Stand: 02.09.2022 16:20 Uhr Diabetes Typ 2 beginnt schleichend und führt unbehandelt zu schweren Folgeerkrankungen. Doch durch richtige Ernährung und Bewegung lassen sich die Blutzuckerwerte deutlich verbessern. Der Diabetes mellitus zählt in den Industrieländern zu den meistverbreiteten Volkskrankheiten. Allein in Deutschland behandeln Ärztinnen und Ärzte rund acht Millionen "Zuckerkranke". Unterschieden wird zwischen Typ 1 und Typ 2, wobei vor allem Letzterer als Wohlstandskrankheit gilt - über 90 Prozent aller Diabetikerinnen und Diabetiker leiden daran. Vom Typ-1-Diabetes sind deutlich weniger aller "Zuckerkranken" betroffen. Während dieser Typus häufig schon im Kinder- und Jugendalter auftritt, sind es vor allem Erwachsene ab 40 Jahren, bei denen Ärztinnen und Ärzte den Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2012 haben in Deutschland 7,2 Prozent der Bevölkerung einen bekannten Diabetes und zusätzlich 2,1 Prozent einen
unentdeckten. Ein Typ-2-Diabetes entsteht meist schleichend und kann über Jahre unbemerkt bleiben. Genau das ist das Heimtückische: Der Körper merkt sich jede einzelne Überzuckerung ("Zuckergedächtnis") und präsentiert Jahre später die Folgen, etwa Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen besonders an
Unterschenkeln und Füßen. Eine gefürchtete Spätfolge ist der diabetische Fuß mit Geschwüren und nicht mehr heilenden Wunden. Die Neigung zu Typ-2-Diabetes ist erblich. Doch nicht jeder mit der Veranlagung zu dieser Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung erkrankt auch tatsächlich daran. Ausschlaggebend für den Ausbruch der Krankheit ist das sogenannte Wohlstandssyndrom: Zu viel Essen, gepaart mit zu wenig Bewegung,
fördert die Insulinresistenz. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es vermittelt die Aufnahme des Energielieferanten Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel.
Wenn die Zellen weniger empfindlich für Insulin werden (resistent), benötigt der Stoffwechsel immer mehr Insulin. Ein anerkanntes Maß zur Einschätzung der Insulinresistenz ist der Homa-Index. Er berechnet sich aus der Nüchtern-Insulin- und Nüchtern-Glukose-Konzentration nach etwa 12 Stunden Nahrungspause. Der Wert sollte idealerweise kleiner sein als 2,5. Bei Typ-2-Diabetikern liegt er durchschnittlich über 5,0. Wer seinen Körper mit vielen Portionen leicht verwertbarer Kohlenhydrate versorgt, hält die Bauchspeicheldrüse im Dauerbetrieb. Insulinresistente Menschen haben mehr Insulin im Blut als gesunde, trotzdem kann der Körper das Überangebot an Zucker nicht mehr im Gewebe unterbringen. Der ständig erhöhte Insulinspiegel
wirkt sich an anderer Stelle aus: Der Körper lagert mehr Fett ein - das führt zu Übergewicht, häufige Vorstufe beziehungsweise Begleiterkrankung von Diabetes ist außerdem eine
Fettleber. In den Gefäßen bilden sich gefährliche Ablagerungen. Kommt Bewegungsmangel hinzu, wird also kaum Blutzucker von den Muskeln als Energie verbraucht, dann kann die Insulinresistenz besonders schnell voranschreiten. Schlimmstenfalls versagt die Bauchspeicheldrüse irgendwann ganz ihren Dienst. Symptome zuerst unspezifischAllgemeines Unwohlsein und Abgeschlagenheit sind erste Anzeichen dafür, dass die aufgenommene Nahrungsenergie (Kohlenhydrate/Zucker) wegen einer Insulinresistenz nicht in den Körperzellen ankommt. Doch wer sucht deshalb gleich einen Arzt oder eine Ärztin auf? Dabei sind die Chancen auf Heilung in diesem Stadium (Prädiabetes) noch ausgezeichnet. Wenn die Diagnose "Typ-2-Diabetes" gestellt wird, bestehen oft schon Folgeschäden am Herz-Kreislauf-System. Der Volksmund nennt Diabetes auch Zuckerkrankheit und benennt damit schon das Leitsymptom: Nachweis von Zucker im Urin. Ist die Blutzucker-Konzentration deutlich zu hoch, scheidet der Körper Zucker über den Harn aus. Weitere Anzeichen von fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes:
Diagnose durch Blutzucker-TestsZunächst wird in der Arztpraxis der Blutzucker bestimmt. Man unterscheidet zwischen Nüchternblutzucker und Gelegenheitsblutzucker. Der normale Nüchternblutzucker beträgt höchstens 100 Milligramm pro Deziliter. Bei Nüchternblutzucker-Werten bis zu 125 Milligramm pro Deziliter kann Prädiabetes vorliegen. Bei noch höheren Werten besteht der Verdacht auf Diabetes mellitus. Zusätzlich werden ein Glukose-Toleranztest durchgeführt und der sogenannte Langzeit-Blutzucker bestimmt: Das Glyko-Hämoglobin (sozusagen "verzuckerter" Blutfarbstoff) gibt Auskunft über die durchschnittliche Blutzucker-Konzentration der vergangenen acht bis zwölf Wochen. Wird Diabetes mellitus festgestellt, müssen Augenhintergrund, Urin, Blutdruck, Nerven und Füße untersucht und die Blutfett- und Nierenwerte bestimmt werden. Therapie: Bewegung und Ernährungsumstellung am wichtigstenWer rechtzeitig den Lebensstil umstellt, kann große Mengen an Medikamenten vermeiden und die Insulinresistenz sogar wieder umkehren. Folgeerkrankungen muss er dann nicht befürchten. Etwa die Hälfte aller Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetiker könnten ihre Krankheit allein schon durch gezielte Bewegung und eine bewusste Ernährung zurückdrängen. Übergewichtige Menschen sind dabei sogar im Vorteil, denn oft reicht ihr Insulin schon wieder aus, wenn sie einige Kilo abgenommen haben. Vor allem das Bauchfett muss weg - es produziert entzündungsfördernde Signalstoffe und fördert die Insulinresistenz. In schwierigeren Fällen kann eine ärztlich begleitete Formula-Diät beim Einstieg ins Abnehmen helfen. Ernährungstherapie: Regelmäßig essen, nicht snacken
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Passende RezepteDiese schmackhaften Gerichte sind kohlenhydratarm und lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen. mehr Bewegungstherapie: Bewegung verbraucht ZuckerBewegung hilft unmittelbar, weil Muskeln Glukose brauchen: Sie entnehmen ihre Energie dem Blutzucker. Die Gleichung ist schlicht: Je mehr Muskeln aufgebaut werden, desto eher und schneller sinkt der Blutzuckerspiegel. Muskeln haben selbst im Ruhezustand - wenn sie gar nicht benutzt werden - einen höheren Energieverbrauch (Grundumsatz) als das Fettgewebe. Diabetikerinnen und Diabetiker sollten deshalb durch gezielte Kraftübungen Muskulatur aufbauen. Daneben brauchen Betroffene regelmäßiges Ausdauertraining, das kann dauerhaft den Blutzuckerspiegel senken. Am besten viermal die Woche - dann hält der Effekt dauerhaft an: Denn bis zu 48 Stunden nach einer Trainingseinheit zieht die Muskulatur immer noch Blutzucker aus dem Blut. Medikamentöse Therapie: Nicht zu früh InsulinTabletten können die Ernährungsumstellung unterstützen. Metformin und einige andere Substanzen (wie zum Beispiel Glinide, Glitazone, α-Glucosidase-Hemmer ) fördern sogar die Gewichtsreduktion. Bei Übergewicht kontraindiziert sind dagegen Sulfonylharnstoffe. Der Einsatz von Insulin sollte gut abgewogen werden, da ein Teufelskreis aus Gewichtszunahme und Insulin-Dosissteigerung droht. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes müssen allerdings notfalls Insulin nehmen, da die Tabletten dem ungeborenen Kind schaden könnten. Der Erfolg der Therapie lässt sich am Langzeitblutzucker-Wert (HbA1c) ablesen. Dieses Thema im Programm: Die Ernährungs-Docs | 05.09.2022 | 21:00 UhrSchlagwörter zu diesem ArtikelMedizinische TherapieÜbergewichtDiätErnährungDiabetesZum Ausdrucken
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Bei welchem Wert ist man zuckerkrank?Die Diagnose Diabetes wird gestellt, wenn der Nüchternblutzuckerwert wiederholt über 126 mg/dl liegt (entspricht 7 mMol/L).
Wie hoch ist der zuckerwert normal?Bei Menschen ohne Diabetes liegt der Glukosespiegel im Blut nüchtern (nach 8 bis 10 Stunden ohne Nahrung) unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise unter 5,5 Millimol pro Liter (mmol/l). Nach dem Essen steigt der Blutzuckerwert gewöhnlich nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
Welcher Blutzucker ist normal in welchem Alter?not below six (nicht unter sechs): im nüchternen Zustand immer über 6 mmol/l (108 mg/dl)
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Welche Blutzuckerwerte sind ab 60 Jahren normal?. |