Sexualität Wenn Frau nicht kannSeit Viagra ist die Flaute im Bett für viele Männer kein Tabu mehr. Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen aber verschweigen oft ihr Leid. Dabei sind sie häufiger betroffen als Männer - und die Probleme meist leicht zu lösen. Show 07.07.2013, 10.33 Uhr
Frust im Schlafzimmer: Manchmal kann schon ein Gespräch helfen Keine Lust, Schmerzen oder kein Orgasmus: Die Sexualität von Frauen ist störanfällig. Dennoch reden nur wenige offen darüber - selbst beim Frauenarzt. Vor allem zur mangelnden Lust bekennen sich Frauen offenbar ungern, wie eine Studie mit knapp 4500 Teilnehmerinnen aus Sachsen-Anhalt zeigt. Sechs von zehn Befragten berichteten von Problemen im Zusammenhang mit ihrer Sexualität. Doch nur die Hälfte brachte das Thema beim Gynäkologen zur Sprache, schreiben die Autoren um den Magdeburger Frauenarzt Hans-Joachim Ahrendt in der Fachzeitschrift "Sexuologie" . Schmerzen und Blutungen beim Geschlechtsverkehr thematisierten die meisten noch von sich aus. Libidoprobleme hingegen wurden in der Regel erst zum Thema, wenn der Arzt nachfragte - obwohl das Problem weit verbreitet ist. Die fehlende Lust betrifft jede vierte Frau, die von Problemen beim Sex berichtet. Die Ursachen dafür seien sehr individuell, sagt Gynäkologin Anneliese Schwenkhagen, die im Hormonzentrum in Hamburg arbeitet. Aus diesen Gründen kann die Lust beim Sex ausbleiben:
Ebenfalls zu den typischen Problemen zählt das Ausbleiben eines Orgasmus, auch wenn das Thema langsam in den Hintergrund rückt: "Durch die Aufklärung wissen Frauen inzwischen, dass meist nur eine Erregung der Klitoris zum Höhepunkt führt", sagt Schwenkhagen. Sex ohne Orgasmus ist laut Experten auch keine typische Störung. Manche Frauen erreichen oft nur die Plateauphase und selten die anschließende Hochphase, also den Orgasmus.
"Spontane Lust gibt es nur unter frisch Verliebten" Zwar bedeutet nicht jede sexuelle Flaute, dass die eigene Sexualität gestört ist. Wenn die Unlust, Schmerzen oder andere Probleme in der Sexualität jedoch langfristig auftreten und Leid verursachen, sollten Frauen dringend reagieren. Bei vielen genügt schon eine Beratung beim Frauenarzt. Oftmals stellt sich heraus, dass bestimmte Sexstellungen die Schmerzen verursachen, tägliche Medikamente hinter der Unlust stecken oder die Partnern sich zu wenig über ihre Wünsche austauschen. Frauen sollten sich Schwenkhagen zufolge am besten selbst befragen: Worauf habe ich Lust und worauf nicht? Wann hat mein Problem angefangen? Was würde passieren, wenn sich das Problem löst? Was ist meine Theorie, warum etwas im Bett falsch läuft? Diese Fragen könnten oftmals schon zu einer Lösung des Problems hinführen. Neben dem offenen Gespräch mit dem Partner sei auch Gelassenheit hilfreich: "Spontane Lust gibt es eben nur unter frisch Verliebten. Bei allen anderen entsteht sie oft erst, wenn man aktiv wird." Schwenkhagen vergleicht das gerne mit dem Gang zu einer Party: Es ist Freitagabend und man ist total geschafft, aber eine Freundin feiert. Man könnte absagen - oder sich schick machen und hingehen. Und auch dort muss man sich entscheiden: Steht man passiv und griesgrämig in der Ecke und wartet auf gute Unterhaltung, oder ergreift man selbst die Initiative zu Gesprächen und Tanz? "Genauso ist es beim Sex", sagt sie. "Die meisten wünschen sich eine Wunderpille" "Die meisten wünschen sich eine Wunderpille, die alles wieder gutmacht", sagt Schwenkhagen. Daran werde zwar geforscht. Doch wenn die Ursache ein Konflikt zwischen den Partnern oder Dauerstress im Alltag ist, wird die Arznei nichts ändern. Ist der Kern des Problems komplex oder das Leid groß, kann auch eine Psycho- oder eine Paartherapie helfen. Darin können Schamgefühle abgebaut und Ängste oder Beziehungskonflikte bearbeitet werden. Außerdem gibt es speziell ausgebildete Psychotherapeuten, die eine Sexualtherapie anbieten . Die Paare sprechen dort gezielt über ihre Sexualität und sollen zu Hause praktische Übungen durchführen, um ihr sexuelles Miteinander zu verbessern. Die Erfolgsquoten liegen sehr hoch. Bei manchen Paaren genügen fünf bis zehn Sitzungen, bis das Problem gelöst ist. Bislang nehmen jedoch wenige Frauen diese Möglichkeiten wahr. Von den 2700 Frauen, die in der Studie aus Sachen-Anhalt über sexuelle Probleme klagten, wurde knapp 150 eine weiterführende Behandlung empfohlen. Nur 28 nahmen diese in Anspruch. Was kann man gegen sexuelle Unlust bei Frauen tun?Was tun bei Libidoverlust? Liegt dem Libidoverlust keine organische Ursache zugrunde, kann eine unspezifische Therapie helfen. Bereits ein Gespräch oder Entspannungsübungen können dazu führen, dass sich negative Denkmuster und Stress auflösen. Manchen Frauen hilft es auch, sexuellen Tagträumen Raum zu geben.
Wie bekomme ich meine Frau zu mehr Lust?Durch Berührungen wird das Kuschelhormon Oxytocin freigesetzt. Es hilft nicht nur, nach dem Sex besser zu reden, sondern kann auch davor die Lust erhöhen. Nehmen Sie sich mit Ihrem Partner bewusst Zeit, einander in entspannter Atmosphäre langsam zu massieren.
Woher kommt die Unlust bei Frauen?Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Bluthochdruck, Herzschwäche, Nierenschwäche und andere Erkrankungen können die Ursache für sexuelle Unlust bei Frauen sein.
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