Was ist der unterschied zwischen agoraphobie und generalisierten angststörung

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Hintergrund: Die generalisierte Angstst�rung (GAS) ist mit einer Lebenszeitpr�valenz von 4,3�5,9�% eine h�ufige und schwerwiegende Erkrankung, die in der Prim�rversorgung h�ufig unterdiagnostiziert wird.

Methode: Beruhend auf einer selektiven Recherche aller verf�gbaren randomisierten Studien werden Empfehlungen zur Behandlung der GAS gegeben.

Ergebnisse: Unter den psychotherapeutischen Therapieverfahren haben sich verschiedene Varianten der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) in kontrollierten Studien als wirksam erwiesen. Zu den Medikamenten der ersten Wahl z�hlen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) sowie der Kalziumkanalmodulator Pregabalin. Trizyklische Antidepressiva sind ebenfalls wirksam, haben jedoch insgesamt mehr Nebenwirkungen als SSRI. Benzodiazepine haben eine gute akute angstl�sende Wirkung, werden aber wegen einer m�glichen Suchtgefahr nicht in der Dauerbehandlung eingesetzt. Das Azapiron Buspiron war in einigen Studien wirksam, die Datenlage ist allerdings inkonsistent. Die Responseraten bei einer KVT werden mit 47�75�%, bei medikament�sen Behandlungen mit 44�81�% angegeben.

Schlussfolgerungen: Durch eine evidenzbasierte Behandlung mit KVT und Medikamenten k�nnen die Symptome einer GAS gut gebessert werden.

Was ist der unterschied zwischen agoraphobie und generalisierten angststörung
Was ist der unterschied zwischen agoraphobie und generalisierten angststörung

Die generalisierte Angstst�rung (GAS) ist eine h�ufige und schwerwiegende Erkrankung. Die diagnostischen Kriterien nach ICD-10 werden im Kasten 1 und eKasten 1 dargestellt. Charakteristisch f�r diese Angsterkrankung sind Sorgen, die sich auf reale Gefahren beziehen (wie der M�glichkeit, dass der Ehepartner einen Autounfall haben k�nnte), wobei deren Eintrittsrisiko stark �bersch�tzt wird und die negativen Konsequenzen katastrophal ausgemalt werden. Diese Besorgnisse k�nnen sich rasch auf zahlreiche Bereiche generalisieren, wie auf die gesundheitliche, partnerschaftliche, berufliche oder finanzielle Situation des Betroffenen oder nahestehender Personen. Typisch ist ein Absicherungs- und Vermeidungsverhalten. So werden als gef�hrlich eingesch�tzte Unternehmungen wie beispielsweise Reisen aufgeschoben oder vermieden. Die Bef�rchtungen f�hren zu den k�rperlichen Ausdrucksformen der Angst, die oft zu ausf�hrlichen organmedizinischen Abkl�rungen Anlass geben (1).

Kasten 1

Diagnose der generalisierten Angstst�rung nach ICD-10

eKasten

Generalisierte Angstst�rung � Definition nach den ICD-10-Forschungskriterien

Differenzialdiagnostisch m�ssen neben internistischen und neurologischen Erkrankungen andere psychische St�rungen, vor allem andere Angstst�rungen abgegrenzt werden. Bei der Panikst�rung treten attackenf�rmig Angstsymptome wie Herzrasen, Luftnot, Engegef�hl in der Brust, Schwitzen, Ohnmachtsgef�hle und Par�sthesien auf. Sie ist h�ufig mit einer Agoraphobie verbunden. Die Sorgen der Patienten beziehen sich vor allem auf die gesundheitlichen Konsequenzen heftiger Angstattacken oder die Annahme einer medizinischen Ursache ihrer Symptome, und nicht � wie bei der GAS � auf die Erkrankung einer anderen nahestehenden Person. Bei der sozialen Angstst�rung sind die Bef�rchtungen auf soziale Situationen beschr�nkt, in denen die betreffende Person sich kritisiert oder beobachtet f�hlen k�nnte. Bei Patienten mit einer GAS besteht eine Komorbidit�t mit Depressionen von 40�67 % (e1, e2). Existieren in solchen F�llen neben Angstgef�hlen Symptome wie Tagesschwankung, Fr�herwachen, Schuldgef�hle oder Suizidideen, muss gepr�ft werden, ob die Depression im Vordergrund steht. Schwierig kann die Abgrenzung gegen�ber einer somatoformen St�rung sein, bei der wechselnde k�rperliche Symptome wie Herzrasen, Luftnot, Schluckst�rungen oder gastrointestinale Beschwerden ohne organisches Korrelat angegeben werden. Die Patienten beharren auf wiederholten organischen Abkl�rungen und stehen � im Gegensatz zu GAS-Patienten � einer psychosomatischen Erkl�rung der Beschwerden h�ufig skeptisch gegen�ber. Im Kasten 2 werden vermeidbare Fehler in der Diagnostik der GAS beschrieben.

Kasten 2

Vermeidbare Fehler in der Diagnostik der Angsterkrankungen

In verschiedenen epidemiologischen Befragungen in der Allgemeinbev�lkerung wurden eine Lebenszeitpr�valenz von 4,3�5,9 % und eine 12-Monats-Pr�valenz von 0,2�4,3 % festgestellt (2, 3). Unter Patienten in Allgemeinpraxen zeigte sich eine Ein-Monats-Pr�valenz von 7,9�9 % (4). Die GAS ist bei Frauen doppelt so h�ufig wie bei M�nnern. Eine H�ufung findet sich in der Altersgruppe zwischen 45 und 59 Jahren, gefolgt von der Gruppe zwischen 30 und 44 Jahren. Nach dem 60. Lebensjahr gibt es eine Abnahme (5). Es handelt sich um eine unbehandelt chronisch verlaufende Erkrankung; die meisten Patienten leiden noch sechs bis zw�lf Jahre nach Diagnosestellung unter der Symptomatik (6). Nur zwei von f�nf betroffenen Patienten begeben sich in Behandlung (7).

Ursachen

Die Ursachen der GAS sind noch nicht genau bekannt. Wie bei anderen Angstst�rungen werden traumatische Lebenserfahrungen, Fehlkonditionierungen, genetische Einfl�sse und neurobiologische Dysfunktionen als m�gliche �tiologische Faktoren diskutiert (8). Die GAS tritt in Familien geh�uft auf (9). In Zwillingsstudien wurde ein moderater Erbfaktor gefunden (10), der geringer ausgepr�gt ist als bei anderen Angsterkrankungen, zum Beispiel der Panikst�rung. Zu den neurobiologischen Ver�nderungen, die im Zusammenhang mit der GAS diskutiert werden, z�hlen St�rungen des Serotoninsystems, des adrenergen Systems oder der GABA-Bindung (11�13). In strukturellen und funktionalen Bildgebungsuntersuchungen zeigten sich bei GAS-Patienten Auff�lligkeiten im Bereich der Amygdala, im dorsomedialen pr�frontalen Cortex und in anderen Gebieten (e3�e6).

Behandlung

Die folgenden Empfehlungen beruhen auf der Auswertung aller randomisierten kontrollierten Studien zur GAS, die durch Literaturrecherche mit Hilfe einer Datenbankenrecherche (Medline und ISI Web of Science) sowie durch Handsuche gefunden wurden. Die Untersuchungen wurden einer strukturierten Qualit�tspr�fung auf methodologische Korrektheit (hinsichtlich Stichprobenumfang, Verblindung, Randomisierung, Statistik, Messinstrumenten usw.) nach dem SIGN Statement (Scottish Intercollegiate Guidelines Network, www.sign.ac.uk) unterzogen. Zus�tzlich zu den in den Leitlinien der World Federation of Societies for Biological Psychiatry (2008) (14) analysierten Studien wurden alle seit dem Erscheinen dieser Leitlinie publizierten randomisierten kontrollierten Studien gesucht; von diesen wurden 21 �bernommen. Sowohl f�r Medikamente als auch f�r Psychotherapien existieren negative oder inkonklusive Studien. Nur Behandlungen, bei denen die Zahl der positiven Studien �berwog, werden hier empfohlen.

Psychotherapie

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) � Kognitive-behaviorale Theorien nehmen an, dass Angstst�rungen wie auch andere psychische St�rungen durch verzerrte, unlogische oder unrealistische Kognitionen mitverursacht werden (e7). Ziel der Therapie ist es, Fertigkeiten zu entwickeln, um dysfunktionale (fehlerhafte, einseitige) Annahmen und Gedanken selbstst�ndig zu erkennen, zu unterbrechen und zu korrigieren, um sich situationsangepasster verhalten zu k�nnen (e8�e10). Psychoedukation, Konfrontationstechniken (wie In-sensu-Exposition gegen�ber den Sorgeninhalten, beispielsweise bef�rchteten Katastrophen) (e11, e12) und Probleml�setechniken sind weitere Elemente der KVT. Selbstverst�ndlich ist auch der Aufbau einer tragf�higen therapeutischen Beziehung ein wichtiger Bestandteil einer Verhaltenstherapie. Im Kasten 3 werden Therapiebausteine der KVT der generalisierten Angstst�rung zusammengefasst (e10, e11).

Kasten 3

Therapiebestandteile der kognitiv-behavioralen Therapie (KVT) der generalisierten Angstst�rung

Die Wirksamkeit der KVT ist in zahlreichen randomisierten klinischen Studien nachgewiesen. Einige Studien zeigten eine �berlegenheit gegen�ber einer Wartelistenbedingung (e13�e19). Einige Vergleiche mit Placebobedingungen zeigten, dass KVT nicht nur unspezifische Psychotherapieeffekte, sondern auch spezifische Therapieelemente hat (e20�e23). Die Responseraten bei einer Verhaltenstherapie werden in den Studien mit 47�75 % angeben, wobei Response in den Studien unterschiedlich definiert wird.

In den letzten Jahren wurden einige Studien zur internetbasierten KVT durchgef�hrt. Dabei handelte es sich entweder um eine reine Selbsttherapie mit Hilfe verschiedener Medien oder um eine durch kurze Kontakte mit Therapeuten per E-Mail oder Telefon unterst�tzte Behandlung (e24�e26). Es fanden sich signifikante Unterschiede zu einer Warteliste, mit Ausnahme einer Studie, bei der sich weder Internet-KVT noch psychodynamische Therapie per Internet von der Warteliste unterschieden (e27). Da auch Studien zum Vergleich mit einer herk�mmlichen KVT mit pers�nlichem Therapeutenkontakt fehlen, kann Internettherapie derzeit nicht empfohlen werden. Zus�tzlich ergeben sich erstattungstechnische, medizinrechtliche und ethische Probleme (zum Beispiel bei Suizidalit�t des Patienten).

Psychodynamische (tiefenpsychologisch/psychoanalytische) Therapie � Es gibt verschiedene Ans�tze zur psychodynamischen Therapie der GAS. Auf der Basis der supportiv-expressiven Psychotherapie (e28) wurde speziell f�r die GAS eine psychoanalytische Fokaltherapie entwickelt (e29, e30). Diese geht davon aus, dass bei Patienten mit dieser Angstst�rung unsichere Bindungen bestehen. Dabei wird angenommen, dass den psychischen Symptomen ein �zentraler Beziehungskonflikt� zugrunde liegt. Wie bei anderen psychodynamischen Therapien wird daher Wert auf die �bertragungsbeziehung gelegt. Bei den heute durchgef�hrten psychodynamischen Behandlungen handelt es sich h�ufig um Kurzzeittherapien, bei denen eine eher aktive therapeutische Haltung bevorzugt wird.

Die umfangreiche Literaturrecherche ergab nur zwei evaluierbare randomisierte kontrollierte Untersuchungen zur Wirkung einer psychodynamischen Therapie bei der GAS. In einer Studie war eine Verhaltenstherapie sowohl im Akut- als auch im Follow-up-Zeitraum wirksamer als eine psychodynamische Therapie (e31, e32). In einer weiteren Studie sahen die Autoren eine mit der KVT vergleichbare Wirkung; die Skalen zeigten aber erhebliche numerische Unterschiede zugunsten der KVT; wegen der zu geringen Stichprobengr��e kann daher eine Gleichwirksamkeit der psychodynamischen Therapie mit der KVT mit dieser Untersuchung nicht belegt werden (e33, e34). Insgesamt reicht die Datenlage f�r eine Empfehlung nicht aus. Es fehlen auch Vergleiche mit einer Warteliste und mit einer aktiven Kontrollbedingung (psychologisches Placebo).

�ber andere Formen der psychodynamischen Therapie (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie; analytische Langzeitpsychotherapie unter anderem) kann aufgrund fehlender Daten nichts ausgesagt werden.

Medikamente

Es gibt zahlreiche kontrollierte Studien zur medikament�sen Behandlung der generalisierten Angstst�rung. Die Responseraten werden in den Studien mit 44�81 % angeben (e35, e36). Die Dosierungen der Medikamente sind im Kasten 4 angegeben. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Stoffgruppen sowie unerw�nschte Arzneimittelwirkungen werden in Tabelle 1 gegen�bergestellt.

Kasten 4

Therapieempfehlungen bei generalisierter Angstst�rung (GAS) (Tagesdosen), in allen F�llen wird eine zus�tzliche psychotherapeutische Behandlung empfohlen

Tabelle

Vor- und Nachteile von Medikamenten f�r die generalisierte Angstst�rung

Jede medikament�se Therapie beinhaltet �rztlicherseits eine einf�hlsame psychotherapeutische F�hrung und Begleitung der Patienten. Bei den Antidepressiva k�nnen eventuelle unerw�nschte Wirkungen gerade in den ersten Tagen der Behandlung st�rend wirken, w�hrend der Patient noch keinen Therapieerfolg sieht. Eine vorbeugende Aufkl�rung �ber die zu erwartenden Nebenwirkungen wie Unruhe zu Beginn der Behandlung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) kann die Einnahmezuverl�ssigkeit verbessern. Durch Information �ber die Wirklatenz der Antidepressiva kann oft der initiale �berbr�ckende Einsatz von Benzodiazepinen vermieden werden. Auch die proaktive Thematisierung von m�glichen sexuellen Dysfunktionen (e37) oder Gewichtszunahme (e38) hat sich in der Praxis bew�hrt.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Mehrere kontrollierte Studien zeigten die Wirksamkeit der SSRIs Escitalopram (e39�e45), Paroxetin (e46�e49) und Sertralin (e50�e52).

Im Allgemeinen sind SSRI gut vertr�glich. Nebenwirkungen wie Unruhe, Nervosit�t, eine Zunahme der Angstsymptomatik, die in den ersten Tagen oder Wochen einer SSRI-Behandlung auftreten, k�nnen die Compliance beeintr�chtigen. Nach l�ngerer Behandlung k�nnen sexuelle Dysfunktionen oder Absetzph�nomene auftreten, die jedoch nicht mit den Entzugssymptomen nach Benzodiazepingabe vergleichbar sind (15). Um n�chtliche Unruhezust�nde und Schlaflosigkeit in der Anfangszeit der Behandlung zu vermeiden, sollten die Medikamente morgens gegeben werden. Der anxiolytische Effekt tritt meist mit einer Latenz von zwei bis sechs Wochen ein.

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) In mehreren Studien konnte die Wirksamkeit des SNRI Venlafaxin gezeigt werden (e35, e44, e53�e60). Nur eine Studie zeigte keinen signifikanten Unterschied zu Placebo (e61). In der Regel wird die Retardform von Venlafaxin verwendet. Duloxetin war in kontrollierten Studien bei der GAS wirksam (e56, e57, e62�e65). Zu Beginn der Therapie mit SNRI k�nnen Nebenwirkungen wie �belkeit, Unruhe oder Schlafst�rungen die Compliance beeintr�chtigen. Die angstl�sende Wirkung tritt mit einer Latenz von zwei bis sechs Wochen ein, in manchen F�llen sp�ter.

Pregabalin � Dies war in mehreren kontrollierten Studien bei der GAS wirksam (e36, e58, e66�e70). Die anxiolytische Wirkung setzt rasch ein; eine signifikante Wirksamkeit ist schon ab dem vierten Behandlungstag nachweisbar (e67) und umfasst sowohl die psychischen als auch die somatischen Symptome der GAS (e54). Das Symptom Schlafst�rung wird positiv beeinflusst (e67). Benommenheit und Schl�frigkeit sind die am h�ufigsten auftretenden Nebenwirkungen.

Trizyklische Antidepressiva (TZA) � Imipramin ist nach kontrollierten Studien bei der GAS einsetzbar (e71, e72). Besonders zu Beginn der Behandlung mit TZA k�nnen Nebenwirkungen wie verst�rkte Angst, anticholinerge Wirkungen, Sedierung oder eine Gewichtszunahme auftreten. Insgesamt ist die Nebenwirkungsh�ufigkeit bei den TZA h�ufiger als bei moderneren Antidepressiva wie den SSRI oder SNRI, die daher vorzuziehen sind. Wenn jedoch andere Standardmedikamente nicht wirksam waren oder nicht vertragen wurden, k�nnen die TZA durchaus eine Therapieoption darstellen. Die Wirklatenz betr�gt zwei bis sechs Wochen oder mehr.

Benzodiazepine � Einige Benzodiazepine wurden bei GAS untersucht: Alprazolam (e71, e73�e76), Diazepam (e69, e72, e73, e77�e84), Lorazepam (e67, e68) sowie Bromazepam (e85).

Der anxiolytische Effekt setzt sofort nach der Einnahme ein. Insgesamt gilt die Behandlung mit Benzodiazepinen als sicher; wegen der ZNS-D�mpfung kann es allerdings zu Sedierung, Schwindel, verl�ngerter Reaktionszeit und anderen Nebenwirkungen kommen. Nach l�ngerer Behandlung (also etwa vier bis acht Monate) kann � besonders bei pr�disponierten Patienten � in bis zu 40 % eine Abh�ngigkeitsentwicklung eintreten (16, 17), wobei es sich in den meisten F�llen um eine Niedrigdosisabh�ngigkeit handelt. Toleranzph�nomene, die sich in einer st�ndigen Dosissteigerung �u�ern w�rden, sind selten (18). In der Regel sollten die Benzodiazepine daher nur in der akuten Behandlungsphase (vier bis acht Wochen) eingesetzt werden. Meist werden sie in der Kombination mit Antidepressiva eingesetzt, um deren Wirklatenz zu �berbr�cken. In bestimmten Einzelf�llen, in denen andere Behandlungsmodalit�ten nicht wirksam waren oder nicht toleriert wurden, mag gegebenenfalls ein l�ngerfristiger Einsatz sinnvoll sein. Patienten mit einer Suchtanamnese sollten allerdings von der Behandlung ausgeschlossen werden. Es ist zu beachten, dass Benzodiazepine kaum Einfluss auf die bei einer GAS oft bestehende depressive Begleitsymptomatik haben.

Andere Medikamente

Der 5-HT1A-Agonist Buspiron zeigte sich in einigen Studien wirksam (e59, 74, e82�e84, e86�e88). Das Medikament war aber weniger wirksam als Venlafaxin (e59). In einer Studie war es Placebo nicht �berlegen (e89).

Die Wirksamkeit des Antihistaminikums Hydroxyzin wurde in einigen kontrollierten Studien gezeigt (e85, e89�e91). Allerdings fehlen R�ckfallverhinderungsstudien �ber Zeitr�ume von sechs bis zw�lf Monaten. Hydroxyzin hat sich in der Routinebehandlung der generalisierten Angstst�rung nicht durchgesetzt.

Opipramol, ein Anxiolytikum, das chemisch den trizyklischen Antidepressiva �hnelt, war in einer Dreiarmstudie wirksamer als Placebo und ebenso wirksam wie Alprazolam (e76). Langzeitstudien fehlen.

Das atypische Antipsychotikum Quetiapin, das f�r die Behandlung von schizophrenen Patienten entwickelt wurde, war auch bei der GAS wirksam (e43, e92�e96). In diesen Studien wurden deutlich geringere Dosen als in der Schizophreniebehandlung verwendet. Quetiapin ist allerdings f�r die Behandlung der GAS nicht zugelassen. Es kommt daher nur f�r die Behandlung von Patienten infrage, bei denen Standardtherapien nicht wirksam waren oder nicht vertragen wurden. Nebenwirkungen wie das metabolische Syndrom sind dann zu beachten.

Agomelatin, ein neueres Antidepressivum, ist ein Melatoninagonist und 5-HT2C-Antagonist. In einer Studie war Agomelatin Placebo �berlegen (e97). Eine R�ckfallverhinderungsstudie zeigte �berlegenheit gegen Placebo (e98). Das Mittel ist noch nicht f�r die Behandlung der GAS zugelassen. Wegen m�glicher Leberwerterh�hungen werden vor und w�hrend der Behandlung Leberfunktionstests empfohlen.

Hom�opathische Pr�parate

In einer Studie ohne Placebokontrolle war ein standardisierter Lavendel�lextrakt ebenso wirksam wie das Benzodiazepin Lorazepam (e99). Allerdings war die Testst�rke der Studie mit n = 77 f�r einen Non-inferiority-Vergleich nicht ausreichend. Lorazepam wurde zudem in der Studie nur einmal t�glich (statt dreimal t�glich) gegeben, obwohl es eine relativ kurze Halbwertszeit hat, so dass die Wirksamkeit des Vergleichspr�parats m�glicherweise eingeschr�nkt war. Die bisher verf�gbaren placebokontrollierten Studien mit �subsyndromalen� Angstst�rungen weisen jedoch auf einen m�glichen Substanzeffekt des Lavendel�lextrakts hin (e100, e101), der in weiteren Vergleichen mit Standardmedikamenten abzukl�ren w�re.

In der einzigen kontrollierten Studie mit einem hom�opathischen Pr�parat fand sich kein Unterschied zu Placebo (e102).

Langzeit- und R�ckfallverhinderungsstudien

Wegen ihres h�ufig chronischen Verlaufs erfordert die generalisierte Angstst�rung oft eine Langzeitbehandlung. Nach R�ckfallverh�tungsstudien �ber den Zeitraum von sechs bis zw�lf Monaten waren SSRIs (Escitalopram, Paroxetin), SNRIs (Venlafaxin, Duloxetin) und Pregabalin in der Langzeit-R�ckfallprophylaxe wirksamer als Placebo. Eine Metaanalyse zur Behandlung der GAS mit Antidepressiva fand robuste Behandlungseffekte (19). Diese Studien legen nahe, die Behandlung nach Eintreten der Besserung noch ein halbes bis ein ganzes Jahr fortzuf�hren.

Vor dem Absetzen sollte die Dosis gegebenenfalls schrittweise reduziert werden. Benzodiazepine werden f�r die Langzeitbehandlung nicht empfohlen � au�er in F�llen, in denen andere Medikamente oder eine KVT nicht wirksam waren.

In den Verhaltenstherapie-Studien betrug die Therapiedauer zwischen 8 und 28 Zeitstunden; zu der Frage, ob l�ngere Therapien besser oder dauerhafter wirken als k�rzere, fehlen entsprechende Studien. Abh�ngig von der Schwere der Erkrankung kann erfahrungsgem�� eine l�ngere Behandlungsdauer notwendig sein.

Therapieresistenz

Das Vorgehen bei Patienten, die durch eine medikament�se Standardtherapie nicht gebessert wurden, wird in Kasten 4 dargestellt.

Behandlung �lterer Patienten

Nur wenige Studien besch�ftigten sich mit Patienten �ber 65 Jahre. Die Wirksamkeit von Pregabalin und Quetiapin bei �lteren GAS-Patienten wurde in placebokontrollierten Studien gezeigt (e103). In einer Studie war Escitalopram Placebo bez�glich der Responserate �berlegen (e41). In einer Analyse der �lteren Patienten aus vier GAS-Studien erwies sich Duloxetin als effektiv (e104). In einer Auswertung der �lteren Patienten aus f�nf Studien war Venlafaxin hinsichtlich der CGI-Response wirksamer als Placebo, aber nicht auf allen prim�ren Effizienzma�en (e105). Zusammenfassend kann empfohlen werden, �ltere Patienten mit Pregabalin oder Duloxetin zu behandeln; in therapieresistenten F�llen kann das nicht zugelassene Quetiapin verwendet werden.

Die Wirksamkeit einer KVT konnte auch bei �lteren Patienten gezeigt werden; allerdings waren die Effekte geringer als bei Patienten unter 65 Jahren (e18, e106�e109).

Vergleich einer Psychotherapie mit einer medikament�sen Behandlung

Es gibt kaum Daten zum Vergleich von Psycho- und Pharmakotherapie bei der GAS. In zwei kleinen Studien mit methodischen Problemen konnte kein Unterschied zwischen beiden Therapiemodalit�ten gefunden werden; die Kombination von KVT und Diazepam war wirksamer als Diazepam allein (e13, e23). Aus diesen Studien k�nnen keine R�ckschl�sse auf die Kombination einer Psychotherapie mit den derzeit empfohlenen Medikamenten gezogen werden. Da aber beide Behandlungsformen wirksam sind und vergleichbare Effektst�rken haben, spricht nichts gegen eine Kombination. Bei der �berlegung, ob ein Patient eine psychotherapeutische oder pharmakologische Behandlung oder beides erhalten sollte, sind neben Wirksamkeitserw�gungen folgende Aspekte f�r die Indikationsstellung wesentlich: Pr�ferenz des Patienten, unerw�nschte Arzneimittelwirkungen, Wirkungseintritt, Schweregrad der Erkrankung, Komorbidit�t, �konomie, Zeitfaktoren, Verf�gbarkeit von Psychotherapien und Qualifizierung des Therapeuten. In der Praxis wird h�ufig die Pharmakotherapie gleich begonnen, w�hrend sich bei der KVT selbst in Orten mit guter Versorgungslage oft mehrmonatige Wartezeiten ergeben (20). Wenn GAS mit einer komorbiden Depression einhergeht, sollte auf eine antidepressive Pharmakotherapie nicht verzichtet werden (21).

Danksagung
Die Autoren danken Herrn Prof. Hans-Peter Volz, Werneck, f�r die kritische Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Anregungen.

Interessenkonflikt
Prof. Dr. Bandelow erhielt Honorare f�r eine Beratert�tigkeit von Lilly, Lundbeck, Ono, Otsuka und Pfizer. Erstattungen f�r Kongresse erhielt er von Servier und Pfizer. F�r die Vortr�ge auf wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen wurde er von AstraZeneca, Boehringer-Ingelheim, Glaxo, Janssen, Lilly, Lundbeck, Ono, Pfizer, Servier und Wyeth honoriert.

Dr. Boerner erhielt Honorare f�r Erstattung von Reise- und �bernachtungskosten sowie Honorare f�r die Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen von Pfizer. F�r Beratert�tigkeiten erh�lt er Honorare von Pfizer.

Prof. Kasper erhielt Forschungsunterst�tzung und Referentenhonorare beziehungsweise war im Beirat oder als Berater t�tig f�r: AstraZeneca, CSC, Eli Lilly, Alkmers, Lilly, Lundbeck, Merck Sharp & Dohme (MSD), Neuraxpharm, Bristol Myers Squibb, GlaxoSmithKline, Pfizer, Organon, Janssen, Novartis, Pierre Fabre, Pfizer, Schwabe, Sepracor, Servier, Wyeth.

Prof. Linden erhielt Honorare f�r Beratervertr�ge und Vortr�ge von Pfizer, Lilly, Servier und Janssen-Cilag. F�r die Vorbereitung von wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er Honorare von Servier.

Prof. Wittchen wurden Teilnahmegeb�hren f�r Kongress- sowie Reise- und �bernachtungskosten erstattet von Pfizer. F�r die Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen erhielt er Honorare von Pfizer.

Prof. M�ller erhielt Honorare f�r die Beratert�tigkeit und die Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen von Pfizer.

Manuskriptdaten
eingereicht: 19. 10. 2012, revidierte Fassung angenommen: 13. 3. 2013

Anschrift f�r die Verfasser
Prof. Dr. med. Borwin Bandelow, Dipl.-Psych.
Klinik f�r Psychiatrie und Psychotherapie der Universit�t G�ttingen
von-Siebold-Stra�e 5, 37075 G�ttingen

Zitierweise
Bandelow B, Boerner RJ, Kasper S, Linden M, Wittchen HU, M�ller HJ:
The diagnosis and treatment of generalized anxiety disorder. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(17): 300�10.DOI: 10.3238/arztebl.2013.0300

@Mit �e� gekennzeichnete Literatur:
www.aerzteblatt.de/lit1713

eKasten:
www.aerzteblatt.de/13m0300

The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt-international.de

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Klinik f�r Psychiatrie und Psychotherapie, Georg-August-Universit�t G�ttingen:
Prof. Dr. med. Bandelow, Dipl.-Psych.
Klinik f�r Psychiatrie und Psychotherapie, Christliches Krankenhaus Quakenbr�ck
Dr. med. Dr. scient. pth. Boerner, Dipl.-Psych.
Universit�tsklinik f�r Psychiatrie und Psychotherapie, Wien: Prof. Dr. med. Kasper
Charit� Universit�tsmedizin Berlin und Abteilung f�r psychische und psychosomatische St�rungen am Rehazentrum Seehof, Teltow/Berlin: Prof. Dr. med. Linden
Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universit�t Dresden: Prof. Dr. med. Wittchen
Klinik f�r Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universit�t M�nchen: Prof. Dr. med. M�ller

Kasten 1

Diagnose der generalisierten Angstst�rung nach ICD-10

Kasten 2

Vermeidbare Fehler in der Diagnostik der Angsterkrankungen

Kasten 3

Therapiebestandteile der kognitiv-behavioralen Therapie (KVT) der generalisierten Angstst�rung

Kasten 4

Therapieempfehlungen bei generalisierter Angstst�rung (GAS) (Tagesdosen), in allen F�llen wird eine zus�tzliche psychotherapeutische Behandlung empfohlen

Tabelle

Vor- und Nachteile von Medikamenten f�r die generalisierte Angstst�rung

eKasten

Generalisierte Angstst�rung � Definition nach den ICD-10-Forschungskriterien

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Generalisierte Angstst�rung

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    Ist Agoraphobie eine Angststörung?

    Die Agoraphobie ist eine Angststörung, bei der Betroffene Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen haben. Typisch sind auch Ängste davor, das Haus zu verlassen oder ohne Begleitung mit dem Zug, Bus oder Flugzeug zu reisen.

    Was ist der Unterschied zwischen einer Angststörung und einer Phobie?

    Unterschied zwischen Angst und Phobie Bei einer „gesunden“ Angst weiß der Betroffene nichts über die Herkunft der Angst und die Gründe für ihr Verschwinden. Phobiker hingegen sind sich der Unangemessenheit ihrer Furcht durchaus bewusst; die Furchtreaktion können sie jedoch trotzdem nicht kontrollieren.

    Was versteht man unter generalisierter Angststörung?

    Menschen mit einer generalisierten Angststörung haben nahezu ständig Angst. Das Angstgefühl lässt sich nicht kontrollieren und schränkt den Alltag ein. Beschwerden wie Herzrasen oder Magenprobleme können hinzukommen. Psychotherapie und bei Bedarf Medikamente können helfen, die Angst wieder in den Griff zu bekommen.

    Ist eine Phobie eine Angststörung?

    Phobien sind Angststörungen, die sich auf bestimmte Objekte oder Situationen beziehen. Menschen, die unter einer Angststörung leiden, reagieren unangemessen stark auf die Situation – auch mit körperlichen Reaktionen.