Wer stand hinter der Emser Depesche?

Die Emser Depesche löste den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 aus. Nach dem Sieg über Frankreich stand am Ende dieses Krieges die Gründung des Deutschen Reiches.

Der Hintergrund war der immer noch bestehende Konflikt zwischen dem Norddeutschen Bund mit Preußen an der Spitze und Frankreich. In Frankreich herrschte Napoleon III. als Kaiser. Eine wichtige Rolle spielte mal wieder Bismarck.

Frage der spanischen Thronfolge

Der äußere Anlass war die Frage, wer den spanischen Thron besteigen sollte. An dieser Frage hatten sich ja auch schon früher Kriege entzündet. Zur Diskussion stand hierbei Erbprinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, der auch von Otto von Bismarck und dem preußischen König Wilhelm I. unterstützt wurde.  Durch diese Kandidatur sah Frankreich das Gleichgewicht der Mächte in Europa gestört. Doch Prinz Leopold verzichtete am 12. Juli 1870 auf den spanischen Thron und für Wilhelm I. war die Angelegenheit eigentlich erledigt. Doch damit nicht genug.

Ein kleines Telegramm mit großer Wirkung

Wer stand hinter der Emser Depesche?
Gedenkstein für die Emser Depesche in Bad Ems[ © Holger Weinandt / CC BY-SA 3.0 DE ]

Der französische Botschafter versuchte nun Wilhelm I., der sich zu einer Kur in Bad Ems aufhielt, davon zu überzeugen, auch für die Zukunft eine Bewerbung der Hohenzollern auf den spanischen Thron auszuschließen. Wilhelm I. lehnte dieses Ansinnen allerdings ab.

So ging ein Schreiben, quasi ein regierungsinterner Bericht, verfasst von einem Mitarbeiter namens Heinrich Abeken in Bad Ems, an Otto von Bismarck, in dem über die Verhandlungen mit den französischen "Freunden" informiert wurde. Bismark kürzte das Schreiben, die  "Emser Depesche", einfach ab. Die Forderungen klangen dadurch sehr viel härter als im Original. Dies missfiel dann wieder den Adressaten. Vielleicht war das preußisch konsequent?

Die französische Regierung war beleidigt

Aufgrund dieses Vorgehens sah sich die französische Regierung wiederum beleidigt und rüsteten zum Krieg. Bismarck lachte sich wohl insgeheim ins Fäustchen, denn genau das hatte er ja mit der Veröffentlichung dieser verkürzten Depesche beabsichtigt. Denn als am 19. Juli 1870 die französische Kriegserklärung an Preußen erging, sah es so aus, als ob Frankreich allein der Kriegsverursacher war. Genau das passte in Bismarcks Pläne, das Nachbarland in Europa zu isolieren. Die Deutschen würden sich ja nur verteidigen. So jedenfalls hatte es Bismarck geschickt eingefädelt. Doch in Wirklichkeit wollte Bismarck diesen Krieg, um Frankreich zu schwächen. Nur ein geschwächtes Frankreich würde sich am Ende einer deutschen Reichseinigung nicht mehr widersetzen können. So geht jedenfalls die Geschichte, ob sie nun so im Detail stimmt, wissen wir nicht, aber die Quellen erzählen es.

Der Plan Bismarcks, einen preußisch-deutschen Nationalstaat mit einem Kaiser an der Spitze zu schaffen, sollte am Ende aufgehen.

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Am 13. Juli 1870 bewarb sich ein Hohenzollernprinz um den spanischen Thron. Frankreich verlangte die Rücknahme und strebte eine Demütigung Preußens an. Aber Bismarck konterte mit einer teuflischen Finte.

Veröffentlicht am 13.07.2018 | Lesedauer: 4 Minuten

Von Florian Stark

Wer stand hinter der Emser Depesche?

Wer stand hinter der Emser Depesche?

Bismarck und die „Emser Depesche“: Das folgenschwere Treffen in Bad Ems am 13. Juli 1870. Links Wilhelm I., neben ihm Botschafter Vincent Benedetti

Quelle: picture alliance / arkivi

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Durch die scharfe Reaktion eines regierungsinternen Berichts und dessen Weitergabe an die Presse provozierte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck am 13. Juli 1870 Regierung und Öffentlichkeit Frankreichs, das daraufhin Preußen und seinem Norddeutschen Bund den Krieg erklärte.

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Vorangegangen war eine – von Bismarck als Köder vorangetriebene – Kandidatur des Prinzen Leopold aus einer süddeutschen Nebenlinie der Hohenzollern. Das Frankreich Kaiser Napoleons III. wertete das als Umfassungsversuch und verlangte ultimativ die Rücknahme, was Leopolds Vater auch zugestand.

Ein Hohenzoller auf dem spanischen Thron?

Die französische Öffentlichkeit aber erwartete auch eine Demutsgeste in Form von König Wilhelm I. von Preußen als dem Chef des gesamten Hauses Hohenzollern. Zu diesem Zweck reiste der französische Botschafter Benedetti nach Bad Ems, wo Wilhelm Urlaub machte, und forderte ihn auf zu erklären, dass er die Rücknahme der Kandidatur nicht nur billige, sondern auch einschreiten werde, wenn sie erneuert werden würde.

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Wilhelm lehnte dieses förmliche Garantieversprechen ab, weil dies Sache der Sigmaringer Hohenzollern sei. Deren endgültige Entscheidung hatte ihn zudem noch nicht in Bad Ems erreicht. Als die entsprechende Mitteilung schließlich eintraf, ließ er den französischen Botschafter wissen, dass weitere Gespräche unnötig seien.

Wer stand hinter der Emser Depesche?

Heinrich Abeken (1809-1872) gehörte zu den engsten Mitarbeitern Bismarcks

Quelle: Wikipedia/NYPL Digital Gallery; Image ID: 494075/PD-alt-100

Heinrich Abeken, der als Verbindungsmann Bismarcks den König begleitete, fasste daraufhin in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten den Vorgang zusammen. Diese „Emser Depesche“ war nur für den internen Dienstgebrauch bestimmt:

Wer stand hinter der Emser Depesche?

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Stadt der Spione – die 2. Staffel von „WELT History“

„Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen.

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Ich wies ihn zuletzt, etwas ernst, zurück, da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne.

Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum außer Spiel sei.

„Dem Botschafter nichts weiter zu sagen“

Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen.

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Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe … beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen: dass Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe.

Seine Majestät stellt Eurer Excellenz (Bismarck; d. Red.) anheim, ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgeteilt werden sollte.“

Wer stand hinter der Emser Depesche?

Als preußischer Ministerpräsdent und Kanzler des Norddeutschen Bundes hielt Otto von Bismarck (1815-1898) die Fäden in der Hand

Quelle: picture alliance / Heritage Imag

Noch am gleichen Tag kürzte Bismarck, der sich zuvor beim Generalstabschef Helmuth von Moltke über die Einsatzbereitschaft der Armee erkundigt hatte, das Telegramm stark und gab es als offizielle „Emser Depesche“ an die Presse:

„Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten.

Bismarck provoziert französische Reaktion

Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.“

Bismarck strich sowohl das Gespräch zwischen König und Botschafter als auch die – verabredete – Bestätigung aus Sigmaringen aus dem Text. Die Ablehnung einer Audienz erschien dadurch als brüske Reaktion auf die französische Forderung und klang wie eine diplomatische Ohrfeige. Die rief denn auch umgehend in der französischen Öffentlichkeit die Reaktion hervor, die Bismarck hatte provozieren wollen.

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg.

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Wer stand hinter der Emser Depesche?

Am 15. Juli erreichte die Nachricht von der französischen Mobilmachung Berlin (v. l. Kronprinz Friedrich, Wilhelm I., Bismarck, Moltke und Kriegsminister Roon)

Wer hat die Emser Depesche verfasst?

So ging ein Schreiben, quasi ein regierungsinterner Bericht, verfasst von einem Mitarbeiter namens Heinrich Abeken in Bad Ems, an Otto von Bismarck, in dem über die Verhandlungen mit den französischen "Freunden" informiert wurde. Bismark kürzte das Schreiben, die "Emser Depesche", einfach ab.

Was macht Bismarck mit der Emser Depesche?

Wilhelm I. schickte eine Depesche nach Berlin und informierte Bismarck über das Treffen und den Ausgang der Gespräche mit dem französischen Gesandten. Den eher harmlosen Inhalt dieser Depesche formulierte Bismarck scharf um und ließ sie veröffentlichen. Auf einmal stand Frankreich als von Preußen geohrfeigte Nation da.

Warum hat Bismarck Frankreich provoziert?

Durch die scharfe Reaktion eines regierungsinternen Berichts und dessen Weitergabe an die Presse provozierte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck am 13. Juli 1870 Regierung und Öffentlichkeit Frankreichs, das daraufhin Preußen und seinem Norddeutschen Bund den Krieg erklärte.

Wie kommt es zum Deutsch Französischen Krieg?

Der Deutsch-Französische Krieg wurde durch einen Streit über die spanische Thronfolge ausgelöst. Bismarck manipulierte ein Schreiben, die Emser Depesche, damit Frankreich sich provoziert fühlte und so am 19. Juli 1870 den Krieg erklärte.