Darf man zum arzt wenn man corona hat

Um der Überlastung von Notaufnahmen, Kliniken und Arztpraxen vorzubeugen, gelten nicht nur die oben empfohlenen Verhaltensregeln. Auch die Telemedizin kommt jetzt zum Tragen. So bietet etwa das Arzt-Patienten-Portal Jameda ab sofort den Premium-Service der Videosprechstunde kostenlos an. Sechs Monate lang sollen Patienten bei Verdacht auf Covid-19* auf diesen Weg einen Arzt konsultieren können. Via Webcam erstellt der Mediziner eine Erstdiagnose - ohne dass andere Patienten und das medizinische Personal durch eine mögliche Ansteckung gefährdet werden.  

sb. Stade. Darf ich trotz Corona zum Arzt? Das fragte sich kürzlich eine Staderin, die sich wegen einer Corona-Infektion in häuslicher Quarantäne befand. Ihr Dilemma lag darin, dass sie unter chronischem Asthma leidet und Angst hatte, dass die Virusinfektion ihre Lunge angreift. "Als Asthmatikerin ist die Lunge für mich ein besonders sensibles Organ", sagt sie. "Deshalb hatte ich das starke Bedürfnis, mich von meinem Lungenfacharzt abhorchen zu lassen und zu erfahren, ob Corona das Organ angegriffen hat. 

Der Lungenfacharzt verwies die 37-Jährige an ihre Hausärztin. Weil deren Praxis wegen Urlaub geschlossen war, wandte sie sich an die Vertretung - und wurde mit Hinweis auf ihre Quarantäne abgewiesen. "Ich weiß, dass ich in dieser Situation keine Notfallpatientin war", sagt die Erkrankte. "Aber habe ich denn kein Recht auf eine Untersuchung? Ich will doch nur abgehorcht werden, damit ich mich sicherer fühle."

Das WOCHENBLATT fragte bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) in Hannover nach, welche Möglichkeiten es für Patienten in Quarantäne gibt, einen Arzt aufzusuchen. "Grundsätzlich muss zunächst die Frage geklärt werden, ob das Gesundheitsamt die häusliche Quarantäne angeordnet hat oder ob sich die Patientin bzw. der Patient in freiwilliger häuslicher Quarantäne befindet", erklärt KVN-Pressesprecher Detlef Haffke. "Bei vom Gesundheitsamt angeordneter Quarantäne ist das Gesundheitsamt zu kontaktieren, wenn man sich krank fühlt und z.B. Symptome wie Husten, Schnupfen, Fieber oder Atemnot hat. Das weitere Vorgehen wird dann mit dem Amt besprochen." Nach Sprechstundenschluss ist der kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweiten Telefonnummer 116117 erreichbar. Auch hier muss unbedingt mitgeteilt werden, dass man sich in Quarantäne befindet.

Wichtigste Regel: Immer erst anrufen

Grundsätzlich dürfen Patienten in Quarantäne die Wohnung nur für einen Test oder für notwendige Arztbesuche verlassen. Dabei müssen sie die Verhaltensregeln wie Abstand halten und Alltagsmaske tragen unbedingt einhalten. "Die wichtigste Regel lautet jedoch: Immer erst einmal anrufen und nicht einfach in eine Arztpraxis gehen", sagt Haffke. "Das gilt auch für Menschen, die als Kontaktperson in häuslicher Isolation sind." Dabei sollte man unbedingt sagen, dass man unter Quarantäne steht.

Basierend auf dem Anruf entscheidet der Hausarzt oder Facharzt dann, wie es weitergeht. "Bei Patienten, die er bereits kennt, kann er Beschwerden und Gefahren oft am Telefon gut einschätzen und weiß sofort, wenn es lebensgefährlich ist. Dann wird noch von der Praxis aus der Notruf 112 gewählt", erklärt Haffke. Die 112 sollten Patienten ohne Umweg über den Hausarzt direkt wählen, wenn die Erkrankungen akut lebensbedrohlich sind, schwere Verletzungen oder Vergiftungen vorliegen. Auch hier muss der Hinweis erfolgen, dass man unter Quarantäne steht.

Hält der Arzt eine Untersuchung für erforderlich, vergibt er einen Termin in einer speziellen Infektionssprechstunde. So wird vermieden, das infizierte Patienten mit anderen Patienten in Kontakt kommen. Für den Gang in die Praxis darf die häusliche Isolation verlassen werden. Der Weg sollte nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Taxi zurückgelegt werden, sondern idealerweise mit dem eigenen Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß - "wobei das natürlich immer eine Frage der persönlichen Situation ist", sagt Haffke. Patienten sollten jedoch Verständnis haben, wenn Ärzte ihnen unter bestimmten Umständen einen Termin in der Praxis verweigern – etwa wenn sie keine separate Sprechstunde anbieten können oder selbst zu den Risikopatienten gehören.

Die Corona-Patientin aus Stade konnte übrigens nach Rückkehr ihrer Hausärztin aus dem Urlaub einen Termin in deren Infektionssprechstunde wahrnehmen. Obwohl sie noch positiv war, wurde ihre Lunge wie von ihr gewünscht abgehört.

Was ist ein Notfall?

In der Medizin wird als Notfall jede Situation eines Patienten bezeichnet, die ohne sofortige medizinische Behandlung zu schweren (bleibenden) Schäden oder dem Tod führt und oft elementare Lebensfunktionen einschränkt. Zu solchen Notfällen zählen unter anderem Vergiftungen, schwere Verletzungen oder akute Krankheiten.

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Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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