Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?

Haare waschen ohne Shampoo kann bei Haarausfall, fettigen Haaren oder für Naturlocken die Rettung sein – doch diese 10 Tipps musst Du kennen, damit Dein No Poo Experiment auch funktioniert.

Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?
Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?

Vor fast zwei Jahren began ich meinen letzten Versuch, Haare ohne Shampoo zu waschen. Nach mehreren erfolglosen Anläufen ließ mich der Zustand meiner Haare noch einen letzten Versuch wagen – und ich könnte nicht glücklicher darüber sein:

Mit normalem Shampoo musste ich meine fettigen Haare spätestens jeden zweiten Tag waschen. Jetzt sind 4 Haarwäschen im Monat ausreichend. Meine Naturlocken waren fast völlig verschwunden. Nun zeigen sie sich auch ohne großen Pflegeaufwand wieder.

Mit No Poo gegen Haarausfall

Doch Haarausfall war der Hauptgrund für meinen letzten Versuch mit der No Poo Methode (No Poo steht als Abkürzung für “no shampoo”). Meine feinen Haare wurden immer dünner und der schwangerschaftsbedingte Haarausfall nach der dritten Geburt schien auch über ein Jahr später noch nicht beendet. Das gehört inzwischen der Vergangenheit an.

Doch der Weg dahin war nicht einfach. In diesem Artikel gebe ich Dir 10 Tipps, die Du für einen erfolgreichen Start in das Experiment Haare waschen ohne Shampoo kennen musst.

Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?

#1 Sei Dir bewusst, warum Du Haare ohne Shampoo waschen möchtest

Ich bin kein Freund der Anti-Chemie Panikmache und deshalb waren umstrittene Inhaltstoffe in Shampoos für mich nicht der Hauptbeweggrund, meine Haare ohne Shampoo zu waschen. Dennoch scheint die Hauptzutat im klassischen Shampoo – Sodium Lauryl Sulfat (SLS) – Kopfhaut und Haaren vieler Menschen nicht unbedingt gut zu tun.

Das offensichtlichste Problem besteht darin, dass dieser und ähnlich intensive Reiniger Haar und Kopfhaut den natürlichen Talg entziehen. Das wiederum regt die Kopfhaut zur Überproduktion an. Deshalb müssen besonders Menschen mit fettigen Haaren ihre Haare immer häufiger waschen.

Außerdem scheinen Naturlocken nicht besonders gut auf SLS und seine Derivate zu reagieren. Allerdings eignet sich dieses Thema leider nicht für eine Google-Suche: Das Internet ist voller Schreckensberichte über die krebserregende Wirkung von SLS und SLES (Sodium Laureth Sulfat). Allerdings wurde die bisher nicht nachgewiesen. Halbwegs ausgewogene Artikel zu diesem Thema findest Du hier:

  • Kein Stress wegen SLS
  • SLES auf Wikipedia

Werde Dir also darüber klar, welches Problem Du mit herkömmlichem Shampoo hast, ungeachtet der Pro-/Contra Debatte um SLS/SLES:

  • Möchtest Du Geld sparen?
  • Zurück zur Natur?
  • Haarausfall, fettige Haare, trockenes/dünnes/strohiges Haar oder Schuppen verbessern?
  • Deine Locken wiederbeleben?
  • Seltener Haare waschen müssen?
  • Haarwachstum fördern?
  • Experimentieren?
  • Etwas selber machen?

Diese Beweggründe wirken als Motivatoren deutlich besser als Angstmacherei. Sie helfen Dir außerdem durchzuhalten, wenn es schwierig wird. Und zu erkennen, wann Du am Ziel bist.

#2 No Poo heißt nicht kein Schaum

Für die einen heißt No Poo, die Haare nur mit Wasser zu waschen. Und als Schritt hin zur Natur auch fettig-strähnige Haare als Teil des Lebens zu akzeptieren.

Andere sehen die Haarwäsche mit ausschließlich natürlichen, nicht schäumenden Substanzen als ihren Weg der Haarpflege. Und wieder andere nehmen eine entspannte Haltung ein: Sie nutzen alles, was ohne die scharfen Inhaltstoffe der klassischen Produkte auskommt.

Sanft Haare waschen ohne Shampoo

Wenn Du SLS vermeiden möchtest, dann musst Du eine lange Liste von ähnlichen Namen auf jedem Haarprodukt identifizieren können. Das war mir persönlich zu umständlich, so dass ich mich anfangs auf die vielen Alltagsprodukte beschränkt habe, die überraschenderweise zum Haare waschen ohne Shampoo geeignet sind. Diese Methoden sind durch den fehlenden Schaum etwas gewöhnungsbefürftig.

Da ich mit keiner dieser Methoden ans Ziel kam, probierte ich irgendwann auch leicht schäumende Produkte aus – sowohl DIY als auch gekaufte. Als Seifenverächter bin ich schließlich unerwartet bei Haarseife gelandet.

#3 Jedes Haar ist anders

Der wichtigste Grundsatz ist: Jedes Haar ist anders und deshalb sind Empfehlungen meist wenig nützlich. Zwar gibt es ähnliche Eigenschaften wie glatt, lockig, fein, kräftig und so weiter.

Doch Empfehlungen für “lockiges Haar” können sich ohne nähere Ausführungen sowohl auf dünnes europäisches Haar mit Naturwellen als auch auf afrikanische Naturkrause beziehen. Die Pflegebedürfnisse beider Haartypen könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein.

Es gibt Möglichkeiten der Unterscheidund danach, wie schnell das Haar Wasser aufsaugt und ob die Kopfhaut eher fettig oder trocken ist. Daraus lassen sich einige Empfehlungen ableiten, welche Naturmaterialien für bestimmte Haartypen besser funktionieren könnten.

Falls Du Dich vor der englischen Sprache nicht scheust, kann ich Dir dazu dieses E-Book sehr empfehlen, was mir den Start unglaublich erleichtert hat:

  • The NoPoo Method von The Crunchy Moose*

Grundsätzlich gilt: Nur weil jemand begeistert davon berichtet, muss deren Methode für Deine Haare nicht auch gut sein. Es mag Menschen geben, deren Haar sich ausschließlich mit Wasser reinigen lässt. Doch daraus darf nicht der Umkehrschluss gezogen werden, alle könnten mit dieser Methode glücklich werden.

#4 Ohne Experimentieren geht es nicht

Es kann sein, dass Dein erster Versuch ein Volltreffer ist und Du Deine Haare kaum wieder erkennst. Doch es ist genauso gut möglich, dass sich ein langer Prozess des Experimentierens mit verschiedenen Materialien und Produkten in Gang setzt.

Nach der ersten Haarwäsche lässt sich leider noch nicht zuverlässig sagen, wie gut eine Shampooalternative gewirkt hat. Beobachte, wie sich Dein Haar anfühlt, wie Du im Alltag damit zurecht kommst und wie lange Du ohne Haarwäsche auskommst. Wenn es noch nicht fluppt, experimentiere weiter.

#5 Haare waschen ohne Shampoo wirst braucht Geduld

Manche Methoden sind im Vergleich zu Shampoo sehr zeitintensiv, was für den ersten Motivationsschub meist kein Problem ist. Und gerade während der Übergangsphase kann es zwei Wochen dauern, bis sich eine Mixtur als Top oder Flopp entpuppt.

Ich habe mehrfach begeistert “Das isses!” ausgerufen, nur um wenig später missmutig juckende Kopfhaut, strohige Haare oder vermehrten Haarausfall festzustellen. Wenn sich Deine Haare (und Kopfhaut) mit einer No Poo Methode nicht wirklich wohfühlen, dann lassen sie Dich das wissen und es ist Zeit, weiter zu experimentieren.

#6 Die Übergangsphase kann schwierig sein

Die erste Herausforderung auf dem Weg weg vom klassischen Shampoo ist die Übergangsphase. Die Kopfhaut benötigt Zeit, sich von der Gegenreaktion auf die bisher intensive Reinigung mit Shampoo zu erholen und zu ihrem natürlichen Gleichgewicht zurück zu finden.

Diese Übergangsphase kann 4-12 Wochen andauern und wird wahrscheinlich Deine Geduld testen. Möglicherweise musst Du Deine Haare in dieser Zeit sogar öfter mit natürlichen Materialien waschen. An dieser Stelle wird Trockenshampoo zum besten Freund.

Dazu könnte Dich auch interessieren:
DIY Trockenshampoo

Sei darauf vorbereitet, lange Haare häufiger hochgesteckt oder zusammengebunden zu tragen. Wenn es Dein Beruf das zulässt, sind auch Haarbänder, Tücher oder Hüte hilfreich. Für mich persönlich war die Phase mit Trockenshampoo und einfachen Hochsteckfrisuren gut auszuhalten.

Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?
Wie lange Haare ohne Shampoo waschen?

#7 Du musst Deine Haare vielleicht zweimal waschen

Die Empfehlung, das Haar direkt zweimal hintereinander zu waschen, hielt ich nur für eine Verkaufsstrategie der Shampoohersteller. Inzwischen konnte mir jemand jedoch glaubwürdige Argumente für dieses Vorgehen vermitteln:

Die erste Wäsche entfernt Staub, Schmutz und Hautzellen von Kopfhaut und Haaransätzen. Erst wenn diese “Schicht” entfernt wurde, können die Wirkstoffe der Reinigungssubstanz wirklich bis ins Haar vordringen. Also: waschen – ausspülen – waschen – einwirken lassen – ausspülen.

#8 Du benötigst wahrscheinlich eine Spülung nach jeder Wäsche

Die meisten Shampoo-Alternativen funktionieren nur, wenn das Haar im Anschluss mit einer Spülung behandelt wird. Doch Spülung bedeutet hier nicht, dass Du weiterhin den Conditioner aus dem Drogeriemarkt kaufen musst.

Verdünnter Apfelessig, verdünnter Zitronensaft, Tees, Honigwasser oder Reiswasser eignen sich prima als Spülung, die das Haar weich und gut kämmbar werden lässt. Mehr dazu findest Du im Artikel mit natürlichen Haarspülungen.

#9 Haare bürsten hilft der Kopfhaut

Naturfriseure und viele Anhänger der No Poo Methode schwören auf das regelmäßige und intensive Bürsten der Haare. Mit Hilfe einer Naturborstenbürste soll das Haar mindestens einmal täglich an der Kopfhaut entlang für fünf Minuten gebürstet werden. Auf diese Weise verteilt sich der natürliche Talg vom Ansatz bis in die Spitzen und lässt das Haar gesund glänzen. Auch die Kopfhaut wird dabei massiert und besser durchblutet.

Doch bevor Du viel Geld in einer teure, gebogene Naturborsten-Haarbürste investiert, experimentiere mit einer günstigen Variante. Wenn es sich für Dich als angenehme Mini-Spa-Behandlung entpuppt, dann lohnt sich sicherlich auch der Mercedes unter den Haarbürsten. Wenn Du, so wie ich, nicht damit zurecht kommst, dann geht es auch ohne.

Was diese Empfehlung auch außer Acht lässt: Naturlocken sollen gar nicht ständig gekämmt werden. Nach dem Waschen vorsichtig mit einem groben Kamm Knoten entfernen ist alles, was sie vertragen. Hier ist also mehr Spielraum zum Experimentieren.

#10 Selbstfürsorge beim Haare waschen ohne Shampoo

Als nach der anfänglichen Motivation noch keine durchschlagenden Ergebnisse sichtbar waren, graute mir so langsam vor dem Aufwand des Haare Waschens. Es wurde Zeit, nach einer alltagstauglicheren Lösung zu suchen.

Wenn Du Deine Grenzen kennst und weißt, dass Dir nur wenig Zeit für die Körperpflege bleibt, dann starte direkt mit unkomplizierten Methoden. Das gilt übrigens auch, wenn Du dafür nicht viel Zeit investieren möchtest – vielleicht weil Dir das Duschen nicht sooo viel Spaß macht. Oder Du freie Zeit lieber mit Angenehmerem verbringst.

Solange Dir das Mischen, Bürsten und Planen Spaß macht, wirst Du sicherlich auch mit aufwendigeren Methoden glücklich sein. Sobald es zum Stress wird empfehle ich die Umstellung auf eine unkomplizierte Methode.

Dazu könnte Dich auch interessieren:
Selbstfürsorge in kleinen Schritten

Bonus: Wasserhärte beachten

Kalkhaltiges Wasser kann in Kombination mit unterschiedlichen Substanzen die Haarpflege ganz entscheidend beeinflussen. Die einzelnen Wechselwirkungen führen zu weit, doch Du kannst dem recht einfach entgehen:

Bau Dir einen kleinen Entkalker in die Dusche ein. Die Teile sind nicht so super teuer und könnten Dir eine Menge Ausgaben für unterschiedliche Pulver und Mittelchen ersparen.

Augen auf das Ziel richten – oder die Alternative

Wann immer ich kurz vorm Aufgeben stand, weil das Ziel unerreichbar oder unmöglich erschien, half mir ein Blick auf die Alternative: Fast täglich Haare waschen zu müssen. Mich mit dem Haarausfall arrangieren. Die dünnen Stellen kaschieren. Das genügte, um mich zum Weitersuchen anzuspornen. Es hat fast zwei Jahre gedauert, doch ich bin so froh, dass ich nicht aufgegeben habe!

Wenn Du weißt, warum Du Deine Haare ohne Shampoo waschen möchtest, dann kannst Du mit diesen Tipps die Stolpersteinen meistern. Und Du kannst von meiner Suche profitieren:

  • Hier findest Du eine Übersicht über natürlichen Haarspülungen.
  • Hier zeige ich Dir unterschiedliche Alternativen zu Shampoo.

Falls Du also schon mit dem Gedanken gespielt hast, dann gib dem Experiment No Poo eine Chance. Vielleicht mit Hilfe des Buches von The Crunchy Moose*.

Du könntest damit ein ungeahntes Maximum aus Deinen Haaren herausholen.

Und vielleicht warten sogar die schönsten Haaren Deines Lebens auf Dich.

*Die markierten Links in diesem Artikel sind Affiliatelinks. Das heißt, falls Du darüber einkaufst, erhalte ich als Affiliate eine kleine Provision. Doch ich fand das Buch hilfreich schon lange bevor ich zum Affiliate wurde – und empfehle es nur, weil ich sicher bin, dass Du davon auch profitieren kannst.

Was passiert wenn man seine Haare ohne Shampoo wäscht?

"Das entfettet nicht nur Haare und Kopfhaut, sondern regt auch die Talgdrüsen an, neues Fett zu produzieren", sagt Dr. med. Frank-Matthias Schaart, Dermatologe mit Haarsprechstunde aus Hamburg. Die Folge: Gerade feine Haare wirken schneller strähnig und werden auf die Dauer stärker strapaziert.

Ist es gut die Haare ohne Shampoo zu waschen?

Jeden Tag die Haare waschen ohne Shampoo: Das sollten Sie beachten. Grundsätzlich gilt: Man sollte nicht jeden Tag die Haare waschen, da die Kopfhaut dadurch schneller austrocknen kann. Die Folge können Schuppen und Juckreiz sein. Wenn Sie Ihre Haare trotzdem täglich reinigen wollen, reicht Wasser allein oft nicht aus.

Kann man komplett auf Shampoo verzichten?

Dermatologen können der Methode nicht viel abgewinnen. Denn die Kopfhaut schützt sich mit einer Talgschicht. Wird das Sebum (auch Talg genannt) nicht entfernt, können Schuppen oder juckende Ekzeme entstehen. Menschen mit Kopfhauterkrankungen sollten lieber nicht auf Shampoos verzichten.

Wie lange kann man ohne Haarewaschen auskommen?

Alle drei bis vier Tage sollte man also in der Regel ohne Haarwäsche auskommen, wobei die Frage, wie oft man seine Haare waschen sollte, wie gesagt nur von jedem selbst beantwortet werden kann.