" (…) einzig in ihm von uns allen war das Wort schon vollkommen Musik."Stefan Zweig in der Gedenkrede an Rainer Maria RilkeRainer Maria Rilke war der prägende Poet des ausgehenden 20. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten deutschen Lyriker überhaupt. Unerreicht sind seine eigenwilligen und faszinierend schönen Sprachbilder, in denen er das Leben als eine Erfahrung preist, die uns jeden Tag aufs Neue zum Kind werden lässt. Diese Erfahrung gelingt, wenn wir bereit sind, uns auf die beiden großen Fragen des Menschseins – die Liebe und den Tod – ganz einzulassen.Die vorliegende Anthologie versammelt in Auswahl Gedichte aus Mir zur Feier, Das Stundenbuch, Neue Gedichte, Der Neuen Gedichte anderer Teil u.a.
Englisch ÜbersetzungEnglisch
You must fail to understand life...
You must fail to understand life;
then it will turn to festival.
And let every day happen to you
accepts a gift of many blossoms.
To gather and to save them,
that doesn't occur to the child.
She loosens them gently from her hair,
in which they so gladly were tangled,
and, to youth's sweet years, holds
her hands stretched out for more.
Du musst das Leben nicht verstehen
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Bl�ten schenken l�sst.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es l�st sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und h�lt den lieben jungen Jahren
nach neuen seine H�nde hin.
(1875-1926)
Herbst ...
Herbststimmung ...
Herbsttag ...
Herbsttag ...Wintergedichte:Die hohen Tannen ...
Es gibt so wunderwei�e N�chte ...Weihnachtsgedichte:Advent ...
Vier Kerzen ...Silvestergedicht:Du musst das Leben nicht verstehen ...Sonstige Gedichte:Der Panther ...
Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht ...
Ich f�rchte mich so vor der Menschen Wort ...
Zum Einschlafen zu sagen ...
Quelle:
Fotos: www.pixelquelle.de
Aufnahme 2013
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Das Gedicht gehört zum Frühwerk des Dichters und wurde im Jahre 1899 in „Mir zur Feier“ veröffentlicht. In dieser Gedichtsammlung wendet sich Rilke zum ersten Mal systematisch einer Betrachtung der menschlichen Innenwelt zu.
Im Mai 1897 traf Rilke in München die fünfzehn Jahre ältere Literatin Lou Andreas-Salomé und verliebte sich in sie. Er änderte auch seinen Vornamen von René in Rainer, weil Andreas-Salomé den Namen für einen männlichen Schriftsteller angemessener fand. Die folgende intensive Beziehung mit der weitgereisten und verheirateten Intellektuellen dauerte bis 1900 an. Auch nach der Trennung, bis zu Rilkes Lebensende, erwies sich Lou Andreas-Salomé als seine wichtigste Freundin und Beraterin.
Rilke folgte Lou Andreas-Salomé im Herbst 1897 nach Berlin und bezog eine Wohnung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Im Herbst 1900 trennte sich Andreas-Salomé von Rilke.
Im Frühjahr heiratete er die Bildhauerin Clara Westhoff. Im Dezember 1901 wurde ihre Tochter Ruth (1901–1972) geboren. Im Sommer 1902 gab Rilke die gemeinsame Wohnung auf und zog für längere Zeit nach Paris. Siehe dazu auch sein Gedicht Herbsttag.
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Bl�ten schenken l�sst.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es l�st sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und h�lt den lieben jungen Jahren
nach neuen seine H�nde hin.
Rainer Maria Rilke, 8.1.1898, Berlin-Wilmersdorf