Wie lange kann man eine Überweisung vom Arzt einlösen?

Wer als Arzt eine bestimmte Leistung für den Patienten selbst nicht erbringen kann, stellt eine Überweisung aus. Diese 10 Dinge müssen Sie beachten, damit das Überweisen reibungslos klappt, Sie gleichzeitig Mehrfachuntersuchungen und Doppelbehandlungen vermeiden und unerwünschte Arzneimittelinteraktionen verhindern können.

Dass Hausärzte eine Überweisung zu Fachärzten ausstellen, ist sicher der häufigste Fall. Aber auch Überweisungen von Facharzt zu Facharzt, von Facharzt zu Hausarzt und sogar innerhalb desselben Fachbereichs kommen vor. Diese Arten der Überweisung sind möglich:

  • Auftragsleistung
  • Konsiliaruntersuchung
  • Mitbehandlung
  • Weiterbehandlung


Egal, ob Sie eine Überweisung ausstellen oder einen überwiesenen Patienten annehmen, diese Regeln zu Überweisungen sollten Sie kennen und einhalten:

1. Nur bei medizinischer Notwendigkeit überweisen

Manche Patienten kommen nur in die Praxis, um sich eine Überweisung zu holen. Als Arzt dürfen Sie die Überweisung aber nur bei medizinischer Notwendigkeit stellen.

Für diese Ärzte brauchen Patienten immer eine Überweisung:

  • Facharzt für Radiologie (Ausnahme: Früherkennung von Brustkrebs durch Mammographie-Screening)
  • Facharzt für Strahlentherapie
  • Facharzt für Nuklearmedizin
  • Facharzt für Transfusionsmedizin
  • Facharzt für Labormedizin
  • Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie
  • Facharzt für Pathologie
  • Ggfs. ermächtigter Krankenhausarzt


Eine Überweisung ist auch nötig, damit Patienten sich für einen Facharzttermin an die Terminservicestelle wenden können

2. Keine Blanko-Überweisung, prophylaktische Überweisung oder Rückdatierung

Ohne direkten Kontakt zum Patienten dürfen Sie keine Überweisung schreiben. Ausnahme: Überweisungen zu Gynäkologen oder Augenärzten.

3. Überweisungen sind nur im Original gültig

Patienten müssen immer die Original-Überweisung vorlegen können. Auch Sie als Arzt dürfen eine Überweisung an einen Kollegen nicht per E-Mail oder Fax senden.

Für Überweisungen nutzen Sie das Muster 6, für Labor-Überweisungen das Muster 10.

4. Fachgleich nur in Ausnahmefällen überweisen

An einen Vertragsarzt derselben Fachgruppe dürfen Sie nur dann überweisen, wenn:

  • der Patient dort besondere Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in Anspruch nimmt, die Sie nicht erbringen
  • der Patient umzieht und der Vertragsarzt am neuen Ort die Behandlung übernimmt
  • die Behandlung abgebrochen wurde und nun fortgesetzt werden soll

5. Nicht zur Spezialsprechstunde im Krankenhaus überweisen

Spezialsprechstunden sind ambulante Behandlungen, für die Sie als niedergelassener Arzt keine Überweisung ausstellen dürfen. Ausnahme: die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) nach §116b SGB V.

6. Bei Auftragsüberweisung keinen Originalschein anlegen

Kommt ein Patient mit einer Überweisung zu Ihnen, legen Sie das in der Abrechnung auch als Überweisungsschein an. Einen Originalschein dürfen Sie in der Regel nur bei Überweisung innerhalb derselben Fachgruppe anlegen, wenn keine besonderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden angefordert wurden.

7. Überweisungen sind quartalsübergreifend gültig

Die Überweisung stammt noch aus dem vorigen Quartal? Kein Problem! Wichtig ist nur, dass der Patient in beiden Quartalen eine gültige Versichertenkarte vorlegt.

8. Halten Sie sich an den Inhalt der Überweisung

Als weiterbehandelnder Arzt sind Sie an das gebunden, was der überweisende Arzt auf der Überweisung angefordert hat. Wollen Sie mehr oder andere Leistungen abrechnen, brauchen Sie dafür eine neue Überweisung. Achtung: Sie dürfen nicht einfach einen Originalschein anlegen!

9. Informationen zwischen Kollegen austauschen

Als Erstbehandler sollten Sie dem nachfolgenden Arzt die Krankengeschichte im Zusammenhang mit der Überweisung mitteilen. Der Arzt, der den überwiesenen Patienten weiterbehandelt, sollte folgende Punkte an den Erstbehandler zurückmelden:

  • Diagnose
  • Ausgeschlossene Diagnosen
  • Therapie
  • Vorschlag zur weiteren Diagnostik
  • Wiedervorstellung wann/in welchen Fällen
     

10. Überweisungen 4 Quartale aufbewahren

Sie sind verpflichtet, Überweisungsscheine mindestens vier Quartale lang aufzubewahren. Mehr dazu erfahren Sie unter Aufbewahrungsfristen.

Haben Sie Fragen rund um Überweisungen oder zu anderen Themen des Arztrechts? Beim Verband der niedergelassene Ärzte beraten wir Sie persönlich, direkt und für Mitglieder kostenlos. Erfahren Sie mehr über unsere Rechtsberatung und welche Vorteile Ihnen die Mitgliedschaft bringt.

Anna Beutel lebt in Köln und arbeitet seit 2016 als Content Managerin bei NetMoms. Als Journalistin ist es ihr ein Anliegen, Mütter und Familien mit allen für sie relevanten Informationen zu versorgen - ausführlich und mit viel Herz. Denn als Mutter eines Grundschulkindes und Teil einer Patchworkfamilie lernt man die emotionalen Seiten des Familienlebens hautnah kennen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Zur Erholung greift Anna am liebsten zu einem Buch oder sie schaut Serien, wahlweise geht es zum Sport.

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Aktualisiert: 26.06.2019

Du wurdest von Deinem Arzt vor einiger Zeit an einen anderen Arzt überwiesen und weißt jetzt nicht, ob die Überweisung noch gültig ist? Wir klären Dich auf, wie lange Du die Überweisung nutzen kannst.

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Überweisung – was ist das?

Eine Überweisung bekommst Du von Deinem behandelnden Arzt, wenn dieser der Meinung ist, dass eine Behandlung oder Diagnose für Deine Genesung vonnöten ist, die über die Möglichkeiten seines Fachgebietes oder seiner Praxis hinausgehen. Dein Arzt schickt Dich also zu einem anderen (Fach-)Arzt, der Dir weiterhelfen kann.

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Wie lange ist eine Überweisung gültig?

Besonders wenn ein neues Quartal anbricht, ist der Zweifel oft groß, ob die Überweisung nun noch gilt. Generell ist es so, dass Überweisungen nicht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt sind und immer quartalsübergreifend gelten. Leider ist es so, dass einige Praxen Überweisungen aus dem vorherigen Quartal abweisen und das mit den Richtlinien der Krankenversicherung rechtfertigen. Diese Vorgehensweise ist nicht korrekt und Du solltest Dich in einem solchen Fall dagegen wehren. Solange die Fragestellung, die mit der Überweisung überprüft werden soll, noch aktuell ist, hast Du auch das Recht die Überweisung geltend zu machen.

Vorsicht bei nicht gültiger Krankenkassenkarte

Der einzige Fall, bei dem Überweisungen nicht quartalsübergreifend gelten ist der Ablauf der Krankenkassenkarte. Sollte Deine Krankenkassenkarte die Gültigkeit in der Zwischenzeit verloren haben, darf die Arztpraxis Deine Überweisung verweigern. In diesem Fall ist nicht sichergestellt, dass Du noch in der gleichen Weise versichert bist wie zum Erstellungszeitpunkt der Überweisung. Hier kann es nötig werden, dass Du eine quartalsbezogene Überweisung nachreichst. Weißt Du also, dass Deine Versichertenkarte bald ihre Gültigkeit verliert, ist es von Vorteil, direkt mit dem Arzt das Vorgehen in Sachen Überweisung für diesen Fall zu klären.

Wie lange ist ein Überweisungsschein gültig?

Wie lange ist ein Überweisungsschein gültig? Eine Überweisung ist für das ganze Quartal gültig, in dem er ausgestellt wurde. Beginnt der auf der Überweisung genannte Arzt erst im Folgequartal mit der Behandlung, darf der im vorherigen Quartal ausgestellte Überweisungsschein trotzdem verwendet werden.

Ist eine Überweisung Quartalsübergreifend gültig?

Sind Überweisungen quartalsübergreifend gültig? Ja, das ist in Anlage 2 zum BMV-Ä geregelt. Wird der Überweisungsnehmer erst im Folgequartal tätig, ist die ausgestellte Überweisung trotzdem gültig.

Was passiert wenn man eine Überweisung nicht abgibt?

Krankenkassen müssen eine Krankenhausbehandlung auch dann bezahlen, wenn der Patient nicht dorthin überwiesen wurde. Laut Urteil ist eine bestehende Regelung unwirksam. Krankenhäuser dürfen Patienten auch dann behandeln, wenn ein Patient keine Überweisung eines niedergelassenen Arztes hat.

Kann man eine Überweisung mit ins nächste Quartal nehmen?

Der im Vorquartal ausgestellte Überweisungsschein kann auch im Folgequartal weiter verwendet werden, wenn der Patient eine gültige elektronische Gesundheitskarte (eGK) vorlegen kann. Der Versicherte ist nicht an den überweisenden Arzt zurückzuschicken, um sich eine aktualisierte Überweisung ausstellen zu lassen.