Immer wieder wenden sich Patientinnen und Patienten an den Krebsinformationsdienst, die wegen ihrer Tumormarker verunsichert sind. Unter anderem möchten sie wissen, wann eine Messung angezeigt ist, wie hoch die Messwerte sein dürfen und was ein Anstieg der Tumormarker bedeuten kann. Corona wirft jetzt ganz neue Fragen auf. Show
"Wie wirkt sich Corona auf die Tumormarker aus? Könnten die Laborwerte durch eine Corona-Infektion ansteigen? Gibt es Erfahrungen, wie stark die Spiegel ansteigen können?" * Rechercheergebnis: Möglicher ZusammenhangOb Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu Erhöhungen von Tumormarkern führen können – dazu ist die Datenlage bislang begrenzt. Es gibt wenige Studien1,2,3, die einen solchen Zusammenhang untersucht haben. Sie sind rückblickend, klein und heterogen: Mehrheitlich wurden Patienten mit einer krankenhauspflichtigen COVID-19-Pneumonie untersucht, Krebspatienten waren die Ausnahme. Die Studiendaten weisen darauf hin, dass Corona-Infektionen einen Teil der Tumormarker beeinflussen können. Nach unseren Recherchen in medizinischen Literaturdatenbanken haben Forscher dies bisher nur bei symptomatischen Patienten beobachtet – also bei an COVID-19-Erkrankten. Gemessen wurden verschiedene Tumormarker wie etwa CEA, CA 125, CA 15-3, CA 19-9, NSE, SCC und PSA:
Eine Studie3 speziell zum CEA-Verlauf stellte fest:
HintergrundinformationenWelcher pathophysiologische Mechanismus verantwortlich ist, wenn Tumormarker im Rahmen einer Corona-Infektion ansteigen, ist noch nicht abschließend geklärt. Dazu gibt es diverse Hypothesen3. Wichtig zu wissen: Es gibt viele unterschiedliche Tumormarker. In der Regel handelt es sich um Eiweiße oder eiweißhaltige Verbindungen wie etwa Glykoproteine. Je nach Marker werden sie von verschiedenen Zellen im Körper gebildet. Nur bei bestimmten Krebsarten empfehlen ärztliche Leitlinien sie zur Früherkennung, Verlaufskontrolle oder Nachsorge. Grund dafür ist, dass diese Biomarker häufig nicht spezifisch sind. Das heißt, sie können auch bei gutartigen Veränderungen ansteigen – zum Beispiel bei Entzündungen. COVID-19 ist eine akute Infektionskrankheit, hervorgerufen durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Bekannt ist, dass Corona-Infizierte ein sehr vielfältiges Krankheitsbild zeigen können. Nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe und Gewebe können betroffen sein. Das Virus kann direkt zellschädigend wirken sowie Immunreaktionen auslösen, manchmal auch überschießend. Mögliche Pathomechanismen: Corona – Tumormarker Die Wissenschaftler vermuten ein komplexes Wechselspiel zwischen Wirt und Virus. Coronaviren können an sogenannte ACE-2-Rezeptoren binden, die sich an zahlreichen Stellen des Körpers befinden wie etwa im Atem- oder Verdauungstrakt. Auf diesem Wege schädigen die Viren beispielsweise das Darmepithel, in dem das Carcinoembryonale Antigen (CEA) gebildet wird. CEA wird vermehrt aus der Schleimhaut freigesetzt. Eine andere Erklärung für einen Anstieg der Tumormarker ist, dass eine Corona-Infektion, wie andere Virusinfektionen auch, das Immunsystem aktiviert – abzulesen an einer vermehrten Ausschüttung Akuter-Phase-Proteine wie etwa des C-reaktiven Proteins (CRP). Diesen Effekt konnten die Forscher in einer Reihe von Studien2 messen. Je schwerer die COVID-19-Symptome waren, desto höher waren das CRP, aber auch andere Proteine wie die Glykoproteine CEA und CA 125. Fazit für die PraxisDie tumorspezifischen Leitlinien empfehlen nur bei wenigen Krebsarten, Tumormarker in der Routine zu kontrollieren. Ein Beispiel ist die Bestimmung des Carcinoembryonalen Antigens (CEA) bei Darmkrebs. Es gibt jetzt erste Hinweise, dass eine COVID-19-Erkrankung transiente Anstiege von Tumormarkern verursachen kann. Bisherigen Veröffentlichungen zufolge scheint ein solcher Zusammenhang von verschiedenen Voraussetzungen abhängig zu sein: etwa welcher Tumormarker eingesetzt wird und wie sich die Virusinfektion manifestiert. Wie Ärzte vorgehen, wenn sie bei Krebspatienten erhöhte Tumormarker feststellen – daran ändert sich mit den neuen wissenschaftlichen Daten nichts Wesentliches: Denn sie beurteilen nicht einen Laborwert alleine, sondern berücksichtigen die Gesamtsituation der Betroffenen. Im individuellen Fall bedeutet dies zu entscheiden, ob weitere Untersuchungen zur Abklärung notwendig sind. Üblich sind bildgebende Verfahren, um ein Tumorwachstum auszuschließen. Ob eine Corona-Infektion bei einzelnen Patientinnen und Patienten als zusätzlicher Einflussfaktor infrage kommen kann, gilt es zu bedenken. Dann können Corona-Tests die Diagnostik ergänzen, um eine mögliche Infektion nachzuweisen. Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen1 Smith M, Lara OD, Pothuri B. Transient rise in CA 125 in a woman with ovarian carcinoma and COVID-19 infection. Gynecol Oncol Rep. 2020 Nov;34:100644. doi: 10.1016/j.gore.2020.100644 2 Wei X, Su J, Yang K, Wei J, Wan H, Cao X, Tan W, Wang H. Elevations of serum cancer biomarkers correlate with severity of COVID-19. J Med Virol. 2020 Oct;92(10):2036-2041. doi: 10.1002/jmv.25957 3 Yang C, Wang J, Liu J, Huang S, Xiong B. Elevated carcinoembryonic antigen in patients with COVID-19 pneumonia. J Cancer Res Clin Oncol. 2020 Dec;146(12):3385-3388. doi: 10.1007/s00432-020-03350-3 * Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst immer wieder zum Thema Tumormarker, Krebs und Corona. Der hier verwendete Text ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel. krebsinformationsdienst.med: Service für Fachkreiseaktuell – evidenzbasiert – unabhängigSie sind beruflich an der Versorgung von Krebspatienten beteiligt und haben Fragen? Mit dem Angebot krebsinformationsdienst.med unterstützt Sie der Krebsinformationsdienst bei Ihrer Arbeit, mit unabhängigen, aktuellen und qualitätsgesicherten Informationen. krebsinformationsdienst.med steht Ihnen von Montag bis Freitag zur Verfügung:
Sie suchen nach verlässlichen Recherchequellen zu onkologischen Themen? Im Ressourcen-Center finden Sie kommentierte Links zu epidemiologischen Daten, Arzneimittelinformationen, evidenzbasierter Medizin, Risikofaktoren und zur Studiensuche. Linktipps zur Corona-Impfung bei Krebspatienten finden Sie in unseren Nachrichten aus der Onkologie. Wann ist ein Tumormarker hoch?CA 125 ist ein Tumormarker. Erhöhte Werte dieses Markers finden sich bei vielen Patientinnen mit Eierstockkrebs sowie bei Menschen mit Tumoren des Verdauungstraktes. Erhöhte Werte finden sich auch bei gutartigen Erkrankungen wie Entzündungen im Bauch- und Beckenbereich.
Welche Werte sind bei einem Tumor erhöht?Erst ein erhöhter Wert deutet tatsächlich auf einen Tumor oder Krebs hin. Zu den Tumor- oder Krebsmarkern zählen die Werte: AFP, CA 125, CA 15-3, CA 19-9, CEA, CYFRA, HCG, NSE, PSA, SCC, Thyreoglobin, TPA.
Wie hoch darf der Wert von Tumormarker sein?Der Normalwert (Referenzwert) von CEA liegt bei unter 2,5 µg/l, bei Rauchern kann der Wert auch bis zu 5,0 µg/l betragen. Daher wird ein "Graubereich" bis 5,0 µg/l definiert.
Was sagt ein erhöhter Tumormarker aus?Tumormarker sind Substanzen im Blut, die bei Tumorerkrankungen in erhöhter Konzentration auftreten können. Sie werden zum Beispiel von den Krebszellen selbst oder vom Körper als Reaktion auf den Krebs gebildet. Sie eignen sich dazu, den Verlauf und den Erfolg einer Krebstherapie zu beurteilen.
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