Wenn kinder keinen respekt haben

Aretha Franklin pflanzte uns einst den Ohrwurm in den Kopf und Jede*r (groß, klein, alt, jung, breitschultrig oder zartgliedrig) wünscht sich einen respektvollen Umgang. Respekt ist in unserer Gesellschaft ein hoher Wert!

Manch einer meint, man müsse Respekt vor dem Alter haben. Und man heißt in dem Fall Kinder, die gefälligst vor Erwachsenen Respekt haben sollen.

Oder muss man sich Respekt verdienen?

Mangelnder Respekt

Der mangelnde Respekt von Kindern und Jugendlichen wird immer wieder beklagt. Früher, ja früher da hatten die Kinder noch Respekt vor Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen.

Aber seit einigen Generationen ist es so, dass eine Autoritätsperson nicht automatisch von Kindern respektiert wird. Zum Glück ist das so. Das ist eine gesunde Entwicklung in unserer Geschichte. Denn, nein, früher war nicht alles besser! Das, was Kinder früher den älteren Generationen entgegenbrachten war Angst und nicht Respekt.

Eine Person, die Autorität besitzt, hat Durchsetzungskraft. Eine autoritäre Person nutzt ihre Macht gegenüber anderen aus!“ Jesper Juul

Was heißt Respekt?

Was heißt Respekt denn überhaupt? Was heißt es für dich ganz konkret?

Für mich scheint es eine Art Überbegriff für verschiedene Werte zu sein. Häufig habe ich den Eindruck, dass Respekt nur ein anderes Wort für Gehorsam ist. Kinder sollen die Klappe halten und das machen, was Erwachsene sagen.

Mir persönlich geht es beim Begriff Respekt um Wertschätzung, um Unvoreingenommenheit, um Anerkennung und Gleichwürdigkeit.

Ich möchte die Würde von Kindern achten, indem ich erkenne, dass sie als Person den gleichen Wert wie Erwachsene haben. Das bedeutet wiederrum, dass ich ihr Verhalten und ihre Aussagen so ernst nehme wie ich es eben bei Erwachsenen mache. Das klingt erst mal ganz simpel, ist mir aber noch in wenigen Kitas und Schulen begegnet. Erwachsene sind zwar freundlich zu den Kinder, aber es gibt eine klare Hierarchie. Ich bin hier oben und du als Kind bist dort unten.

Orientierung geben

Das heißt übrigens nicht, dass Kinder alles und jederzeit entscheiden dürfen. Das wird allzu oft falsch verstanden. Unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, die Verantwortung zu haben und die Führung zu übernehmen und den Kindern Orientierung zu bieten. Kinder wollen sich mit uns verbinden und verbünden. Wie jeder Mensch wollen sie gesehen und verstanden werden. Wenn sie sich verstanden und akzeptiert fühlen, werden sie dir auch respektvoll begegnen. Nach dem Motto: wie es den Wald hineinschallt, so schallt es auch hinaus. Das ist auf jeden Fall meine Erfahrung. Das heißt nicht, dass sie immer alles ganz brav und gehorsam machen, was ich sage!
Wenn kinder keinen respekt haben

Eine persönliche Autorität entwickeln

Verlange nicht von Kindern, dass sie dich per se (per Rolle) respektieren.

Kinder sind Teamplayer und wollen sich mit uns verbinden und uns respektieren. Wenn sie merken, dass du sie siehst, dich für sie interessierst, eine Beziehung zu ihnen aufbaust, für sei einstehst und ihnen im Kontakt deutlich machst was dir wichtig ist, dann respektieren sie dich.
Ein Beispiel

Wenn es also eine Situation gibt, wo ein Kind, nennen wir ihn Matze*, dich zum Beispiel nachäfft/sich lustig über dich macht (was ich persönlich mega nervig und respektlos finde). Dann kannst du so reagieren: „So, – wenn du so frech bist, gehst du jetzt raus, bekommst einen Eintrag und ich werde demnächst darüber mit deinen Eltern sprechen!“.

Kann man machen.  Du hast dann deine Macht ausgeübt, hast den Konflikt mit deiner autoritären Rolle „gelöst“. Möglicherweise hast du ab jetzt Ruhe und Matze macht das nicht mehr.

Hat er nun Respekt? Ich meine, wir sollten das viel besser mit Angst beschreiben: Angst vor einem Eintrag ins Klassenbuch, einem Verweis oder vor Strafen seiner Eltern (wie Playstation- und Fernsehverbot o.ä.). Oder er hat einfach keinen Bock auf Hofdienst beispielsweise oder auf eine andere disziplinarische Maßnahme, die Matze über sich ergehen lassen muss, wenn er frech zu einer Autoritätsperson  ist.

Matze hat aber keinen Respekt vor DIR!!

Wenn kinder keinen respekt haben

Kläre die Situation auf Beziehungsebene.

Dafür musst du dich selbst einbringen, persönlich und authentisch.

Wie würdest du reagieren, wenn sich jemand aus deinem Freundeskreis bei einem Abendessen über dich lustig macht? Oder dein*e Partner*in? Raus schicken, Eintrag ins Freundebuch, Eltern anrufen?

Ich gehe hin zu dem Kind (in der Situation oder danach in Ruhe) und sage ihm dass ich nicht möchte, dass er das macht!! Ich positioniere mich klar und eindeutig! Und ich sage ihm, warum ich es nicht möchte: Ich bin beispielsweise verletzt und gekränkt oder einfach nur genervt. Vielleicht finde ich es sogar eigentlich lustig, wenn Matze mich imitiert, aber die Situation passt einfach nicht, weil ich gerade in Ruhe was erklären möchte.

Kinder brauchen Grenzen

Jede*r hat verschiedene Grenzen. Wenn ich höre „Kinder brauchen Grenzen“ kann ich nur immer wieder sagen: Ja, aber eben keine Pauschalgrenzen!

Sie dürfen die wichtige Erfahrung machen, meine Grenze kennen zu lernen, denn sie wollen mich kennen lernen. Und damit unser „Zusammensein“ funktioniert, müssen sie ein Gespür für meine Grenzen entwickeln. Das tun sie, indem sie diese übertreten und ich dann deutlich mache „hier ist meine Grenze, da will ich nicht, dass du darüber latschst. Ich möchte nicht dass du mich nachäffst!“

Kinder haben ebenso Grenzen

Für mich bedeutet es aber auch, dass ich die Grenzen der Kinder kennenlerne und nicht übertrete, indem ich meine Macht ausnutze! Matze lernt mich kennen, er lernt dass ich das nicht möchte, weil es mich kränkt und nervt. Und er lernt, dass ich ihn respektiere, weil ich ihm nicht auf Machtebene Strafen aufbrumme.

Matze ist der Klassenclown, der Joko und Klaas der Gruppe und manchmal passiert es trotzdem, dass er mich nachahmt, nicht weil er mich ärgern will, einfach weil er es lustig findet.

Aber es ärgert mich trotzdem. Mittlerweile reicht aber ein Blick oder ein „das hatten wir besprochen“ und es fällt ihm wieder ein und er entschuldigt sich. Das zeigt mir, dass er mich anerkennt und wertschätzt.

Und was ist mache ich mit „respektlosen Kindern“?        

Vielleicht denken einige jetzt: „Ja, ok, mag sein. Das klappt vielleicht mit manchen Kindern, aber was ist mit einem Kind, das sich einen Scheiß darum kümmert, dass ich ihm von meinen Gefühlen erzähle oder dass ich mich klar positioniere?“

Ja, das kenne ich auch! Ich kenne das sogar sehr sehr gut.

Das sind wahrscheinlich auch die Kinder, denen deine Strafen und Konsequenzen pupsegal sind und die noch eine Schippe drauf legen werden. Du hast ihnen den Machtkampf angesagt. Das sind Situationen, die oft eskalieren, das Kind landet dann bei der Direktor*in oder es wird ein Tadel vergeben.

… All I´m asking is for a little respect …

Kinder, die anfänglich immun sind für dein Beziehungsangebot und deine wertschätzende und gleichwürdige Haltung sind meist Kinder, denen von Erwachsenen nie – nicht zu Hause, nicht in der Schule – Respekt entgegengebracht wird.

Ihnen fällt es schwerer und es wird länger dauern, bis du sie davon überzeugst, dass sie dir wirklich wichtig sind und du sie respektierst.

Und dann wird es nochmal dauern, bis sie dieses Verhalten in sich verankern. Der innerliche Wertschätzungs-Pegel muss erst über 0 steigen und der Tank ordentlich aufgefüllt werden. Wenn das geschehen ist, können sie anfangen, dir mit Respekt zu begegnen.

Du musst ihnen einen großen Respektvorschuss geben und in dieser Phase wahrscheinlich immer wieder „respektloses“ Agieren und Verhalten einstecken.

Wenn kinder keinen respekt haben

Echte Wertschätzung

Echte Wertschätzung bedeutet für mich, dass ich den Wert (je)des Menschen schätze – unabhängig davon, ob er mich schätzt und anerkennt.

Bleib am Ball!

Hab im Blick, dass dieses herausfordernde Kind (wahrscheinlich aufgrund seines herausfordernden Verhaltens) an sehr wenigen Stellen selbst respektvoll behandelt wird. Vielleicht bist du die Einzige, die das tut. Noch besser ist es natürlich, wenn ihr im Team diese Haltung einnehmt, einübt und vielleicht sogar das gesamte Umfeld miteinbezieht.

Hab(t) Geduld.

Dieses Kind braucht das Gefühl von Geborgenheit, Verständnis, Angenommen sein. Möglicherweise sind das nicht die Begriffe, die dir zuerst in den Sinn kommen, wenn du an dieses Kind denkst. Man hat meistens das Gefühl, dass diese Kinder ganz bestimmt nicht so eine Weichspüler-Nummer wollen, sondern eher eine harte Hand brauchen. Darum geht es nicht. Es geht wirklich um das absolute Grundbedürfnis eines jeden Menschen geliebt und akzeptiert zu sein – so wie man ist.

Einen neuen Blick entwicklen

Konzentrier dich auf die Begabungen und Talente, denn oft fallen uns nur all die nervenden Situationen auf und wir haben gar keinen Blick mehr für das Kind und all seine besonderen Seiten, die es auf jeden Fall hat!!!!!!!

Nimm dir Zeit und trag zusammen, was das Kind gut kann. Schreib es dir auf. Was macht das Kind aus? Wer ist dieser Mensch? Versuche zu verstehen, was es denkt und fühlt. Unabhängig davon, was du selbst denkst. Das Kind darf so sein wie es ist und es ist ok so wie es ist, es geht um diese Grundhaltung. Verbring viel Zeit mit dem Kind.

Das bedeutet auch, dass du vielleicht aus deiner Komfortzone raus musst, ich bin zum Beispiel nicht sonderlich sportlich, aber indem ich mit Kindern  Fußball gespielt habe, konnte ich Kontakt aufbauen.

Ich kann auch kein Schach, oder finde Sammelkarten nicht spannend, ich gucke privat kein DSDS, oder kenne die Instagram und YouTube Influenzer gut, aber es hat mir schon den Weg zu einer Beziehung geebnet und gehört für mich zum Beziehungsaufbau, dass ich mich dafür interessiere, was das Kind interessiert.

Wie entsteht Respektlosigkeit bei Kindern?

Neben einem ängstlich-vermeidenden Verhalten sind Bindungsschwierigkeiten oftmals die Ursache, wenn sich Kinder frech und respektlos zeigen. Sie benehmen sich aggressiv gegenüber Erwachsenen und anderen Kindern und zerstören Dinge. In manchen Fällen kommt es zusätzlich zu autoaggressivem Verhalten.

Wie reagieren wenn Kind respektlos ist?

Wie reagiere ich richtig auf Respektlosigkeit?.
Behandle dein Kind so, wie du von ihm behandelt werden möchtest. ... .
Lass dein Kind der Mensch sein, der es ist, ohne Erwartungen und Verurteilungen. ... .
Gib deinem Kind die Freiheit, die es braucht, um sich selbst zu entdecken – und den nötigen Rahmen, damit es in Sicherheit ist..

Woher kommt Respektlosigkeit?

Respektlosigkeit tritt immer dann auf, wenn zwei oder mehr Menschen ungleich behandelt werden, etwa wenn der Eine sich über den Anderen stellt, ihn niedermacht und nur kritisiert. Dadurch entsteht eine Hierarchie, die vor allem für Liebesbeziehungen ungesund ist.

Was tun wenn mein Kind mich provoziert?

Je nach Grund für die Provokation sollte dann die Reaktion der Erwachsenen abgestimmt sein. Hat das Kind ein Aufmerksamkeitsdefizit, sollten seine Eltern die Provokation ansprechen (nicht schimpfen) und sich dem Kind ganz aktiv zuwenden. Mit dem Kind spielen, kuscheln oder ein Buch vorlesen.