Onkel paul wohnt auf dem land liedtext

Onkel Paul wohnt auf dem Land, hia-hia-ho. Sein Huhn, das ist uns gut bekannt, hia-hia-ho. Und das gack-gack hier und das gack-gack da, hier gack, da gack, überall das gack-gack, muh-muh hier, und das muh-muh da, hier muh, da muh, überall das muh-muh, meck-meck hier, und das meck-meck da, hier meck, da meck, überall das meck-meck, quak-quak hier, und das quak-quak da, hier quak, da quak, überall das quak-quak, miau-miau hier, und das miau-miau da, hier miau, da miau, überall das miau-miau, uik-uik hier, und das uik-uik da, hier uik, da uik, überall das uik-uik, wuff-wuff hier, und das wuff-wuff da, hier wuff, da wuff, überall das wuff-wuff…

3 Grüsse aus St. Luzi 2003 Berichte und Mitteilungen aus dem Priesterseminar St. Luzi Chur Dezember 2003

4 Pietà Churwalden, 1. Viertel 15. Jahrhundert

5 Du unsagbar andere mich seltsam berührende ich komme an dir nicht vorbei Wo ich am verletzlichsten bin wartest du Karl Mittlinger

6 Liebe Ehemalige, lieber Freundeskreis von St. Luzi Das Original des Titelbildes der diesjährigen Grüsse aus St. Luzi hängt seit Anfang Jahr in der neuen Eingangshalle des Prie - s terseminars St. Luzi. Es ist das letzte Bild aus dem vierteiligen Bilderzyklus der Künstlerin Maria Hafner. Der Zyklus stellt die Heilung des blinden Bartimäus dar. Das erste Bild zeigt den Blinden am Weg. Bartimäus lebt im Dunkeln, wie in einem Grab. Das vierte und letzte Bild beschreibt Maria Hafner mit «Begegnen und Sehen». Durch die Begegnung mit Jesus kehrt Bartimäus zum Licht zurück und kann wieder sehen. Dazwischen geschieht Verwandlung. Bartimäus stellt sich im zweiten Bild (Die Träume des Blinden) vor, wie es wäre, sehen zu können. Er resigniert nicht, er ergibt sich nicht einfach der Dunkelheit, er will hinaus ans Licht. «Jesus, hab Erbarmen mit mir», schreit er in seiner Not. Sein Schrei findet Gehör. Jesus lässt Bartimäus rufen. Auf diesen Ruf Jesu hin kommt Bewegung ins Leben von Bartimäus. Auf dem dritten Bild, das Maria Hafner mit «Ausbrechen» betitelt, wirft der Blinde seinen Mantel weg, springt auf und läuft auf Jesus zu. «Geh, dein Glaube hat dir geholfen», heisst es im Evangelium. «Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg» (Mk 10, 46 52). Die vier Farbtafeln von Maria Hafner zeigen auf eindrückliche Weise an, um was es im Priesterseminar und an der Theologischen Hochschule geht, und wozu sie dienen. Wer im Priesterseminar lebt, wer an der Theologischen Hochschule studiert, soll durch die Beschäftigung und die Begegnung mit Jesus sein Leben im Licht des Glaubens neu sehen und begreifen lernen. Er braucht seine Träume und Ideale nicht zu begraben. Er darf aus den vielfältigen Gräbern des Lebens ausbrechen und auf dem Weg mit Jesus finden, was er im Tiefsten seines Herzens sucht und wovon er träumt. Jesus steht an jedem Grab. Doch ausbrechen, den Mantel der Dunkelheit abwerfen, dem Ruf Jesu folgen, ihm glauben, das ist unser Part. Der Prozess der Verwandlung und Neuwerdung in Christus geschieht nicht von selbst. Krisen bleiben nicht aus. Das erfahren früher oder später alle Studierenden der Theologie, die sich ernsthaft auf den Weg mit Jesus einlassen, ganz gleich ob sie Priester oder Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten werden oder sich sonst in einer Weise in den Dienst der Kirche stellen wollen. Junge und weniger junge Menschen auf diesem Weg der Verwandlung, auf dem Weg zum Licht des Glaubens zu begleiten, ist die Aufgabe von St. Luzi. Einführungsjahr, Mentorat und Priesterseminar dienen vorwiegend der menschlichen, spirituellen und pastoralen, die Theologische Hochschule schwerpunktmässig der theologischen Bildung. Der Blinde am Weg (Maria Hafner) Mit den vorliegenden Grüssen aus St. Luzi möchten wir Ihnen einen Einblick geben in das zu Ende gehende Jahr Höhepunkte waren die Eröffnung des Pa - s toralinstituts im Januar, die Teilnahme am Ökumenischen Kirchentag in Berlin und nicht zuletzt die Diakonenweihe in Chur, die Priesterweihen in Einsiedeln und Zürich sowie die Missiofeier. Aber auch traurige Ereignisse blieben uns nicht erspart. Dazu gehört gewiss der Abschied vom 4

7 5 verstorbenen Prof. Dr. Hermann Kochanek Anfang des Jahres. Umso dankbarer sind wir, dass sein Lehrstuhl inzwischen in der Person von Prof. Dr. Manfred Belok wieder besetzt werden konnte. Im Verlauf des Jahres sind gleich drei Personen neu zur Wohngemeinschaft der Professoren hinzugekommen. Es sind dies der Professor für Theologische Ethik, Dr. Andreas-Pazifikus Alkofer, der Honorarprofessor für Kirchengeschichte, Dr. Albert Gasser, sowie Weihbischof Dr. Peter Henrici, der sich der Theo - logischen Hochschule als Gastprofessor für Philosophie zur Verfügung stellt. Ich darf alle drei Persönlichkeiten im Namen des Priesterseminars in St. Luzi von Herzen willkommen heissen. Schliesslich konnte der emeritierte Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik, Prof. Dr. Aladár Gajáry, am 10. Oktober bei guter Gesundheit sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. Ihm sei auch an dieser Stelle gratuliert und Wohlergehen und Gottes Segen gewünscht. Unter den Angestellten hat uns im laufenden Jahr die Sekretärin des Pastoralinstituts, Frau Margrit Cantieni Casutt, verlassen. Ihre Stelle hat neu Frau Bearth-Widrig angetreten. Ende November ist die langjährige Hausangestellte, Frau Maria A. De Sa Die Träume des Blinden (Maria Hafner) Da Costa Santos, mit ihrer Familie nach Portugal zurückgekehrt. Ihre Stelle hat Frau Marian Milton Rajakumaran übernommen. Ich darf Frau Cantieni und Frau De Sa Da Costa Santos für ihre treuen Dienste im Namen aller danken und den Neuangestellten Freude und gute Aufnahme wünschen. Was die Finanzierung der Churer theologischen Ausbildungsstätte angeht, so hat uns das laufende Jahr einen guten Schritt vorangebracht. Von wenigen Kirchgemeinden im Kanton Schwyz abgesehen haben alle staatskirchlichen Organe der Bistumskantone Graubünden, Schwyz, Uri, Obund Nidwalden, Glarus und Zürich dem Gesuch von Bischof Amédée Grab um Mitfinanzierung von Priesterseminar und Theologischer Hochschule zugestimmt. Für das laufende Jahr haben sie pro Katholik/in Fr..60 und für die folgenden Jahre Fr.1. gesprochen. Das ist für die Stiftung Priesterseminar St. Luzi eine grosse Erleichterung. Dass in einer Zeit knapper werdender Finanzen diese Form der Mitfinanzierung so zügig realisiert werden konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Namen der Stiftung Priesterseminar St. Luzi danke ich allen, die zum positiven Beschluss beigetragen haben, insbesondere Diözes an - bischof Amédée Grab, der das Gesuch persönlich an die Bistumskantone ge richtet hat. Diese Mitfinanzierung macht es möglich, dass das Priesterseminar nebst dem Seminaropfer in der budgetierten Höhe von Fr jährlich nur noch Fr an freiwilligen Spenden zusammenbringen muss. Dank der tatkräf - tigen Mithilfe der Stiftung Freunde der Theologischen Hochschule Chur sind die Fr für das laufende Jahr beisammen. Eine Lücke ist aber noch beim Seminaropfer zu verzeichnen. Zur Zeit ist der Stand bei Fr Darf ich die Pfarreien und Kirchenstiftungen bitten, diese Lücke mit einem freiwilligen Beitrag bis Ende Jahr noch auszufüllen (Einzahlung auf: PC , Priesterseminar St. Luzi Seminaropfer 7000 Chur). Zur De-

8 ckung der Grüsse aus St. Luzi erlauben wir uns wiederum, einen Einzahlungsschein beizulegen und danken für jeden Beitrag. Diesem Heft liegen zwei Prospekte bei. Der eine wirbt für das Einführungsjahr 2004/2005, der andere für das Begegnungswochenende vom 13./14. März Beide sind wichtig. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass Interessierte an einem kirchlichen Beruf sich im Schriftenstand der Kirche umschauen und über einen ausgelegten Prospekt erste Kontakte mit St. Luzi aufnehmen. Noch wichtiger aber bleibt das persönliche Ansprechen. Gott ruft auch heute. Aber sein Ruf ist aus den vielen Stimmen, die heute auf junge Menschen eindringen, nicht leicht herauszuhören. Es bedarf der Interpreten, so wie Eli gemerkt hatte, dass der Herr Samuel gerufen hatte, und sagte: «Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede, Herr, dein Diener hört.» So darf ich Sie bitten, die Prospekte geeigneten Menschen in die Hand zu geben oder im Schriftenstand aufzulegen. Wir leben im Priesterseminar und an der Theologischen Hochschule in vielerlei Hinsicht von der Solidarität der Seelsorger und Seelsorgerinnen, der Pfarreien, Bewegungen, Gemeinschaften und Klöster und nicht zuletzt der Bistumsleitung. Im Namen des ganzen Priesterseminars danke ich Ihnen allen für die materielle und ideelle Unterstützung und die Verbundenheit im Gebet. Ich verbinde mit meinem Dank den Gruss der Professorenschaft, der Studierenden und der Hausangestellten. Wir alle wünschen Ihnen von Herzen einen guten Advent, friedvolle Weihnachten und Gottes Segen für das Neue Jahr. Josef Annen, Regens Ausbrechen (Maria Hafner) 6

9 Rückblick auf das Studienjahr 2002/ Oktober 2002: Einführungswoche In dieser Woche findet eine Einführungswoche für Studienanfänger/ innen des Bistums Chur unter der Leitung von Stefan Staubli im Priesterseminar statt Oktober 2002: Der erste gemeinsame Abend Nachdem am Vortag bereits die «Neuen» ins Studium an der THC eingeführt worden sind, treffen sich an diesem Abend beinahe alle Studenten/innen und Professoren zu einer Kennenlernrunde und einem gemütlichen Abend im Clubraum. 15. Oktober 2002: Eröffnung des Studienjahres Mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet Bischof Amédée Grab, Grosskanzler der THC, das neue Studienjahr. Anschliessend wird die neu gestaltete Eingangshalle des Priesterseminars eingesegnet. Nach einem vorzüglichen Mittagessen findet am Nachmittag eine Führung durch die Altstadt von Chur statt. 11. November 2002: Inaugurationsfeier Die offizielle feierliche Eröffnung des Studienjahres geschieht im Rahmen der Inaugurationsfeier. Rektor Franz Annen informiert über den Stand der Entwicklungen der THC. Das Festreferat hält Abt Martin Werlen OSB von Einsiedeln zum Thema «Himmel und Erde sind erfüllt von deiner Herrlichkeit». Nach einem Zwischenspiel von Sr. Jasmin M. Ott und Stefan Staubli richtet Regierungsrat Stefan Engler ein Grusswort der Bündner Regierung an die Festversammlung. Das Schlusswort hat Bischof Amédée Grab, und anschliessend sind alle Gäste zum Apéro im Speisesaal eingeladen. 23./24. November 2002: Recollectio Dieses Wochenende verbringt die Seminargemeinschaft im Jugend- und Bildungszentrum Einsiedeln, wo uns Abt Martin Werlen OSB verschiedene Vorträge rund um das Thema Ehelosigkeit hält. Recollectio in Einsiedeln 30. November 2002: Adventsvigil Wie jedes Jahr feiern wir den Beginn der Adventszeit im Rahmen einer Vigil mit drei Stationen in der Seminarkirche. Regens Josef Annen hält Impulse zu den neuen Geheimnissen des lichtreichen Rosenkranzes. 2. Dezember 2002: Recollectio Am diesjährigen Tag unseres Bistums- und Seminarkirchenpatrons Luzius nimmt die Seminargemeinschaft an der Recollectio mit dem Thema «Aus der Mitte leben vom Umgang mit der Zeit» teil, die Prof. Albert Peter Rethmann im Rahmen des neu gegründeten Pastoralinstituts hält. 5. Dezember 2002: Ökumene im Gespräch An diesem Abend findet in der Aula ein Podiumsgespräch statt mit Kirchenrats - präsident Ruedi Reich von der evangelischreformierten Landeskirche des Kantons Zürich und Weihbischof Peter Henrici. Unter der Moderation von Frau Prof. Eva- Maria Faber berichten die beiden Gäste über ihre Erfahrungen in der ökumenischen Zusammenarbeit im Kanton Zürich. 6. Dezember 2002: Samichlaus-Abend Den Abend des Gedenktages des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra verbringen wir zusammen mit Bischof Amédée mit einem gemütlichen Beisammensein. Als St. Nikolaus und Schmutzli haben sich Clau-Martin Bieler und Patrick Schläpfer verkleidet Dezember 2002: Exerzitien Die diesjährigen Weihnachtsexerzitien finden im Priesterseminar statt und werden

10 von Weihbischof Paul Vollmar SM geleitet. Das Thema lautet: das Profil des Priesters heute. Jeden Tag hören wir zwei Vorträge zu diesem Thema (Gehorsam, Gebet, Glauben, Gnade, Begegnung, Lectio divina, geistliche Begleitung, Liebe, Psalmengebet, Priester als Mitarbeiter des Bischofs etc.) und feiern gemeinsam die Eucharistie und das Stundengebet. Diakonenweihe in St. Luzi 4./5. Januar 2003: Studierendentreffen Am diesjährigen Studierendentreffen des Bistums Chur, das unter dem Motto «Jahr der Bibel 2003 Spurensicherung in unserem Leben und unserer Zeit» steht, nehmen 14 auswärts Studierende und die Seminaristen teil. Der Samstagnachmittag wird von Frau Regula Grünenfelder ge - staltet mit verschiedenen Impulsen, Gesprächs- und Arbeitsgruppen. Am Sonntagmorgen feiern wir mit Bischof Amédée Eucharistie. Anschliessend folgen die Wahlen in die verschiedenen Gremien und einige Informationen zur THC von Rektor Franz Annen und Prorektorin Eva-Maria Faber. Zum Schluss nimmt sich Bischof Amédée noch Zeit, anstehende Fragen zu beantworten. 6. Januar 2003: Seminartag Das Hochfest Erscheinung des Herrn feiern wir mit einem schönen Gottesdienst in der Seminarkirche. Anschliessend hält uns Frau Claudia A. Gaillard-Fischer von Pfaffhausen einen interessanten Vortrag über kirchliche Paramente. Am Abend erfolgt die traditionelle Haussegnung mit unserem Regens Josef Annen. 27./28. Januar 2003: Eröffnung des Pastoralinstituts An diesen zwei Tagen findet ein Symposion anlässlich der Eröffnung des Pastoralinstituts der THC mit vielen interessanten Vorträgen und Diskussionen statt (siehe Beitrag von Eva-Maria Faber, S.16). 15./16. März 2003: Pfarreibesuch Zusammen mit Regens Josef Annen besuchen die Seminaristen dieses Wochenende die Pfarrei Maria Lourdes in Zürich Seebach. Pfarrer Martin Piller nimmt sich sehr viel Zeit, uns einen Einblick in das viel - fältige Leben dieser Pfarrei zu vermitteln. Bereits am Samstagnachmittag werden wir herzlich empfangen, und am Abend organisiert die Pfarrei einen Spaghettiplausch mit viel Unterhaltung. Während der Gottesdienste dieses Wochenendes hält Regens Josef Annen die Predigt, und einzelne oder mehrere Seminaristen legen Zeugnis ab von ihrer Berufung in den Dienst Gottes. 5. April 2003: Priesterweihe An diesem Samstagnachmittag spendet Bischof Amédée Grab sechs Männern das Sakrament der Priesterweihe. Da die Churer Kathedrale seit Anfang 2003 wegen Renovation geschlossen ist, findet die Feier in der Klosterkirche Einsiedeln statt. Wir Seminaristen wirken dabei als Ministranten mit. 6. April 2003: Bistumsjugendtreffen Bei winterlichem Wetter findet an diesem Sonntag das alljährliche Bistumsjugendtreffen statt, wozu sich etwa 150 Jugendliche einfinden. Es beginnt am Morgen im Saal des Hotels Marsöl. Nach dem Mittag - essen im Priesterseminar können die Jugendlichen aus einer Fülle von Ateliers auswählen. Der Anlass endet mit einer durch die Jugendlichen gestalteten Eucharistiefeier mit Bischof Amédée. 3./4. Mai 2003: Recollectio Einmal mehr steht dieses Wochenende das Thema Jungfräulichkeit auf der Traktan- 8

11 denliste. Referent ist Pfr. Peter Greiff, der uns mit grosser psychologischer Fachkompetenz weitere Horizonte dieses Themenkomplexes aufschliesst. Diakonenweihe 17. Mai Mai 2003: Diakonenweihe Fünf Männer, die zur Zeit den Pastoralkurs absolvieren, werden in der Seminarkirche durch Bischof Amédée Grab zu Diakonen geweiht. Darunter sind auch zwei ehemalige Churer Seminaristen: Erich Camenzind und Mathias Zihlmann. 21. Mai 2003: Admissio-Feier Daniel Birrer, Matthias Horat, Jaroslaw Jan Jakus und Bruno Rüttimann werden in dieser Feier von Bischof Amédée Grab offiziell unter die Weihekandidaten aufgenommen. 28. Mai 1. Juni 2003: Ökumenischer Kirchentag Die Seminargemeinschaft fährt zusammen mit den Professoren und den Studierenden der THC zum ersten ökumenischen Kirchentag nach Berlin (siehe Beitrag Beat Auer, S.10). 4. Juli 2003: Abschlussfeier Endlich ist es soweit: das Studienjahr 2002/ 2003 ist beendet, und die grossen Sommerferien beginnen. Grund genug, Gott für alles Gute und Schöne des vergangenen Jahres in einem feierlichen Gottesdienst zu danken. Nach dem Dankgottesdienst, dem Bischof Amédée Grab vorgestanden hat, kann Rektor Franz Annen während des Apéros im Clubraum den erfolgreichen Prüflingen ein Vordiplom, drei Diplome und ein Lizentiatsdiplom aushändigen. Anschliessend bedankt sich Stefan Staubli bei den Teilnehmern seines Ein - führungsjahres für Priesteramtskandidaten für ihre Mitarbeit. Regierungsrat und Bildungsdirektor Claudio Lardi richtet dann eine kurze Ansprache an die anwesenden Gäste, und nach dem Dankeswort von Bischof Amédée können wir an der reich gedeckten Tafel Platz nehmen und das absolvierte Studienjahr bei einem guten Tropfen ausklingen lassen. Der Chronist: Beat Auer

12 Der ökumenische Kirchentag Ein Erlebnisbericht Vom 28. Mai bis zum 1. Juni 2003 fand in Berlin der erste ökumenische Kirchentag statt. Kirchentage sind in Deutschland eigentlich nichts Aussergewöhnliches regelmässig kommen die interessierten Gläubigen in einer Stadt zusammen, um über Fragen des Glaubens zu diskutieren, Vorträge zu hören und auch um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Dieser Kirchentag war aber etwas besonderes, denn es war der erste, bei dem Christen aller Konfessionen zusammenkamen bis anhin hatten sowohl die römisch-katholischen wie auch die evangelisch-lutherischen Christen ihren eigenen Kirchentag. Bezeichnenderweise fand der diesjährige Grossanlass in Berlin statt, einer Stadt, die fast ein halbes Jahrhundert lang durch eine Mauer in zwei Hälften gespalten war und die nun wieder vereint ist. Da Ökumene auch in der Schweiz ein grosses Thema ist und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen in seinem Direktorium grossen Wert auf eine solide Ausbildung Theologiestudierender in ökumenischer Theologie legt, hat sich die Theologische Hochschule Chur entschlossen, im Winter- und Sommersemester 2002/2003 verschiedene Veranstaltungen zum Thema Ökumene zu organisieren. Neben einem Seminar und einer Podiumsdiskussion im Wintersemester und einer Vortragsreihe im Sommersemester stand auch die Teilnahme am ersten ökumenischen Kirchentag in Berlin auf dem Programm. In zwei Intensivtagen unter der Leitung von Frau Prof. Eva-Maria Faber bereiteten wir uns auf dieses Ereignis vor und bekamen das nötige «Rüstzeug» für die theologische Auseinandersetzung rund um das Thema Ökumene in die Hand. Am Mittwoch, den 28. Mai, fuhren wir um 3.00 Uhr morgens mit dem Bus ab in Richtung Berlin. Der Grund für diese äusserst frühe Abfahrtszeit war, dass wir am zentralen Eröffnungsgottesdienst um Uhr am Brandenburger Tor teilnehmen wollten. Dank günstiger Verkehrsbedingungen waren wir bereits um Uhr in Berlin und hatten somit noch genügend Zeit für einen ersten Erkundungsspa - ziergang. Zum Beispiel konnte man auf dem Fernsehturm beim Alexanderplatz im sich drehenden Panorama-Restaurant einen Kaffee und die herrliche Aussicht aus über 200 m Höhe geniessen, oder man konnte gemütlich der Strasse «Unter den Linden» entlang schlendern und noch vieles mehr. Um Uhr fand beim Brandenburger Tor der Eröffnungsgottesdienst statt, der mit einigen Begrüssungsansprachen (u.a. Grusswort von Papst Johannes Paul II., verlesen durch den Nuntius, dann auch Grussbotschaften von Bundespräsident Johannes Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bürgermeister Klaus Wowereit) seinen Abschluss fand. Beim anschliessenden Abend der Begegnung auf der Strasse «Unter den Linden» nahmen laut Presseberichten über Menschen teil. Schon bald jedoch machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel, da wir alle ein wenig erschöpft waren. Das Hotel lag zwar recht ausserhalb von Berlin, doch wir lebten dort wie Fürsten. Da fiel es uns auch nicht allzu schwer, die einstündige Fahrt in die Stadt in Kauf zu nehmen. Der ökumenische Kirchentag bot ein sehr breites und vielfältiges Angebot an Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen und von unterschiedlichster Art und Weise. Die Hauptveranstaltungen wurden in die vier Themenbereiche Glaube, Ökumene, Ethik und Politik aufgeteilt. In jedem Themenbereich fand jeweils morgens ein Hauptvortrag statt und am Nach- 10

13 11 mittag ein Hauptpodium. Daneben gab es noch zahlreiche weiterführende Veran stal - tungen innerhalb desselben Themenbereichs. Aber auch ausserhalb der Themenbereiche gab es eine Fülle von weiteren Angeboten: Gottesdienste, Konzerte, Bibelarbeiten, Kunstausstellungen, Theater, Musicals usw. In einigen Hallen des Messegeländes befand sich die Agora, der Marktplatz, wo eine kaum überblickbare Anzahl von Ständen die Fülle und Vielfalt christlicher Lebenspraxis aufzeigte. Es war keine leichte Aufgabe, aus der Überfülle an Angeboten eine Auswahl zu treffen. Viele interessante Veranstaltungen fanden gleichzeitig und oft an ganz verschiedenen Orten statt, so dass man nicht gut von einer in die andere Veranstaltung wechseln konnte. Auch hatte man nicht immer Glück, da es durchaus sein konnte, dass die Halle überfüllt war oder dass eine Veranstaltung abgesagt werden musste, weil ein Referent nicht kommen konnte. Letzteres passierte Jaroslaw Jan Jakus und mir gleich zweimal: Am Donnerstagmorgen wollten wir den berühmten Turiner Philosophen Gianni Vattimo bei einem Podiumsgespräch hören, doch dieser sass noch immer im Flugzeug, als die Diskussion bereits beginnen sollte. Ein zweites Mal wurde eine Veranstaltung mit Preisträgern des Augsburger Friedenspreises abgesagt, da drei von fünf Gästen nicht kommen konnten. Ansonsten hatten wir aber mit unserer Auswahl grosses Glück. Anstelle von Gianni Vattimo konnten wir den Pastoraltheologen Paul M. Zulehner in einer Podiumsdiskussion über Religion und Recht hören. Ein wahres Erlebnis war dann am Donnerstagnachmittag der Vortrag «Unser grosses Gottesbuch Plädoyer für einen neuen Umgang der Christen mit ihrem Alten Testament» von Erich Zenger. Darin zeigte Zenger Eigenwert und Eigenbedeutung der Heiligen Schrift des Judentums auf und forderte eine entsprechend sorgfältigere christliche Relecture dieser Texte, das heisst, dass man nicht alles gleich durch die christliche Brille lesen solle, sondern dass vielmehr die Eigenständigkeit eines Textes Ausgangspunkt für das Verstehen desselben bilden müsse. Walter Kardinal Kasper am ökumenischen Kirchentag in Berlin. Am Freitagmorgen durften wir einen der «Stars» des Ökumenismus erleben: Walter Kardinal Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Er hielt in einer Messehalle einen Vortrag über «Konfessionelle Identität: Reichtum und Herausforderung». Darin stellte er Überlegungen zum Ökumene-Modell «Einheit in Vielfalt» an, wobei er einen deutlichen Optimismus an den Tag legte, sich aber auch nicht scheute, die anstehenden Probleme zu benennen. Am Freitagnachmittag wartete das Kirchentagsschiff auf uns und führte uns in einer vierstündigen Fahrt auf dem Wasserweg durch beinahe ganz Berlin. Da es aber ein bisschen heiss war und da das Schiff erheblich verspätet war, stiegen wir etwas früher an Land, um noch das jüdische Museum zu besuchen. Den Abend verbrachten wir im sehr schönen Nicolai-Quartier, wo wir vorzüglich speisten und uns vom anstrengenden Tag erholen konnten. Eines der berühmtesten Museen Berlins ist wohl das Pergamon-Museum auf der Museumsinsel. Es beherbergt zahlreiche und vor allem unbezahlbare Schätze aus dem Vorderen Orient, zum Beispiel den riesigen Altar von Pergamon (2. Jh. v.chr.) mit über 100 Skulpturen, das Markttor von Milet, Rekonstruktionen der Prachtbauten

14 Babylons (Ischtar-Tor, Prozessionsstrasse und Thronfassade des Königs Nebukadnezzar II. etc.) und viele andere Kostbarkeiten. Da die Eintritte für die meisten Museen Berlins in der ÖKT-Tageskarte inbegriffen waren, liessen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, dieses besondere Museum am Samstagmorgen zu besichtigen. Und es hat sich wirklich gelohnt! Am Nachmittag befassten wir uns noch einmal mit dem Hauptthema Ökumene. In der Podienreihe «Ökumene kontrovers» wurde an drei Nachmittagen je ein zentrales Thema der ökumenischen Diskussion aufgegriffen: Taufe, Eucharistie und Amt. Ausgangspunkt sollte für einmal nicht das uns allen Gemeinsame sein, sondern das uns (noch) Trennende. An diesem Samstagnachmittag stand die heikle Frage nach dem Verständnis von Bischofs- und Papstamt auf der Traktandenliste. Im ersten Teil ging es um die unterschiedlichen Auffassungen des Bischofsamtes in den einzelnen Konfessionen, wobei sich ein röm.-kath. Bischof (Kurt Koch), ein evang.-luth. Bischof, ein griech.-orthod. Metropolit und ein evang.- ref. Superintendent über ihr Selbstverständnis und ihre Aufgabe innerhalb der Kirche unterhielten. Im zweiten Teil disputierten drei Theologen zum Teil recht heftig über die Legitimität und die Funktion eines Petrusdienstes in der Kirche. Leider ist es mir nur möglich, über die kleine Auswahl an Veranstaltungen zu berichten, die ich selbst besucht habe. Dies geschieht aber im Bewusstsein, dass es noch zahlreiche weitere Veranstaltungen und Ereignisse im Rahmen des ökumenischen Kirchentages gegeben hat, die der Erwähnung wert gewesen wären. Der ökumenische Kirchentag fand seinen Abschluss mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen, der vor dem Reichstagsgebäude stattfand. Eine riesige Menschenmenge fand sich hierzu bei strahlendem Sonnenschein ein. Das Thema des Gottesdienstes war der Segen, wie auch das Motto des ganzen Kirchentages lautete: Ihr sollt ein Segen sein. Im Zentrum der Liturgie stand Psalm 67, der Psalm von Gottes universalem Segen. Die anschliessende Rückfahrt nach Chur verlief dann leider nicht mehr so glücklich wie die Hinfahrt. Dies ist natürlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zur genau derselben Zeit Zehn-, wenn nicht gerade Hunderttausende von Menschen die Hauptstadt Deutschlands verlassen und nach Hause zurückkehren wollen. Anstelle der knapp 12 Stunden Hinfahrt hatten wir für die Rückfahrt 17 Stunden! Am Montagmorgen um 5.00 Uhr kamen wir dann endlich in Chur an. Dieser Kirchentag war sicherlich für alle Teilnehmenden eine grosse Bereicherung. Sowohl der theologische Wissensdurst als auch der kulturelle Erlebnisdrang eines jeden konnte ohne Mühe gestillt werden. Die Priorität hatte eindeutig das Thema Ökumene, wobei ein grosser Gewinn für die Teilnehmenden darin bestand, dass man die in den jeweiligen Konfessionen Verantwortlichen für den ökumenischen Dialog live erleben konnte. Obwohl es am Rande des Kirchentages einige Versuche gab, mittels interkonfessioneller Mahlfeiern Einheit geradezu herbeizuzwingen (abgesehen von der durch die Sehnsucht nach Einheit zu Recht motivierten Intention), kam doch bei der Mehrheit der Veranstaltungen durch, dass es nicht darum gehen kann, eine vorschnelle Ökumene ohne Bereinigung der theologischen Differenzen zu praktizieren. Solch ein Realismus muss aber nicht gleich als Gegensatz zum Optimismus aufgefasst werden, denn dieser war in Berlin ebenso, wenn nicht sogar noch stärker zu spüren. Zum Schluss bleibt noch, der Organisatorin unserer Berlinreise, Frau Prof. Eva- Maria Faber, herzlich zu danken. Sie hat sehr engagiert und verbunden mit grossem Aufwand diese Reise vorbereitet und geleitet. Zudem stand sie als Referentin auch noch im Einsatz des Kirchentages, worüber die THC sich geehrt fühlen darf. Beat Auer 12

15 Mentorat Noch immer in der Phase des Aufbaus und der Anpassungen schaut das Mentorat auf sein zweites Jahr zurück. Und wir tun dies zufrieden. Manches konnte bewegt, manchem Halt gegeben werden. Wir möchten hier zusammenfassend und exemplarisch einige Spots werfen: auf die an der Theologischen Hochschule Chur Studierenden auf den Pastoralkurs auf die Begegnungs- und Einführungstage 2003 auf die an anderen Orten studierenden «Churer» Die Studierenden an der THC Vor einem Jahr konnte auf Anregung des Mentorats ein Hochschulgottesdienst an der THC eingerichtet werden. Jeweils dienstags kommen alle Studierenden und nach Möglichkeit auch die Lehrenden zusammen, um miteinander Eucharistie zu feiern und Zeugnis davon zu geben, dass auch im wissenschaftlichen Alltag diese das Zentrum bildet, das nicht einfach in den privaten Raum «ausgewiesen» werden darf. Einmal im Monat liegt die Vorbereitung bei den Studierenden des Mentorats. Es hat sich gezeigt, dass diese Vorbereitung einen eigenen spirituellen Impuls bietet. Daneben konnten im vergangenen Jahr wieder zwei Einkehrtage angeboten werden. In Quarten wurde Anfang des Jahres Maria «zum Thema». Unter anderem betrachteten wir den Rosenkranz als alte und immer neue Gebetsform in verschiedenen Blickwinkeln. Kurz nach Ostern führten wir dann Wissenschaft und Spiritualität am Beispiel eschatologischer Aussagen zusammen. Hinzu traten Gruppen- oder Einzelgespräch und das Zusammensein anlässlich des Kirchentages in Berlin. Der Pastoralkurs Es war ein grosser Pastoralkurs, der sich im vergangenen Jahr zusammengefunden hatte. Aber nicht alle TeilnehmerInnen hatten einen problemlosen Berufseinstieg. So zeigte sich, dass die angespannte Personalsituation in der Kirche und die zunehmenden Mehrbelastungen der Hauptamtlichen in den Pfarreien auch im Pastoralkurs bemerkbar werden. Die Besuche an den Einsatzorten boten uns wichtige Einblicke und den Pastoralkurslehrern(-innen) Gesprächs- und Reflexionsangebote. In Einzelfällen blieb es dann auch nicht bei Einzelgesprächen, sondern es entwickelten sich längerfristige Begleitungen auch des Teams vor Ort. 13 Pastoralkurs 2002/ 2003

16 Hinzu kamen Besuche während des Kurses in Chur. Entspannte Gespräche am Abend, ebenso wie kritische Bemerkungen zum Kurs und den jeweiligen Pfarreisituationen zeigten, dass die Kirche in diesem Jahr 18 engagierte neue MitarbeiterInnen gewonnen hatte. Ihnen kann auch an dieser Stelle nur gewünscht werden, was sie sich selbst in der Missiofeier gewünscht hatten: Ein hörendes Herz und den Segen Gottes für sie und ihr Tun. Begegnungstage 2003/ Einführungstage 2003 Unter dem Motto «Befreiung» konnten in diesem Jahr zum ersten Mal Begegnungstage in Chur angeboten werden. Zu diesen Tagen, die fortan Churer aller Semester an allen Studienorten einladen wollen, trafen sich unter der Vorbereitung und Leitung von Stefan Staubli, Petra und Thomas Leist zehn Studentinnen und Studenten. Die Tage begannen freitags mit einer intensiven Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Studieninhalten und der provokativen Frage, welche am ehesten wegfallen dürften und welche unentbehrlich sind für ein «befreiendes» Studium. Interessanterweise kamen nach zwei Stunden alle zum Schluss, dass keines der Fächer zur Dis position stehen darf. In dieser Einsicht schlossen wir den Tag in der filmischen Auseinandersetzung mit dem Leben des Hl. Franziskus. Am nächsten Tag gingen wir mit allen Sinnen den Lesungstexten der Osterliturgie nach und bemühten uns um eine erinnernde Vergegenwärtigung der ihnen immanenten Erlösung und Befreiung. Der Tag wurde fortgeführt von Esther Lendenmann, die den Gedanken weiterführte durch ihre Erfahrungen in der Dritten Welt. Ihre persönlichen Erlebnisse warfen in ihrer Bibelarbeit auch ein neues Licht auf die Radikalität der Botschaft. Die Tage schlossen am Sonntag mit einer gemeinsam vorbereiteten Eucharistiefeier. Die Einführungstage für alle, die ihr Studium für unser Bistum in diesem Semester aufnehmen oder ins Einführungsjahr einsteigen, konnten vom gleichen Team bereits zum zweiten Mal angeboten werden. Die diese Tage durchziehende Frage lautete: Wie sieht bildlich gedacht dein Berufungshaus aus? Welche Form, welche Zimmer, welche Zugänge hat es? Der Hintergrund der Frage war dabei in einem Liedtext der «St. Georgener Messe» schnell gefunden: «Wenn Gott das Haus nicht baut, nicht segnend auf uns schaut, dann schaffen wir vergebens am Bauwerk unseres Lebens.» Erstmals konnte in diesem Jahr auch ein Besuch beim Bischof stattfinden. Im bischöflichen Hof liess er sich von den Teilnehmer - Innen über ihre mittlerweile in Model - liermasse Gestalt angenommen habenden «Häuser» informieren. Weitere Höhepunkte waren sicher, neben den unterschiedlichen Gottesdiensten, der Besuch im Kunstatelier des Churer Studenten Guido Tomaschett ( und die breite und in - tensive Information über Hochschule und Seminar von E.-M. Faber und J. Annen. Die an anderen Orten studierenden «Churer» Den Studierenden an allen Orten begegnen wir nicht nur in der Einführungswoche und an den Studientagen im Januar, sondern auch bei einem Besuch in Luzern und dem einen oder anderen Einzelgespräch. Vor allem hier bot sich die Möglichkeit der Begleitung. Die unterschiedlichen Lebensformen im Studium haben angezeigt, dass darin auch die Zukunft liegt, denn keineswegs leben alle Studierenden, wo sie studieren. Vielmehr sind die «Pendler» in der Überzahl, so dass es zum Teil leichter ist, an anderen Orten zusammenzukommen. Wir haben uns gefreut, dass unser Angebot wahrgenommen und auch genutzt wurde. Thomas und Petra Leist Telefon/Fax: (01) oder [email protected] 14

17 Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten Immer wieder wurde und werde ich gefragt: «Was macht ihr eigentlich im Einführungsjahr?» Für einmal möchte ich etwas ausholen und mich ziemlich weit hinauslehnen, ja mich auflehnen gegen Descartes, der sagte: «Ich denke, also bin ich.» Das ist nicht die Philosophie des Einführungsjahres eher jene afrikanische Weisheit, die besagt: «Wir sind zusam - men also bin ich.» Im Zusammenkommen und gemeinsamen Unterwegssein kann vieles in Gang gesetzt werden, kann sich letztlich die Verheissung des Evangeliums durchsetzen: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen» (Mt 18,20). Darauf vertrauen wir, das probieren wir aus. Manchmal kommt es dann zur Erfahrung, dass im Teilen das Wenige nicht weniger wird. «Wir sind zusammen also bin ich.» Diese afrikanische Weisheit ist zugleich christliches Erbe und ein zentrales Herzensanliegen Jesu. Was aber machen wir genauer im Einführungsjahr, wenn wir zusammenkommen? Es ist ein intensives Hinhören, um in die je eigene Berufung hineinzuwachsen. Ob in der eigenen Lebensgeschichte, in biblischen Texten, in Gebet und Gottesdienst, in vielerlei Begegnungen und Gesprächen überall fahnden wir nach Spuren für den persönlichen Weg als Priester. Dazu gehört auch das Kennenlernen der konkreten Ausgestaltung kirchlichen Lebens und Lehrens. Denn «jede Berufung führt in eine konkrete Gestalt von Kirche ein, die zu bejahen und mitzutragen ist, selbst wenn in dieser Kirche nicht alles Vorfindliche deswegen gutgeheissen werden muss» (Eva-Maria Faber). So besteht die Hoffnung, dass das Einführungsjahr zum Klärungsjahr wird, um anschliessend, nicht abgeklärt oder verklärt, jedoch klarer das Theologiestudium anzugehen und auf dem persönlichen Berufungsweg (als Priester oder Laientheologe) weiterzugehen. Das im Herbst begonnene Einführungsjahr 2003/ 2004 zählt acht Teilnehmer, wovon einer im Sommersemester dazukommt. Ich freue mich auf dieses nunmehr zum zweiten Mal durchgeführte Vorjahr, das mit den Einführungs - tagen begonnen hat, die gemeinsam mit Petra und Thomas Leist vom Mentorat für LaientheologenInnen gestaltet wurden. Ebenso dankbar bin ich für die gute Zusammenarbeit mit Br. Albert Schmucki ofm als psychologischem Begleiter für diverse Einheiten im Winter- und Sommersemester. Stefan Staubli Leiter Einführungsjahr 15 Einführungsjahr 2003/2004

18 Pastoralinstitut Symposion Ein Jahr Pastoralinstitut ein erster Rückblick Studium geschafft, Berufseinführung im Pastoralkurs absolviert, definitiv im seelsorglichen Einsatz und von nun an hoffnungslos auf sich gestellt? Nein, so sollte es nicht sein! Seelsorgerinnen und Seelsorger brauchen Fortbildung, pastorale Hilfestellungen, spirituelle Impulse für sich selbst und Beheimatung. Aus diesem Grund hat sich die Theologische Hochschule Chur zur Gründung eines Pastoralinstitutes entschlossen, das am 27./ 28. Januar 2003 mit einem Symposion eröffnet wurde. Das Pastoralinstitut hat zur Aufgabe, mit gezielten Fortbildungsangeboten für Seelsorger und Seelsorgerinnen Räume zur Verfügung zu stellen, wo pastorale Aufgabenfelder reflektiert, Erfahrungen ausgetauscht und neue Wege angedacht werden können. Auch an spirituellen Angeboten soll es nicht fehlen. Daneben bietet das Pastoralinstitut ein Nachdiplomstudium an, das zu einem spezialisierten Lizentiat bzw. zu einem Pastoraltheologischen Abschluss in den Bereichen Religionspädagogik, Pastoraltheologie oder Homiletik führt. Dieses Nachdiplomstudium soll Seelsorgern die Gelegenheit bieten, ihre eigene pastorale Praxis zu reflektieren und die eigenen durch Reflexion vertieften Erfahrungen als Impuls wieder in die Pastoral hineinzugeben. Auch mit Symposien, Expertengesprächen ebenso wie mit eigenen Publikationen (Schriftenreihe «Forum Pastoral») will das Pastoralinstitut dazu beitragen, die pastorale Wirklichkeit der Kirche von heute kritisch zu beleuchten und in guter Weise zukunftsträchtig zu gestalten. Eine Fachbibliothek für Pastoraltheologie und Religionspädagogik wird dazu die nötigen Ressourcen bereitstellen. Schliesslich wird das Pastoralinstitut dafür sorgen, dass die Theologische Hochschule ihr Leitbild, die Grundausbildung im Theologiestudium bei Wahrung der akademischen Qualität auf die pastorale Praxis auszurichten, möglichst konsequent umsetzt. Einen programmatischen Akzent für die Arbeit des Pastoralinstitutes setzte das Symposion im Januar unter dem Titel «Salz der Erde. Die Kraft des Evangeliums in unserer Zeit». Der heilige Luzius habe von der Kapelle oberhalb des Seminars St. Luzi aus so gepredigt, dass man es in Domat-Ems nicht nur gehört, sondern auch verstanden habe. Diese Legende legte Rektor Prof. Dr. Franz Annen in seiner Begrüssung als aktuelle Herausforderung aus: Das Evangelium so verkünden, dass die Menschen es verstehen, das sei auch heute dringlich und dazu beizutragen sei Aufgabe und Anliegen des Pastoralinstitutes. Welche Kraft im Evangelium steckt und wie es heute gelebt werden kann, wurde in drei Referaten und einer abschliessenden Podiumsdiskussion von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet. Bischof Dr. Gebhard Fürst Bischof Dr. Gebhard Fürst von Rottenburg/Stuttgart zeigte in seinem Referat zum Beitrag der Kirche zur Wiederentdeckung des Humanismus im 21. Jahrhundert Rahmenbedingungen für den Dialog von Kirche und Gesellschaft in der säkularen Gesellschaft auf. Wer das christliche Sinnpoten - tial in einer säkularen Welt kommunizieren wolle, könne dies nicht autoritativ als religiöse Instanz tun. Vielmehr müsse der Glaube sich mit Hilfe des Argumentes einbringen in der Überzeugung, dass der Glaube den Gründen der Vernunft offen steht. In einer Auslegung der Areopagrede 16

19 17 des Paulus in Athen (Apg 17,22 31) skizzierte Bischof Fürst Grundzüge solcher dialogischen Verkündigung. Um der Glaubwürdigkeit der Verkündigung willen forderte er, die Kirche selbst müsse vom Humanismus der Botschaft, deren Trägerin sie ist, geprägt sein. Wichtig sei es, ideelle und reale Orte der Gastfreundschaft bereitzuhalten und die Menschen als Gäste anzusehen, die Schätze mitbringen. Im Dialog mit ihnen könne die Kirche lernen, das Eigene neu zu entdecken und präziser zu formulieren. Insbesondere im Blick auf ethische Fragen liess Bischof Fürst allerdings keinen Zweifel daran, dass Christen die gesellschaftlichen Plausibilitäten auch heilsam unterbrechen müssten: die Kirche habe auch eine kritische prophetische Aufgabe. Sie könne diese in dem gesunden Selbstbewusstsein wahrnehmen, dass eine säkulare Kultur, die sich der Transzendenz und der christlichen Botschaft von vornherein verschliesst, sich wichtigen Lebensquellen verschliesst und selbst nicht auf der Höhe der Zeit ist. Vor diesem Hintergrund wurde deutlich: Das Evangelium ist keine Sonderbotschaft für eigenartige Menschen, sondern Botschaft guten Lebens, die auf den Marktplätzen dieser Welt zu verkünden ist. Dabei sprach Bischof Fürst den anwesenden Seelsorgern Mut zu: Dass die Zeugen und Zeuginnen dieser Botschaft nicht eine grosse Mehrheit bilden, sei mit Gelassenheit zu ertragen. Wenn es um Salz gehe, sei nicht die Quantität und Grösse entscheidend. Auch eine zahlenmässig kleine Kirche kann Salz der Erde sein! Erwartungen von Politik und Gesellschaft an die Kirche zu formulieren, dieser Auftrag war Frau Nationalrätin Rosmarie Zapfl-Helbling von Dübendorf erteilt worden. Sie sah die Aufgabe der Kirche vor allem darin, Werte als politische Entscheidungshilfen zu vermitteln. Die Kirche solle dabei nicht Antwort geben, sie könne den Politikern und Politikerinnen keine eigene Gewissensentscheidung abnehmen. Doch Nationalrätin Rosmarie Zapfl-Helbling könne sie dazu beitragen, dass eine Wertediskussion stattfinde. Als konkrete Erwartung an Pfarreien formulierte Frau Zapfl den Wunsch, sie sollten Orte sein, in denen die Auseinandersetzung mit politischen Themen gepflegt werde. Der dritte Referent, Prof. Dr. Dieter Emeis, Osnabrück, emeritierter Professor für Pastoraltheologie und Katechetik in Münster, brachte eine «Ermutigung durch realistische Visionen» mit. Sein Anliegen war «Eine Fortschreibung der Praktischen Theologie der Gemeinde», wie sie seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt pastoralen Handelns gerückt war. Das II. Vatikanische Konzil hatte dazu inspiriert, die Gemeinde als Ort zu entdecken, an dem Christen und Christinnen ihr Leben gemeinsam aus der Kraft des Evangeliums gestalten. Die Umsetzung einer solchen Gemeindevision erwies sich jedoch als problematisch. Im Rückblick machte Emeis dafür verschiedene Gründe aus. Zum einen seien die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu wenig beachtet worden. Zudem habe die traditionelle Pastoral, die tendentiell Christen entmündigte, Menschen nicht auf die verantwortliche Mitgestaltung von geschwisterlichen Gemeinden vorbereitet. Schliesslich habe die Konzentration auf Gemeinde zu sehr aus dem Blick geraten lassen, dass es noch andere Ebenen der Versammlung von Chris ten gibt.

20 Diese kritische Rückschau auf die Gemeindetheologie veranlasste Dieter Emeis indes nicht zu einer enttäuschten Abkehr von ihr, sondern zu ihrer Fortschreibung. Dass wenigstens einige Christen Kirche als Gemeinde leben, sei unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Kirche für alle Menschen da sein könne. So behalte die Gemeinde eine hervorragende Bedeutung zur Gestaltwerdung von Kirche. Dabei sei es wichtig, Menschen in diese Gemeinde nicht gleich im Sinne von Mitarbeitergewinnung einzuladen, sondern mit ihnen zunächst ganz einfach Kirche zu bilden. Es gebe auch einen unangemessenen «Verschleiss» von Ehrenamtlichen für unrealis - tische Ziele von Gemeindebildung. Als neue Perspektiven für die Gemeindetheologie erinnerte Emeis an andere Ebenen, auf denen das Wirklichkeit wird, was die Kirche ihrem Wesen nach als «ekklesia» ist: «Versammlung». Kirche als Versammlung realisiere sich nicht nur in der Gemeinde, sondern einerseits auch auf höheren Ebenen (Kirchentage, Weltjugendtage: «Kirche kann auch für einige Tage Wirklichkeit werden») und andererseits in kleineren Formen («Wo zwei oder drei...»). Die Botschaft von Dieter Emeis war deutlich, beeindruckend und wohltuend: Solche realistische Bescheidenheit macht es möglich, gelassen doch an der Vision festzuhalten, dass die Gemeinde Ort der kirchlichen Sendung ist, Christus als das Licht Prof. Dr. Dieter Emeis der Völker zu verkündigen. Kleinheit ist nicht Hinderungsgrund für die Erfüllung der Sendung, Salz der Welt zu sein. Podiumsdiskussion Eine Podiumsdiskussion mit Dr. Hugo Gehring (Pfarrer), Thomas Gottschall (Ev.- ref. Landeskirche Graubünden), Dr. Christian Kissling (Justitia et Pax) und Petra Leist (Laientheologin) schloss das Symposion ab. Das Bild vom Salz wecke die Frage, wofür die Kirche Salz sein solle, so Petra Leist. Sie lud ein zu schauen, wo die Menschen sind und wo die Kraft des Evangeliums nicht als Zusatzprogramm, sondern als Bereicherung des Lebens dieser Menschen erfahren werden kann. Thomas Gottschall bezog die Kraft des Evangeliums zunächst auf den Seelsorger selbst, der das Evangelium als Verheissung hören darf. Die Frage sei nicht, wie es richtig anzupacken ist, damit die Kraft des Evangeliums spürbar oder wirksam ist die Kraft sei Gott zu überlassen. Pointiert erinnerte Christian Kissling daran, dass das Salz zunächst reines Salz sei, nicht Aromat, und plädierte für die Rück - kehr zur Einfachheit des Salzes. Hugo Gehring ging der Frage nach, worin trotz mancher Erfahrung von Erfolglosigkeit die Kraft des Evangelium zu finden sei, und brachte seine Faszination am Evangelium in drei Gedanken zum Ausdruck: Es sei die «Schwäche für die Schwäche», die das Evangelium kennzeichne; das Menschen- 18

21 19 bild, das nicht nur das Eigeninteresse kenne, sondern auch den Altruismus, und schliesslich die Einladung zur Feindesliebe, die dazu inspiriere, auf Menschen mitmenschlich zuzugehen. Prof. Dr. Alfred Höfler Umrahmt von diesen zukunftsweisenden Impulsen fand am Montag Abend ein Festakt zur feierlichen Eröffnung des Pastoralinstitutes statt. Nach dem Einleitungsreferat von Prof. Dr. Alfred Höfler wies Bischof Amédée Grab in seiner Ansprache auf die Forderung des Dekretes für die Priesterausbildung Optatam totius Nr. 22 hin: «Die priesterliche Bildung muss gerade wegen der Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft auch nach abgeschlossenem Seminarstudium noch fortgesetzt und vervollständigt werden. Die Bischofskonferenzen müssen darum in den einzelnen Ländern geeignete Wege finden, wie zum Beispiel Pastoralinstitute... Sie sollen eine ständige Quelle der Erneuerung und Förderung sein». Er skizzierte die oben angesprochenen Aufgaben des Pastoralinstitutes und hob insbesondere die Aufgabe der THC und ihres Pastoralinstitutes für die Weiterbildung der Seelsorger des Bistums hervor. Bischof Amédée Grab dankte den Vertretern der Regierung des Kantons Graubünden und des Amtes für Höhere Bildungsfragen, der Kantonalkirchen, des Corpus Catholicum, des Administrationsrates sowie anderen Institutionen und Einzelpersonen für ihre Unterstützung der Theologischen Hochschule Chur. Vor allem würdigte er das Engagement von Weihbischof Prof. Dr. Peter Henrici für die THC und das neu gegründete Pastoralinstitut. Dieser hatte am Montag Nachmittag in einer festlichen Eucharistiefeier auch die Predigt gehalten und dabei die Unterscheidung der Geister als wichtigen Auftrag pastoralen Handelns genannt. Dankbar wurde mehrfach des am verstorbenen Pastoraltheologen Prof. P. Dr. Hermann Kochanek SVD gedacht, der in seinem Wirkungsjahr in Chur und seinem letzten Lebensjahr mit seinen Ideen und seiner Gestaltungsfähigkeit das Pastoralinstitut wie auch das Symposion geplant und vorbereitet hatte. Am offiziellen Programm des Symposions nahmen neben der Hochschul- und Seminargemeinschaft ca. 80 geladene Gäste teil. Nicht zuletzt durch ihre Anwesenheit, viele Gespräche und herzlichen Austausch war das Symposion ein gelungener Auftakt der Arbeit des Pastoralinstitutes. Die Referate des Symposions sind als erster Band der Schriftenreihe des Pastoralinstitutes «Forum Pastoral» veröffentlicht worden. Der Band erhält weiterhin das Dokument der Deutschen Bischöfe «Zeit zur Aussaat. Missionarisch Kirche sein», einen Kommentar zu diesem Text von dem verstorbenen Churer Pastoraltheologen Hermann Kochanek sowie einen Artikel der Dogmatikerin Eva-Maria Faber «Von der Chance des Evangeliums in unserer Zeit». Im Buchhandel erhältlich. Franz Annen (Hrsg.): Salz der Erde. Die Kraft des Evangeliums in unserer Zeit. Bei - träge zum Sym posion des Pastoralinstituts an der Theologischen Hoch schule Chur. Zürich: NZN Buch - verlag, 2003 (Forum Pastoral 1). 180 S.; sfr / 15.00; ISBN

22 Bereits seit dem Wintersemester 2002/ 2003 hat das Pastoralinstitut an verschiedenen Orten (Chur, Zürich, Einsiedeln) Fortbildungsveranstaltungen für Seelsorger und Seelsorgerinnen durchgeführt. Im Bereich von pastoraler Weiterbildung ging es um Tauf- und Ehepastoral (Referenten: E.-M. Faber, E. Spichtig, THC; N. Knecht- Fatzer, St. Gallen) sowie um das Thema Tod und Trauer (Architekt G. Caminada, Vrin; St. Staubli, Pfäffikon/Chur; A. Höfler, Stüsslingen). Tage zum Innehalten wollten Impulse zu den Themen Zeit und kirchliche Lebensformen geben (A.-P. Rethmann, Chur/Prag; W. Müller, Recollectio- Haus Münsterschwarzach; U. Solèr, Wallisellen; Cl. Mennen, Wettingen). Weniger Widerhall fanden bislang die Literaturtreffs, die zum Anliegen haben, auch vielbeschäftigten Praktikern auf einfache Weise Einblick in neuere theologische Literatur zu geben. Wir werden in dieser Sparte noch etwas experimentieren, um die Bedürfnisse der Seelsorger zu treffen. Für alle Bereiche gilt, dass wir für Anregungen wie auch für kritische Rück meldungen dankbar sind. Von den knapp 100Personen, welche im Studienjahr 2002/2003 die Veranstaltungen besucht haben, erhielten wir insgesamt ein gutes Echo. Was nun ansteht, ist die Organisation des Nachdiplomstudiums, das zur Reflexion der Praxis und Vertiefung pastoraler und religionspädagogischer Kompetenz vor allem von Seelsorgern dienen soll. Die konkrete Planung für das Studienjahr 2004/ 2005 läuft. Der neue Pastoraltheologe Prof. Dr. Manfred Belok wird zwar erst ab dem Wintersemester 2004/ 2005 vollamtlich an der Theologischen Hochschule Chur sein, steht aber auch vorher schon für Interessenten am Nachdiplomstudium z. B. für Themenabsprachen usw. zur Verfügung. Eva-Maria Faber Interimistische geschäftsführende Leiterin des Pastoralinstituts 20

23 Ein bewegtes Jahr an der THC Das Studienjahr stand an der THC im Zeichen des Aufbaus und der Weiterentwicklung. Nachdem der Bischofsrat schon im Jahr 2000 die Weiterführung und Erneuerung der Hochschule beschlossen hatte, befürwortete im Mai 2002 die «Biberbrugger Konferenz» auf das Ersuchen des Bischofs hin ihre Mitfinanzierung durch die Bistumskantone. Im gleichen Monat schuf der Grosse Rat des Kantons Graubünden die gesetzliche Voraussetzung für einen jährlichen Beitrag an die THC. Damit und mit der Grosszügigkeit vieler Spender, auf die wir weiterhin angewiesen bleiben, schaffte die finanzielle Situation die Wende zur Konsolidierung. In den Jahren 2001 und 2002 konnten dann auch die vakanten Lehrstühle für Pastoraltheologie und für Religionspädagogik, die für das im Aufbau begriffene Pastoralinstitut von grosser Bedeutung sind, besetzt werden. So bestand für das Studienjahr die berechtigte Hoffnung auf eine kontinuierliche und ruhige Aufbauphase. Zu einem guten Teil ging diese Hoffnung auch in Erfüllung. Am 27. Januar 2003 konnte das geplante Pastoralinstitut feierlich eröffnet werden. Den Rahmen bildete ein programmatisches Symposion zum Thema «Salz der Erde. Die Kraft des Evangeliums in unserer Zeit». Es stiess auf ein sehr positives Echo. Auch sonst wurde von Lehrenden wie von Studierenden gute Arbeit geleistet der wichtigste Beitrag für eine gute Zukunft der Hochschule. Neben dem normalen Lehrbetrieb zeigt auch die umfangreiche Publikationstätigkeit das grosse Potential und den Einsatz unseres Lehrkörpers. In der «Schriftenreihe der THC» konnte bereits der zweite Band erscheinen: E.-M. Faber (Hrsg.), Warum? Der Glaube vor dem Leiden (Universitätsverlag Freiburg). Die Publikationsreihe des Pastoralinstituts «Forum Pastoral» startete mit dem ersten Bändchen: F. Annen (Hrsg.), Salz der Erde. Die Kraft des Evangeliums in unserer Zeit (NZN Buchverlag Zürich). Es veröffentlicht die Vorträge des 21

24 Symposions und einige ergänzende Beiträge. Auch die von Prof. Eva-Maria Faber redigierte Internet-Zeitschrift der THC, «Theologie und Seelsorge», wurde weitergeführt und erfreut sich wachsender Wertschätzung. Doch segelte das Schiffchen THC dann doch nicht in ganz so ruhigen Gewässern, wie man eigentlich erwarten durfte. Es gab auch Wellen und Gegenwind, vor allem im personellen Bereich. Am Heiligen Abend 2002 starb nach schwerer Krankheit der Pastoraltheologe Prof. Dr. Hermann Kochanek. Am Ende des Wintersemesters verabschiedete sich der Moraltheologe Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, um seine Lehrtätigkeit an der Karls-Universität in Prag aufzunehmen. Schliesslich demissionierte auf das Ende des Studienjahres hin auch noch der Religionspädagoge Prof. Dr. Alfred Höfler. Allen drei Professoren ist die THC für ihren Einsatz sehr dankbar und bedauert es, dass dieser aus verschiedenen Gründen nur sehr kurz war. Der Verlust von drei kompetenten Mitgliedern des Lehrkörpers innerhalb eines Jahres war nicht leicht zu verkraften. Insbesondere stand das eben gegründete Pastoralinstitut ohne die beiden praktischen Theologen da, die es eigentlich aufbauen und leiten sollten. Es war nicht zu verhindern, dass der Aufbau des Instituts dadurch etwas gebremst wurde. Vor allem musste der Beginn des Nachdiplomstudiums, der für den Herbst 2003 geplant war, verschoben werden. Dank dem grossen Einsatz der übrigen Professorenschaft und dem Entgegenkommen von Prof. Dr. Karl Schlemmer, der als Gastprofessor die Lücke in der Pastoraltheologie schloss, kam es aber nicht zu einem Stillstand. Es konnte nicht nur der Lehrbetrieb, sondern auch die bereits begonnene Tätigkeit des Pastoralinstituts fortgesetzt und die Weiterentwicklung der THC insgesamt weiter vorangetrieben werden. Inzwischen sind zwei der drei vakanten Lehrstühle bereits wieder besetzt. Schon zu Beginn des Sommersemesters nahm Prof. Dr. Andreas-Pazifikus Alkofer OFMConv seine Lehrtätigkeit als Moraltheologe auf. Er ist noch dabei, in Regensburg seine Habilitation abzuschliessen. Inzwischen hat er sich bereits gut eingelebt und wird als Lehrer und Kollege sehr geschätzt. Auch ein neuer Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie und Homiletik konnte in der Person von Prof. Dr. Manfred Belok gefunden werden, der 16 Jahre lang für die Fortbildung der Seelsorger im Bistum Limburg verantwortlich war und seit 1999 Professor für Pastoraltheologie an der kirchlichen Fachhochschule Paderborn ist. Er nimmt seine Tätigkeit an der THC ab dem Sommersemester 2004 im Teilpensum auf und wird ab Herbst 2004 voll zur Verfügung stehen. Was den Lehrstuhl für Religionspädagogik angeht, ist das Berufungsverfahren so weit gediehen, dass die begründete Aussicht besteht, dass mit dem nächsten Studienjahr beide praktischen Professuren besetzt sind und so auch das Pastoralinstitut voll handlungsfähig sein wird. Anlass zur Hoffnung gibt auch die Entwicklung der Studierenden-Zahlen. Es war zum Voraus klar, dass grosse Sprünge diesbezüglich nicht erwartet werden können. Zu klein ist die Gesamtzahl derer, die sich heute für ein Theologiestudium und den Seelsorgeberuf entscheiden. Doch lässt sich eine langsame Konsolidierung und Steigerung der Anzahl der Studierenden feststellen. Die Zahl der eingeschriebenen Studierenden erhöhte sich seit 2000 von 15 auf 28 im laufenden Studienjahr, unter Einschluss des Einführungsjahres und des Pastoralkurses von 35 auf 52. Besonders erfreulich ist es, dass diesen Herbst 11 Studierende ihr Theologiestudium an der THC begonnen haben und fünf weitere neu in den Diplom- und Lizentiatskurs eingestiegen sind. Ebenso erfreulich ist es, dass das Einführungsjahr in seiner zweiten Auflage mit acht Absolventen beginnen konnte. Diese Entwicklung macht deutlich, dass die THC das Vertrauen zurückgewinnt. Dafür danken wir allen, die uns in den vergange- 22

25 nen schwierigen Jahren unterstützt haben und weiterhin unterstützen. Unsererseits wollen wir unser Möglichstes tun, das in die THC gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und die Weiterentwicklung der Hochschule unter dem Leitbild einer ganzheitlichen Ausbildung für die Seelsorge sorgfältig und mutig weiterzuführen. Wer sich über die Situation der THC eingehender informieren möchte, kann den Jahresbericht beim Sekretariat anfordern oder ihn im Internet unter finden. Franz Annen Symposion-Teilnehmer/ innen 23

26 Ein Glaube eine Taufe getrennt beim Abendmahl? Statement aus der Sicht römisch-katholischer Theologie beim Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin Prof. Dr. Eva-Maria Faber Theologische Hochschule Chur 1. Zwei grundsätzliche Vorbemerkungen Für römisch-katholische Christen ist die Frage nach den Möglichkeiten von Eu - charistiegemeinschaft und eucharistischer Gastfreundschaft im ökumenischen Miteinander unbequem. Es scheint hier ein einseitiges Gefälle zu geben. Die römischkatholische Kirche schätzt die derzeitigen Möglichkeiten eucharistischer Gemeinschaft unübersehbar sehr viel zurückhaltender ein als die reformatorischen Kirchen. Und so scheint es, als müsse sich in dieser Frage nur die römisch-katholische Seite bewegen, worauf die reformatorischen Christen schon lange warten. Demgegenüber möchte ich um die Bereitschaft bitten zu akzeptieren und zu verstehen, dass es Gründe und Anliegen hinter der offiziellen römisch-katholischen Position gibt und dass wir deswegen vor allem im Blick auf volle Abendmahlsgemeinschaft ernsthaft noch Fragen haben, Fragen auch an die evangelische Seite. Andererseits bin ich der Überzeugung, dass es auf römisch-katholischer Seite mehr Bewegung geben könnte. Man braucht katholische Anliegen nicht aufzugeben, wenn man gleichwohl andere Möglichkeiten der eucharistischen Gemeinschaft sieht, als heute offiziell gegeben sind. 2. Eucharistie als Opfer / Die reale Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie Der Grund dafür, dass Eucharistie-/ Abendmahlsgemeinschaft nach römischkatholischem Verständnis noch nicht möglich ist, liegt nicht in unterschiedlichen Verständnissen der Eucharistiefeier als Opfer. Dies jedenfalls zeigt der weitreichende Konsens in eucharistietheologischen Fragen, der in den letzten Jahrzehnten erreicht werden konnte. Auch unterschiedliche Vorstellungsweisen im Verständnis der Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl rechtfertigen es nicht mehr, die Trennung am Tisch des Herrn aufrechtzuerhalten. Dazu allerdings eine Anmerkung: Wenn uns an der Einheit liegt, sollten wir uns auf beiden Seiten mühen, unterschiedliche Akzente nicht im Vollzug so auszuprägen, dass gegenseitige Befremdung entsteht. Evangelische Christen, die in römischkatholischen Gemeinden an Wort-Gottes- Feiern mit Kommunionausteilung teilnehmen, nehmen mit Recht Anstoss, wenn der Zusammenhang der Gegenwart des Herrn in den eucharistischen Gestalten mit seiner Gegenwart im Feiergeschehen auseinandergerissen wird. Römisch-katholische Christen empfinden nach wie vor, dass evangelische, v. a. reformierte Christen einen nicht nur andersartigen, sondern für katholisches Glaubensverständnis befremdlichen Umgang mit den eucharistischen Gestalten pflegen als sie selbst. 3. Eucharistie und Amt Eucharistiegemeinschaft ist nach römisch-katholischem Verständnis noch nicht möglich, weil die Feier der Eucharistie an das ordinierte Amt gebunden ist, welches durch bischöfliche Handauflegung und Gebet übertragen wird. Hier sind zwei Punkte zu unterscheiden: Die Bindung des Eucharistievorsitzes an das ordinierte Amt und das Verständnis des gegliederten Amtes und seiner Apostolizität. 24

27 25 Unter den Linden a) Die Bindung des Eucharistievorsitzes an das ordinierte Amt Die evangelische und katholische Kirche schätzen gemeinsam das ordinierte Amt als Zeichen dafür, «dass Gott in Christus sich von ausserhalb all dessen, was der Mensch weiss, kann und ist, den Menschen zu deren Heil zuwendet» 1. Dieses Zeichen ist gerade auch bei der Feier des Abendmahls / der Eucharistie bedeutsam. «Der Vorsitz des beauftragten kirchlichen Amtsträgers bei der Feier des Mahles bringt diese einzigartige Rolle Christi als des Herrn und Gastgebers zur Geltung. Der beauftragte Amtsträger soll der versammelten Gemeinde zeigen, dass sie selbst nicht über die Eucharistie zu verfügen hat, sondern nur im Gehorsam das nachvollzieht, was Christus der Kirche aufgetragen hat» 2. Wir sollten uns fragen, ob wir die Wertschätzung des ordinierten Amtes nicht stärker gemeinsam pflegen können. Obwohl Lutheraner und z. T. auch reformierte Christen den Sinn der Bindung des Eucharistievorsitzes an das ordinierte Amt bejahen, halten sie diese Verbindung nicht für zwingend. Hingewiesen wird auch auf reformierter Seite meist auf eine Aussage Luthers über Christen in einer Ausnahmesituation, die keinen ordinierten Amtsträger bei sich haben. Die katholische Seite kann die evangelischen Kirchen fragen, ob eine für den Notfall formulierte Aussage für die Gestaltung der regulären Praxis in Anspruch genommen werden soll. In Notfällen ist jeweils wohl manches mehr möglich, als es die Theorie sieht. Doch sollten wir das kirchliche Leben nicht von solchen Kriterien her gestalten. Ich wage diese Anfrage an die reformatorische Seite deswegen, weil ich zugleich damit eine Anfrage an die eigene Seite stellen muss. Es ist inkonsequent, die Bindung des Eucharistievorsitzes an das ordinierte Amt einzuschärfen und als gewichtiges ökumenisches Hindernis anzusehen, während wir im eigenen Bereich gemeindeleitende Vollzüge, die eigentlich ebenfalls die Ordination voraussetzen, davon ablösen und nichtordi-

28 nierten Personen übertragen. Nichtordinierte Personen übernehmen den Vorsitz in eucharistisch geprägten Gottesdiensten, in denen einzig das eucharistische Hochgebet fehlt (was an sich auch schon ein Problem ist, s.o.). Tun wir nicht ebenfalls ohne Not so, als gäbe es eine Notsituation, statt die Zulassungsbedingungen zum ordinierten Amt zu überprüfen? Die Klarheit und Konsequenz, die wir von den ökumenischen Partnern erwarten, müssen wir auch selbst aufweisen. b) Das Verständnis des gegliederten Amtes und seiner Apostolizität ist die grundsätzlichere Frage, die in unserem Zusammenhang vor allem im Blick auf die Möglichkeit gegenseitiger Anerkennung der Ämter und auf die davon abhängige Kirchengemeinschaft bedeutsam ist. Doch ist die Frage nach der Anerkennung der Ämter hier nicht unser Thema. Eingehen möchte ich aber auf den Zusammenhang von Eucharistie- und Kirchengemeinschaft. 4. Eucharistie- und Kirchengemeinschaft Die katholische Position ist kurz und knapp, sie wird im übrigen grundsätzlich auch von reformatorischer Seite geteilt: Eucharistiegemeinschaft setzt Kir chen ge mein - schaft voraus. Ich möchte das Anliegen dieser Aussage gleich noch unterstreichen, zunächst aber unter zwei Aspekten anfragen, ob sie absolut zu setzen ist. a) Wenn gesagt wird: «Das gemeinsame Mahl gehört insgesamt an das Ende und nicht an den Anfang ökumenischer Bestrebungen» 3, wird die Frage ausgeblendet, was zwischen Anfang und Ende geboten ist. Wir stehen nicht mehr am Anfang ökumenischer Bestrebungen! Darum fragen auch viele römisch-katholische Theologen, ob nicht die graduell fortschreitende Kirchengemeinschaft wachsende Formen der Eucharistiegemeinschaft ermöglicht. b) In den offiziellen Richtlinien wird betont: Die Eucharistie ist Zeichen einer schon gegebenen Einheit und nicht Mittel zum Erreichen dieser Einheit. Hier wird ausgeblendet, was sonst das Anliegen der römisch-katholischen Sakramententheologie ist: dass die Sakramente wirksame Vollzüge sind. Warum wird diese Wirksamkeit nicht im Blick auf die Eucharistie als einheitsstiftende Kraft zwischen den Kirchen beansprucht? Darf auf die gnadenhafte, sakramental vermittelte Einigung zur einen Kirche erst dann vertraut werden, wenn die Einheit durch (geistgetragenes) menschliches Bemühen erreicht worden ist? c) Das Anliegen der Bindung von Eucharistie- an Kirchengemeinschaft Trotz dieser Anfragen an die absolute Verknüpfung von Eucharistie- und Kirchengemeinschaft möchte ich das berechtigte Anliegen der Bindung von Eucharistiean Kirchengemeinschaft un ter streichen. In der Tat lassen sich Eucharistie und Kirche nicht auseinanderdividieren. Die Eucharistie ist nicht einfach ein Sakrament in der Kirche, sondern Sakrament der Kirche. Eucharistiegemeinschaft ohne Kirchengemeinschaft, ohne Gemeinschaft in anderen Bereichen bleibt unvollständig. Und das wirft in der Tat noch Fragen auf. Wir sollten der Wirkkraft der Eucharistie im Blick auf die Einheit (mehr) trauen. Dennoch dürfen wir die Eucharistie nicht zum Wundermittel machen, ohne selbst die erforderlichen, manchmal mühsamen und schmerzlichen Schritte der Umkehr zueinander zu tun. Dass uns viel an der Gemeinschaft im Herrenmahl liegt, ist richtig, doch ist sie nicht von der Gemeinschaft in anderen 26

29 27 Kirchentag Berlin Lebensvollzügen etwa Gütergemeinschaft, Gemeinschaft im diakonischen Bereich zu isolieren. Vor allem macht sich bei der Frage nach der Eucharistiegemeinschaft bemerkbar, dass wir in der Frage nach der Gestalt von Kirchengemeinschaft noch keinen Konsens erreicht haben. Wir sind uns noch nicht einig, wie konkret die Kirchengemeinschaft als Ziel der Ökumene sein soll. Dies ist auch im Blick auf vorläufige Formen der Eucharistiegemeinschaft wichtig. Ich werde nachdenklich, wenn ich wahrnehme, dass für viele evangelische, vor allem für reformierte Christen und Gemeinden, das Eigentliche schon erreicht wäre, wenn wir einander gelegentlich unproblematischer zum Abendmahl einladen könnten. Eine konkretere Einheit scheint in dieser Sicht gar nicht weiter erstrebenswert. Der römisch-katholischen Seite ist es jedoch ein wesentliches Anliegen, dass kirchliche Gemeinschaft konkret wird, Konturen hat und erkennbar ist (und dies verlangt Bekenntnisgemeinschaft und Gemeinschaft in den Ämtern). Dahinter steht nicht ein unangemessen verabsolutiertes rechtliches Denken, sondern die Frage nach dem Wesen von Kirche im Blick auf die Erfüllung ihres Auftrags in der Welt. Davon kann Eucharistiegemeinschaft nach katholischem Verständnis nicht losgelöst werden, und deswegen ist sie heute noch nicht selbstverständlich und umfassend möglich. 5. Gewährte eucharistische Gastfreundschaft gegenüber einzelnen Die römisch-katholische Position sagt: Wir können noch keine volle Eucharistiegemeinschaft eingehen, es gibt aber Ausnahmefälle, in denen einzelnen Personen eucharistische Gastfreundschaft gewährt werden kann. Die Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» von Papst Johannes Paul II. vom Gründonnerstag 2003 erinnert an die geltenden Normen, geht aber einen kleinen Schritt darüber hinaus, indem sie als Zielsetzung von Ausnahmeregelungen das

30 «schwerwiegende geistliche Bedürfnis» als Kriterium für die mögliche Zulassung zur Eucharistie nennt (Nr. 45). Es ist wünschenswert, dass sich eine Tür zu weitergehenden Regelungen öffnet. Dabei wäre es wichtig, Kriterien nicht nur von der individuellen Ausnahmesituation einzelner zu entwickeln. Die Fixierung auf Einzelfälle verstellt den Zusammenhang zwischen eucharistischer Gemeinschaft und kirchlicher Gemeinschaft und wird so dem spezifischen Anliegen katholischer Eucharistietheologie gerade nicht gerecht. Eucharistische Gastfreundschaft ist dort zulässig, wo ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis sie gebietet. Es sind mittlerweile ekklesiale geistliche Bedürfnisse und kirchliche Notsituationen, welche nach eucharistischer Gastfreundschaft fragen lassen. Die Fixierung auf Einzelfälle ist unangemessen insbesondere im Blick auf die Situation, in der am häufigsten die Frage nach der eucharistischen Gastfreundschaft aufkommt: die Situation der konfessionsverbindenden Ehen. Hier geht es um mehr als um eine Notsituation einzelner Glaubender; hier sind Menschen, die im Kleinen Kirche leben. Es sind Menschen, die in ihrem gemeinsamen Weg den Bund Gottes mit den Menschen darstellen. Darf man ihnen diese Berufung zumuten und ihnen gleichzeitig verwehren, dass sie sich in ihrer Einheit durch die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie stärken lassen? 6. Der Stachel, der nach vorn treibt Nach römisch-katholischem Verständnis gehört zur Feier der Eucharistie die Gemeinschaft mit der ganzen Kirche hinzu. Dies müsste der römisch-katholischen Kirche spürbarer ein ökumenischer Stachel sein. Denn durch die fehlende Kirchengemeinschaft mit anderen Kirchen ist die eigene Katholizität gebrochen (vgl. UR 4) und ist jede Eucharistiefeier unvollständig. In jedem Fall können wir nur in unvollkommener Weise Eucharistie feiern. Diese Einsicht muss uns drängen, nach vorn zu gehen. 1 Gemeinsame römisch-katholische evangelisch-lutherische Kommission (Hrsg.), Kirche und Rechtfer - tigung. Das Verständnis der Kirche im Licht der Rechtfertigungslehre. Paderborn/ Frankfurt 1994, Nr. 188: 95f. 2 Die Gegenwart Christi in Kirche und Welt. Schlussbericht des Dialogs zwischen Reformiertem Weltbund und dem Sekretariat für die Einheit der Christen, In: Harding Meyer (Hrsg.); Hans Jörg Urban (Hrsg.); Lukas Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. [Bd. 1:] Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene Paderborn: Bonifatius; Frankfurt/M.: Lembeck, 1983, , Nr. 75: Karl Lehmann, Einheit der Kirche und Gemeinschaft im Herrenmahl. Zur neueren ökumenischen Diskussion um Eucharistie- und Kirchengemeinschaft. In: Thomas Söding (Hrsg.), Eucharistie. Positionen katholischer Theologie. Regensburg: Pustet, 2002, , 171f. 28

31 29 Publikationen Heft 5 der «Churer Bistumsgeschichte» erschienen Vom rätischen Fürstbistum zur schweizerischen Diözese Nach dem ersten Heft, das zum 1550jährigen Churer Bistumsjubiläum veröffentlicht wurde, ist im Frühjahr 2003 das fünfte Heft der auf insgesamt fünf Bände konzipierten «Geschichte der Kirche im Bistum Chur» erschienen, die vom Strassburger Verlag Editions du Signe herausgegeben wird (ein Editionsplan findet sich auf der Innenseite des Covers). Das wiederum reich bebilderte und für eine breite Öffentlichkeit verfasste Heft behandelt unter dem Titel «Vom rätischen Fürstbistum zur schweizerischen Diözese» in neun Kapiteln die letzten 200 Jahre, mithin den Zeitraum von der Helvetik bis in die Gegenwart. Es wurde von Albert Gasser, dem früheren Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte und jetzigen Honorarprofessor an der Theologischen Hochschule Chur verfasst, der als ein Kenner der Materie gilt. Die letzten 200 Jahre sind geprägt von vielfältigen Umbrüchen und Krisen, aber auch von Neuanfängen und Aufbrüchen. Das Bistum Chur erfuhr infolge politischer Veränderungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach eine (teilweise bis heute provisorische) Umgestaltung der Bistumsgrenzen. Schwerpunkte der innerkirchlichen Entwicklung waren unter anderem das Priesterseminar St. Luzi, aus dessen Studium theologicum die Theologische Hochschule Chur hervorging, die Gründung von katholischen Schulen und Schwesterngemeinschaften, das Wachstum der Diaspora, vornehmlich in Zürich, der Modernismusstreit und die kirchliche Hochkonjunktur nach dem Zweiten Vaticanum. Ein eigenes Kapitel «Bischöfliche Profile» ist den Churer Bischöfen gewidmet. Albert Gasser schildert all dies in wie gewohnt gut lesbarer Form. Eine Vielzahl von grösstenteils farbigen Abbildungen illustriert den Text. Heft 5 der Bistumsgeschichte ist ebenso wie Heft 1 beim Verfasser dieser Zeilen (Priesterseminar St. Luzi, Stichwort Bistumsgeschichte) zum Stückpreis von CHF 16. zuzüglich Porto zu beziehen. Bei Abnahme von 50 Exemplaren eines Heftes wird ein Sonderpreis von CHF 14. pro Stück gewährt. Um Portokosten zu sparen, können die Hefte selbstverständlich auch in St. Luzi abgeholt werden. Michael Durst

32 Band 2 der Schriftenreihe der Theologischen Hochschule Chur Eva-Maria Faber (Hrsg.): Warum? Der Glaube vor dem Leiden. Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag, 2003 (Schriftenreihe der Theologischen Hochschule Chur 2). 112 S./sFr. 24. / ISBN X Warum? Der Glaube vor dem Leiden «Warum?» Dieser Menschheitsfrage, die sich angesichts des Leidens erhebt, ging im Frühsommer 2002 eine öffentliche Vorlesungsreihe an der Theologische Hochschule Chur nach. Die Vorträge dieser Reihe sind als zweiter Band der «Schriftenreihe der Theologischen Hochschule Chur» veröffentlicht worden. Ein Beitrag von Christoph Gellner, Lehrbeauftragter für Theologie und Literatur, Christentum und Weltreligionen an der Universität Luzern, widmet sich der Leid-, Schmerz- und Katastrophenempfindlichkeit im Raum der Literatur. An fünf Texten aus zwei Jahrhunderten zeigt Gellner exemplarisch, wie die Dichter sich das Fragen nicht verbieten lassen. Der Churer Professor für Alttestamentliche Wissenschaften Michael Fieger zeigt auf, wie die biblische Gestalt des Ijob nicht nur der Dulder ist, als den ihn die Rahmenerzählung beschreibt, sondern auch der Rebell, der sich nicht mit den traditionellen Antworten auf die Leidfrage abspeisen lässt. Auch Johannes Brantschen OP, emeritierter Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg, erhebt in seinem Beitrag nicht den Anspruch, schlechthin Antworten vorzulegen. Wichtiger sind ihm in einer alpinen Metapher gesprochen die «Griffe», wie sie auf einer Bergwanderung notwendig sind. Woran kann man sich im Leiden festhalten? Die Warum-Frage ist und bleibt eine existentielle Frage. Dies wird insbesondere in den Ausführungen des Luzerner Bibelwissenschaftlers Walter Bühlmann, Lehr- und Forschungsbeauftragter für Bibelwissenschaft und Verkündigung an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern, deutlich, der der persönlich gewendeten Warum-Frage «Warum gerade ich?» nachgeht. Leiden ist für die christliche Tradition nicht nur jene Situation, die nach dem «Warum?» fragen lässt. Martin Kopp, inzwischen Generalvikar des Bistums Chur für die Urschweiz, geht der spirituellen Tradition der Kreuzes- und Leidensnachfolge nach. In dem vorliegenden Band wurde zudem ein Beitrag zur Frage des Sprechens über Gott angesichts des Leidens von Hermann Kochanek aufgenommen. Auf eindrückliche Weise warnt er davor, nicht leichtfertig und oberflächlich von dem «lieben Gott» zu reden, ohne diese Rede mit dem Leid in der Welt zu konfrontieren. Hermann Kochanek war kurz vor seinem vorgesehenen Referat ins Spital eingeliefert worden. Ihm ist der zweite Band der Schriftenreihe der THC in dankbarer Erinnerung gewidmet. 30

33 31 Kleine Bioethik der Krankenseelsorge Was soll ich dir tun? H. Schlögel/ A.-P. Alkofer, «Was soll ich dir tun?» Kleine Bioethik der Krankenseelsorge, Stuttgart, Verlag Katholisches Bibelwerk, ISBN , 173 Seiten, SFr. In der praktisch und pastoral orientierten Reihe «Feiern mit der Bibel» haben Herbert Schlögel (Moraltheologe in Regensburg) und Andreas -P. Alkofer, der jetzt die theologische Ethik an der THC vertritt, als Band 17 eine gemeinsame Einführung in die Bio- oder Medizinethik für die Krankenseelsorge vorgelegt. Die Klinik wie der pastorale Umgang mit Kranken ist ein existenzieller Brennpunkt. Seelsorge wird mit betroffenen Biographien konfrontiert, aber zugleich immer auch mit den Fragen und Folgen moderner Medizin, die zum ethischen Urteil herausfordern. Das berührt eine Vielzahl von Personengruppen, ihre Einschätzungen, ihr Urteilen und Handeln. All das findet nicht im «luftleeren Raum» statt: Tag für Tag lesen wir neue Schlagzeilen: Klonierung, Entschlüsselung des Erbguts usw. Es herrscht eine große Verunsicherung darüber, inwieweit ein Mensch ein Mensch ist, schützenswert und nicht nur Materie. Angefragt wird das Menschenbild, die Verantwortung der Medizin, der Forschung und der Rechtsprechung. Es gilt, einen Weg zwischen Verherrlichung und Verteufelung zu finden. Die Einzelfragen sind hochkomplex, und es sind sehr viele unterschiedliche Menschen betroffen. Die Verantwortung für das Leben an seinem Beginn und seinem Ende steht zur Debatte. Die Autoren unternehmen den Versuch, die Wahrnehmung komplexer Verantwortung anzubahnen. Dabei machen die «Lektüre der Fakten», die Rahmenbedingungen und ihre Problemanzeige deutlich, dass es keine einfachen Lösungen und Handlungsanweisungen gibt. Gerade aber die Komplexität der Materie macht Orientierungsbemühungen auch aus moraltheologischer Sicht umso dringlicher. Relationalität, Bezogenheit und Dialogik sind dabei Leitmotive der Darstellung. Nicht umsonst gibt eine Frage, eine Anrede den Titel: Jesus fragt den blinden Bartimäus (Mk 10.47). Folgende Themen kommen dabei in dieser Handreichung zur Sprache: Gesundheit und Krankheit, Lebensrecht und Tötungsverbot, pränatale und prädiktive Diagnostik, Präimplantationsdiagnostik und extrakorporale Befruchtung, Organtransplantation, Patientenautonomie, Euthanasie und Suizid, Wahrheit am Krankenbett und Sterbebegleitung. Zielgruppe sind dabei alle in der Kranken- und Krankenhausseelsorge Tätigen, Ärzte/ innen, Krankenschwestern und Krankenpfleger/innen, alle an medizin - ethischen Fragen Interessierte.

34 Studierende 2003/ 2004 An der THC Studierende Anderswo Studierende Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten Hauptstudium Bühler Peter, Triesenberg FL Emmenegger Daniel, Escholzmatt Probst Sven, Zürich Reimann Tobias, Luzern Süess Marco, Gossau SG Varandas Luis, Zürich Widmer Thomas, Bonstetten ZH Wisniewski Wojciech, Polen 1. Kurs Caliezi Corinna, Chur Pesenti Davide Fribourg Calusic Zeljko, Pfäffikon Darojkovic Sr. Ivanka, St. Gallen * Füglistaller Theo, Winterthur Luntzer Willi, Buchs ZH Miklovic Peter, Zürich Nan Daniela, Rumänien * Peng-Coccia Mathilda, Flims GR Schläpfer Patrick, Jonschwil * 2. Kurs Gabathuler Domenic, Igis GR Müller Daniel Luzern Hermsdorf Arthur, Wald ZH Schelling Claudine, St. Gallen * Sigg Stephan, Rheineck * 3. Kurs Blumati Umberto, Zürich Coiro Alberto Fribourg Landwehr Axel, Müllheim D Juricic Mirjana Luzern Tomaschett Guido, Domat/ Ems Wettstein Christoph Luzern Auer Beat Benediktbeuern 4. Kurs Brun Eduard, Teufen AR * Burri Esther Luzern Loppacher Stefan, Steinen Cantero Linda Fribourg Marty Annemarie Luzern Rickenbacher Anni Fribourg Zimmermann Thomas Fribourg 5. Kurs Planzer Oskar Stans Birrer Daniel DBW Luzern Rohrer Martin, Niederrickenbach Bolthausen Ines Zürich Zgraggen-Weiss Sabine, Chur Busenhart Marianne Innsbruck Kaufmann Dieter Werner * Furrer Mirjam Jerusalem Kempf Patrick * Nuzzi Luigi Fribourg von Ostheim Martin Zürich 32

35 An der THC Studierende Anderswo Studierende Höhere Semester Kozma Csongor Fribourg Schurte René Fribourg Stäuble Peter Luzern Lizentiatskurs Falow Andreas Hungerbühler Hermann * Mauz Peter * Offor Titus * Zegarski Tomasz Jaroslaw * Weiterstudium Blattmann Janique Kairo Borer Judith Fribourg Boss Günther München Fischer Burghard W. Fribourg Gerth André München Grichting Helene Fribourg Zocchi Fischer Anita Fribourg Studium am Katechetischen Institut Luzern Böhm Sara, Affoltern a. A. Egloff Murielle, Beckenried Föhn Martin, Muotathal Kitt Oliver, Dietikon Müller Michael, Ennenda GL Ziegler Peter, Altdorf Pastoraljahr 33 Arpagaus-Bachmann Edith Auf der Maur Armando Böttcher Sebastian Burkart Mathias Deschler Isabelle Etter Mark Euskirchen Jan Hirsiger Pia Horat Matthias Jakus Jaroslaw Buochs St. Moritz Herz Jesu, Zürich-Oerlikon Glattbrugg ZH St. Anton, Zürich Maria-Lourdes, Zürich St. Marien, Winterthur Liebfrauen, Zürich St. Peter und Paul, Winterthur Herz Jesu, Zürich-Oerlikon

36 Rauchenstein Erika Rüttimann Bruno Schumacher-Bauer Monika Slaby Marek Toillier Mauro Luis Siebnen SZ Pfäffikon SZ Heilig Geist, Zürich Hombrechtikon Oberrieden wohnt nicht im Priesterseminar * studiert nicht für das Bistum Chur In der Statistik der Studierenden 2002/ 2003 sind noch nicht alle Neuanfänger/innen an auswärtigen Studienorten aufgeführt. 34

37 Beauftragungen und Weihen 2003 Lektorat 13. Januar 2003 Imboden-Baumgartner Hans aus Stans in Zollikon 13. Januar 2003 Westermann-Pinheiro Matthias aus St. Georgen (D) in Zürich 13. Januar 2003 Zogg-Oeschger Kurt aus Wartau SG in Zürich 13. Januar 2003 Wentink-Kuhl Markus aus Hummelo en Keppel NL in Sils Maria 22. Januar 2003 Birrer Daniel aus Schötz LU in Muotathal 22. Januar 2003 Stens Oliver aus Meschede (D) in Zürich 23. Juni 2003 Kaiser-Creola Stefan aus Zürich in Zürich 23. Juni 2003 Rupper Matthias aus Bichelsee TG in Hinwil 23. Juni 2003 Schenkel-Schwabenbauer Markus aus Dürnten ZH in Rüti-Tann 23. Juni 2003 Weimert Winfried aus Tauberbischofheim (D) in Stalden OW Akolythat 8. Dezember 2002 Auf der Maur Armando aus Unteriberg in Rom 13. Januar 2003 Imboden-Baumgartner Hans aus Stans in Zollikon 13. Januar 2003 Westermann-Pinheiro Matthias aus St. Georgen (D) in Zürich 13. Januar 2003 Zogg-Oeschger Kurt aus Wartau SG in Zürich 13. Januar 2003 Wentink-Kuhl Markus aus Hummelo en Keppel NL in Sils Maria 22. Januar 2003 Birrer Daniel aus Schötz LU in Muotathal 22. Januar 2003 Stens Oliver aus Meschede (D) in Zürich 15. September 2003 Kaiser-Creola Stefan aus Zürich in Zürich 15. September 2003 Rupper Matthias aus Bichelsee TG in Hinwil 15. September 2003 Schenkel-Schwabenbauer Markus aus Dürnten ZH in Rüti-Tann 15. September 2003 Weimert Winfried aus Tauberbischofheim (D) in Stalden OW Admissio 15. April 2003 Stens Oliver aus Meschede (D) in Zürich 5. Mai 2003 Kaiser-Creola Stefan aus Zürich in Zürich 5. Mai 2003 Rupper Matthias aus Bichelsee TG in Hinwil 5. Mai 2003 Schenkel-Schwabenbauer Markus aus Dürnten ZH in Rüti-Tann 5. Mai 2003 Weimert Winfried aus Tauberbischofheim (D) in Stalden OW 21. Mai 2003 Birrer Daniel aus Schötz LU in Muotathal 21. Mai 2003 Horat Matthias aus Schwyz in Chur 21. Mai 2003 Jakus Jaroslaw aus Polen in Chur 21. Mai 2003 Rüttimann Bruno aus Sempach in Luzern Diakonat Februar 2003 Imboden-Baumgartner Hans aus Stans in Zollikon 8. Februar 2003 Westermann-Pinheiro Matthias aus St. Georgen (D) Zürich 8. Februar 2003 Zogg-Oeschger Kurt aus Wartau SG in Zürich 9. Februar 2003 Wentink-Kuhl Markus aus Hummelo en Keppel NL in Sils Maria

38 17. Mai 2003 Camenzind Erich aus Alpnach in Stalden/ Sarnen 17. Mai 2003 Stens Oliver aus Meschede (D) in Zürich 17. Mai 2003 Weber Markus aus Zürich in Embrach und Zürich 17. Mai 2003 Zihlmann Mathias aus Schüpfheim in Wetzikon 17. Mai 2003 Zihlmann Urs aus Buochs in Rüti-Tann Priesterweihe 5. April 2003 Betschart German aus Illgau in Wädenswil 5. April 2003 Burkart Martin aus Durmersheim (D) in Männedorf 5. April 2003 Fuchs Ernst aus Willerzell in Sachseln 5. April 2003 Isenecker Stefan aus Ortenberg (D) in Lachen 5. April 2003 Krieg Daniel aus Siebnen in Goldau 5. April 2003 Pinggera Mario aus Lichtenberg I in Müstair 29. November 2003 Camenzind Erich aus Alpnach in Sarnen 29. November 2003 Stens Oliver aus Meschede (D) in Zürich 29. November 2003 Weber Markus aus Zürich in Embrach und Zürich 29. November 2003 Zihlmann Mathias aus Schüpfheim in Wetzikon Missio für Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen 21. Juni 2003 Berten Christoph, Adliswil 21. Juni 2003 Berten Melanie, Schönenberg-Hirzel 21. Juni 2003 Machill Patricia, Pfäffikon ZH 21. Juni 2003 Humbel Franziska, Flüelen 21. Juni 2003 Kaelin Audrey, Volketswil 21. Juni 2003 Notter Monika, St. Theresia Zürich 21. Juni 2003 Pfammatter David, St. Anton Zürich 21. Juni 2003 Rausch Cornelia, Regensdorf Missio als Katechet mit besonderen Aufgaben 21. Juni 2003 Osterkamp Christoph, St. Laurentius Winterthur 36

39 Priesterjubilare Jahre Abegg Anton, Pfarrer, Sarnen Ammann Viktor, Pfarrer, St-Gingolph VS Berther Giusep, Pfarrer, Sedrun Della Pietra Alfons, Pfarrer, Sachseln Gemperli Leo, Pfarrer, Basel Kathriner Paul, Kaplan, Wilen Loza Duri, Pfarrer, Salouf Schamberger Karl, Pfarrer, Seuzach 50 Jahre Hertz Anselm OP, Spiritual/Professor, Cazis Vettiger Max, Pfarrer, Tuggen Huwiler Simon OSB, Pfarrvikar, Einsiedeln Holzherr Georg OSB, Altabt/Spiritual, Seedorf Girard René, Pfarrer, Einsiedeln Bissig Alois, Pfarrer, Spiringen Boos Alois, Pfarrer, Wil SG Caminada Gion, Spitalseelsorger, Chur Crameri Carlo, Kaplan, S. Carlo Gabriel Franz Xaver, Pfarrer, Zollikerberg Gwerder Josef Maria, Pfarradministrator, Muotathal Schirmer Ferdinand, Pfarrer, Zürich von Dänikon Enrico, Pfarrer, Selma Weiss Alois, Pfarrer, Cham Wiest Walter, Pfarradministrator, Zürich Schnetzer Willi SJ, Akademikerseelsorger, Zürich Aschwanden Franz-Xaver OSB, em. Professor, Altdorf Gajáry Aladar, em. Professor, Chur 40 Jahre Orlando Gerado, Italienermissionar, Schlieren Zuber Beat, Kaplan, Kehrsiten Berther Ciril, Pfarrer, Oetwil a.d.l. Sievi Sep Fidel, Pfarrer, Rueun Fässler Bosco, Pfarrer, Rümlang Wuhrmann Carl, Pfarrer, Oberiberg Sanz Garro CMF, Spaniermissionar, Zürich Paulin Ezechiel, Pfarrer, Zizers Baiguini Giovanni Dante, Italienerseelsorger, Samedan Flühler Damasus, OFMCap., Spitalseelsorger, Stans Kopp Robert, Klosterseelsorger, Steinerberg Lazzara Francesco, Italienermissionar, Zürich Otero José, Spaniermissionar, Winterthur Schnellmann Guido, Domherr/Dekan, Steinen Gut Raimund OSB, Pfarr-Rektor, Pfäffikon Betschart Alfred, Kaplan, Widnau SG 37

40 25 Jahre Odermatt Hans ORC, Exerzitienleiter, Flüeli-Ranft Gasser Willi, Pfarrer, Giswil Specken Philipp Edgar, Pfarrer, Herrliberg Signer Walter, Pfarrer, Zürich Lombriser Clau OP, Direktor, Zürich Capparoni Bruno SC, Pfarrer, Roveredo Eberle Adriano, Italienermissionar, Horgen Bonnemain Joseph M., Spitalseelsorger, Zürich Sievers Helmut, Rocca di Papa 38

41 39 Unsere Verstorbenen Diözesanpriester Verstorben am Steiner, Paul Maranta, Reto Von Rickenbach, Paul Röthlin, Johann Bernasconi, Giacomo Rieger, Hans Schmidig, Dominik Della Pietra, Alfons Baur, Johann Halter, Josef Walter Im Dienst des Bistums Kochanek, P. Franz Hermann SDV Spirig, Paul Prof. Dr. Hermann Kochanek SVD ( ) Hermann Kochanek wurde am 7. Juli 1946 in Werl (D) geboren. Nach der Grundschule trat er 1959 in das Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg ein, wo er 1967 das Abitur machte. Die phil.-theologischen Studien absolvierte Hermann Kochanek in St. Augustin. Hier trat er dem Orden der Steyler Missionare bei wurde er zum Priester geweiht. Von spezialisierte er sich er an der Theol. Fakultät der Universität Münster im Fach Pastoraltheologie und schloss diese Studien mit der Dissertation «Theologie einer missionarischen Gemeinde» ab. Von lehrte Hermann Kochanek an der Theol. Hochschule SVD St. Augustin Pastoraltheologie, von auch am bischöflichen Studienhaus St. Lambert in Lantershofen. Gleichzeitig war er Direktor des Exerzitien- und Bildungshauses «Arnold-Janssen-Haus» in St. Augus - tin. Hier bot er vielen Suchenden kompetente Führung und hilfreiche Lebensorientierung. Ein Semester (1999/2000) war er als Gastprofessor am Regionalpriesterseminar Sheshan/ Shanghai, China, tätig. Nebst seiner Tätigkeit als Professor für Pastoraltheologie und Direktor des «Arnold-Janssen-Hauses» fand Hermann Kochanek auch Zeit zu zahlreichen Veröffentlichungen. Er ist Verfasser oder Herausgeber von zwölf Büchern, z. B. «Spurenwechsel. Die Erlebnisgesellschaft als Herausforderung für Christen und Kirche», «Religion und Glaube in der Postmoderne» und «Ich habe meine eigene Religion. Sinnsuche jenseits der Kirchen». Auf das Wintersemester 2001 übernahm er den Lehrstuhl für Pastoraltheologie und Homiletik an der Theologischen Hochschule Chur und bereitete die Gründung des Pastoralinstituts vor, dessen erster Leiter er werden sollte. Doch Hermann Kochanek war für seine neue Herausforderung, die er mit viel Tatendrang und grossen Plänen angetreten hatte, nur kurze Zeit gegönnt. Als letzte Tätigkeit hat er den Frauen und Männern des Pastoralkurses 2001/2002 Ende Mai 2002 die Exerzitien in Maria Niederrickenbach NW gehalten. Hermann Kochanek hat diese Tage tapfer durchgestanden. Aber dann waren seine Kräfte erschöpft. Er muss - te am Ende der Exerzitientage ins Kantonsspital Chur eingeliefert werden. Alle hofften auf baldige Rückkehr. Aber es ist anders gekommen. Auch die Überführung in die Universitätsklinik Köln konnte den unerbittlichen Verlauf seiner Blutkrankheit nicht mehr wenden. Mehr als ein halbes Jahr waren die Tage von Hermann Kochanek geprägt von Hoffen und Bangen. Mit Freude erlebte er noch das Erscheinen seines letzten Buches, das selbstsagend den Titel trägt: «Wozu das Leid? Wozu das Böse?» Noch im Dezember war Hermann

42 Kochanek voller Ideen für das Pastoralinstitut, aber es war nicht Gottes Wille. Hermann Kochanek musste lernen, dem Tod ins Auge zu schauen. Er starb am 24. Dezember, am Heiligabend, in den Armen seiner betagten Mutter. Der Tod war Erlösung, Erlösung aus schwerem Leid und grossem Schmerz. Hermann Kochanek durfte erfahren, was wir an Weihnachten feiern und was im Eröffnungsvers zur Messe am Heiligabend steht: «Heute sollt ihr es erfahren: Der Herr kommt, um uns zu erlösen». «Wo ist Onkel Hermann» fragte der vierjährige Neffe Moritz seinen Vater am Tag der Beerdigung von Hermann Kochanek. «Onkel Hermann ist jetzt beim lieben Gott», antwortete der Vater. Da gab der kleine Moritz zur Antwort: «Dort, beim lieben Gott, wird er repariert, und der liebe Gott macht Onkel Hermann wieder ganz schön...» Josef Annen Emilio Clerici ( ) Emilio wurde am 16. Januar 1906 in Mörschwil/SG als jüngstes von 8 Kindern geboren. Seine Eltern waren Italiener aus der Provinz Como. Emilio blieb italienischer Staatsangehöriger, obwohl er sein ganzes Leben in der Schweiz verbrachte. Nach der Primar- und Realschule in Mörschwil wollte Emilio eigentlich Kapuziner werden. Wegen seiner Gehör- und Sprachbehinderung wurde er aber nicht angenommen. So machte er in St. Gallen die Buchbinderlehre und arbeitete dann ein paar Jahre als Gehilfe im Kurhaus «Obere Waid» in Mörschwil kam Emilio als 30 Jähriger nach Chur ins Priesterseminar St. Luzi als Hauswart, Gärtner, Heizer, Kellermeister, Kellner, Laufbursche: im wahrsten Sinne des Wortes als «Faktotum», als einer, der alles machte, was nötig war. Er besorgte den Garten und die Heizung, überwachte die elektrischen und sanitären Anlagen des Hauses, verwaltete den Weinkeller und die Schlüsselkiste, machte für die Seminaristen die Einkäufe in der Stadt, half in Office und Speisesaal, beim Putzen und Weinkeltern, wurde zu Hilfe gerufen, wenn es einen Kurzschluss gab oder ein Wasserrohr platzte, läutete die Glocken, damals noch von Hand oben im Turm, diente als Ministrant vor dem Konzil waren es täglich mehrere Messen. Emilio hat vor seinem 80. Geburtstag 1986, der gleichzeitig sein 50 jähriges Dienstjubiläum in St. Luzi war, von Hand seine Lebensgeschichte aufgeschrieben (teilweise veröffentlicht im «Sodalengruss» 1986). Sie umfasst zeitlich fast einen Drittel der ganzen Seminargeschichte (gegründet 1807). In seiner Schlichtheit ein imponierendes Zeugnis! Er gab seinen Aufzeichnungen selber den Titel «Memoiren eines Dieners von St. Luzi». Der Ausdruck «Diener» ist nicht gerade zeitgemäss. Aber es gibt keine Bezeichnung, die für Emilio besser passt. Ein Diener, das war er wirklich und von Herzen! Es waren meistens kleine, unscheinbare, aber sehr notwendige Dienste, die er im Haus erfüllte. Und es fiel ihm nicht immer leicht. Man kann es an einigen Stellen seiner Memoiren spüren. So etwa wenn er die Pflichten am Morgen beschreibt: «Sofort nach dem Läuten (oben im Turm um 5.15 Uhr) begann... das Leintuchprogramm, d.h. das Bettenmachen bei den Studenten und Professoren, jeder ungefähr dreissig Betten... Das war mir die unliebste Beschäftigung und es gab jeden Tag dieses Opfer zu bringen. Wenn möglich mussten wir die Professorenbetten vor dem Frühstück machen». Er war nicht der wehleidige Typ, der sein Leben als Opferleben bezeichnet hätte; und er erlebte es wohl auch 40

43 41 nicht so. Er machte kein Aufhebens von sich, war immer freundlich und äusserst dienstbereit. Fast immer hatte er ein freudiges Lachen im Gesicht, wenn man ihn ansprach. Aber dass es in den rund 60 Jahren Arbeit in St. Luzi oft auf die Zähne zu beissen galt, lassen seine schlichten und oft schalkhaften Aufzeichnungen ahnen. In finanzieller Hinsicht war der Lohn von Emilio, besonders in den früheren Jahren, nicht gerade gross. Aber für ihn war die Hauptsache, dass er in St. Luzi ein Daheim hatte. Vor allem die Ingenbohler Schwestern trugen viel dazu bei. Und er litt sehr darunter, als diese 1996 das Seminar verliessen. Aber auch die Professoren und Seminaristen gehörten für Emilio zur Familie. Wenn Ehemalige zu Besuch kamen, führte viele der erste Gang ins Office mit der Frage auf den Lippen: «Wo ist Emilio?» Und dann strahlten seine Augen, wie wenn eines seiner Kinder heimgekommen wäre. Er kannte fast alle noch, auch nach Jahrzehnten wurde ihm zu seinem 70. Geburtstag und 40. Dienstjubiläum der päpstliche Orden «Benemerenti» überreicht. Das war für ihn eine grosse Freude. Und an seinen runden Geburtstagen und Jubiläen, von denen er noch einige feiern konnte, trug er die Medaille jeweils stolz auf der Brust. Er hat es mehr als verdient. Emilio war ein sehr gläubiger und in ehrlicher, schlichter Weise frommer Mensch. Sein Wunsch, Kapuziner zu werden, ging zwar wegen seiner körperlichen Behinderung nicht in Erfüllung. Aber er lebte in St. Luzi das Leben eines Klosterbruders. Neben der unermüdlichen Arbeit bestimmte das Gebet sein Leben. Bei der täglichen Eucharistiefeier in der Krypta hatte er seinen festen Platz im Hintergrund. Der letzte Teil seiner Memoiren besteht vor allem in der ausführlichen Beschreibung seiner Wallfahrten. Diese wurde ihm im langen und rüstigen Alter immer wichtiger. Als er nicht mehr so streng arbeiten konnte, füllte das Gebet die entstandene Lücke. In den letzten knapp drei Jahren, die er im Johannesstift in Zizers verbrachte und als sein Augenlicht immer schlechter wurde, traf man ihn bei Be suchen oft mit dem Rosenkranz in der Hand an. So war er bereit, als er in der Nacht auf den 27. März 2003 still, wie er gelebt hatte, zu seinem Schöpfer heimging. Ein guter und treuer Knecht durfte in die Freude seines Herrn eingehen. Am 1. April wurde er auf dem Hoffriedhof in Chur bestattet, in Sichtweite des Priesterseminars St. Luzi, das mehr als 60 Jahre seine Heimat und der Ort seines Wirkens war. Alle, die im Laufe der vielen Jahrzehnte mit Emilio im Seminar zusammenleben durften, sind ihm dankbar für seine vielen, kleinen Dienste, für sein freundliches, manchmal etwas schalkhaftes Lächeln, vor allem aber auch für das Beispiel, das er vielen Generationen von Studierenden gab: Er lebte ihnen vor, was es heisst, Diener der Mitmenschen zu sein. Ein solches Beispiel können noch so gute Vorlesungen über den Dienstcharakter des kirchlichen Amtes nicht aufwiegen. Er war auch ein Mann des Gebetes, ohne es jemals bei einer Weihe feierlich versprochen zu haben. So hat er im Priesterseminar den angehenden Priestern und Laienseelsorgern und -seelsorgerinnen auf seine Weise vorgelebt, worauf es im kirchlichen Dienst ankommt. Prof. Dr. phil. Dominik Schmidig ( ) Franz Annen Dominik Schmidig wurde am 27. März 1936 in der «Gerbi» im Schwyzer Hinterdorf geboren. Dort wuchs er mit insgesamt fünf Geschwistern auf. Wie er selber in einem Lebenslauf zu seinem 60. Geburtstag

44 schreibt, war er offenbar nicht immer ein ganz pflegeleichtes Kind. «Immer wollte ich wissen warum? Ich konnte ständiges Vorschreiben und Ermahnen nicht verputzen. Eins aber war mir schon mit vier Jahren klar: Ich hatte Gott über alles gern. Zu beten, machte mir meist keine Mühe. Kam ich an einer Kirche vorbei, musste ich auch hinein. Mit fünf wollte ich Priester werden. Priesterlis spielen lag mir hingegen nicht; und dass die Erwachsenen immer genau wussten, was Gott von kleinen Knirpsen wollte, konnte ich nicht glauben». In Schwyz absolvierte Dominik die Primarschule und dann das Gymnasium am damaligen Kollegium Maria Hilf. Nach der Matura zog er nach Rom, wo er im Collegium Germanicum-Hungaricum den Schwyzer-Freiplatz bekommen hatte, und studierte an der Universität Gregoriana Philosophie und Theologie. Wie es damals üblich war, schloss er beide Studienrichtungen mit dem Lizentiat ab. Für seine religiöse Entwicklung wurde vor allem der Spiritual des Germanicums, P. Wilhelm Klein, «ein Wunder von Spiritual», wie er selber schreibt, ganz wichtig. Dieser habe ihm, einem bisher «katholischen Gesetzes- Gläubigen», «allmählich, unauffällig, geduldig, gelegentlich auch bestimmt, den Weg zu christlicher Freiheit, ineins mit Glauben, Hoffen, Lieben» gewiesen. Am 7. Oktober 1962, vier Tage vor dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils, wurde Dominik Schmidig in Rom zum Priester geweiht. Ein Jahr später begann er mit seinem Doktorat über Johann Gottlieb Fichtes «Anweisung zum seligen Leben». Die Begegnung mit diesem Philosophen und vor allem auch das einjährige Stu-dium bei Professor Reinhard Lauth, der das Fichte-Institut an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München leitete, bedeuteten einen tiefen Einschnitt in Dominiks Leben. Sein Denken bekam nach dem eher scholastisch ausgerichteten Studium in Rom ganz neue Perspektiven und Dimensionen, mit denen er sich gründlich und engagiert auseinander setzte. Nach Abschluss seines Doktorates und eines Jahres als Vikar in Wald/ZH kam Dominik Schmidig 1966 als Professor der Philosophie an die Theologische Hochschule Chur. Das war zunächst harte Arbeit. Er schreibt: «Ach, hatte ich noch viel zu lernen! Zunächst, nun konnte ich ja selber die hochinteressanten Vorlesungen halten, die man als Student so nebenbei erwartet... Also, das hiess arbeiten! Das Letzte geben!!» Was er sehr schätzte, war das Zusammensein und die täglichen Gespräche mit den Kollegen, aber «auch die vielen ungezwungenen Kontakte mit den Studierenden, mit denen man im Seminar unter einem Dache lebte». An den Wochenenden ging er meist auf Aushilfe in Pfarreien im Bündnerland oder anderswo im Bistum Chur erhielt Dominik als Nachfolger von Prof. Röösli den Ruf an die Theologische Fakultät in Luzern. Dort war er bis zu seiner Emeritierung Professor für Philo - sophie, sehr geschätzt sowohl von seinen Kollegen wie von den Studierenden. Für die Amtszeit wurde er zum Rektor gewählt. In Luzern musste er erstmals in seinem Leben einen eigenen Haushalt gründen. «Ich wurde von einem geistlichen Quasi-Konventualen zu einem Welt -Geistlichen. Und das machte mir auch sehr viel Freude», schreibt er in seinem Lebenslauf. In Luzern habe er sich all die Jahre sehr wohl gefühlt. Anfangs der 80er Jahre machten sich schwere gesundheitliche Probleme bemerkbar, die im Oktober 1984 eine Herz - klappen-operation notwendig machten. Er schreibt selber, dass er nachher nie mehr der Alte war. Einige Jahre konnte er aber wieder mehr oder weniger ungehindert seinen Pflichten als Professor nachkommen. Im Laufe der 90er Jahre wurde das aber immer schwieriger und belastender, so dass er sich 1997 frühzeitig emeritieren lassen musste. Die letzten Jahre brachten viel körperliches und psychisches Leiden mit sich. Aber das lange Leiden brachte ihm auch die letzte Reifung als Mensch und als Glaubender. Die folgenden eindrücklichen Zeilen sind die letzten Worte seines selbst geschriebenen Lebenslaufs: «Die seligste Zeit bisher aber habe ich erlebt, als ich gesundheitlich hundsmiserabel dran war, und wegen unendlicher Schwäche kaum das Bett verlassen konnte. Dafür war ich tage- und 42

45 nächtelang in Gedanken ums Endgültige versunken, immer wieder über Leben und Sterben meditierend, immer wieder das innere Gespräch mit Gott suchend. So was hatte ich vorher noch nie erlebt. Und plötzlich stellte sich einmal ein eigenartiges Gefühl ein: Alles Beengende begann von mir abzufallen, verlor jegliche Bedeutung: Ich fühlte mich frei und freier, und angenommen in einem von unendlicher Güte. War das der Himmel, was mich da berührt hatte? Die Frage lässt mich nicht los. Ich setze hier den Schlusspunkt». Inzwischen hat Gott selbst den Schluss - punkt unter das irdische Leben von Dominik Schmidig gesetzt. Zur immer grösseren Schwäche wegen des kranken Herzens kam am 22. April 2003 noch ein Unfall. Ein Armbruch konnte nicht mehr operiert werden. So wurde er nach Oberarth ins Altersund Pflegeheim «Frohsinn» verlegt, wo er am 6. Juni in der Morgenfrühe friedlich einschlafen durfte. Am 11. Juni fand in seinem Heimatort Schwyz die Beerdigung statt. Dominik Schmidig war Philosoph von Beruf und er war es von ganzem Herzen im besten Sinne des Wortes. Er hat zeit seines Lebens die Wahrheit gesucht. So habe ich ihn in gesunden Tagen erlebt: grübelnd, in hartnäckigem Gespräch, mit kritischem Geist und bohrenden Fragen. Er hat die Wahrheit gesucht bei grossen Geistern der Vergangenheit und der Gegenwart, aber auch im Gespräch mit einfachen Leuten, oft nächtelang. Obwohl die Wege seines Denkens in erster Linie die Wege der Philosophie, weniger der Theologie waren, blieb er im Glauben zutiefst beheimatet, einem Glauben, der im Vergleich zu seinem differenzierten Denken oft ganz schlicht und einfach, aber echt und persönlich war. psychotherapeutische Praxis. Er ist u. a. auch Gründer des Heilpädagogischen Dienstes Graubünden war er Lehrbeauftragter für pädagogische Psycho - logie und Tiefenpsychologie an der THC. Nachdem ihn 1998 ein Hirnschlag ereilt hatte, verstarb er am 6. Juni 2003 in Zizers an einer Krebserkrankung. Dr. theol. Paul Spirig, geb. am 27. März 1913 in St. Gallen-Bruggen, war Domvikar in St. Gallen, dann Pfarrer in Schwende- Weissbad, St. Othmar in St. Gallen und schliesslich in Sils-Maria, später Spiritual im Altersheim Gerbe in Einsiedeln. Nach dem Konzil machte er sich als grosser Förderer der bibelpastoralen Arbeit in der Deutschschweiz einen Namen war er Dozent für Altes Testament an der THC, besonders für den Dritten Bildungsweg. Nachdem er nur ein Jahr in Sarnen/Wilen im Ruhestand war, starb er nach kurzer Krankheit am 27. Juni 2003 im Alter von mehr als 90 Jahren. Beiden verstorbenen ehemaligen Mitgliedern des Lehrkörpers ist die THC dankbar für ihre engagierte und kompetente Mitarbeit und hält sie in ehrendem Andenken. Franz Annen Franz Annen Zwei verstorbene Dozenten der THC 43 Jörg Grond, geb. am 22. April 1941 in Müstair, war Diplompsychologe, Psychotherapeut und Heilpädagoge. Er war längere Zeit Leiter des Heilpädagogischen Instituts in Zürich und führte in Zizers eine

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47 Arbeiten zum Studienabschluss Matthias Horat Die Hochzeit zu Kana. Ein exegetischer Beitrag zum Verständnis von Joh 2,1 11 in der Auslegung der Kirchenväter und heute Diplomarbeit an der Theologischen Hochschule Chur Moderator: Prof. Dr. Franz Annen Wie man dem Titel meiner Diplomarbeit entnehmen kann, ging es mir in dieser Facharbeit u.a. darum, die Stimme der Alten Kirche in der Bibelex egese hörbar zu machen. Die Inspiration zu diesem Thema ist dem persönlichen Anliegen erwachsen, die Heilige Schrift wieder vermehrt «im Geist» zu lesen, so wie es eben schon die Kirchenväter getan haben. In einem ersten Hauptteil versuchte ich, die Hochzeit zu Kana in der Perspektive der heutigen historisch-kritischen Methode zu beleuchten (synchrone und diachrone Methodenschritte). Der zweite Hauptteil widmete sich der Auslegung der Kirchenväter und ihrer allegorischen Methode. Dabei konzentrierte ich mich speziell auf den ältesten christlichen Johanneskommentar des Origenes (um n. Chr.) als auch auf Augustins Predigten zum Johannesevangelium. Es war ein Anliegen der Kirchenväter, immer wieder nach dem geistlichen Sinn im Wort zu forschen. Um die innere Dimension der Heiligen Schrift zu erklären, gebrauchen die Väter gern die Idee des «Mysteriums», das in den biblischen Berichten enthalten ist. Diesen Sinn, der über den Buchstaben «hinausgeht», nennen sie gewöhnlich «Allegorie» (von allos und agoreuein: noch etwas anderes sagen). Und so sagt Origenes in seinem Traktat «De principiis»: «Die Schriften sind unter dem Wirken des Geistes Gottes geschrieben worden; und sie haben ausser ihrem offenkundigen Sinn einen gewissen anderen Sinn, der den meisten entgeht. Denn das, was darin geschrieben steht, ist gleichzeitig die Ausdrucksgestalt gewisser Mysterien und das Bild der göttlichen Wirklichkeit» (De princ., I, Praef. 8). In einem dritten Hauptteil ging es schliesslich um die Frage, welchen Beitrag die Väterexegese zu der heutigen historischkritischen Auslegung von Joh 2,1 11 bieten könnte oder inwiefern sie eben auch nichts beitragen kann. Am letzteren Punkt anknüpfend kann man zusammenfassend sagen, dass die historisch-kritische Exegese eine wichtige und fruchtbare Arbeit ist, die auf ihrem Feld durch nichts anderes ersetzt werden kann. Sie versteht sich als eine glaubensbezogene und zugleich geschichtlich bedingte Methode der Bibelauslegung. Andererseits sind ihre immanenten Grenzen und Probleme, vor allem die Gefahr ihres Missbrauchs, nicht zu verkennen. Sie zeigen sich besonders, wenn sie die Grundtendenz der biblischen Zeugnisse aus dem Blick verliert. Die biblischen Texte weisen über sich hinaus, weil in ihnen die lebendige Gestalt dessen bezeugt ist, der im Auftrag Gottes das Heil für alle gewirkt hat und aufgrund seiner Auferweckung im Heiligen Geist gegenwärtig ist. Doch trotz ihrer Probleme bleibt die historisch-kritische Methode ein notwendiger Zugang. Sie hilft, das urchristliche Zeugnis in seiner Vielfalt zu begreifen und seinen Reichtum zu entdecken. Dagegen lautet der Vorwurf der historischkritischen Exegese an die Adresse der Väter - exegese, sie sei nicht «wissenschaftlich». Dies ist bestimmt ein berechtigter Vorwurf. Oft sind die Kirchenväter in der Bilddeutung willkürlich. Man muss sich aber bewusst sein, dass es den Vätern nicht allein auf das Faktum ankommt, sondern auf den Sinn des Faktums. Während bei den Vätern die Auslegung noch vielmehr von ihrem emotionalen Leben gesteuert wird, sucht der Historizismus die ganze christliche Wahrheit auf das nachweisbare geschichtliche Faktum einzuengen. Dennoch hat mich die üppige Bildersprache der Kirchenväter begeistert. Ich glaube sogar, die Väterexegese kann eine echte Bereicherung für die historisch-kritische Exegese sein. Um nur zwei Gründe zu nennen: 1. Die Väterexegese zeichnet sich durch eine vielfältige Symbolsprache aus. Sie ruft beim Leser Emotionen und Gefühle hervor. Und so frage ich mich: Mangelt es unserer heutigen nüchternen Theologensprache nicht oft an Bildern? Sehnt sich der Mensch nicht zutiefst nach einer religiösen Symbolsprache? 2. Die patristische Exegese und ihre geist - liche Schriftauslegung können auch eine Bereicherung für den Prediger sein. Freilich bleibt es für den Prediger ein hoher Anspruch, in der Verkündigung Gottes Wort wirklich präsent werden zu lassen. Trotzdem gehört es zu unserer Auf -

48 gabe, eingedenk der Inspiration der Heiligen Schrift, die Aussageabsicht des Verfassers zu erheben. Zumindest sind wir dazu eingeladen, wieder an die «patristische Weise» anzuknüpfen in dem Sinn, dass wir nach dem Geist im Buchstaben forschen. Jedenfalls ist uns die goldene Regel dafür schon von Jesus von Nazareth selbst gegeben worden: «Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben» (Joh 6,63). Martin von Ostheim Künstliche Intelligenz James H. Fetzer gegen Jerry Fodor Lizentiatsarbeit in Philosophie an der Universität Innsbruck Moderator: Prof. Dr. Josef Quitterer Künstliche Intelligenz ist heute ein Schlagwort, welches auch Auswirkungen auf die Philosophy of Mind hat. In dieser alles andere als leichten Arbeit behandle ich eine ganz neu in Amerika erschienene Publikation von James H. Fetzer gegen den prominentesten Vertreter des Computermodells des Geistes, Jerry Fodor. Eigentlich war eine Darstellung geplant, auf welche Weise Fetzer Fodor widerlegt, weil heute praktisch niemand mehr Jerry Fodor recht gibt. Im Verlauf der Arbeit hat sich allerdings gezeigt, dass Fetzer einige Schwachstellen besitzt und in seiner Publikation J. Fodor eigentlich nicht widerlegt. Hypothese der Künstlichen Intelligenz Allen Newell und Herbert A. Simon haben 1976 ihre sogenannte Symbolsystemhypothese veröffentlicht. Darin beschreiben sie ein System (Physical Symbol System), welches nur aufgrund von Symbolverarbeitung funktioniert. Diesem System schreiben sie zu, es besitze die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für allgemeine intelligente Handlungen. Das Leib-Seele-Problem Das Leib-Seele-Problem wurde in der Philosophiegeschichte vielfach angegangen. So gibt es dualistische Lösungen, welche zwei grundlegend verschiedene Entitäten (geistige-mentale und physische) annehmen, und monistische, welche nur eine annehmen. Dualistische Lösungen sehen sich mit dem Problem der mentalen Verursachung (mental causation) konfrontiert: wie kann das Mentale physikalisch wirksam werden (vgl. z.b. Descartes). Dieses Problem tritt natürlich in monistischen Lösungen nicht auf. Es gibt verschiedene monistische Zugänge: der reduk - tive Materialismus (Naturalismus) führt das Mentale auf Körperliches zurück: Alles, was wir denken, fühlen etc. besteht eigentlich nur aus Gehirnzuständen. Der eliminative Material ismus hingegen postuliert eine Elimination des Men - talen: Was es gibt, ist nur das Physikalische. Dahinter steht ein Konflikt zwischen der wissenschaftlichen Erklärung und der alltäglichen Erklärung (die sogenannte Alltagspsychologie) bestimmter Phänomene. Language of thought Jerry Fodors Lösung geht nicht von der wissenschaftlichen Erklärung unseres Denkens und Handelns aus, sondern von der Alltagspsychologie. Mentale Repräsentationen sind propositionaler Art. Diese Propositionen befinden sich in Form von sprachlichen Sätzen in verschiedenen Speichern unseres Gehirns. Besitze ich die Überzeugung, dass auf dem Tisch eine Tafel Schokolade liegt (was ja etwas Mentales ist), so befindet sich in meinem Überzeugungsspeicher die Proposition: Auf dem Tisch liegt eine Tafel Schokolade. Kognitive Zustände von Individuen bestehen aus Relationen zwischen dem Individuum selbst und Ausdrücken eines inneren Systems strukturierter Symbole. Kognitive Prozesse erscheinen als kausale Abfolgen komplexer Ausdrücke einer angeborenen Sprache des Denkens, der language of thought. Für ihn sind mentale Prozesse formal, d.h. nicht-semantisch. Der Geist ist nach Fodor eine syntaktische und semantische Maschine, welche aufgrund von Symbolverarbeitung funktioniert, wobei semantische Fakten syntaktisch codiert sind. Dies bedeutet, dass intelligente Systeme symbolverarbeitende Maschinen sind wobei mit Symbol in erster Linie Zeichen gemeint sind. Mit dieser Auffassung sind wir wieder bei der Symbol - system-hypothese von Newell und Simon angekommen. 46

49 47 Why Minds are not Machines James H. Fetzer (University of Minnesota) versucht in seiner Publikation Computers and Cognition: Why Minds are not Machines (2001) zu zeigen, dass der Geist eben keine Maschine im oben beschriebenen Sinne ist. Ausgehend von der Symboltheorie von C.S. Peirce entwickelt er seine eigene Theorie. Er stellt entgegen Newell/ Simon die Hypothese auf, dass nicht Physical Symbol Systems, sondern sogenannte Semiotic Systems notwendige und hinreichende Bedingungen für intelligente Handlungen darstellen. Diese Systeme beruhen ebenfalls auf Symbolverarbeitung, allerdings werden symbols, icons und indices im Sinne von Peirce verwendet. Der Unterschied zwischen Symbolen im Sinne von Newell/ Simon und Peirce besteht darin, dass die Peirceschen Symbole aus einer triadischen Beziehung zwischen Zeichen, dem, für das sie stehen, und den Zeichenbenutzern besteht, während Newell/ Siomons Symbolbegriff diese Beziehung nicht besitzt. Diese grounding relationship zwischen Input und Output ist bei Computern nicht vorhanden und folglich, so Fetzer, können Computer zwar Intelligenz simulieren, nie aber realisieren. Ich zeige in meiner Arbeit auf, dass Fetzers Argumentation Fodor überhaupt nicht trifft. Mentale Algorithmen In einem weiteren Argument geht Fetzer davon aus, dass wäre der Geist ein Computer es mentale Algorithmen geben müsste. Dies ist aber aus verschiedenen Gründen recht zweifelhaft. Allerdings spricht Fodor selber nie von mentalen Algorithmen, sein Computermodell setzt nicht an der algorithmischen Ebene an, folglich trifft dieses Argument Fodor überhaupt nicht. Pragmatische Differenz Mit der pragmatischen Differenz meint Fetzer, dass Computer und Menschen genau dann gleich wären, wenn sie Subjekt zu den gleichen Bereichen von Faktoren wären, was aber nicht der Fall ist: Menschen zeigen sich als motive-belief-ethics-ability-capability-and-opportunity types of systems in comparison with other kinds of systems including digital machines. Dies mag ein Argument gegen Newell/ Simon sein, nicht aber gegen Fodor. Janique Catherine Blattmann Das christliche Missionsverständnis. Ein Vergleich zwischen freikirchlich-evangelikaler und römisch-katholischer Sicht. Diplomarbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Moderator: Prof. Dr. Silvia Hell In der vorliegenden Arbeit wurde das theologische Verständnis von Mission als Ausgangspunkt genommen für eine Auseinandersetzung mit evangelikaler Theologie, die nicht nur in freikirchlichen Kreisen, sondern auch im Rahmen der reformierten Landeskirchen anzutreffen ist. Mission kann als ein Zentralbegriff und Angelpunkt evangelikalen Denkens bezeichnet werden. Eine Beschäftigung mit diesem Thema ermöglicht es daher, in den Kern evangelikalen Denkens vorzustossen. Und gerade im missionarischen Handeln ergeben sich gemeinsame Felder wie auch nicht zu unterschätzende Konfliktpotenziale. Evangelikale Missiologie wird am ehesten fassbar in den Dokumenten der World Evangelical Alliance und der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation. Katholischerseits wurde auf die Missionstexte vom Zweiten Vatikanum an Bezug genommen (Ad gentes, Evangelii Nuntiandi, Redemptoris Missio). Ein erster offizieller Dialogprozess fand statt unter dem Titel Evangelical Roman-Catholic Dialogue on Mission, neuere, in den 90er Jahren verfasste gemeinsame Dokumente stammen aus den USA. Nach einer Darstellung des evangelikalen und des katholischen Selbstverständnisses von Mission wurden die beiden Positionen sowohl auf gemeinsame Anliegen als auch auf tiefgreifende Unterschiede hin untersucht. Letztere liegen in fundamental differierenden theologischen Grundoptionen, die eine unterschiedliche Rezeption z.t. ähnlich lautender Missionstexte erklären. Die evangelikale und die katholische Theo - logie erkennen gemeinsam, dass Mission eine grundlegende, unaufgebbare Dynamik der christlichen Gemeinschaft ist. Sie stimmen überein bezüglich der Wichtigkeit der Bezeugung des Heilsplans Gottes für die Menschen, der trinitarischen Wurzeln missionarischen Handelns und

50 der Zentralität des Mysteriums Christi. Die Einzigartigkeit und Universalität des Heilswerks Jesu Christi steht in beiden Theologien im Vordergrund. Darin, wie das Verhältnis zwischen Einzig - artigkeit und Universalität aufgefasst wird, sind jedoch bedeutsame Unterschiede festzustellen. Während Evangelikale das Heil Jesu Christi in einem ausschliesslichen Sinn verstehen, um seine Einmaligkeit zu wahren, sind Katholiken der Überzeugung, dass die Einmaligkeit und Fülle des christlichen Heils sich gerade darin zeigt, dass es in Beziehung steht mit anderen Wirklichkeiten und wirklich alle Menschen erreicht. Einem soteriologischen Exklusivismus steht folglich eine inklusivistische Lehre vom christlichen Heil gegenüber. Daher liegen die grössten Unterschiede zwischen dem evangelikalen und dem katholischen Missionsverständnis in einer unterschiedlichen Bewertung des Wahrheitsund Heilsgehaltes anderer Religionen. In diesem Punkt handelt es sich nicht nur um unterschiedliche Akzentsetzungen, sondern um kontradiktorische Positionen. Diese sind begründet in einem unterschiedlichen christologischen Ansatz, der auf evangelikaler Seite stärker staurologisch und auf katholischer Seite stärker inkarnationstheologisch geprägt ist. In der Pneumatologie betont die katholische Theologie vor allem das universale Wirken des Heiligen Geistes. Ausschlaggebend für die tiefgreifenden Differenzen ist vor allem eine ganz andere Anthropologie. Wegen ihrer Betonung der paulinisch-augustinisch-lutherischen Tradition ist für die Evangelikalen die völlige Verdorbenheit des Menschen und seine Verlorenheit ohne Christus, den Erlöser, zentral. Mit der Betonung der reformatorischen soli wird jegliche menschliche Mitwirkung am Heil ausgeschlossen. Während für evangelikale Christen die explizite Verkündigung, die zur Bekehrung zu Christus aufruft, ganz eindeutig den Vorrang hat, vertritt die katholische Missiologie eine Sicht, in der der Einsatz für das ganzheitliche Heil und die Befreiung des Menschen eine integrale und unaufgebbare Dimension der Mission ist und nicht nur deren vom Evangelium her geforderte Begleiterscheinung. Die evangelikale Theologie vertritt einen stark auf das Individuum zentrierten Ansatz, während die katholische Theologie eine stärker gemeinschaftliche und ekklesiologische Ausrichtung hat. Für die Evangelikalen ist die alles entscheidende Frage die nach der Beziehung des einzelnen Menschen zu Christus. In der katholischen Theologie steht vor allem die Beziehung des Menschen zur Kirche, d.h. zum Leib Christi bzw. zur eschatologischen ecclesia universalis, im Vordergrund. Dabei wird der Blick nicht nur auf nichtchristliche Individuen, sondern vor allem auf Völker, Kulturen und Religionen gerichtet. Die integrative katholische Sicht, die in einem inkarnatorischen und sakramentalen Denken wurzelt, steht der abgrenzenden Sicht der evangelikalen Theologie gegenüber: Evangelikale haben eine dramatische, manchmal dualistische Weltsicht, wäh - rend Katholiken vor allem die Einheit aller Menschen in ihrer Berufung zum Leben mit Gott hervorheben. All diese Differenzen hängen zusammen mit einem unterschiedlichen Umgang mit der Bibel: Für Evangelikale ist die Schrift die einzige Autorität für die Bestimmung des Missionsauftrages, den zu erfüllen sich jeder evangelikale Christ berufen fühlt. Eine Auseinandersetzung mit der evangelikalen Missionstheologie kann für Katholiken bereichernd sein, insofern sie eine Herausforderung darstellt, die Theologie stärker von der Schrift her durchzudenken und die innere Ko - härenz der katholischen Missionstheologie klar herauszustellen. Der Evangelikalismus macht uns die missionarische Dimension als konstitutiv für die christliche Existenz stärker bewusst. Katholiken können von den Evangelikalen lernen, die Einzigartigkeit der biblischen Botschaft und ihre Dramatik vermehrt zu entdecken. Eine Beschäftigung mit evangelikalen Positionen schärft unseren Blick für eine wachsame, kritische Deutung unserer Zeit, der Weltanschauungen und Religionen. Die katholische Theologie darf jedoch nie die grössere Weite aus dem Blick verlieren. Sie wird immer die gemeinschaftliche und kirchliche Dimension christlichen Lebens betonen: Die Kirche ist Sakrament des Heils und der Einheit für alle Menschen. Ein stärkeres Schöpfen aus der Heiligen Schrift darf nicht auf einen biblizistischen Fundamentalismus hinauslaufen, da ein solcher der Art der Offenbarung des christlichen Gottes unangemessen ist. Vor einer vorschnellen pauschalen Verurteilung anderer Weltanschauungen, die unfähig macht zum ein- 48

51 49 fühlsamen Verstehen des Anderen und ihm von vornherein die eigenen Deutungskategorien aufdrängt, muss gewarnt werden. Gegen über einer scharfen Scheidung verschiedener Bereiche werden Katholiken immer die unauflösbare Zusammengehörigkeit und gegenseitige Zuordnung von Welt- und Heilsgeschichte betonen. Nur wenn wir den Menschen in all seinen Dimensionen wahrnehmen, können wir Christi Heil in seiner ganzen Fülle bezeugen. Jaroslaw Jan Jakus Das Gewissen in der Enzyklika Veritatis Splendor von Papst Johannes Paul II. Diplomarbeit an der Theologischen Hochschule Chur Moderator: Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann Ein Grund, weshalb ich dieses Thema gewählt habe, war mein persönliches Interesse an der Problematik des Gewissens. Ich habe darüber schon oft nachgedacht und finde diese Thematik sowohl für mich als Menschen wie auch im Hinblick auf meinen späteren pastoralen Dienst sehr wichtig. Ich darf dazu vielleicht noch sagen, dass ich diese Arbeit mehr für mich als für ein konkretes Publikum geschrieben habe. Als ich mich dazu entschlossen hatte, über das Gewissen zu schreiben, merkte ich schnell, dass dieses Thema sehr umfangreich ist, und dass ich mich einschränken muss. Da erinnerte ich mich an die Enzyklika Veritatis Splendor von Papst Johannes Paul II., die ich schon früher einmal gelesen hatte, und ich beschloss, über die Lehre vom Gewissen zu schreiben, wie sie in dieser Enzyklika dargestellt wird. Das Gewissen ist zwar nicht das eigentliche Thema der Enzyklika, denn diese nimmt vielmehr Stellung zu einigen grundlegenden Aspekten der Moraltheologie. Die Enzyklika übernimmt im Wesentlichen die Moraltheologie (insbesondere die Lehre über das Gewissen), wie sie das II. Vatikanische Konzil dargelegt hat. Sie wendet sich vor allem gegen Tendenzen der neueren Moraltheologie, die nach Ansicht des Papstes nicht mehr ganz der christlichen Tra dition entsprechen. Verschiedene, hauptsächlich deutsche Moraltheologen, haben auf diese Enzyklika geantwortet, grösstenteils mit Kritik. Meiner Meinung nach beruht der Konflikt zwischen dem Papst und den vornehmlich deutschen Moraltheologen, der nach der Veröffentlichung der Enzyklika angebrochen ist und bis heute noch anhält, auf gegenseitigen Missverständnissen und nicht zuletzt auch auf Polemik. Im Laufe der Beschäftigung mit dieser Enzyklika und der Suche, was denn darin über das Gewissen ausgesagt wird, wurde für mich deutlich, dass man das Thema Gewissen nicht für sich behandeln kann. In der Enzyklika werden vor allem die Themen «Freiheit», «Wahrheit» und «Göttliches Gesetz» behandelt. Das Gewissen wurde im Zusammenhang mit diesen zentralen Themen behandelt. So konnte auch meine Arbeit nicht ohne eine Bearbeitung der Themen «Freiheit» und «Göttliches Gesetz» bleiben. Dies erfolgte in einem ersten Kapitel, wobei ich zuerst die Ausführungen in der Enzyklika selbst dargestellt habe, dann die Kritik namhafter Moraltheologen. Der zweite Hauptteil beschäftigt sich mit dem Gewissen im Speziellen, wobei ich wiederum zuerst die Lehre in der Enzyklika selbst darstellte. Auch an diesen Ausführungen des Papstes wurde Kritik geübt, welche ich anschliessend kurz dargestellt habe. Einer der schwierigen Punkte war das Verständnis des Gewissens als «schöpferische Instanz». Der Papst wollte damit vor einem Verständnis warnen, in dem der Mensch in seinem Gewissen seine Freiheit missversteht und Prinzipien, Werte und Normen so aus sich selbst hervorbringt, dass dabei eine von Gott her sittlich vorgegebene Wahrheit ersetzt wird. Meines Erachtens kann man auch bei den Vertretern einer Moraltheologie, der dieser Sachverhalt wichtig ist (etwa einer Moraltheologie, welche die Autonomie des Menschen betont), ein berechtigtes Anliegen sehen. Sicher kann es eventuelle Fehlformen geben, doch wird sich die kirchliche Lehre auch nicht gegen ein Verständnis von Autonomie wenden, in dem der Mensch in einer konkreten Situation gewissermassen in Eigenleistung die moralischen Prinzipien und Normen anwendet. Nicht das ist für das sittliche Gewissen das Verpflichtende, was der Mensch sich selbst zum Gesetz erklärt, sondern das Gewissen ist der Ort, an dem der Mensch in seiner Ver-

52 nunft Gottes Willen als das Massgebliche erkennt und diesem aus freiem Willen zustimmt. Das bedeutet aber wiederum nicht, dass der Mensch sich nicht entscheiden muss, sondern hier geht es nur um die Ausrichtung auf Gott und seinen Willen, die nicht verloren gehen darf, wenn der Mensch zu umfassend gelingendem Leben kommen will. Kritikpunkt war neben dieser Thematik von Freiheit und Autonomie vor allem das «Göttliche Gesetz» resp. das «Naturgesetz». In meiner Arbeit habe ich die Position des Papstes dargestellt, aber auch die Kritik verschiedener Moraltheologen daran. Für den Papst hat das Naturgesetz eine wichtige Stelle inne. Direkt davon betroffen ist wie eben erwähnt die Autonomie des Menschen, denn in seinem Gewissensurteil darf der Mensch sich nicht über dieses Naturgesetz hinwegsetzen. Der Papst sieht den Grund darin, dass dieses Gesetz ein göttliches Gesetz und damit universal und unveränderlich gültig ist. Nie darf der Mensch gegen ein solches Gesetz handeln, denn sonst handelt er gegen eine Ordnung, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Hier folgt der Papst ganz der traditionellen Theologie, vor allem derjenigen des Augustinus und des Thomas. Die Kritik an den Ausführungen des Papstes geht vor allem in die Richtung, dass man heute eine differenziertere Sicht vom Begriff des Naturrechts einnehmen solle. Besonders aufgrund des grossen Zuwachses an Erkenntnissen in den Naturwissenschaften und aufgrund der immer komplexeren Lebenswelt, in die der Mensch heute gestellt ist, sei dies notwendig. Will Moraltheologie die heutigen Menschen erreichen, dann müsse sie diesen Kontext stärker berück - sichtigen, anstatt an unveränderlichen Normen festzuhalten. Muss aber auch hier ein absoluter Gegensatz gesehen werden? Ich denke nicht. Was der Papst grundlegend festhalten will, ist die Wirklichkeit eines von Gott dem Menschen eingeschriebenen sittlichen Naturgesetzes, mit dem er die gesamte Wirklichkeit wahrnimmt und im Verstand beurteilen kann. Dieses Naturgesetz ruft den Menschen auf, mit der Wirklichkeit, also der gesamten Schöpfung, so umzugehen, wie dies dem guten Willen Gottes entspricht. Geht man von einer guten Schöpfung aus (wie es christlicher Glaube ist), dann erhält die Welt nicht immer wieder neu eine sittliche Ordnung, sondern es gibt eine Ordnung, welche die Geschichte überdauert, welche sich nicht geschichtlich verändert. Der Mensch strebt danach, diese Ordnung zu erkennen, und er kann dies in seiner Vernunft. Da diese Ordnung identisch ist mit der Wahrheit und mit Gottes Willen, muss die Theologie für alle Wahrheit offen sein, die der Mensch in seinen verschiedenen Bereichen der Suche nach Wahrheit erkennt. Einige Aussagen zu moraltheologisch viel dis kutierten Themen wurden sowohl in der Enzyklika wie auch in der Kritik daran kontrovers behandelt. Das hat seinen Grund darin, dass die gegenseitigen Positionen deutlich und pointiert dargestellt wurden. Da die Enzyklika keine umfassende Lehre zu den einzelnen darin behandelten moraltheologischen Themen vorlegt, ist verständlich, dass sich hier verschiedene Moraltheologen missverstanden fühlten und bemängelten, ihr Anliegen sei nicht oder nicht differenziert genug behandelt worden. Ich habe die Hoffnung, dass sich im Laufe der Zeit die Anliegen auf beiden Seiten immer deutlicher herausstellen und sachlich behandelt werden, damit das Anliegen der Moraltheologie sich durchsetzen kann: zu einer gelingenden Lebensgestaltung zu verhelfen, zu einem «Leben in Fülle». Mauro Luis Toillier Die Jesuiten und die Guaraní Entstehung und Niedergang der Indioreduktionen in Paraguay Diplomarbeit an der Theologischen Hochschule Chur Moderator: Prof. Dr. Michael Durst Ich bin in der Nähe der paraguayischen Jesuitenreduktionen aufgewachsen, habe drei Monate bei einem Guaraní-Stamm verbracht und fünf Jahre in Paraguay gelebt, wobei ich auch die Sprache der Guaraní erlernt habe. Dies begründet mein grosses Interesse am Jesuitenstaat in Paraguay, wie die dortigen Indioreduktionen oft genannt werden. Im ersten Teil meiner Arbeit skizziere ich den historischen Kontext: die politische Einigung sowie die wirtschaftliche und verwaltungsmässige 50

53 51 Vereinheitlichung der fünf Reiche auf der Iberischen Halbinsel, die zum Königreich Spanien zusammenwuchsen; die altamerikanischen Kulturen vor 1492; die Entwicklung der Kolonisierung Lateinamerikas nach der Eroberung ab 1492 sowie die Haltung der Kirche, in deren Reihen sich nicht nur Vertreter des ausbeuterischen Encomienda-Systems, sondern auch Indioverteidiger wie die Dominikaner Antonio Montesino, Bartolomé de las Casas und Pedro de Córdoba fanden, die sich nachdrücklich für die Rechte der Indios einsetzten. Auf die Dominikaner ging die Idee der Reduktionen zum Schutz der Indios zurück, die dann erfolgreich von den Jesuiten umgesetzt wurde. Die berühmtesten Indioreduktionen wurden diejenigen der Jesuiten in Paraguay. Im zweiten Teil stelle ich die Protagonisten vor: die Guaraní-Indios, ihre Herkunft und Verbreitung, ihre Lebensweise, Gesellschaftsordnung und Religion und die Jesuiten, Entstehung und Ziel setzung des Ordens sowie dessen Aufhebung, mit der das Ende der Guaraní-Reduktionen in engem Zusammenhang steht. Der dritte Teil, der die Reduktionen der Jesuiten in Paraguay behandelt, bildet den Hauptteil. Im ersten Kapitel geht es um die Anfänge dieser Reduktionen, beginnend mit der Kolonialisierung des Rio de la Plata und den ersten Kontakten zwischen Jesuiten und Guaraní über die erste Gründung der Reduktionen zum Schutz der Indios, ihre aufgrund der Übergriffe der sklavenjagenden Paulisten notwendige Umsiedlung bis hin zur endgültigen Ausformung des Jesuitenstaates. Das zweite Kapitel ist der äusseren und inneren Organisation der Guaraní- Reduktionen gewidmet. Es wird die Zivilverwaltung, die religiöse Leitung, das Gerichtswesen, die militärische Organisation, das einheitliche äussere Erscheinungsbild wie auch die abgeschiedene Lage der Reduktionen dargestellt. Im dritten Kapitel beschreibe ich das Leben in den Reduktionen von der Kleidung, dem Spitalwesen, der schulischen Ausbildung, der beruflichen Tätigkeit über die Regelung von Besitz und Eigentum bis hin zu dem von den Jesuiten strukturierten religiösen Leben. Das vierte und letzte Kapitel schildert das Ende der paraguayischen Jesuitenreduktionen, für das der 1750 geschlossene Grenzvertrag zwischen Spanien und Portugal, der Tratado de los Límites, dem sich die Guaraní unter Führung der Jesuiten widersetzten, den Auslöser darstellte. Dieser Widerstand führte zum Guaraní-Krieg und 1767 zur Ausweisung der Jesuiten aus den spanischen Landen. Nach Vertreibung der Jesuiten aus den Reduktionen 1768 war deren Niedergang und deren Auf lösung unvermeidlich. Martin von Ostheim Pastor Bonus Das Hirtenamt des Petrus nach dem Johannesevangelium Magisterarbeit an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Moderator: Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ, Institut für Bibelwissenschaften und Fundamentaltheologie. Das Hirtenbild mit seiner Herde wurde seit Menschengedenken für die Sorge eines Gottes oder Herrschers für sein Volk verwendet. Erste schriftliche Vorkommen haben wir bereits zwischen 2500 und 2250 v. Chr. in den ägyptischen Pyramidentexten. In der Bibel zieht sich das Hirtenmotiv wie ein roter Faden von der Genesis bis zur Offenbarung durch. Folgenden Vers spricht der Gottesstreiter Jakob am Ende seines Lebens: «... der Gott, der mich geweidet hat, seitdem ich bin, bis zu diesem Tag...» (Gen 48,15). Er hat Gott als seinen Wegbegleiter durch sein ganzes Leben hindurch erkannt und seine grosse Liebe erfahren. Das Hirtenbild ist alt und zugleich neu: Trotz grosser zeitlicher Distanz kann man die starke Aussagekraft auch heute noch spüren. Deshalb verwundert es nicht, dass auch Jesus dieses Bild für sich verwendet hat. Als Christen definieren wir uns immer wieder neu durch unsere in Liebe begründete Gottesbeziehung, wir verstehen uns immer wieder neu als Teil einer vom Guten Hirten geweideten Gemeinschaft. Dieses Bild ist aber nicht einseitig oder in Form eines Machtdenkens zu verstehen: Jesus, der Gute Hirte, ist zugleich Lamm Gottes, ebenso sind Schafe zugleich Hirten (gemeinsames Priestertum aller Gläubigen).

54 Die Amtsübertragung (Joh 21,15 23) und die Hirtenrede (Joh 10,1 18) Jesus selbst, der Gute Hirte, gibt das Hirtenamt, welches er vom Vater bekommen hat, an Simon Petrus ab. Um dieses Hirtenamt geht es in meiner Arbeit. Ich habe dieses Amt und seine Darstellung im Johannesevangelium exegetisch untersucht und erklärt. Zu diesem Zweck habe ich die beiden Perikopen herausgegriffen, welche die Haupttexte zum Verständnis des Hirtenamts darstellen: Die Amtsübertragung an Petrus in Joh 21,15 23 und die Hirtenrede in Joh 10,1 18. Diesen zwei Perikopen entsprechen zwei Fragestellungen, die ich anhand verschiedener Analysen zu beantworten versucht habe. Die Arbeit beginnt mit der Perikope der Amtsübertragung an Petrus mit der Frage, was das Hirtenamt ist, das übertragen wird: Was für eine Aufgabe bekommt Petrus von Jesus übertragen? In einem zweiten Schritt versuche ich anhand der Hirtenrede das Hirtenamt zu erläutern und zu deuten mit der Frage, was das Hirte-Sein für Petrus impliziert: Wie ist das Hirtenamt zu verstehen? Was ist die neue Aufgabe, die Simon Petrus mit diesem Amt übernimmt? Weiden und hüten, lieben und gern haben Der griechische Urtext von Joh 21,15 23 lädt bereits zu ersten Untersuchungen ein. Um nach orientalischen Recht einen Vertrag ab - zuschliessen, muss man vor Zeugen dreimal den Vertragsinhalt bestätigen. Genau dies macht Jesus auch mit Petrus, allerdings mit schwer übersetzbaren griechischen Variationen, die es zu interpretieren heisst: Vers Jesus Petrus Auftrag 15 agapas philo se boske ta me (ich arnia (hüte (liebst mag Lämmer) du mich) dich) 16 agapas philo se poimaine me (ich ta probata (liebst mag (weide du mich) dich) Schafe) 17 phileis philo se boske ta me (ich probata (magst mag (hüte du mich) dich) Schafe) Eine Analyse zeigt, dass es schwer ist, einen Unterschied zwischen agapao und phileo festzustellen, ebenso zwischen bosko und poimaino. Die Wörter sind praktisch synonym. Doch die Variationen sind meines Erachtens kaum nur als Auflockerung des Textes zu verstehen, wie R. Schnackenburg meint, es schwingt immer etwas mit. Der Mensch versteht offenbar Gott nicht immer ganz, wie Petrus mit der anderen Antwort zeigt. Jesus passt sich aber den Menschen an, redet in ihrer Sprache. Das Amt ist menschliche Antwort auf die umfassende Liebe («agapao» und «phileo» ist umfassender als nur «agapao» alleine) von Jesus gegenüber Petrus und besteht in einer allumfassenden behütenden Sorge (manchmal auch mit leichtem autoritativem Engagement der Sache wegen: «poimaino» hat im Bedeutungsfeld eine leichte autoritative Nuance) für eine umfassende Gemeinde aus Jung und Alt (Lamm und Schaf ). Das Hirtenamt Mit dem petrinischen Hirtenamt ist ein universales von Gott stammendes Amt gemeint, welches von Jesus an Petrus übergeben wurde. Bereits der Begriff «Hirtenamt» legt eine Betrachtung von zwei Seiten nahe: HirtenAMT und HIRTENamt. Ich beginne, gemäss dem Aufbau der Arbeit, im Begriff von hinten. Das HirtenAMT (Joh 21,15 23) In das Amt des Hirten wurde Petrus in Form eines unbefristeten Vertrages durch seine Berufung in Joh 21 eingesetzt. Wie Jesus seine Jünger bestellte, «dass sie mit ihm seien und dass er sie aussende, zu verkünden und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben» (Mk 3,14f.), so sollen auch die Hirten mit ihm sein, in der Liebe mit ihm verbunden sein, «denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun» (Joh 15,5). Dieses mit ihm in Liebe verbunden sein, ist das erste, zählende Moment eines Hirten und auch die einzige von Jesus geforderte Bedingung. Nach Führungsqualitäten wird nicht gefragt. Der Auftrag ist umfassend: Lämmer hüten, Schafe weiden, Schafe hüten. Jesus, der Petrus vorangegangen ist, prophezeit Petrus einen gewaltsamen Tod, wie ihn auch Jesus selbst erlitten hat; doch ist dieser Tod keine notwendige Bedingung für das Hirtenamt im Allgemeinen, wohl aber für Petrus im Speziellen. 52

55 53 Die Übertragung geschieht zwar inmitten anderer Jünger, ist aber ganz privat und persönlich zwischen Jesus und Petrus. Petrus muss sich nicht darum kümmern, was andere wie z.b. der Lieblingsjünger machen, er muss nur Jesus nachfolgen. Es ist ein Amt eines lebenden Menschen inmitten von lebenden Menschen. Es kann nicht ausserhalb von Menschen (Schafen) ausgeführt werden. Amtsinhaber ist ein Einzelner und kein Gremium. Jesus selber hat das Amt von seinem Vater erhalten und überträgt es Petrus, einem Menschen. Das Hirtenamt stammt also von Gott und ist von ihm selber an einen Menschen übertragen worden. Als Mensch ist Petrus fehlbar, wie er in seinem Leben selber gezeigt hat. Doch Jesus rechnet mit der Fehlbarkeit des Menschen; es wird jedoch ein «Mehr» verlangt («liebst du mich mehr als diese», Joh 21,15): Ein Mehr an Liebe, ein Mehr an Verbundenheit mit Jesus Christus, er muss mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft geliebt werden. Mit dem Hirtenamt schwingt die Exoduserzählung mit: So wie Gott einst sein Volk Israel aus Ägypten durch die Wüste ins gelobte Land geführt hat, so soll auch Petrus das Volk Gottes führen. Mit den ihm anvertrauten Schafen ist das Amt mit Verantwortung gekoppelt. Es beinhaltet eine allumfassende Sorge, notfalls auch «autoritativ», über alle Gemeindemitglieder, jung und alt, gross und klein; somit ist es ein universales Amt. Das HIRTENamt: Der Inhalt des Amtes (Joh 10,1 18) Das Hirtenamt ist ein Amt eines Hirten. Ein Hirte macht erst Sinn, wenn er eine Herde hat: die Herde ist notwendige und hinreichende Bedingung für einen Hirten im joh. Kontext. Ferner ist «Hirte» ein Amt, das man entweder ist oder nicht ist. Man kann nicht «ein bisschen Hirte» sein. Mit der Herde von Schafen, jungen und alten, wird eine Gemeinde symbolisiert. Diese Herde gehört Jesus selber, der eine ganz besondere und nicht übertragbare Beziehung zu seinen Schafen innehat; er ist und bleibt der Oberhirte der Kirche (vgl. 1 Petr 5,4). Er ist es, der seine Schafe und Lämmer einzeln, ganz persönlich und privat beim Namen ruft, wie er auch Petrus bei seiner Berufung zum Jünger und zum Hirten beim Namen gerufen hat: «Du bist Simon, der Sohn des Johannes!» (Joh 1,42), «Simon, Sohn des Johannes!» (Joh 21, ). Den Menschen Petrus hat er mit dem Weideauftrag zum Hirten über seine Schafe bestellt. Seine Aufgabe ist es, die Herde zu sammeln, auf die Weide zu führen und ihr voranzugehen. Das Bild der Weide steht für das ewige Leben. Der Hirte Petrus hat also die Gerufenen zu einer Gemeinde zu sammeln, sie auf den Weg zum ewigen Leben zu führen und ihnen voranzugehen. Die Schafe ihrerseits hören die Stimme des Hirten, folgen ihm und kennen ihn, sein Stock und sein Stab geben ihnen Zuversicht (vgl. Ps 23,4). Dieser Weg ist ein Prozess, ein Lebensweg, auf dem viele Bedrohungen auf Schafe und Hirten zukommen: eine davon sind die Fremden, Räuber und Diebe, welche nicht durch die Türe in den Stall kommen. Ihr einziges Ziel ist Rauben, Töten und Zugrunderichten; ihnen folgt der Tod, der Zustand, der nicht zum ewigen Leben führt («mein Wille geschehe»). Schafe, die den Hirten kennen, werden vor den Bösewichten fliehen. Eine zweite Bedrohung von aussen her ist der Wolf, sowohl für Schafe wie für den Hirten: er ist die schleichende Gefahr, man merkt ihn erst, wenn es zu spät ist. Ein Tagelöhner ist einer, der nur sich selbst weidet (vgl. Ez. 34,2.10). Er kapituliert vor dem Wolf und überlässt ihm die Herde. Ihm folgt die (richtungslose) Zerstreuung; durch den Wolf werden die Menschen wie zerstreute herumirrende Schafe ohne Hirt, die es wieder zu lehren gilt (vgl. Mk 6,34). Der Tagelöhner stellt die Bedrohung von innen dar: Ihn kennen die Schafe, ihm folgen sie; doch er geht ihnen nicht voran, sondern verfolgt egoistische Ziele, weil es ihm an Liebe mangelt. Deshalb ist auch Liebe das erste und einzige Kriterium, welches Jesus für seine Hirten verlangt: Wer in ihm bleibt, in dem bleibt auch er (vgl. Joh 6,56; 15,5f.). Der Weg der Schafe führt vom Stall durch die offene Türe. Wie die Türe offen ist, so müssen auch die Menschen Gott gegenüber offen sein, sonst werden sie im Stall verharren und nie eine Weide finden. Jesus Christus sagt zweimal: «Ich bin die Türe» (Joh 10,7.9). Jeder, der durch ihn hineingeht, wird gerettet werden, ein- und ausgehen und Weide finden. Dieses durch ihn Hindurchgehen ist nicht einmalig, sondern als

56 immerwährender Wegweiser auf dem Weg zur Weide zu verstehen: Denn getrennt von ihm kann man nichts vollbringen (vgl. Joh 15,5). Das Hirtenamt nimmt einen Menschen in all seinen Bereichen in Anspruch: Entweder er ist Hirte oder er ist es nicht. Deshalb muss er auch bereit sein, notfalls sein Leben für die Schafe zu geben. Die Herde Jesu besteht nicht nur aus einer auserlesenen Anzahl Schafe; Jesus hat auch andere Schafe, die nicht in diesem Stall sind. Auch diese muss er führen. Hören sie auf seine Stimme, wird es eine Herde mit einem universalen Hirten geben. In ihm und mit ihm ist die Basileia tou Theou bereits angebrochen, er ist für unsere Sünden gestorben: Unser Herr und Gott, Jesus Christus, das Lamm Gottes. 54