenröhre abgegeben.

Woher kommt der Lusttropfen?

Das Präejakulat kann als klarer, etwas zäher Tropfen aus der Eichel, der Spitze des männlichen Geschlechtsteils, austreten. Der Lusttropfen hat meist nur eine geringe Menge. Bei einigen Männern kann das Präejakulat aber auch bis zu fünf Milliliter ausmachen. Wiederum andere Männer produzieren keine sichtbaren Lusttropfen.

Welche Funktion hat der Lusttropfen?

Die sexuelle Erregung geht auf das evolutionäre Ziel - die Fortpflanzung - zurück und soll den männlichen Samen in die Gebärmutter der Frau bringen. Der Lusttropfen bereitet die Harnröhre auf den Samenerguss vor. Wenn die Erregung zur Versteifung des Penis ausreicht, wird von den Bulbourethraldrüsen ein Lusttropfen abgesondert. Dieses Präejakulat befeuchtet und spült die Harnsamenröhre. Dabei neutralisiert es auch kleine Harnreste. Die Spermien fühlen sich damit "wohler" und können somit aktiv werden. Gleichzeitig kann der Lusttropfen – genauso wie das Scheidensekret bei Frauen - als natürliches Gleitmittel dienen und das Eindringen in die Scheide erleichtern.

Lusttropfen und Schwangerschaft: Kann man durch Lusttropfen schwanger werden?

Hierzu gibt es mehrere Studien, die allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Zentral ist die Frage: Kann der Lusttropfen Spermien enthalten? In einer Studie wurden bei keinem der Teilnehmer Spermien festgestellt, in zwei anderen Studien aber durchaus – bei 17 bis 37 Prozent der Teilnehmer gab es mobile Spermien. Die Anzahl war dabei aber jeweils gering.

Interessant hierbei: In einer Studie, die aber nur 27 Teilnehmer umfasste, wurden mehrmals die Lusttropfen der Männer getestet. Das Resultat: Entweder waren immer Spermien enthalten - oder nie. Es scheint also auf den jeweiligen Mann anzukommen.

Der Lusttropfen selbst kommt nicht aus dem Hoden und sollte daher eigentlich keine Spermien enthalten. Aber: Befinden sich beispielsweise von einer vorherigen Ejakulation noch Spermien in der Harnsamenröhre, könnten diese zusammen mit dem Lusttropfen ausgeschwemmt werden. Außerdem könnten Spermien auch bei einer sexuellen Erregung aus den Samenleitern und Nebenhoden in die Harnsamenröhre mitgeführt werden. Somit befinden sich also in einigen Fällen Spermien im Lusttropfen, die zu einer Schwangerschaft führen könnten.

In der Praxis schwanger durch Lusttropfen zu werden, ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich – denn:

  • die Spermien müssen im feuchten Zustand in die Vagina der Frau gelangen, um befruchtungsfähig zu sein
  • im Lusttropfen befindet sich nur ein kleiner Teil der Samenzellen eines Samenergusses, und bei einem Samenerguss schafft es nur ein kleiner Bruchteil der Spermien bis zum Eileiter
  • dem Lusttropfen fehlen Bestandteile der Samenflüssigkeit, die bedeutsam für das Überleben der Spermien sind, da sie das Austrocknen verhindern
  • der dickflüssige Zervixschleim lässt nicht-schwimmfähige Samenzellen gar nicht erst in die Gebärmutter vordringen, die Spermien müssen also mobil sein

Lusttropfen und Eisprung: Kann man vom Lusttropfen schwanger werden?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, besteht das Risiko einer Schwangerschaft durch Lusttropfen. Wer das Risiko einer Schwangerschaft nicht eingehen möchte, sollte auf eine konsequente Verhütung setzen. Methoden, die darauf abzielen, dass der Mann vor dem Orgasmus seinen Penis aus der Scheide herauszieht, sind keinesfalls zu empfehlen.


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Wenn sich Menschen zusätzlich auch noch vor einer Infektion oder Geschlechtskrankheit schützen wollen, sollten sie (eventuell zusätzlich zu anderen Verhütungsmethoden) ein KondomAnzeige verwenden. Das sollte direkt zu Beginn aufgezogen werden.

Lusttropfen und fruchtbare Tage

Zwei Tage vor dem Eisprung bis zum Eisprung selbst gilt die Frau als besonders fruchtbar, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft am höchsten ist. Wenn also Präejakulat in dieser Zeit in die Scheide gelangt, erhöht sich das (kleine) Risiko, schwanger zu werden.

Lusttropfen nach der Periode

Auch kurz nach der Periode können Frauen theoretisch vom Lusttropfen schwanger werden. Insbesondere dann, wenn der Zyklus unregelmäßig oder kurz ist, kann der Eisprung auch wenige Tage nach der Periode stattfinden. Somit können eventuelle Spermien im Lusttropfen zu einer Schwangerschaft führen.

Kann man trotz Pille durch Lusttropfen schwanger werden?

Die Pille hat einen sogenannten "Pearl-Index" von 0,1 bis 0,9. Dies bedeutet, dass durchschnittlich ein bis neun von 1000 Frauen, die mit der Pille verhüten, schwanger werden. Daher ist das Risiko einer Schwangerschaft theoretisch auch beim Lusttropfen gegeben, selbst wenn die Frau mit der Pille verhütet.

Wer vergessen hat, die Pille einzunehmen, sich erbrochen hat oder an einer Magen-Darm-Infektion leidet, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, weil die Pille dann nicht wie gewünscht funktioniert. Gleichzeitig kann auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie beispielsweise Antibiotikum die Wirkung der Pille beeinflussen.

Kann man sich durch Lusttropfen mit HIV infizieren?

Eine Infektion mit dem HI-Virus ist laut der Deutschen Aidshilfe kaum möglich, wenn man beim Oralverkehr in Kontakt mit dem Lusttropfen kommt. Der Virusgehalt sei viel geringer als im Sperma. Zudem verdünne der Speichel das Ejakulat.

Bei vaginalem oder analem Sex sieht es allerdings anders aus: In diesen Fällen könnte ein Lusttropfen womöglich auch HIV übertragen. Grund dafür ist, dass die Schleimhäute des Darms oder der Vagina empfänglicher für das HIV-haltige Sekret sind. Die Menge an HIV im Lusttropfen ist zwar deutlich geringer als im Ejakulat, dennoch sollte Sicherheit immer im Vordergrund stehen.

Die Deutsche Aidshilfe gibt dazu an, dass ungeschützter Sex nicht automatisch eine Ansteckung bedeute. Statistisch gesehen sei die Wahrscheinlichkeit bei einem Mal sogar gering. Es gebe aber viele Faktoren, die das Übertragungsrisiko im Einzelfall erhöhen oder vermindern.

Bei ungeschütztem Sex können über den Lusttropfen auch andere Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Pilzinfektionen, Mykoplasmen oder Gonorrhoe übertragen werden.

Bildet sich der Lusttropfen immer?

Nein, nicht bei allen Männern tritt das Präejakulat sichtbar während einer sexuellen Erregung an der Eichel aus. Die Menge des Sekrets variiert von Mann zu Mann. Bei Männern, die eine kleine Menge Lusttropfen produzieren, bleibt diese nicht sichtbar im Inneren der Harnröhre. Trotzdem erfüllt der Lusttropfen seine Funktion. Demnach schützt auch bereits eine geringe Menge Präejakulat die Samenzellen und bereitet die Harnröhre vor.

Spürt der Mann den Lusttropfen?

Die allermeisten Männer spüren den Lusttropfen nicht aufsteigen und bemerken ihn in der Regel kaum.

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Kann man den Lusttropfen reduzieren?

Den Lusttropfen zu reduzieren funktioniert nicht. Ein Lusttropfen ist etwas Normales und Männer sollten sich - genau wie Frauen - nicht schämen, wenn der Körper sexuelle Erregung durch austretende Flüssigkeit signalisiert. Vergleichbar mit dem Scheidensekret bei Frauen kann der Lusttropfen sogar nützlich sein und als natürliches Gleitmittel genutzt werden. Zudem hilft das Präejakulat bei einem Kinderwunsch, die Spermien zu schützen, und kann somit eine Schwangerschaft vorbereiten.

Oftmals wird der Lusttropfen im Alter weniger, weil sich der Hormonhaushalt verändert. Das trifft aber nicht bei allen Männern zu.

Kann man bei Lusttropfen schon schwanger werden?

"Ja, Frauen können allein durch den Lusttropfen schwanger werden", sagt Rüdiger Schug, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Mainz. Denn nicht selten finden sich bereits im Lusttropfen Spermien. Produziert wird das Präejakulat von den sogenannten Cowperschen Drüsen, erklärt Schug.

Wie lange kann ein Lusttropfen überleben?

Kommt der Lusttropfen mit Orten außerhalb des Körpers in Berührung, gilt im Prinzip dasselbe, wie für das Ejakulat: Meistens überleben die Spermien nur kurze Zeit, weil die Umgebungsbedingungen die Samenflüssigkeit schnell austrocknen.