Was ist aus Christiane F von Wir Kinder vom Bahnhof Zoo geworden?

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Ab 19. Februar zeigt Amazon Prime den Kult-Stoff „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ um Hauptfigur Christiane F. als Serie. Christiane Felscherinow bewahrte mit ihrer Schock-Beichte viele Jugendliche vor Drogen, sie selbst wurde immer wieder rückfällig.

Im Sommer 1978 steht Christiane F. vor Gericht, wegen einer alten Drogensache. Ein Jugendrichter bescheinigt der 16-Jährigen überdurchschnittliche Intelligenz, stellt eine günstige Zukunftsprognose. Christiane bekommt Bewährung. Sie hat gerade ihren Hauptschulabschluss in der Tasche, ist seit fast einem Jahr „clean“.

Wenige Wochen später, am 28. September 1978, entdeckt sie am Kiosk ihr Gesicht auf dem „Stern“. Die Serie über die Kinder vom Bahnhof Zoo schlägt ein. Christiane wird über Nacht zum bekanntesten Junkie Deutschlands. Ihr Buch erscheint, wird zum Bestseller. Sie hat geschafft, was sie wollte: Aufklärung und Abschreckung. Denn Heroin boomt. 1970 starben 29 Fixer, 1978 sind es fast 600.

Christiane sagt: „Ich hätte es auch ohne einen Pfennig Geld gemacht.“ Doch ehe sie volljährig wird, ist sie reich. Buch-Tantiemen fließen, eine Million DM in wenigen Jahren. Sie kauft eine Eigentumswohnung in Neukölln, schließt Lebensversicherungen ab. Bis heute lebt sie von den Buch-Einnahmen.

Mit 16 wird sie herumgereicht. „Spiegel“, „Playboy“, „Bravo“, alle wollen Interviews. 1981 erscheint der Film, pusht den Hype noch einmal. Das „Drogenmädchen vom Bahnhof Zoo“ antwortet brav. Mal beim Spaziergang mit Hund, mal am Frühstückstisch mit Nutella-Brot. Dazu Fotos, Fotos, Fotos. 1,71 m groß, schlank, grüngraue Augen. Man sagt, sie sei hübsch wie ein „Botticelli-Engel“.

Erst ist sie auf dem Naturtrip, dann Punk. Mit Alexander Hacke (damals 16) von „Einstürzenden Neubauten“ lebt sie in Kreuzberg. Matratze auf dem Boden, Ofenheizung, zwei Hunde. Früher wollte sie Dekorateurin werden, später Buchhändlerin, jetzt: Sängerin und Schauspielerin. Künstlername „Christiana“. Ein Song heißt: „Ich bin so süchtig“, in einem Avantgarde-Film spielt sie eine Stripperin. Auch ihren wahren Namen gibt sie jetzt preis: F heißt Felscherinow, ihre Eltern stehen im Telefonbuch.

1981 greift sie nach fünf Jahren wieder zur Nadel. Ihr Freund macht Schluss, für einige Wochen landet sie wieder auf dem Strich. O-Ton Christiane: „Wenn du wieder anfängst, dann richtig.“

Treffen mit Bowie und Rückfall mit 30

Doch sie kriegt die Kurve, zieht in die Schweiz. Ihr Name zieht, sie lernt Prominente kennen. Dürrenmatt findet sie langweilig, Loriot sehr nett (Hundenarr wie sie). Sie trifft Fellini, Patricia Highsmith, in der Berliner Szene-Diskothek „Dschungel“ ihr altes Idol David Bowie. Mit ihm nur Smalltalk („Ich konnte nicht gut Englisch“) und mit 30 wird sie wieder rückfällig. Ihr Leben fährt Achterbahn.

Die Achtzigerjahre, eine Justiz-Odyssee. Mai 1985 Festnahme, 3000 Mark Geldstrafe. Christiane zum Richter: „Ich nehme nie wieder Stoff.“ Drei Monate später Festnahme am Bülowbogen, sie hatte einen Dealer beklaut. U-Haft und Entziehungskur, Haftverschonung gegen 30.000 Mark Kaution. Vier Monate später erneut Festnahme wegen Heroin-Besitzes. Im Januar 1986 das Urteil: zehn Monate ohne Bewährung.

Als sie aus dem Frauenhaftanstalt Plötzensee entlassen wird, geht sie nach Griechenland. Sechs Jahre Inselaussteiger, Glück im Süden. Dann wird ihr Freund Panagiotis nach einem Raubüberfall verhaftet. Christiane fliegt zurück nach Berlin, greift wieder zum „H“ – wie Heroin in der Szene heißt. Im Jahr des Mauerfalls 1989 steckt sie sich durch eine infizierte Nadel mit Hepatitis C an. An den Folgen leidet sie bis heute.


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Im Herbst 1995 wird sie „substituiert“, erhält den Heroin-Ersatzstoff Polamidon, täglich eine Dosis (12 Milliliter) unter ärztlicher Aufsicht. In Alpträumen spielt das Heroin weiter die Hauptrolle: „Ich will einen Schuss setzen und finde keine Vene“.

Doch sie will und muss jetzt clean bleiben, denn sie wird schwanger. Im September 1996 kommt ihr Sohn Phillip zur Welt. Sie zieht ihn allein groß, in einer Zweizimmerwohnung. Vom Kindesvater, Ex-Junkie und zehn Jahre jünger, trennte sie sich. Christiane ist 34 Jahre alt, vielleicht das erste Mal in ihrem Leben glücklich. Im Rückblick schrieb sie „Der Junge ist das einzig Richtige, was ich im Leben gemacht habe.“

Zwölf Jahre bleibt sie clean, braucht nur wenig Polamidon. 2005 zieht sie ins Berliner Umland, nach Teltow, Landkreis Potsdam-Mittelmark. Dann der Alptraum. 2008 will sie mit ihrem Sohn nach Amsterdam auswandern, das „Christiane-F.-Ding“ hinter sich lassen. Das Jugendamt will sie nicht gehen lassen, holt den Jungen ab. Christiane ist entsetzt, „entführt“ ihn aus dem Amtszimmer, fährt nach Holland.

Rückzug aus der Öffentlichkeit

Nach sechs Wochen fährt sie im ICE zurück nach Deutschland, in Wuppertal steigen vier Polizisten in den Zug. Sie durchsuchen die Koffer, nehmen ihr schließlich den Sohn weg. Phillip kommt in eine Pflegefamilie. Christiane ist verzweifelt, stürzt ab, drückt wieder. Sie lebt nahe Kottbusser Tor in einem besetzten Haus.

Christiane berichtet später: „Als man mir meinen Sohn wegnahm, wollte ich nicht mehr leben, da wurde ich rückfällig.“ Doch sie kämpft, geht zurück ins Methadonprogramm, bekommt das Sorgerecht zurück. Um ihn nicht aus der Schule zu reißen, lässt sie ihn in der Pflegefamilie wohnen, besucht ihn jede Woche.

Dann schreibt sie 2013 noch ein Buch: „Mein zweites Leben“. Wieder Presserummel, Interviews, auch online ist die Hölle los. Sie hat Angst, endgültig am Druck zu zerbrechen und erklärt im Januar 2014: „Ich verabschiede mich, bin eine kranke Frau.“ Totaler Rückzug aus der Öffentlichkeit – bis heute.

Die neue TV-Serie begleitete sie nicht. Anfragen der Produzenten ließ Felscherinow unbeantwortet. Ob sie jemals wieder auftaucht? Christiane sagte zuletzt: „Vielleicht, irgendwann, wenn der Frühling kommt oder meine Sorgen gehen.“

Was macht Christiane F von Kinder vom Bahnhof Zoo heute?

Heute ist Christiane Felscherinow 58 Jahre alt und blickt zurück auf ein Leben voller Höhen und Tiefen. 1978 erschien ihr Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Das Buch stand 95 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Und Christiane Felscherinow wurde zum Symbol der Drogenkultur.

Was wurde aus der echten Christiane F?

Nach dem erneuten Erfolg mit ihrem zweiten Buch zog sich Christiane F. wegen ihres schlechten Gesundheitszustands um 2014 aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie gab in einem Interview an, genug Geld zum Leben zu haben, jedoch nicht wirklich reich zu sein.

Wo ist jetzt Christiane F?

Bis heute lebt sie von den Buch-Einnahmen. Mit 16 wird sie herumgereicht. „Spiegel“, „Playboy“, „Bravo“, alle wollen Interviews. 1981 erscheint der Film, pusht den Hype noch einmal.

Was ist mit Stella von Christiane F passiert?

Demnach lebt sie zum damaligen Zeitpunkt außerhalb Berlins im Brandenburgischen. Trotz ihrer Leberzirrhose konsumiert sie Alkohol und Haschisch. Auch das Methadon macht ihr zu schaffen, das sie seit 20 Jahren in einem Drogenersatzprogramm bekommt. "Die einen lernen, damit zu leben, die anderen verrecken daran.