Die Läuteordnung beschreibt das Glockengeläut einer Kirche, also welche Kirchenglocken zu welchem Anlass gemeinsam oder einzeln erklingen. In der Regel gibt sich die Kirchengemeinde selbst eine Läuteordnung. Dazu kann sie einen Glockensachverständigen oder -beauftragten hinzuziehen. Show
Gebets- und Gedächtnisläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebetsläuten zu den Tageszeiten ist auf die Stundengebete der Klöster zurückzuführen. Heute wird, außer in lebenden Klöstern, nur dreimal am Tag geläutet: am Morgen (Laudes), am Mittag (Sext/Mittagshore) und am Abend (Vesper). Das Läuten zu den Tageszeiten gibt es sowohl bei Katholiken als auch bei Protestanten. Bei Katholiken wird beim jeweiligen Läuten traditionell ein Gebet zur Verehrung der Menschwerdung Gottes gesprochen, das nach seinen Anfangsworten „Der Engel des Herrn“ (lateinisch: Angelus Domini) genannt wird, wonach das Läuten auch Angelus-Läuten heißt. „Angelus Domini“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Angelusläuten (auch Aveläuten) ist ein Gebetsläuten der katholischen Kirchen, das morgens, mittags und abends ausgeführt wird. Das abendliche kurze Nachläuten an den Angelus, Vaterunserläuten genannt, mahnt zum Vaterunser für die Verstorbenen des Tages oder der Woche. Dieser katholische Brauch ist häufig in Pfarreien der Schweiz, Österreichs und Süddeutschlands anzutreffen, so etwa am Münchner Dom. Betzeitläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelischen Kirchen praktizieren das Betläuten (Vaterunserläuten). Die sogenannte Betglocke (oder Vaterunserglocke) kann dabei geläutet oder durch einen Schlaghammer angeschlagen werden. Im letzteren Falle kann dies durch sieben (vgl. sieben Bitten des Vaterunser) oder neun (sieben Bitten zuzüglich Eröffnung und Doxologie) Schläge geschehen. Die Ausführung des Betläutens ist ebenso wie die Uhrzeiten, zu denen geläutet wird, regional sehr verschieden. Mancherorts ist es üblich, für die einzelnen Betzeiten unterschiedliche Glocken zu wählen. Mit dem Läuten am Samstagabend wird der Sonntag eingeläutet. In manchen Gemeinden entfällt das Betzeitläuten am Karfreitag und am Karsamstag oder auch jeden Sonntag. Läutezyklus der Heiligen Woche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der evangelischen Kirche beinhaltet der Läutezyklus der Heiligen Woche das Läuten zum Gedächtnis an das österliche Triduum, wobei der Schwerpunkt auf dem Geläut am Donnerstagabend und am Freitag liegt, da dieses als reines Gedächtnisgeläut ausgeführt wird und nicht mit einer gottesdienstlichen Feier verbunden ist. Am Donnerstagabend erfolgt mancherorts das Gedächtnisläuten (auch „Angstläuten“ oder „Todesangstläuten“, „Ölbergläuten“, „Golgotaläuten“, „Gethsemaniläuten“) zur Erinnerung an das Gebet und an die Todesangst Christi am Ölberg. Dieser Brauch findet sich hauptsächlich in traditionell ausgerichteten Kirchengemeinden und ländlichen Regionen, im süddeutschen Raum, in der Schweiz, in Südtirol und Österreich wieder. Hierbei versieht eine große, tontiefe Glocke, die Totenglocke oder – sofern vorhanden – die Dominica oder „Herrenglocke“ („Sonntagsglocke“) das Läuten.[1] Die Evangelische Landeskirche in Württemberg schlägt folgendes vor: „Das Donnerstagabend-Läuten zur Erinnerung an Jesu Gebetskampf in Gethsemane [erfolgt durch] die Kreuzglocke, die unmittelbar nach der Betglocke bei Einbruch der Nacht geläutet wird. An die Stelle der Kreuzglocke kann auch die Dominika treten.“[2]Je nach Region und Vorgabe der Landeskirche oder der Diözese ertönen am Karfreitag maximal dreimal die Glocken zum Gedenken des Leidens und Sterbens Jesu.
Mancherorts hat sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz das 15-Uhr-Läuten bis heute gehalten. Oftmals unterbleibt danach jegliches Läuten bis zum Ostersonntag. Das 11-Uhr-Läuten und das 16-Uhr-Läuten sind heute selten. Hier finden die Glocken mit den Bezeichnungen Christusglocke oder Dominica, Kreuzglocke oder Schiedglocke Verwendung. In Tirol gilt es um 15 Uhr, mit der größten vorhandenen Glocke zu läuten. In der katholischen Kirche wird zum Gloria der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag letztmals geläutet, anschließend unterbleibt bis zum Gloria der Feier der Osternacht jegliches Läuten. Einer Volkslegende nach fliegen in der Zwischenzeit die Glocken nach Rom, um den Ostersegen des Papstes zu erhalten. Statt die Glocken zu läuten, werden am Karfreitag und Karsamstag traditionell Ratschen oder Kleppern gebraucht. Läutezeichen zum Gottesdienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein von vielen Gemeinden praktizierter Grundsatz in Bezug auf das Geläute zum Gottesdienst ist, dass sich das eingesetzte Geläut nach der Art des Gottesdienstes, des Tages oder der Kirchenjahreszeit richten sollte. Zu einer Andacht an einem Wochentag in der Fastenzeit wird demnach ein kleineres Geläut eingesetzt als zum Festgottesdienst zu Ostern oder Weihnachten. Je größer das vorhandene Geläute ist, desto genauer lassen sich die verschiedenen Anlässe unterscheiden. In sehr vielen Gemeinden wird beim Läuten zwischen Gottesdiensten am Sonntag/Feiertag und Gottesdiensten an Wochentagen unterschieden, da dies schon bei kleineren Geläuten möglich ist. In Gemeinden mit einem umfangreichen Geläut erklingt die größte Glocke oder das Vollgeläut in der Regel nur an Festtagen. Einläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Einläuten am Vortag (Vesperläuten, Feierabendläuten) gilt für Sonntage und Hochfeste. Wochentage werden nie eingeläutet. Dieser Brauch geht auf das Läuten zur ersten Vesper zurück. Daher findet das Einläuten üblicherweise am Vorabend des betreffenden Sonntags oder Hochfestes gegen 18:00 statt. In vielen Gemeinden findet das Einläuten aber bereits früher statt (z. B. 17:00, 16:00, 14:00, 13:00 oder sogar 12:00). Vielfach kommt beim Einläuten das gleiche Geläute zum Einsatz, wie am Folgetag zum Haupt- oder Zusammenläuten (also ein mehrstimmiges Geläut). Ebenso verbreitet ist aber auch das Läuten mit einer einzelnen Glocke. Vorläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Vorläuten geht dem eigentlichen Hauptläuten vor Beginn des Gottesdienstes voraus. Je nach Ort können der Zeitpunkt und die Anzahl der Glocken variieren. Vielfach anzutreffenden Zeitpunkte für das Vorläuten sind 60 Minuten, 30 Minuten oder 15 Minuten vor Beginn. In der Regel kommen weniger Glocken zum Einsatz als beim Haupt- oder Zusammenläuten. In vielen Gemeinden wird nur mit einer einzelnen Glocke vorgeläutet. Bei rangniedrigen Anlässen (z. B. Werktagsgottedienst, Andacht) entfällt in einigen Gemeinden das Vorläuten. Haupt- oder Zusammenläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Haupt- oder Zusammenläuten ist in der Regel das letzte Glockenzeichen vor Beginn des Gottesdienstes und geschieht in der Regel mit einer größeren Gruppe von Glocken oder dem Vollgeläut. Vielfach anzutreffende Zeitpunkte für das Haupt- oder Zusammenläuten sind 15 Minuten, 10 Minuten, 7 Minuten, 5 Minuten oder 3 Minuten vor Beginn. Ausläuten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Gemeinden (v. a. im evangelischen Bereich) praktizieren ein Ausläuten des Gottesdienstes nach dem Orgelnachspiel. In katholischen Gemeinden ist dies seltener anzutreffen. In beiden Konfessionen recht weit verbreitet ist das Ausläuten am Ende eines Trauungsgottesdienstes. Läuten während gottesdienstlicher Handlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evangelium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einigen katholischen Gemeinden wird geläutet, während der Priester bzw. Diakon das Evangelium liest. Hier wird meistens eine einzelne Glocke verwendet, oft dieselbe, die dann zur Wandlung läutet. Wandlung, Einsetzungsworte / Vaterunser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Glocke mit Schlagwerk (Dreikönigenglocke, Kölner Dom) In jeder katholischen Pfarrkirche gibt es die Altarschellen oder den Altargong, die während der Einsetzungsworte von Messdienern geläutet oder mit einem Schlägel angeschlagen werden. Regional unterschiedlich ist jedoch die Einbeziehung einer bestimmten Glocke aus dem Geläut. Hierbei kann die jeweilige Glocke entweder schwingend geläutet oder per Schlagwerk angeschlagen werden. Im letzteren Falle geschieht dies meist durch zwei Schlagfolgen mit jeweils drei kurz aufeinander folgenden Schlägen. Eine Differenzierung innerhalb einer Läuteordnung zwischen Anschlagen der Glocke und schwingendem Läuten kann beispielsweise Sonntage von Festtagen unterscheiden, wobei das schwingende Läuten Letzterem zuzuordnen wäre. In Österreich sind viele Glocken mit Klöppelfänger ausgestattet. Auch hier wird während des Sanctus die Glocke eingeschaltet, wenn nicht schon früher geschehen, da die Glocken oft sehr hoch gezogen werden (der Klöppel wird währenddessen vom Klöppelfänger gehalten). Jeweils nach den Einsetzungsworten („Denn das ist mein Leib …“ und „Das ist mein Blut …“) wird der Klöppel aus der Verankerung gelöst und nach wenigen Schlägen wieder eingefangen; nach dem zweiten Einfangen wird die Glocke wieder abgeschaltet. Diese Läuteweise ermöglicht ein zeitgenaues Läuten der Glocke, was ohne Klöppelfänger nicht möglich wäre. In einigen Gemeinden wird gerade umgekehrt geläutet; hier läutet die Glocke während der Einsetzungsworte und schweigt jeweils für ein paar Sekunden nach den Worten „Denn das ist mein Leib …“ und „Das ist mein Blut …“. In evangelischen Gemeinden (nicht in evangelisch-reformierten der Schweiz) findet das Wandlungsläuten im Vaterunserläuten seine Entsprechung, welches die Einsetzungsworte bei Gottesdiensten mit Heiligem Abendmahl einschließt und meist bis in das darauffolgende Agnus Dei hineinreicht. Das Anschlagen der betreffenden Glocke ist ebenso üblich. Hierzu mag bedeutsam sein, dass die evangelischen Kirchen gerade nach dem Krieg großen Wert darauf legten, ihre Läuteordnungen neu auszubauen und nirgends auch nur daran dachten, das tief in der Tradition verhaftete Vaterunserläuten aufzugeben. Te Deum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Ende von katholischen Festgottesdiensten erklingt vielerorts zum feierlichen Te Deum das Vollgeläute. Taufhandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Taufaktes kann mit der speziellen Taufglocke geläutet werden. Der Glockensachverständige Kurt Kramer sagt über den Sinn des Taufläutens:
– Kurt Kramer: 2007[3] Die Spruchbänder der Taufglocken haben gewöhnlich die Taufe zum Inhalt, z. B.:
Beisetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Geleit und/oder zur Beisetzung auf dem Friedhof – bei weit entferntem Friedhof kann zur festen Zeit ein Gedächtnisläuten erfolgen – wird in den meisten Fällen mit der vorhandenen Sterbe-/Totenglocke oder der tontiefsten/größten Glocke für wenige Minuten geläutet. Regionale Läutetechniken und -anlässe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Vernichtung der Glocken im Zweiten Weltkrieg und aufgrund der Automatisierung durch Läutemotoren sind viele historische Läutebräuche verloren gegangen. Im Folgenden werden die wichtigsten Läutetraditionen und -techniken vorgestellt:
Profanes Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Uhrschlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Uhrschlag, ein in erster Linie profanes Zeichen, wird traditionsgemäß häufig mit Kirchenglocken angegeben, was auch damit zu tun hat, dass sich in weltlichen Gebäuden seltener Glocken befinden; außerhalb von Kirchen trifft man Turmuhren mit Schlagwerk am ehesten noch bei Rathäusern und Schlössern an, nur noch vereinzelt bei Schulen oder Bahnhöfen. Religiös interpretiert wird der Uhrschlag unter der Vorstellung, dass „unsere Zeit in Gottes Händen“ steht. Aufgrund von Klagen wegen Lärmbelästigung kann der Uhrschlag bei den neuen elektrischen Uhrwerken in der Nacht abgestellt oder in der Lautstärke gemindert werden. Inzwischen sind aber auch Fälle bekannt, wo in der Gemeinde der Uhrschlag auf allgemeinen Wunsch nachts wieder angestellt wurde. Grundsätzlich wird der Uhrschlag aufgrund seines säkularen Ursprungs juristisch anders bewertet als liturgisches Läuten, welches prinzipiell durch das Recht auf freie Religionsausübung geschützt ist. Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Warum läuten heute Abend die Kirchenglocken um 21 Uhr?Jeden Abend um 21 Uhr läuten ab sofort für fünf Minuten die Kirchenglocken in unserem pastoralen Raum — in ökumenischer Vielfalt mit vielen Kirchen in Stadt und Land. Sie läuten als Zeichen, dass Gott da ist. Ihm will ich vertrauen, dass er uns und die ganze Welt in seinen Händen hält.
Warum läuten die Glocken heute um 19 Uhr?Zeichen setzen
Die Kirchengemeinden im katholischen Erzbistum Köln sind aufgerufen, an jedem Tag die Glocken für den Frieden in der Ukraine läuten zu lassen. Bis Ostern soll von nun an täglich um 19 Uhr ein akustisches Zeichen gesetzt werden.
Warum läuten heute um 14 Uhr die Glocken?Sie erinnern an die Gebetszeiten und sorgen mit dem Stundenschlag für einen gewissen Tagesrhythmus. Freitags um 15 Uhr denken Gläubige an die Todesstunde Jesu, samstags wird bereits um 14 Uhr der liturgische Beginn des Sonntags eingeläutet.
Wie lange läuten die Glocken?Heute wird, außer in lebenden Klöstern, nur dreimal am Tag geläutet: am Morgen (Laudes), am Mittag (Sext/Mittagshore) und am Abend (Vesper). Das Läuten zu den Tageszeiten gibt es sowohl bei Katholiken als auch bei Protestanten.
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