Wortherkunft: Im 18. Jahrhundert von frz. rédacteur (= Verfasser, Schriftleiter) entlehnt; Ursprung aus lat. redactum (= in einen Zustand bringen, in eine Lage versetzen). Show Definition: Entsprechend lässt sich diese Positionsbezeichnung hierarchisch gliedern: Die Gesamtredaktion ist die Abteilung in einem Medienbetrieb, die die journalistische Arbeit erbringt, indem sie Informationen sammelt, bearbeitet und veröffentlicht. Sie wird geleitet von der Chefredaktion (auch Programmdirektion). Dazu gehört neben dem Stellvertreter der Chef vom Dienst, der die Verbindung zwischen Redaktion und anderen Abteilungen der Medienorganisation (v.a. Technik und Verlag) herstellt. Ressortleiter organisieren die jeweiligen Sachgebiete; dazu dienen auch Redaktionskonferenzen und → Newsrooms. Hinzu kommen je nach Redaktionsorganisation u.a. Ausbildungsredakteure, Leiter der Fotoredaktion oder Leiter redaktioneller Sonderausgaben. Geschichte: Zu Beginn des Dritten Reiches gab es tausende von Zeitungen und dementsprechend viele Redakteure. Die Nationalsozialisten stärkten ihre Macht, indem sie das gesamte publizistische System ihren Propagandazwecken unterwarfen (die so genannte Gleichschaltung). Publizistisch bzw. journalistisch tätig sein durfte nur, wer den Richtlinien der Reichskulturkammer bzw. des Schriftleitergesetzes entsprach. Aufgrund dieser Erfahrungen wurden in der Bundesrepublik Deutschland für die Tätigkeit des Redakteurs keine Normierungen des Zugangs und der Ausbildung gesetzlich fixiert. Deshalb ist die Bezeichnung Redakteur ebenso wie die des Journalisten nicht geschützt. Heutzutage bezeichnen sich auch diejenigen, die beispielsweise im Internet publizieren, häufig selbst als Redakteure, auch wenn sie nicht professionell ausgebildet worden sind. Forschungsstand: Davon abweichend zählt der Deutsche Journalisten-Verband für das Jahr 2012 rund 72.500 hauptberufliche Journalisten, worunter gemäß Verbandsdefinition auch PR-Journalisten und Journalistenausbilder gehören (vgl. DJV Arbeitsmarkt 2017). Die kleinste Grundgesamtheit weist die Journalismus-in-Deutschland-Studie (JouriD) aus: Demnach sind 48.000 Männer und Frauen hauptberuflich festangestellt oder als feste Pauschalisten in Medien tätig (vgl. Weischenberg u.a. 2006: 33). Aufgrund der sich wandelnden ökonomischen, politisch-rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen verändern sich die Arbeitsschwerpunkte der Redakteure seit den 1990er Jahren kontinuierlich. Der Zeitaufwand für Organisation und Produktion ist – bei gleichbleibender Gesamtarbeitszeit von etwa 45 Stunden pro Woche – im Verhältnis zu den originär journalistischen Tätigkeiten wie Recherche, Texten und Selektion gestiegen (vgl. Weischenberg u.a. 2006: 79ff. und 267): Im Vergleich zwischen 1993 und 2005 ist die durchschnittlich aufgewendete Zeit für Recherche von 140 auf 117 Minuten täglich zurückgegangen, der Aufwand für Technik (von 50 auf 84), Kontakt mit dem Publikum (von 0 auf 26) sowie Organisation und Verwaltung (von 69 auf 78) hat sich dagegen erhöht. Hinzugekommen sind eine Reihe von neuen Tätigkeiten, die wesentlich mit dem Internet zu tun haben (2005 insgesamt 122 Minuten, die Hälfte davon für die Online-Recherche). Weitere Studien zeigen, dass die redaktionelle Tätigkeit immer wirksamer von externen Einflüssen bestimmt wird: Wie die internationale Worlds of Journalism Study (2017) feststellt, werden die Einflüsse von den ökonomischen Rahmenbedingungen und den Wirtschaftsakteuren (z.B. über die → Public Relations) sowie der Politik auf die Medien als stark eingeschätzt; dies gilt ebenso für das Publikum sowie die Sozialen Medien (vgl. Hanitzsch u.a. 2016: 4f.). Der Nachrichtenredakteur ist wohl der ,Klassiker‘ im journalistischen Berufsfeld. Er ist der Gatekeeper, für den sich früh die Kommunikatorforschung interessierte (im Überblick: Engelmann 2016): Er sortierte und selektierte die Nachrichten am → Ticker nach Wichtigkeit und Verwertbarkeit. Der Redakteur tat dies nicht aufgrund persönlicher Präferenzen (wobei individuelle und psychische Voreinstellungen ihre Einflüsse haben), sondern aufgrund professioneller Kriterien (→ Nachrichtenfaktoren) und organisationsspezifischer Standards (abhängig vom Medium und vom Zielpublikum). Diese Kriterien sind erlernbar und stehen nach wie vor im Zentrum der journalistischen Qualifizierung – auch wenn die Nachrichten heute digital verarbeitet werden und die Anforderungen an technische Kompetenzen und die Fähigkeiten, mit Suchmaschinen umzugehen, wichtiger werden (vgl. Hanitzsch u.a. 2016: 5). Literatur: Arlt, Hans-Jürgen; Wolfgang Storz: Journalismus oder Animateur – ein Beruf im Umbruch. OBS-Arbeitspapier Nr. 22. Frankfurt/M. [Otto-Brenner-Stiftung] 2016. https://www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/AP22_ArltStorz.pdf (09.05.2017). Baumert, Dieter Paul: Die Entstehung des deutschen Journalismus. Eine sozialgeschichtliche Studie. Herausgegeben und eingeleitet von Walter Hömberg. Baden-Baden [Nomos] 2013 [1928]. Blöbaum, Bernd: Journalismus als soziales System. Opladen [Westdeutscher Verlag] 1994. Deutscher Journalisten-Verband (DJV) (Hrsg.): Berufsbild Journalistin – Journalist. DJV Wissen: 4. Berlin [Deutscher Journalisten-Verband] 2015. http://www.djv.de/fileadmin/user_upload/Infos_PDFs/Flyer_Broschuren/wissen4_Berufsbild.pdf (09.05.2017). Deutscher Journalisten-Verband (DJV): Tarife und Honorare. https://www.djv.de/startseite/info/beruf-betrieb/uebersicht-tarife-honorare.html (13.07.2017). Deutscher Journalistenverband (DJV): Arbeitsmarkt und Berufschancen. https://www.djv.de/startseite/info/themen-wissen/aus-und-weiterbildung/arbeitsmarkt-und-berufschancen.html (12.07.2017). Engelmann, Ines: Gatekeeping. Baden-Baden [Nomos] 2016. Hanitzsch, Thomas; Nina Steindl; Corinna Lauerer: Country Report. Journalists in Germany. München [Ludwig-Maximilians-Universität] 2016. https://epub.ub.uni-muenchen.de/28095/1/Country%20report%20Germany.pdf (09.05.2017). Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Berufe im Spiegel der Statistik. Nürnberg, o.J. http://bisds.infosys.iab.de/bisds/result?region=19&beruf=BO821&qualifikation=2 (30.05.2017). Meyen, Michael; Nina Springer: Freie Journalisten in Deutschland. Ein Report. Konstanz [UVK] 2009. Statista: Journalismus. Dossier. Hamburg, 2016. https://de.statista.com/statistik/studie/id/7237/dokument/journalismus-statista-dossier/ (09.05.2017). Weischenberg, Siegfried; Maja Malik; Armin Scholl: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. Konstanz [UVK] 2006. Wer zählt als Journalist?Ein Journalist [ʒʊʁnaˈlɪst] beteiligt sich „hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien“ (Definition des Deutschen Journalisten-Verbandes). Die Berufsbezeichnung Journalist ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt.
Was macht einen Journalisten?Journalisten und Journalistinnen erstellen Konzepte für Berichte oder Beiträge, sprechen diese mit Vorgesetzen bzw. Redaktionsleitung ab, führen Interviews und erstellen fertige Beiträge.
Welche drei Gruppen von Journalisten gibt es?Boulevardjournalismus: Thematisierte sensationsträchtige Themen. Neuer Journalismus oder New Journalism: Persönlich gefärbter Journalismus mit literarischem Anspruch. Enthüllungsjournalismus: Investigativer, detektivischer Journalismus.
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