Wie viel Rente braucht man um gut zu leben?

"Denn eins ist sicher: Die Rente!" Als Bundesarbeitsminister Norbert Blüm 1986 mit diesem Slogan für die gesetzliche Rentenversorgung warb, stand es um das System noch vergleichsweise gut. Doch 30 Jahre später hört sich die Einschätzung der Bundesregierung anders an: "Sicherheit im Alter ist möglich", heißt es jetzt. Die gesetzliche Rente gilt aber nur noch als "Kern und Hauptstock der Altersversorgung." 

Eingesehen haben die Deutschen das mittlerweile: Etwa jeder sechste Bundesbürger befürchtet, im Alter in Armut zu leben, ergab die Studie "Altersvorsorge in Deutschland" des Instituts für Demoskopie in Allensbach im Auftrag der Postbank. Die Mehrheit befürchtet außerdem, nicht ausreichend vorgesorgt zu haben - immer weniger wollen aber ihre Vorsorge aufstocken, so das paradoxe Ergebnis. Offenbar wissen viele gar nicht, wo sie anfangen sollen. Unklar ist zum Beispiel die Frage, welchen Betrag ein Rentner überhaupt benötigt.

"Viele haben gar keinen Begriff davon, was sie im Alter brauchen", sagt Tom Friess, Geschäftsführer des Vermögenszentrums München. Dabei gibt es eine Menge Anhaltspunkte: So gehen die Bundesbürger der Studie zufolge davon aus, dass sie im Ruhestand gemeinsam mit dem Partner durchschnittlich etwa 2130 Euro im Monat benötigen, um "gut leben zu können" - heute haben Rentnerhaushalte im Schnitt 1953 Euro zur Verfügung. Und klar ist: Der Anteil des privat Angesparten wird dabei steigen.

"Zu Adenauers Zeit hieß es ja noch: Die gesetzliche Rente deckt 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens ab", sagt Frank Nobis vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung in Altenstadt an der Waldnaab (Bayern). "Damals ging man aber auch noch mit 65 in Rente und hatte nur noch ein paar Jahre vor sich." Allein wegen steigender Gesundheitsausgaben, die privat zu tragen sind, wirke diese Formel heute nicht mehr. Daher gilt es jetzt, in einem ersten Schritt den Bleistift zu spitzen und sich am Schreibtisch mit den Papieren zur gesetzlichen und betrieblichen Rente zu wappnen.

Eine erste Orientierung beim Rechnen gibt eine Faustregel der Vermögensexperten: Zehn Prozent des Bruttoeinkommens sollten Berufstätige jeden Monat für die Altersvorsorge zurücklegen. Eine genaue Auflistung kann dieser grobe Wert Anlegern aber nicht ersparen. "Als erstes brauche ich eine Übersicht über meine Einnahmen und Ausgaben von heute - und darüber, wie das im Ruhestand aussehen wird", sagt Peter Lischke, Geldexperte bei der Verbraucherzentrale Berlin.

Die heutige Situation lasse sich in wenigen Minuten anhand der Kontoauszüge der vergangenen zwölf Monate verdeutlichen. Bei den Einnahmen im Alter sind vor allem vier Einkommensquellen zu notieren: Die Höhe der monatlichen Zahlung aus der gesetzlichen Rente steht in der jährlich versandten Information des Rentenversicherungsträgers, die Zahlungen aus einer Betriebsrente lassen sich bei der Personalabteilung erfragen, sagt Friess - oft liegt aber auch hier ein jährliches Schreiben vor. Einkommen aus privater Altersvorsorge sind aus den Mitteilungen von Lebensversicherung oder Fondsanbieters ersichtlich. Dazu könnten dann noch Mieteinnahmen kommen.

Bei den Ausgaben fällt die Errechnung genau aus, wenn Sparer eine Auflistung in Blöcken anfertigen: "Block 1 sind zum Beispiel die Kosten für Kleidung und Lebensmittel - die bleiben im Vergleich zu heute im Alter ähnlich", erläutert Frank Nobis. Auch Strom, Wasser und Gas sowie Miete sind zu berücksichtigen, ergänzt Peter Lischke. In einem zweiten Block werden die Ausgaben erfasst, die im Alter wegfallen: Ausgaben für Kinder, die über das Kindergeld hinausgehen, Kosten für den Beruf, aber auch Zins und Tilgung für das Eigenheim oder eben die monatlichen Beiträge zur privaten Altersvorsorge gehören dazu, sagt Nobis. Im dritten Block werden die Kosten eingetragen, die im Alter hinzukommen: «Höhere Ausgaben für Gesundheit und Pflege oder Freizeitkosten - zum Beispiel für Reisen, zählt Nobis auf.

Aus dieser Rechnung ergibt sich nach Worten von Peter Lischke dann die Versorgungslücke: Bringt die gesetzliche Rente zum Beispiel 1800 Euro und der Bedarf liegt bei 2500, muss für jeden Monat eine Zahlung von 700 Euro aus der privaten Vorsorge angespart werden. «Dafür muss man aber schon gewaltig sparen.»

Im Alter sinken in der Regel die Ausgaben für die Risikoabsicherungen: Eine Rechtsschutzpolice oder eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit wird im Ruhestand in der Regel nicht mehr benötigt, sagt Peter Lischke, Geldexperte der Verbraucherzentrale Berlin: «Im Alter brauche ich meist nur Haftpflicht-, Kfz- und Hausratversicherung.» Lediglich Kosten für diese Policen müssen daher bei der Berechnung des Vorsorgebedarfs einkalkuliert werden.

Irgendwann möchten wir alle finanziell frei sein. Diese finanzielle Freiheit heißt Rente und das Geld, von dem man dann lebt, muss man vorher ansparen. In diesem Artikel erklären wir dir, wie du mit einfachen Mitteln abschätzen kannst, wie viel Geld du später benötigst und wie viel du dafür jeden Monat sparen musst.

So gehst du vor in 4 Schritten

Im Wesentlichen kannst du in vier Schritten vorgehen, um abzuschätzen, wie viel Vermögen du in Zukunft benötigst und wie viel du dafür Monat für Monat zur Seite legen und investieren musst.

  1. Vom heutigen Einkommen ausgehend, berechnest du, wie hoch dein letztes Einkommen vor Renteneintritt vermutlich sein wird.
  2. In einem nächsten Schritt ermittelst du, wieviel du von deinem letzten Einkommen überhaupt benötigst, um den gewünschten Lebensstandard aufrecht zu erhalten.
  3. Auf der Basis dieses monatlichen oder jährlichen Bedarfes kannst du ausrechnen, wie viel Vermögen benötigt wird, um diesen Betrag jedes Jahr zu entnehmen.
  4. Zum Schluss wird ausgerechnet, wie viel jeden Monat gespart und investiert werden muss, um das benötigte Vermögen aufzubauen.

Ausgehend vom heutigen Lebensstandard

Um zu ermitteln, wie viel Geld du im Ruhestand benötigst, gehen wir am besten nicht von statistischen Durchschnittswerten, sondern von deinem aktuellen Gehalt und deinem aktuellen Lebensstandard aus. Im Laufe des Erwerbslebens wirst du immer wieder dein Gehalt steigern und entsprechend auch deinen Lebensstandard. Dein Ziel für den Renteneintritt wird es vermutlich sein, diesen Lebensstandard zu halten. 

Allerdings kommen im Laufe deines Lebens natürlich noch zahlreiche Ereignisse und Veränderungen dazu, die deinen Lebensstandard nachhaltig beeinflussen können und deren Verlauf man heute noch nicht vorhersagen kann. 

Beispielsweise könntest du Kinder bekommen und wirst deren Lebensunterhalt und Ausbildung mitfinanzieren. Dadurch vergrößerst du möglicherweise deine Wohnfläche, indem du in eine größere Wohnung oder ein größeres Haus ziehst. Sind die Kinder später aus dem Haus, stehst du vor der Entscheidung, in der gleichen Wohnung wohnen zu bleiben oder dich wieder zu verkleinern. Auch beeinflussen Kinder sehr wahrscheinlich deine Karriere und deinen Gehaltsverlauf: Du könntest dich dazu entschließen, weniger zu arbeiten, um mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen. Oder die familiäre Situation setzt dich unter Druck, das Gehalt mehr zu steigern und mit deinem Arbeitgeber härter zu verhandeln, um die Familie (mit-)finanzieren zu können.

Wie viel wirst du zuletzt verdienen?

Um zu prognostizieren, wie viel du vor Renteneintritt verdienen und welchen Lebensstandard du dann finanzieren musst, nehmen wir deinen heutigen Lebensstandard als Grundlage. Davon ausgehend nehmen wir an, dass dein Gehalt im Schnitt um 2% pro Jahr steigen wird. 

Wir rechnen die Finanzen im Lebensverlauf einmal beispielhaft durch: Dazu nehmen wir einen 27-jährigen Angestellten, der mit einem Nettogehalt von 25.000€ in seinen ersten Job startet. Achtung, wir rechnen hier mit einem Nettogehalt, denn dieses ist letztlich relevant, um den Lebensstandard zu finanzieren. Bei einer 2%igen Gehaltssteigerung pro Jahr liegt das Gehalt vierzig Jahre später mit 67 Jahren, also dem heutigen Renteneintrittsalter, bei 55.201€.

Ob eine Gehaltssteigerung von 2% pro Jahr gerechtfertigt ist, ist schwer vorherzusagen. Im Durchschnitt steigt das Gehalt in Deutschland im Laufe des Lebens um ungefähr 1,7% pro Jahr. Die Inflationsrate hingegen lag seit dem Jahr 1991 bei durchschnittlich 1,83% pro Jahr. Eine solche durchschnittliche Gehaltssteigerung bedeutet also keine großartige Steigerung an Kaufkraft. Besser wäre es für dich, pro Jahr mehr als die durchschnittlichen 2% Steigerung pro Jahr zu erzielen.

Gehen wir nun also von einem letzten Nettogehalt von 55.200€ aus, bevor die Person in Rente geht. In einem nächsten Schritt müssen wir uns überlegen, wie viel davon im Ruhestand überhaupt gebraucht wird. 

Bedarf im Ruhestand

Im Ruhestand werden einige Ausgaben wegfallen, andere hingegen können wiederum hinzukommen. Wenn du einen hohen Anteil des Einkommens für die Zukunft ansparst, wird diese Sparrate beispielsweise im Ruhestand nicht mehr benötigt. Bei einer Sparquote von 25% benötigst du also schon allein dadurch nur noch 75% deines vorherigen Nettoeinkommens. 

Hier einige Positionen, die deinen Bedarf im Ruhestand erhöhen oder senken können:

MehrausgabenMinderausgaben
Neue Hobbies

Ausgaben für Gesundheit, Medizinprodukte und evtl. Pflegeaufwand

Wenn privat versichert: Möglicherweise höhere Beträge im Alter

Höhere Energiekosten, wenn man nicht mehr den ganzen Tag im Büro ist

Inflation

Kapitalertragsteuer: In der Entsparphase wird diese spätestens fällig

Sparpläne fallen weg

Keine Ausgaben mehr für Kinder

Immobilien sind getilgt

Wenn gesetzlich versichert: Möglicherweise niedrigere Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung

Keine Fahrtkosten zur Arbeit

Früher ging man davon aus, dass man als Rentner nur ungefähr 70% des früheren Nettogehalts braucht. Heute rechnet man hingehen damit, dass Rentner durchaus konsumfreudiger sind und man ungefähr 80-85% des letzten Gehaltes benötigt. Wir gehen in unserem Beispiel also von einem etwas teureren Lebensstil im Alter aus und nehmen einen Bedarf von 85% an. Bedeutet, es werden 46.920€ pro Jahr benötigt.

Den künftigen Bedarf zu unterschätzen ist übrigens fatal: Das würde bedeuten, dass du deinen Lebensstandard im Alter herunterfahren musst. Diesen Fehler kannst du dann nicht mehr korrigieren.

Gesetzliche Rente

Zusätzlich zu den eigenen Ersparnissen wirst du voraussichtlich ab dem Renteneintrittsalter auch gesetzliche Rente erhalten. Es ist allgemein bekannt, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird, um den Alltag davon komplett bestreiten zu können. Trotzdem kann sie eine erhebliche Entlastung darstellen und führt schon heute dazu, dass du deutlich weniger zur Seite legen musst, als wenn du ohne die gesetzliche Rente rechnen würdest.

Wie viel gesetzliche Rente du bekommen wirst, ist sehr individuell. Es hängt unter anderem davon ab, wie viele Jahre du gearbeitet und somit in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast. Auch wie viel du in diesen Jahren verdient hast, ist für die Berechnung der gesetzlichen Rente relevant.

In unserem Beispiel nehmen wir an, dass die Person jährlich 40% des letzten Einkommens als gesetzliche Rente erhält. Es ist jedoch gut möglich, dass diese in der Realität sehr viel niedriger ausfällt. 40% des letzten Einkommens von 55.200€ ergeben 22.080€, die wir vom jährlichen Bedarf abziehen können. Die Person muss folglich nur noch eine Lücke von 24.840€ pro Jahr aus ihren Ersparnissen decken.

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Wie viel gesetzliche Rente bekommst du?

Wenn du berechnen möchtest, wie viel gesetzliche Rente du bekommen könntest, kannst du unseren Rentenrechner verwenden!

Wie viel Geld muss ich gespart haben?

Ausgehend von dem jährlichen Bedarf lässt sich nun ermitteln, wie hoch das Gesamtvermögen sein muss, um davon leben zu können. Zwei Konditionen, die diese Rechnung beeinflussen, lassen sich Stand jetzt nur schätzen: die Lebenszeit und die erwartete Rendite:

  1. Wie lange möchte man von dem Vermögen leben? Das hängt davon ab, wie alt man voraussichtlich wird und kann natürlich nicht vorausgesagt werden. Wir gehen davon aus, dass unsere beispielhafte Person 30 Jahre von ihren Ersparnissen leben möchte und somit bis zu 97 Jahre alt wird.
  2. Wie hoch wird die Rendite sein? Gerne rechnen wir mit einer jährlichen Rendite von 5% oder gar 7%. In Wirklichkeit liegt die Rendite aber manchmal bei -15% und manchmal bei +20%. Und nur im Durchschnitt beträgt diese 5% oder 7%. 

Exkurs: Renditereihenfolgerisiko

Ein Risiko besteht darin, dass direkt zum Anfang der Entsparphase eine Krise eintritt. Wenn du immer einen festen Betrag aus dem Depot entnimmst, während die Kurse im Keller sind, entnimmst du dadurch einen sehr hohen Anteil deines Gesamtvermögens. Sind die Kurse hingegen gerade besonders hoch, ist das Gegenteil der Fall.

Um das Renditereihenfolgerisiko zu veranschaulichen, gehen wir von einem Startkapital von einer Million Euro aus. Aus diesem Vermögen werden Jahr für Jahr 30.000€ entnommen. Zunächst fallen besonders hohe Renditen an und am Ende der Entsparphase tritt eine Krise mit negativen Renditen ein. Die Renditen sind Zufallszahlen, die im Mittelwert 5% ergeben.

RenditeVermögen
1.000.000 €
23% 1.202.926 €
15% 1.351.920 €
15% 1.518.530 €
13% 1.687.108 €
12% 1.860.481 €
11% 2.027.893 €
10% 2.208.761 €
9% 2.383.280 €
7% 2.518.312 €
4% 2.587.333 €
4% 2.656.630 €
2% 2.678.153 €
-2% 2.597.969 €
-2% 2.519.047 €
-2% 2.432.244 €
-3% 2.327.821 €
-12% 2.027.175 €
-13% 1.729.447 €
-14% 1.449.515 €

In diesem Beispiel waren die Renditen absteigend sortiert und diese Konstellation führt dazu, dass sich das Anfangsvermögen trotz regelmäßiger Entnahme sogar auf knapp 1,5 Mio.€ erhöhen konnte. 

Nun sortieren wir die Renditen genau andersherum, nämlich aufsteigend. Am Anfang der Entnahmephase tritt also eine Krise ein und weiterhin werden jedes Jahr 30.000€ aus dem Vermögen entnommen. Auch hier ergeben die Renditen im Durchschnitt wieder 5% pro Jahr. 

RenditeVermögen
1.000.000 €
-14% 825.484 €
-13% 686.463 €
-12% 576.651 €
-3% 529.006 €
-2% 487.077 €
-2% 447.905 €
-2% 409.512 €
2% 387.454 €
4% 372.324 €
4% 356.964 €
7% 351.682 €
9% 354.246 €
10% 361.082 €
11% 369.396 €
12% 383.925 €
13% 404.131 €
15% 432.903 €
15% 467.319 €
23% 546.170 €

In diesem Beispiel hat sich das Vermögen durch die ungünstige Reihenfolge der Renditen verkleinert. 

Übrigens ist der Effekt in der Ansparphase genau umgekehrt: Hier führt eine Krise am Anfang der Phase zu einem höheren Endvermögen als eine Krise gegen Ende. Das liegt schlichtweg darin, dass niedrige Einstiegskurse gleich zu Anfang einen günstigen Einstieg und damit höhere Investitionen ermöglichen, die anschließend für den Anleger arbeiten können.

Sichere Entnahmerate

Um zu ermitteln, wie viel Vermögen man gespart haben muss, um von einem bestimmten Betrag leben zu können, müssen wir uns zunächst Gedanken darüber machen, wie viel von diesem Vermögen Jahr für Jahr entnommen werden kann, ohne dass dieses zu früh aufgebraucht ist.

Was bedeutet das? Angenommen, du erhältst jedes Jahr 5% Rendite in deiner Rentenphase und entnimmst ebenfalls jedes Jahr 5% aus deinem Vermögen. Dann müsstest du davon theoretisch unendlich lang leben können. Die Realität sieht hingegen anders aus, denn die Rendit fällt schließlich nicht jedes Jahr gleich aus, sondern kann auch mal über oder unter 5% liegen. In Wirklichkeit kannst du also nur weniger als 5% aus dem Vermögen entnehmen.

Eine sichere Entnahmerate ist also diejenige Rate, die es dir im schlechtesten Falle ermöglicht, das Vermögen über die angenommenen 30 Jahre hinweg aufzubrauchen, ohne dass du vorzeitig pleite gehst.

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Es gibt eine Faustregel, ...

… die besagt, wie viel Prozent man aus einem Weltportfolio sicher entnehmen kann: die 4%-Regel. Das bedeutet, man entnimmt jedes Jahr 4% des Anfangsvermögens aus dem Portfolio.

Diese 4%-Regel wird jedoch auch kritisiert, da sie auf einigen idealisierten Annahmen beruht und demnach eine zu hohe Wahrscheinlichkeit beinhaltet, dass das Vermögen nicht reichen wird. Andere Untersuchungen, die sich mit dem Thema der sicheren Entnahmerate befasst haben, kommen eher auf 3% bis 3,5%.

Mit einer Entnahmerate von 3% des Anfangsvermögens befindest du dich mit großer Wahrscheinlichkeit auf der sicheren Seite. Diese kannst du gegebenenfalls auch an die Inflation anpassen.

So viel Geld musst du gespart haben

Nun kannst du dir anhand der Entnahmerate und des jährlichen Bedarfs ausrechnen, wie viel Vermögen benötigt wird, um diesen Betrag jedes Jahr entnehmen zu können. Dazu muss man den jährlichen Bedarf lediglich durch die 3% teilen. Im Falle unseres beispielhaften Bedarfes von 24.840€ kommt man auf diese Weise auf ein Vermögen von 828.000€, das bis zur Rente zusammengespart werden muss. 

Das entspricht ungefähr dem 34-Fachen deines jährlichen Entnahmebetrages. Du kannst also auch einfach deine Wunschrente mit 34 multiplizieren und erhältst den Betrag, den du zusammensparen müsstest. In unserem Beispielfall käme man so auf 844.560€ – also etwas mehr, als wenn man exakt durch 3% teilen würde.

Sparrate bestimmen

Im letzten Schritt müssen wir ausrechnen, wie viel jeden Monat gespart und investiert werden muss, um das gewünschte Vermögen für den Eintritt in den Ruhestand zu erhalten. Dazu kannst du unseren Sparrechner verwenden oder den Betrag mithilfe der folgenden Tabelle überschlagen.

Wir haben für dich die Formel, mit der du deine Sparrate berechnen kannst, mit verschiedenen Parametern durchgerechnet, sodass du dein Wunschvermögen nur noch durch einen der folgenden Divisor teilen musst:

Laufzeit der Ansparphase5% Rendite7% Rendite
40 128 215
30 71 102
20 36 45
10 14 16

Beispiel: Wenn du noch vierzig Jahre Zeit zum Sparen hast, bis du finanziell frei sein möchtest und eine Rendite von 5% erwartest, musst du dein Zielvermögen durch 128 teilen, um die jährliche Sparrate zu erhalten. Diese Rechnung ist jedoch stark vereinfacht und berücksichtigt nicht, dass die Sparrate möglicherweise mit steigendem Einkommen ebenfalls steigt – also dynamisiert ist. In unserem Beispielfall kämen wir bei einem Zielvermögen von 844.560€ auf eine Rate von 6.598€, die jedes Jahr gespart werden muss. Das entspricht ungefähr 550€ pro Monat.

Auch in diesem Falle sind die 5% oder 7% Rendite natürlich nicht garantiert. Daher: Wenn du kannst, solltest du lieber ein etwas zu viel sparen als zu wenig.

Wie wirkt sich die Steuer aus?

Die Steuer kann bei der Vermögensbildung eine große Unbekannte sein und hier hängt es stark davon ab, wie man sein Vermögen bildet. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Steuergesetzgebung bis zum Renteneintritt noch einmal ändern wird.

Um zu verstehen, wie sich die Steuer in der Ansparphase und in der Entnahmephase auswirken kann, betrachten wir einmal zwei Extremsituationen.

1. Gewinn wird jedes Jahr realisiert

Werden die Gewinne durch deine Investition jedes Jahr realisiert, z.B. durch Verkäufe und Dividenden, wird die Kapitalertragsteuer Jahr für Jahr von deinem Gewinn abgezogen. Das mindert dann erheblich deine Rendite. Du musst daher deutlich mehr Geld Monat für Monat ansparen, um auf dein Zielvermögen zu kommen. Wenn 25% deiner Gewinne als Steuer abgeführt werden (das entspricht der Kapitalertragsteuer, vernachlässigt aber Soli, Kirchensteuer, Teilfreistellung und den Freibetrag), beträgt die tatsächliche Rendite dadurch anstatt 5% nur 3,75%. Oder anstatt 7% nur 5,25%.

In der Auszahlungsphase wird in diesem Szenario jedoch verhältnismäßig wenig Steuer fällig, da ein Großteil deines Vermögens dann bereits versteuert ist. Anders als in dem anderen Extremfall:

2. Gewinn wird thesauriert

Investierst du hingegen so, dass während der Ansparphase niemals Gewinne realisiert werden, wirkt sich die Steuer nicht mindernd auf deine jährlichen Renditen aus. In diesem Falle müsstest du jedes Jahr lediglich eine Vorabpauschale versteuern, die jedoch aktuell recht gering ist.

Im Gegensatz zu dem vorherigen Szenario wird dein Vermögen am Ende der Ansparphase zu einem recht großen Teil aus unversteuerten Gewinnen bestehen. Diese werden versteuert, sobald sie realisiert werden. Also mit jeder Entnahmerate. Du musst in diesem Falle also Jahr für Jahr mehr aus deinem Depot entnehmen, um nach Abzug der Steuern auf deinen jährlichen Bedarf zu kommen. Bedeutet: Du benötigst ein höheres Vermögen für deine jährlichen Auszahlungen.

Wie viel du bei jeder Auszahlung versteuern musst und wie hoch dadurch dann deine sichere Entnahmerate ist, hängt in diesem Falle davon ab, zu welchem Anteil dein Endvermögen aus Gewinnen besteht.

Wie muss ich die Steuer nun also berücksichtigen?

Es ist nicht ganz trivial, die Steuer überall zu berücksichtigen. Wie sich diese auf dich persönlich auswirken wird, hängt von deinem Investitionsverhalten ab. Um dem Rechnung zu tragen, könntest du in der Ansparphase mit einer etwas niedrigeren Rendite rechnen, um somit nicht nur die Steuern, sondern beispielsweise auch die Inflation zu berücksichtigen. 

Die Entsparphase hingegen kannst du, um der Steuer genüge zu tun, mit einer etwas niedrigeren Entnahmerate planen. Hier wirkt sich die Steuer mindernd auf die sichere Entnahmerate aus. In unserem Beispiel haben wir jedoch mit einer Entnahmerate von 3% ohnehin schon sehr vorsichtig gerechnet.

Dieser Artikel soll dir einen sehr groben roten Faden geben, wie du deine Ansparphase und deine finanzielle Freiheit planen könntest. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden aber viele der zugrunde gelegten Annahmen nicht eintreten und sind auch nicht planbar. Wie gehst du vor, wenn du deine Anspar- und Entsparphase planst? Schreib es gerne für die anderen Leser in die Kommentare.

Kann man mit 1500 € Rente leben?

Wer im Alter auf 1500 Euro Rente kommen will, muss nach derzeitigem Stand monatlich mindestens 3200 Euro brutto in Vollzeit verdienen. Um 2500 Euro brutto von der Rentenversicherung zu erhalten, ist aktuell ein Monatslohn von 5350 Euro vor Steuern und Abgaben erforderlich.

Kann man mit 2000 Euro Rente leben?

Sie möchten im Alter 2000 Euro brutto Rente beziehen? Viel Glück! Das ist zwar theoretisch möglich - aber nur die wenigsten Bundesbürger werden es schaffen. Denn um an diese Summe zu kommen, müssen Sie bereits in jungen Jahren – im Idealfall zum Start Ihres Berufslebens, mindestens 4500 Euro brutto verdienen.

Kann man mit 1300 Euro Rente leben?

In dem Fall des Rentners mit 1300 Euro Monatsrente liege - sofern er nicht über erhebliche weitere Einkünfte verfüge - „die Netto-Monatsrente bei etwa 1100 Euro und damit weit über dem Betrag, der im Regelfall als Grundsicherung gezahlt würde“.

Wie viel Geld braucht ein Rentner im Monat zum leben?

Laut Faustregel benötigt sie für ein ausreichendes Auskommen im Ruhestand damit monatlich 1.600 Euro. Sie erhält nach 40 vollen Beitragsjahren monatlich 1.367,60 Euro von der gesetzlichen Rentenversicherung. Die persönliche Versorgungslücke beträgt in diesem Fall 232,40 Euro pro Monat.