Warum gähne ich wenn andere gähnen

Warum gähne ich wenn andere gähnen

Mitfühlende Menschen gähnen öfters

Warum gähne ich wenn andere gähnen

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Warum gähne ich wenn andere gähnen

Warum gähne ich wenn andere gähnen

Warum gähne ich wenn andere gähnen

Je empathischer ein Mensch, desto eher lässt er sich zum Gähnen verleiten. (Cookie Studio - Shutterstock.com)

Empathische Menschen lassen sich eher vom Gähnen anderer anstecken, so das Ergebnis einer neuen Studie. Der Grund, warum wir überhaupt Gähnen, war lange nicht bekannt.

Forscher sind nun der Meinung, dass Gähnen nicht, wie bisher angenommen, das Gehirn mit Sauerstoff versorgt oder abkühlt. Vielmehr ist Sozialverhalten als Grund für das herzhafte "Mundaufreißen" wahrscheinlich. Menschen sind auf das Leben in der Gruppe angewiesen und haben sich dementsprechend entwickelt. Schon Babys reagieren auf Gefühle, die sie aus den Augen ihrer Eltern lesen. Das Gähnen ansteckend wirkt, soll ebenfalls auf unsere Ausrichtung auf die Gruppe zurückzuführen sein. Denn je besser wir jemanden kennen, desto eher gähnen wir mit ihm mit. Menschen mit Erkrankungen des Autismus-Spektrums weisen oft fehlende Empathie auf und werden demnach vom Gähnen anderer nicht angesteckt.

Übersicht

Gähnen bestimmt Tag-Nacht-Rhythmus in Gruppen

Ein Erklärungsansatz dafür, warum Gähnen ansteckend ist, könnte noch aus Urzeiten stammen. Damit zusammenlebende Gruppen gemeinsamen Aktivitäten nachgehen konnten, mussten sie einen ähnlichen Schlafrhythmus einhalten. Durch das Gähnen signalisierten die ersten, die müde wurden, den anderen, dass es an der Zeit war schlafen zu gehen. Indem die anderen das Gähnen nachahmten, drückten sie Einverständnis zum baldigen Einschlafen aus.

Hunde und Schimpansen ahmen Gähnen nach

Ansteckendes Gähnen ist auch bei unterschiedlichen Spezies möglich. Manche Tiere gähnen sogar, wenn Menschen das tun. Bei Schimpansen liegt das wahrscheinlich an ihrer Ähnlichkeit zum Menschen; bei Hunden daran, dass sie seit Jahrhunderten mit dem Menschen zusammenleben.

Elisabetta Palagi und ihr Team ließen dazu verschiedene Tier-Arten einander beim Gähnen zusehen. Bei vertrauten Artgenossen gähnten Schimpansen am häufigsten mit. Da sie die Gähnenden bereits kannten, fühlten sie sich sicher, sind die Forscher überzeugt. Da Gähnen mit dem Einschlafen in Verbindung gebracht wird, ist logisch, dass ein Sicherheitsgefühl die Gähn-Wahrscheinlichkeit fördert. In einer bekannten Gruppe fühlen sich Schimpansen wohler, was ihnen ein gutes Klima zum Einschlafen bietet. Deshalb gähnen sie dann eher.

Je besser wir jemanden kennen, desto eher gähnen wir mit

Dieselbe Erfahrung machten die US-amerikanischen Forscher auch bei Menschen. Wie bei Schimpansen wurde auch hier in einer Gruppe, die sich kannte, häufiger mitgegähnt. In einem Experiment gähnten Menschen bei Fremden am seltensten, bei Freunden schon öfters und bei Familienmitglieder sehr häufig mit. Das bestätigt, dass Menschen sich wohl fühlen müssen, um gut schlafen zu können, und sich in ihrem Schlafverhalten an einer bekannten Gruppe orientieren.

Empathische Menschen lassen sich öfter anstecken

Außerdem stellten die Forscher auch fest, dass mitfühlende Menschen generell häufiger mitgähnten. Wer sich gut in andere hineinversetzen kann, möchte durch eine ähnliche Körpersprache Sympathie bekunden. Dazu zählt auch das Mitgähnen.

REDAKTIONELLE BEARBEITUNG

Mag. Julia Wild

ERSTELLUNGS-/
ÄNDERUNGSDATUM

25.07.2017 / 08.05.2019

Veröffentlicht am 02.07.2009 | Lesedauer: 4 Minuten

Was Gähnen über andere Menschen verrät

Wenn jemand plötzlich gähnt, fühlen sich viele Menschen animiert und gähnen mit. Laut einer Studie der Universität Baylor sagt dieses Verhalten eine ganze Menge über die jeweilige Person aus.

Quelle: Die Welt/Now This

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Jeder kennt diesen eigenartigen Reflex: Gähnt das Gegenüber, so gähnen wir oft automatisch mit. Warum aber steckt Gähnen an? Und welchen Zeck hat das Gähnen? Die Wissenschaftler sind sich bislang uneinig. Tatsache aber ist, dass einfühlsamere Menschen schneller zurückgähnen.

Wir gähnen, wenn uns langweilig ist oder wenn wir müde sind. Diese Auslöser sind belegt. Nur welchen Zweck das weite Aufreißen des Mundes hat, darüber herrscht in der Wissenschaft noch immer Unklarheit. Sicher ist nur: Gähnen ist keine Reaktion auf Sauerstoffmangel im Blut. Das hat der amerikanische Psychologe Robert Provine von der Universität von Maryland bewiesen.

Er ließ seine Probanden Luft mit unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen atmen, beginnend bei rund 20 Prozent wie in der normalen Atemluft bis zu 100 Prozent. Die Gähnrate blieb jedoch konstant bei etwa 24 Mal in der Stunde. Auch ein erhöhter Anteil von Kohlendioxid in der Atemluft – Hauptursache für Müdigkeit in „verbrauchter Luft“ – erhöhte die Gähnfrequenz der Testpersonen nicht.

Spiegelneuronen: Warum Gähnen ansteckend ist

Langeweile allein kann auch nicht der Auslöser dafür sein, gähnend den Mund aufzureißen, um so möglicherweise das Gehirn zu beschäftigen. Denn beispielsweise gähnen Leistungssportler vor Wettkämpfen besonders häufig – oder Fallschirmspringer direkt vor dem Absprung. Denen ist bestimmt nicht langweilig, sondern sie konzentrieren sich.

Das stützt die These einiger Forscher, Gähnen würde den Wärmeaustausch im Gehirn fördern. Steigt die Hirntemperatur, löst der Körper den Gähnreflex aus und sorgt so dafür, dass kühles Blut ins Gehirn gepumpt und so die optimale Denkleistung gewährleistet wird. Die ansteckende Wirkung sorgt demnach dafür, die Wachsamkeit und Aufmerksamkeit der Gruppe aufrechtzuerhalten und alle Gehirne gleichzeitig auf Betriebstemperatur zu bringen. Zugleich sind beim Gähnen die gleichen Hirnregionen aktiv wie beim Entstehen von Gefühlen – ein Beleg dafür, dass es mit Einfühlungsvermögen zu tun hat?

Zumindest die Ansteckungswirkung des Gähnens ist darauf zurückzuführen: Sie ist ein Resonanzphänomen, das seine Ursache in den sogenannten Spiegelneuronen hat. Sie wurden in den 1990er-Jahren von Giacomo Rizzolatti von der Universität Parma entdeckt. Diese Nervenzellen bilden die Grundlage für Intuition und Empathie und funktionieren im Prinzip wie Antennen. Sie werden dann aktiviert, wenn anderen Menschen etwas passiert. Die Zellen organisieren dann die Handlungen des eigenen Körpers und machen Gefühle bewusst. Wenn wir erkennen, wie sich andere Menschen fühlen, werden die Programme bei uns spiegelbildlich mitaktiviert, und wir fühlen mit. Aus diesem Grund lachen wir mit, wenn andere lachen, trauern mit, wenn andere trauern – und gähnen mit, wenn andere gähnen.

Häufiges Gähnen zeugt von Einfühlungsvermögen

Diese Fähigkeit ist angeboren: Schon Säuglinge lachen, wenn sie angelacht werden – und gähnen, wenn sie angegähnt werden. Tiere gähnen ebenfalls und lassen sich dabei auch von ihren Artgenossen anstecken. Selbst die Ansteckung von Mensch zu Tier funktioniert: In einem Versuch britischer Forscher gähnten 72 Prozent der untersuchten Hunde, wenn ein Forscher ihnen vorgähnte, heißt es im Journal „Biology Letters“ – zugleich ein Hinweis auf rudimentäres Einfühlungsvermögen bei den Tieren.

Die These, dass Empathie – also Mitgefühl – ein Grund für die ansteckende Wirkung des Gähnens ist, hat der amerikanische Psychologe Steven Platek von der Drexel-Universität in Philadelphia auch umgekehrt aufgestellt. Wer weniger gähnt, könne sich schlechter in andere Menschen hineinversetzen und zeige weniger Mitgefühl als Vielgähner. Diese These wurde durch ein Experiment von Catriona Morrison von der Universität von Leeds erhärtet. Sie setzte Testpersonen in einem vollen Warteraum massiven Gähnattacken eines Leidensgenossens aus. Was die Probanden nicht wussten: Der müde Mitmensch, der in zehn Minuten zehn Mal herzhaft gähnend den Mund aufsperrte, war ein Forscher. Seine Kollegen zählten derweil, wie häufig die Testpersonen mitgähnten.

Danach testeten die Forscher, wie gut die Probanden den emotionalen Ausdruck anderer Menschen erkennen konnten. Dabei schnitten die Vielgähner besser ab. Für Morrison steht deshalb fest: „Wer viel gähnt, misst dem Verhalten und der psychischen Verfassung anderer Menschen große Bedeutung zu."

Dass es als unhöflich gilt, sich beim Gähnen nicht die Hand vor den Mund zu halten, hat seine Wurzeln im Mittelalter. Damals fürchteten die Menschen, beim Aufreißen des Mundes könne die Seele aus dem Körper entweichen – und hielten sich die Hand vor den Mund, um das zu verhindern.

Wieso muss ich Gähnen wenn andere Gähnen?

Allein das Gähn-Geräusch löst bei Artgenossen das Bedürfnis aus, selbst zu gähnen. Dieses Phänomen führen Wissenschaftler auf das Einfühlungsvermögen zurück: Wer sich gut in andere hineinversetzen und seine Gefühle nachempfinden kann, lässt sich besonders leicht anstecken.

Ist Gähnen ein Zeichen von Sympathie?

Außerdem stellten die Forscher auch fest, dass mitfühlende Menschen generell häufiger mitgähnten. Wer sich gut in andere hineinversetzen kann, möchte durch eine ähnliche Körpersprache Sympathie bekunden. Dazu zählt auch das Mitgähnen.

Was bedeutet wenn ich Gähne?

Das Gähnen ist ein bei Tieren und Menschen auftretendes reflexartiges Verhalten. Es steht häufig im Zusammenhang mit Müdigkeit und Langeweile. Der Vorgang beginnt mit einem tiefen Atemzug, in dessen Verlauf der Mund weit geöffnet wird, und endet mit Schließen des Mundes bei gleichzeitiger Ausatmung.

Warum muss ich Gähnen wenn ich rede?

Dabei zwingt die Konvention häufig dazu, ein Gähnen zu unterdrücken. Wer in einer Besprechung oder bei einer Tischgesellschaft gähnt, gilt als unhöflich und ungehobelt. Tatsächlich gehören aber Langeweile, Müdigkeit und Stress zu den häufigsten Auslösern für unbezwingbaren Gähndrang.