Rosamunde Pilcher: Das Geheimnis der Blumeninsel ganzer Film

Meist nutzen die Pilcher-Verfilmungen das beschauliche Cornwall als Schauplatz f�r romantische Dramen oder Kom�dien. „Das Geheimnis der Blumeninsel“ ist allerdings ein veritables Melodram, denn die beiden weiblichen Hauptfiguren tragen eine gro�e seelische Last: �rztin Amy (Eva-Maria Grein von Friedl) leidet schon ihr ganzes Leben lang darunter, dass sie ihrer Mutter nichts recht machen kann. Die verbitterte Maggie (Marie Theres Kroetz Relin) ist nie dar�ber hinweggekommen, dass ausgerechnet die gro�e Liebe ihres Lebens einst ihren Bruder erschossen hat. Sie hat ihr Kind in dem Glauben gro�gezogen, sein Vater sei gestorben. Tats�chlich ist Amy jedoch die Tochter dieses Mannes, und obwohl sie gl�cklich verheiratet ist, will sie keine Kinder bekommen: aus Angst, eine �hnlich schlechte Mutter zu werden wie die egozentrische Maggie. Weil ihr die Arbeit als Klinik�rztin in London zu anstrengend geworden ist, hat sie die Blumenfarm ihrer Gro�eltern auf einer Insel vor der K�ste Cornwalls �bernommen. Als Ehemann John (Christian Natter), eigentlich Literaturwissenschaftler, eine Professorenstelle an der Universit�t Plymouth erh�lt, braucht Amy einen neuen Vorarbeiter. Der �ltere Mann, der sich um den Job bewirbt, hat zwar keine Ahnung von Blumen, lernt jedoch schnell und bringt Amys Website auf den neuesten Stand. Sie fasst erstaunlich rasch Vertrauen zu dem Fremden. Obwohl sich Ian (Urs Remond) mit einer Aura der Unnahbarkeit umgibt, hat sie das Gef�hl, den Mann schon lange zu kennen.

Rosamunde Pilcher: Das Geheimnis der Blumeninsel ganzer Film

Foto: ZDF / Jon Ailes

John (Christian Natter) wei�, dass seine Frau Amy unter dem schlechten Verh�ltnis zu ihrer Mutter Maggie (Marie Theres Kroetz Relin) leidet. Er versucht zu vermitteln.

Nat�rlich ahnt das Stammpublikum des Sendeplatzes sp�testens jetzt, um wen es sich bei Ian handelt, und deshalb versucht Autorin Nicole Walter-Lingen in ihrem zweiten „Rosamunde-Pilcher“-Drehbuch gar nicht erst, seine wahre Identit�t zu verheimlichen. Das ist einerseits ein bisschen schade, bewahrt den Film andererseits aber auch vor der Peinlichkeit, am Ende mit gro�er Geste eine Wahrheit zu enth�llen, die l�ngst jeder kennt: Ian hat drei t�towierte Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger und die letzten 27 Jahre keineswegs in Dubai verbracht, wie er erz�hlt, sondern im Gef�ngnis; der erste Akt endet damit, dass die Autorin sein Geheimnis verr�t. Was bei einem Drama oder Krimi dramaturgisch vielleicht unklug w�re, entpuppt sich im Melodram sogar als Spannungsverst�rker, denn nat�rlich stellen sich nun gleich mehrere Fragen: Wie wird es Mutter und Tochter gelingen, die scheinbar un�berwindliche Kluft, die sie voneinander getrennt, zu �berwinden? Und werden sie in der Lage sein, Ian zu vergeben? Au�erdem l�sst Walter-Lingen offen, was damals wirklich passiert ist; sie deutet zwar an, dass Ian eine Schuld auf sich genommen hat, aber die ganze Wahrheit offenbart sich erst am Schluss, und sie enth�lt eine echte �berraschung.

Schon die historischen Hintergr�nde dieser Geschichte sind f�r den Sendeplatz ungew�hnlich: Ian ist Nordire und hat offenbar der IRA angeh�rt oder zumindest mit ihr sympathisiert, wie sich aus weiteren T�towierungen schlie�en l�sst. Selbst wenn dieses Thema kein zentraler Bestandteil der Handlung ist, so schwingt es doch mit; gemessen daran war die Handlung von Walter-Lingens ohnehin missratenem letzten „Pilcher“-Film („Wenn Fische l�cheln“, 2017) eine Lappalie. Die Autorin hat fr�her vor allem f�r ARD-Freitagsreihen wie „Utta Danella“ und „Lilly Sch�nauer“ geschrieben, zuletzt mit der Degeto-Kom�die „Immer �rger mit Opa Charly“ (2016) aber eine romantische Kom�die mit einem gewissen Anspruch verfasst. Mitunter scheiterten die Geschichten auch an einfallslosen Inszenierungen, eine Gefahr, die bei Marco Serafini immer droht. Der Regisseur arbeitet seit Jahren fast ausschlie�lich f�r den Sonntagssendeplatz im ZDF, was offenbar zu einer gewissen Bequemlichkeit f�hrt: weil es allemal leichter ist, die Erwartungen des Senders zu erf�llen, als den Filmen einen eigenen Stempel aufzudr�cken. Deshalb beginnt „Das Geheimnis der Blumeninsel“ mit einem entfesselten Kameraflug, deshalb gibt es viele Einstellungen von Sonne und Meer, und deshalb sorgt die Musik des �hnlich „Pilcher“-erfahrenen Komponisten Patrick M. Schmitz daf�r, dass in emotionaler Hinsicht keinerlei Fragen offen bleiben.�

Rosamunde Pilcher: Das Geheimnis der Blumeninsel ganzer Film

Foto: ZDF / Jon Ailes

Nach Jahren kehrt Ian in seinen Heimatort zur�ck. Auch um seine Tochter zu suchen.

Dass der Film dennoch sehenswert ist, und das nicht nur f�r die „Herzkino“-Zielgruppe, liegt nicht zuletzt am Ensemble. Eva-Maria Grein von Friedl verk�rpert die verschiedenen Facetten Amys allesamt glaubw�rdig. Das gilt f�r die z�rtlichen Szenen ebenso wie f�r den �rger �ber die hartherzige Mutter oder die Momente mit Ian und vor allem f�r den letzten Akt, als Amy erkennen muss, dass ihr gesamtes Leben auf einer L�ge basierte. Genauso wichtig wie die Identifikationsfigur ist die Rolle des vermeintlichen Gegenspielers. Auch in dieser Hinsicht haben die Verantwortlichen eine gute Wahl getroffen. Der Schweizer Urs Remond scheint mit seinen markanten Gesichtsz�gen und der pr�gnanten Baritonstimme geradezu pr�destiniert, einen Schurken zu spielen, was er auf diesem Sendeplatz tats�chlich auch schon mal getan hat („Rosamunde Pilcher: Gef�hrliche Brandung“, 2015), muss aber nat�rlich auch eine andere Seite andeuten, damit nachvollziehbar ist, warum Amy dem Fremden so r�ckhaltlos vertraut. Auch die weiteren Rollen sind treffend besetzt, selbst wenn Monika Baumgartners oberbayerischer Akzent in Cornwall etwas deplatziert wirkt; daf�r stolpern andere �ber das „th“ in Plymouth. Viel schlimmer ist jedoch die Musik. Wenn Maggies nicht eingeweihte Nachbarin (Elisabet Johannesdottir) unschuldig nach Amys Vater fragt, setzt Schmitz prompt ein musikalisches Ausrufezeichen; geben sich Amy und John einen Abschiedskuss, l�sst er die Geigen dahinschmelzen. Die Dialoge sorgen allerdings oftmals f�r passende Pendants. „Wo Blumen bl�hen, da l�chelt die Welt“ mag noch durchgehen, weil Ian damit f�r Amys Betrieb wirbt, und die Maxime „Es ist das Grundrecht jedes Menschen, einfach nur er selbst sein zu d�rfen“ lie�e sich zur Not mit Rosa Luxemburg rechtfertigen. S�tze wie „Du bist da zuhaus, wo dein Herz ist“ stammen jedoch aus dem Pilcher-Baukasten und geh�ren dringend auf den Index. R�hrend naiv klingt zwar auch die Botschaft des Films – Menschen sollten sich nicht hassen, nur weil der eine in London und der andere in Belfast zur Welt gekommen ist –, aber immerhin ist sie aktueller denn je. (Text-Stand: 9.11.2018)

Rosamunde Pilcher: Das Geheimnis der Blumeninsel ganzer Film

Foto: ZDF / Jon Ailes

... und erwartungsgem�� kommt es zur Ann�herung zwischen Mutter und Tochter.

Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker f�r Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelm��iges Mitglied der Jury f�r den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.

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Wo spielt Rosamunde Pilcher Das Geheimnis der Blumeninsel?

Der Rosamunde-Pilcher-Film „Das Geheimnis der Blumeninsel“ (ZDF 2018) wurde auf den Scilly Islands gedreht. Vorlage der ZDF-Verflimung ist die Kurzgeschichte von Rosamunde Pilcher „Whistle for the wind. “ Die Scilly Islands sind eine Inselgruppe von über 140 Inseln, dazu kommen über 90 Felsen hinzu.