Gleicher zyklus bei freunden

Mythos oder Wahrheit: Bekommen Freundinnen ihre Periode gleichzeitig?

Gleicher zyklus bei freunden

© Shutterstock/Svitlana Sokolova

Wenn Freundinnen viel Zeit miteinander verbringen, gleichen sich irgendwann auch ihre Blutungen an. Oder etwa nicht? Wir erklären, ob es die synchrone Periode wirklich gibt.

Wir haben es sicher alle schon mal an uns selbst beobachtet: Je mehr Zeit wir mit einer Freundin verbringen, desto schneller gleicht sich der Monatszyklus an. Doch ist dieses ungeschriebene Gesetz, das unsere Erfahrung bestätigt, wirklich medizinisch belegt?

Beste Freundinnen bluten synchron – oder nicht?

1971 rechnete Psychologin Martha McClintock uns in ihrer Studie "Menstruale Synchronisation und Unterdrückung" vor, dass Frauen, die zusammenwohnen oder eng miteinander befreundet sind, mit der Zeit synchrone Menstruationszyklen bekommen. Ihre Theorie wurde seitdem heftig kritisiert, dennoch hält sich diese These bis heute beständig unter Frauen. Immerhin können diese sich damit untereinander noch verbundener in dieser Zeit des Zyklus’ fühlen.

Eine neue Studie der Oxford University, die gemeinsam mit der Menstruations-App Clue durchgeführt wurde, widerlegt den hartnäckigen Mythos nun jedoch. Etwa 360 weibliche Paare, die sich sehr nah standen, führten über drei Monate Tagebuch über ihre Periode. Das Ergebnis: Von einer synchronen Periode konnte keine Rede sein. Im Gegenteil! Die Blutungen lagen bei 76 Prozent der Frauen am Ende der Testphase weiter auseinander als noch zu Beginn der Untersuchung.

Forscherin Marija Vlajic berichtet dazu im Gespräch mit dem "Guardian": "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man mit seiner Freundin gleichzeitig blutet. Synchron zu bluten ist kein reales Phänomen." Also liebe Frauen, gleichzeitiges Menstruieren ist reiner Zufall – und hat nichts mit der Intensität der Freundschaft zu tun.

jg

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Gleicher zyklus bei freunden

Studien, die belegen, dass sich der weibliche Zyklus synchronisiert, wurden widerlegt.

© Jacob Ammentorp Lund/iStockphoto

Die Debatte ums synchrone Menstruieren

08/21/2016

Urbaner Mythos oder Geniestreich der Evolution? Ob sich der weibliche Menstruationszyklus durch engen Kontakt tatsächlich synchronisiert, gilt seit Jahrzehnten als umstritten.

Zusammen zu menstruieren, das ist eine Frage der Empathie – und damit ein romantisches Konzept, das von Freundinnen auf der ganzen Welt seit Jahrzehnten kultiviert wird. Fragt man Frauen danach, ob sie schon einmal zusammen mit ihrer besten Freundin die Regel hatten, so wird demnach der Großteil dies bejahen. Untermauert wird das von einer Studie aus dem Jahr 1999. Diese ergab, dass 80 Prozent der Frauen an die synchrone Menstruation glauben. Stellt man einer Gruppe von Wissenschaftern dieselbe Frage, so fällt die Antwort deutlich diverser aus. In der Forschung ist man sich über das Bluten im Gleichklang nämlich ganz und gar nicht einig.

Martha McClintock: Pionierin der synchronen Periode

Die Debatte rund um die Tendenz der Übereinstimmung weiblicher Zyklen geht auf Martha McClintock zurück. In den 60er-Jahren wurde die Psychologie-Studentin durch Forschungen an Mäusen über die mögliche Steuerung des Eisprungs durch Pheromone aufmerksam. Knapp zehn Jahre später machte sie schließlich die Probe auf Exempel. In einer Studie unter 135 Frauen konnte McClintock 1971 belegen, dass sich die Zyklen von Frauen, die zusammen leben, tatsächlich anpassen. Im Zuge ihrer Untersuchung befragte sie Studentinnen ihres eigenen Wohnheims am Campus des Wellesley College in Massachusetts. Es zeigte sich, dass eng befreundete Frauen nach den Sommerferien in einem zeitlichen Abstand von sechseinhalb Tagen menstruierten. Während des Semesters, sprich sieben Monate nach den Ferien, waren es nur mehr viereinhalb Tage. In der Kontrollgruppe bestehend aus zufällig ausgewählten Frauen ohne Verbindung blieb der Abstand von zehn Tagen konstant.

Somit galt es zum damaligen Zeitpunkt als bewiesen, dass Botenstoffe nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Menschen zu Verschiebungen des Eisprungs führen können. Seither hat sich vieles verändert und McClintocks wissenschaftlicher Beleg hat an Gültigkeit verloren.

1998 versuchte sich McClintock in einer Replik ihrer Studie. Dafür trugen neun Frauen in unterschiedlichen Phasen ihres Zyklus für einen Tag Wattebäusche unter den Achseln, die ihren Schweiß und die darin enthaltenen Pheromone auffingen. Mit diesen Bäuschen wurde wiederum 29 anderen Frauen über die Oberlippe gewischt. Die Pheromone verlängerten (produziert während des Eisprungs) bzw. verkürzten (produziert vor dem Eisprung) den Zyklus der Frauen, je nachdem wann die Duftstoffspenderinnen den Schweiß abgesondert hatten. Aufgrund der kleinen Stichprobe gilt auch diese Untersuchung als umstritten. Und dennoch: Im gesellschaftlichen Gedächtnis hält sich die Annahme, dass sich die weibliche Regelblutung automatisch synchronisiert, hartnäckig.

Generationsübergreifende Täuschung

Obwohl es viele Studien gibt, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen oder dem Phänomen gar evolutionäre Relevanz unterstellten, gibt es weitaus mehr Untersuchungen, die McClintocks Befunde widerlegen. Zudem postulieren Kritiker, dass McClintocks Studie gemessen an heutigen wissenschaftlichen Standards große statistische und methodische Schwächen aufweise.

So zeigte beispielsweise eine Studie mit Frauen aus West-Afrika, die traditionell während ihrer Periode zusammen in Hütten leben, keinerlei Synchronisationseffekt. Auch Studien mit lesbischen Paaren oder Sportlerinnen eines Basektballteams kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Was diese Studien allesamt beweisen konnten, ist das der weibliche Zyklus aufgrund von verschiedensten Einflussfaktoren stets enormen zeitlichen Schwankungen unterworfen ist. Daraus ergibt sich wiederum der fälschliche Eindruck, dass sich die Zyklen angleichen würden. Tatsächlich kommt es jedoch nur zu natürlichen Überlappungen. Um die eine statistische Schwierigkeit zu eliminieren, müsste man Frauen untersuchen, die allesamt eine konstant gleiche Zykluslänge aufweisen. In der Realität ist dies ohne hormonellen Einfluss, beispielsweise durch die Pille, jedoch nicht möglich.

Folgende Rechnung verdeutlicht diese Erkenntnis: Ist der durchschnittliche Monatszyklus einer Frau 28 Tage lang, dann ist der größte mögliche Abstand, der zwischen dem Menstruationsbeginn zweier Frauen liegen kann, 14 Tage. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Differenz von sieben Tagen, die Hälfte der Zeit beträgt der Unterschied weniger als sieben Tage, in der anderen mehr. Diese Tatsache kann zu der subjektiven Wahrnehmung einer zeitgleichen Periode führen.

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Kann sich der Zyklus an andere anpassen?

Jede Frau hat ihren eigenen Menstruationszyklus. Und jeder Zyklus ist unterschiedlich lang. Bei manchen Frauen dauert er nur drei, bei manchen fünf Wochen. Diese Zeitspanne kann sich durch bestimmte Einflüsse verändern, wie Stress, psychische Belastung und Umstellungen im Alltag.

Wie viele Frauen haben gleichzeitig ihre Tage?

Denn dass zwei Frauen gleichzeitig ihre Regel haben, ist gar nicht so unwahrscheinlich - selbst dann, wenn sich ihr Zyklus überhaupt nicht verändert. Bestes Beispiel dafür sind Frauen, die die Pille nehmen. Sie haben einen fest getakteten Zyklus von 28 Tagen.

Kann man einen Zyklus überspringen?

Jeder Zyklus kann um einige Tage schwanken, ohne als verspätet zu gelten. Eine generelle Faustregel ist, dass eine Periode als verspätet gilt, wenn sie sich um 5 Tage oder mehr verzögert. Die meisten Frauen haben mindestens einmal in ihrem Leben eine verspätete Periode.

Ist der Menstruationszyklus eine Regelung?

Der Menstruationszyklus wird durch Hormone gesteuert. Luteinisierende Hormone und follikelstimulierende Hormone, die von der Hypophyse gebildet werden, fördern den Eisprung und regen die Eierstöcke zur Bildung von Östrogen und Progesteron an.