Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat Lied

/: Lobe den Herrn meine Seele,

meine Seele lobe den Herrn. :/

Und vergiss nicht was er dir gutes getan hat.

Der dir all deine Schuld vergibt

Der dich mit deinen Fehlern liebt.

Der alle deine Krankheit heilt

Der alle deine Schmerzen teilt.

Der dich errettet vor dem Tod

und der dir beisteht in der Not.

Der dich mit Huld und Gnade krönt

der dich mit seiner Gunst verhüllt.

Er macht dein Leben wieder neu,

und wie ein Adler fliegst du frei.

Lobe den Herrn meine Seele,

meine Seele lobe den Herrn.

Lobe den Herrn meine Seele,

alles in mir lobe den Herrn.

Und vergiss nicht was er dir gutes getan hat.

Er handelt nicht nach unserer Schuld,

denn er ist Gnädig hat Geduld.

Denn die ihn fürchten sind gewiss,

das er uns kennt und nicht vergisst.

Er macht dein Leben wieder neu,

und wie ein Adler fliegst du frei.

Lobe den Herrn meine Seele,

meine Seele lobe den Herrn.

Lobe den Herrn meine Seele,

alles in mir lobe den Herrn.

Und vergiss nicht was er dir gutes getan hat.

Und vergiss nicht was er dir gutes getan hat.

Er macht dein Leben wieder neu,

und wie ein Adler fliegst du frei.

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Es gibt eine Tendenz zum Nörgeln. Ich nehme das bei mir selbst wahr, ich nehme das auch in meiner Umwelt wahr: Das Glas ist nicht halb voll, es ist halb leer. Zuerst wird bemerkt, was nicht klappt, was unrund läuft, wo es Probleme gibt. Gutes wird für selbstverständlich genommen. Ist gar nicht der Rede wert. „Nicht geschimpft ist schon genug gelobt“.

Das ist nicht nur ein allzu menschliches Phänomen, das es wahrscheinlich schon immer gegeben hat. Der wachsende Einfluss der Medien auf unser Leben verstärkt diese Tendenz zur Nörgelei noch. Denn Nachrichtenwert hat vor allem das Negative. Wie selten ist in den Nachrichten einmal zu hören, dass Verantwortliche in der Politik etwas richtig oder gut gemacht haben. Eigentlich wird hier nur kritisiert. Demokratie braucht solche Kritik. Aber sie braucht auch Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren. Und dazu kann einem die Lust vergehen, wenn man nur im Dauerfeuer der Kritik steht. Deshalb wäre ab und an ein anerkennendes Wort hilfreich.

Und noch etwas verstärkt das Überhandnehmen des Kritischen. Wir leben in einer Zeit, in der ein grundlegender Wandel gefordert ist. Wenn wir der Klimakrise begegnen wollen, aber auch dem Unfrieden und der Gewalt, Hunger und Armut an vielen Stellen der Welt, dann müssen wir unseren Lebensstil und unsere Wirtschaftsweise an vielen Stellen radikal ändern. Eigentlich wissen das alle. Aber unsere persönliche Trägheit und die Beharrungskräfte im System sind groß. Und so bleiben wir ständig hinter dem Soll zurück. Denn viele der gemachten Anstrengungen sind nicht ausreichend – sowohl persönlich als auch im politischen Bereich. Und damit bleibt die Kritik dominierend.

Dennoch braucht es auch das dankbare Wahrnehmen des selbstverständlich Guten. Im persönlichen Bereich: dass ich einigermaßen gesund bin, dass ich eine Familie und Freunde habe, dass ich mein Auskommen habe, dass mir Begabungen geschenkt sind und daraus sich Dinge ergeben, die mir viel Freude machen, dass ich in Sicherheit leben kann und viele Freiheiten besitze – das wird mir oft erst bewusst, wenn ich Menschen begegne oder von Menschen erfahre, denen es nicht so geht. Aber auch im gesellschaftlichen Bereich: dass wir seit 75 Jahre in Frieden leben, dass wir doch nun über Jahrzehnte ein fast überall gut funktionierendes Staatswesen haben, dass es viele Menschen gibt, die sich für das Gemeinwohl engagieren, dass es schöne Landstriche gibt mit viel eindrucksvoller Natur… Vieles könnte hier aufgezählt werden.

„Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Ps.103,3) Dieser Wochenspruch für diese Woche ist ein Aufruf, zum dankbaren Wahrnehmen des selbstverständlich Guten. Er wird im Predigttext dieses Sonntags aufgenommen, in dem es heißt: „Seid dankbar in allen Dingen“ (1.Thess.5,18). Dankbares Wahrnehmen des Selbstverständlichen – das ist geradezu eine geistliche Übung, die dazu hilft, zufriedener mit sich selbst, dem eigenen Leben und der Welt zu werden. Eine Haltung, die sich durchaus auch in täglicher Übung äußern kann – zum Beispiel in einem Tischgebet. Und weil uns das dankbare Wahrnehmen des Guten hilft, in eine vertrauensvollere und hoffnungsvollere Grundhaltung zu kommen, tut uns das letztlich selbst gut. Gestärktes Vertrauen und größere Hoffnung mobilisieren dann auch Kräfte, um sich an den Stellen, an denen es wirklich schlecht läuft, für Verbesserungen einzusetzen. Anders als Nörgeln und eine grundsätzlich kritische Haltung – daraus erwächst nur selten Energie für Veränderung, sondern meist eher Abwehr.

„Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Dieser Aufruf richtet sich zunächst an uns selbst, uns einzuüben in eine dankbare Wahrnehmung des selbstverständlich Guten. Dieser Aufruf ist aber auch ein wichtiger Impuls der Bibel für unsere – nach unserer Wahrnehmung sehr häufig von Krisen geprägte - Zeit. Gerade nicht als Flucht aus der Gegenwart, sondern als Zuwendung zu unseren Kraftquellen.

Ein Lied, das ich schon vor langer Zeit auswendig gelernt habe, damit es mir immer wieder zu der Wahrnehmung des selbstverständlich Guten hilft, ist der Choral von Paul Gerhardt „Lobet den Herren alle, die ihn ehren“ (EG 447):

1. Lobet den Herren alle, die ihn ehren; / lasst uns mit Freuden seinem Namen singen / und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. / Lobet den Herren!

2. Der unser Leben, das er uns gegeben, / in dieser Nacht so väterlich bedecket / und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket: / Lobet den Herren!

3. Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können / und Händ und Füße, Zung und Lippen regen, / das haben wir zu danken seinem Segen. / Lobet den Herren!

4. Dass Feuerflammen uns nicht allzusammen / mit unsern Häusern unversehns gefressen, / das macht’s, dass wir in seinem Schoß gesessen. / Lobet den Herren!

5. Dass Dieb und Räuber unser Gut und Leiber / nicht angetast’ und grausamlich verletzet, / dawider hat sein Engel sich gesetzet. / Lobet den Herren!

6. O treuer Hüter, Brunnen aller Güter, / ach lass doch ferner über unser Leben / bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben. / Lobet den Herren!

7. Gib, dass wir heute, Herr, durch dein Geleite / auf unsern Wegen unverhindert gehen / und überall in deiner Gnade stehen. / Lobet den Herren!