Die liebe ist gütig, geduldig und freundlich text lied

Das Hohelied der Liebe aus dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs (1 Kor 13,1–13 EU) des Paulus von Tarsus ist ein Hymnus über die Liebe, wobei die eigentliche Beschreibung der Liebe in 13,4–8a erfolgt, von „Die Liebe ist langmütig“ bis zu „Die Liebe vergeht niemals“ (dazu noch 13,13: „die Liebe ist die größte“).

Goslar, Grabstein von 2012

Die Textversion der Lutherbibel:

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (1 Kor 13,1ff. LUT)

Das gleiche Kapitel lautet in der Einheitsübersetzung (Veränderungen der Revision 2016 kursiv; der die Liebe beschreibende Mittelteil ist stärker eingerückt):

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte / und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; / wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte / und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, / hätte aber die Liebe nicht, / nützte es mir nichts.Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. /Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1 Kor 13,1ff. EU)

Eine ähnlich lange Beschreibung der Liebe gibt Paulus im Römerbrief (Röm 12,9–13 EU):[1]

Die echte Liebe:Das Böse verabscheuend, dem Guten anhaftend, in der Geschwisterliebe einander herzlich liebend, an Ehre einander höher achtend, nicht zögernd im Eifer, brennend im Geist, dem Herrn dienend, fröhlich in Hoffnung, geduldig in Bedrängnis, ausdauernd im Gebet, sich der Nöte der Heiligen annehmend, Gastfreundschaft gewährend.

Vor dieser Beschreibung der Liebe bespricht Paulus die Charismen. Auf die Erwähnung der „echten Liebe“ in Vers 9 folgt eine Reihe von Partizipien („verabscheuend“ usw.), danach folgen ab Vers 14 mehrere Imperative („segnet!“ usw.).

Ein Loblied auf die Liebe findet sich bereits im Alten Testament (Hoheslied 1ff EU). Dieses „Lied der Lieder“ (auch Hohelied oder Hohes Lied genannt) wird Salomo zugeschrieben und schildert den gegenseitigen Lobpreis zweier Liebender.

Geschrieben hat es der Apostel Paulus. Und auch wenn der Brief sehr poetisch ist – ein Liebesbrief ist er nicht. Paulus denkt nicht an verliebte Pärchen vor dem Traualtar. Er will der jungen Gemeinde in Korinth eine handfeste Anleitung für den Alltag geben. Denn in der Gemeinde gibt es Zoff.

Die Menschen dort sind selbstverliebt. Stolz auf sich. Stolz auf das, was sie können. Und anstatt sich zu ergänzen, spielen sie sich gegenseitig aus. Jeder denkt nur noch an sich selbst. Für einen liebevollen Umgang ist da kein Platz mehr.

Dem will Paulus etwas entgegensetzen und deshalb stellt er ganz am Anfang klar: es kommt nicht darauf an, besonders redegewandt zu sein oder viel zu wissen. Alle diese Anstrengungen sind ohne Liebe wertlos.

Was zur Liebe gehört, beschreibt Paulus in vielen Facetten. Markus Pytlik ist Musik- und Deutschlehrer in der Nähe von Köln. Erverleiht Paulus neue Worte und Töne:

 (Musik 2) 

Die Liebe ist gütig, geduldig und freundlich, die Liebe verletzt nicht und redet nicht schlecht. Die Liebe sucht Frieden, freut sich an der Wahrheit,  sie trägt dir nichts nach und sie sucht nicht ihr Recht. Die Liebe verändert den Weltenverlauf, die Liebe hört niemals auf.

 Da kommt eine ganze Menge zusammen und immer wenn ich den Text höre, wird mir auch der Anspruch bewusst, der dahinter steckt.

Freundlich zu sein, fällt mir glücklicherweise leicht. Mit der Geduld sieht es schon anders aus. Die fordert mich fast täglich. Und leider gehöre ich auch nicht zu den Menschen, die nie ein schlechtes Wort über andere verlieren. Da habe ich noch zu üben.

Den größten Anspruch sehe ich aber am Ende: Die Liebe hört niemals auf.

Ich weiß, dass das gelingen kann, und ich freue mich über Paare, die ein Leben lang liebevoll miteinander umgehen. Auch Eltern hören nicht auf zu lieben, wenn das Kind groß geworden ist. Doch für all das gibt es keine Garantie. Selbst wenn ich mich bemühe und mir Zeit für Beziehungen nehme. Ob die Liebe bleibt, liegt nicht allein an mir.

Aber es gibt sie: Die Liebe, die niemals endet. Und davon spricht Paulus.

Wie ein roter Faden zieht sie sich durch die ganze Bibel: Gottes Liebesgeschichte mit den Menschen. Seine Liebe hört niemals auf. Sie steht als Vorzeichen vor allem, auch wenn meine Liebesversuche schief gehen.

Leider vergesse ich dieses Versprechen viel zu oft. Seit einigen Wochen beginne ich deshalb den Tag mit einem Satz, der auch von Paulus stammt:

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ (Röm 8,28)

Hier höre ich die Gewissheit, dass Gottes Liebe mich trägt. Dass er mich und meinen Tag liebevoll anschaut. Die Zusage tut mir gut und ich merke, es braucht auch mich:

ich mussmich dieser Liebe öffnen und in mir Platz für Gott schaffen. Er kann mit seiner Liebe alles zum Guten führen.