Warum wir uns vor Dates selbst verrückt machen. Und welche Tricks gegen die Angst vor dem ersten Treffen helfen. Von Simone Deckner Show
Gerade noch tanzte man ungelenk durch die Küche, ein paar Minuten später kriecht die Panik langsam in den Körper. Die Zeitspanne zwischen den Gefühlsgipfeln „Jaaa! Tschakalaka! Yeah! Ich habe ein Date!“ und „Neeein! Hilfe, ich sterbe! Ich habe ein Date!“ ist manchmal arg kurz. Dating-Angst? Dieses Phänomen klingt nur im ersten Moment wie ein Irrtum. Wieso sollte man sich vor etwas fürchten, das man doch so sehr will? Warum sollte man Panik schieben vor dem ersten Treffen mit jemandem, der einem gefällt und bei dem offenbar auch ein gewisses Interesse vorhanden ist, denn: ohne das gäbe es gar keine Verabredung. Ja, warum? Aus leidvoller Erfahrung kann ich bestätigen: Na, weil es mindestens 1 Million 872.538 total gute Gründe dafür gibt, vor einem ersten Date Panik zu schieben. Hier nur 7 der offensichtlichsten Angstzustände vor dem ersten Date:
Das klingt jetzt etwas übertrieben? Natürlich sind die Ängste vor dem ersten Date übertrieben – aber auch, wenn uns das theoretisch klar ist, haben sie uns dennoch oftmals im Würgegriff. Weil sie uns da zu packen kriegen, wo wir am empfindlichsten sind: in unserem Selbstwertgefühl. Denn bei Dating-Angst geht es am Ende meist nur um eine Sache: die Angst, nicht gewollt zu werden. Nicht gut genug zu sein. Abgelehnt zu werden – noch bevor man sich von seiner besseren Seite zeigen konnte. Weil die panische Seite leider Überhand gewonnen und alles unter sich begraben hat.
Simone Deckner liebt vieles: britischen Humor, Karamellcreme, PJ Harvey, ihren Freund, Dokumentarfilme, freie Vormittage mit ihrem Hund, „Medical Detectives“ und ihren Beruf. Seit 2002 arbeitet die freie Journalistin in Hamburg, zuletzt u.a. im Ressort Liebe&Partnerschaft für BRIGITTE Digital. Das Gefühl nicht gut genug zu sein – 7 Anregungen gegen diese AngstDie Befürchtung "Ich bin nicht gut genug" ist leider keine Antriebsfeder für Verbesserungen, sondern eher ein Hemmschuh und ein klebriger, unangenehmer Schleier auf unserer Seele. Viele kennen dieses Gefühl, das uns mal stärker und mal schwächer beeinflusst. Die Auswirkungen sind unterschiedlich, aber selten hilfreich. Negative Gedanken, Blockaden, unfaire Selbstkritik, Rückzug, sich unwohl fühlen, Unsicherheit, geringes Selbstvertrauen und fehlender Mut, seine Komfortzone zu erweitern. Lese hier, was wir gegen das Gefühl "nicht gut genug sein" tun können.
7 Anregungen gegen AtelophobieWenn Sie an sich arbeiten wollen, dann sind die folgenden 7 Punkte hilfreich. Generell ist es bei solchen Versuchen etwas zu ändern besonders hilfreich, sich Notizen zu machen, um Klarheit zu gewinnen, denn häufig ist es ein wenig komplexer als einige Ratgeber uns weismachen wollen. Glaubenssätze, Antreiber, unglückliche innere Dialoge … häufig sind es mehrere Ursachen, die wie Verstärker auf das Gefühl "nicht gut genug sein" einwirken. Die Angst "nicht gut genug zu sein" - Atelophobie Nicht vergleichen, sondern erkennenSich mit anderen zu vergleichen ist selten eine förderliche Idee. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen und neigen leider dazu, an anderen das wahr zu nehmen, was uns an uns missfällt. Wir werden immer jemanden finden, der schönere Beine hat, besser reden kann, die Liebe gefunden hat, selbstsicherer auftritt, mehr Erfolg hat … schau die langen, dicken Traumhaare … was die sich alles leisten können … Und wieder flüstert irgendwer uns zu: "Du bist nicht gut genug". Anregungen:
Søren Aabye Kierkegaard Der Dialog mit dem inneren KritikerDer "innere Kritiker" ist derjenige, mit dem wir in Gedanken oder auch laut negative Selbstgespräche führen. Seit unserer Kindheit hören die meisten ihn und er ist Meister im Rezitieren von zumeist wenig hilfreichen Glaubenssätzen. Diese allgemeinen Urteile, die wir von unserem inneren Kritiker hören, könnten sein:
Wenn der innere Kritiker aktiv und laut ist, manifestiert sich das Gefühl, nicht gut genug zu sein und das kann unschöne Folgen haben. Innere Unruhe, nicht allein sein können, Gesellschaft anderer meiden, Schlafprobleme … wir werden oder bleiben unglücklich und sind mit uns und dem Leben unzufrieden. Anregungen:
Samuel Johnson Rede dich nicht schlechtMit den Worten kommen die Bilder und die Bilder führen zu Emotionen oder zu Gefühlen. Ob nun als Selbstgespräch oder laut ausgesprochen, Worte wirken. Wie schrieb Henry David Thoreau: "Was jemand von sich selber denkt, das bestimmt oder vielmehr zeigt an, was sein Schicksal ist." Denken und reden Sie bitte nicht schlecht von sich - vor allem nicht vor anderen. "Dafür bin ich einfach zu blöd", "da fehlen mir einfach die Fähigkeiten", "dafür bin ich einfach nicht gemacht" usw. Worte können nicht zurückgenommen werden. Einmal entsandt, setzen sie sich fest im Gedächtnis anderer und in unserem. Anregungen:
Achte auf Klein- und Miesmachen in deinem UmfeldLeider gibt es Menschen in unserem Umfeld, die uns eine große Hilfe dabei sind, dass wir uns nicht gut genug fühlen. Sie haben ein Talent dafür, unsere schlechten Gedanken über uns selber zu verstärken. Anregung:
Ein schöner Song zum Thema ist das Lied "Hey" von Andreas Bourani. Hören Sie mal rein. Der Rat an dich selbstWir sehen uns als nicht gut genug. Das verunsichert, kostet Kraft, wirkt sich auf Sprache und Körpersprache aus und es erzeugt Ängste. Nun kommt die nächste Situation, wo wir eigentlich all unsere Energien brauchen oder eine positive Ausstrahlung. Dies kann eine Prüfung sein, eine Präsentation oder ein Date mit unserem neuen Schwarm - unserer großen Liebe. Leider steigert sich dann häufig das völlig normale "Lampenfieber" ins Unermessliche, ins Unerträgliche. Die Emotion kommt und die Blockade ist da - und wieder bestätigen wir uns selber: "Du bist nicht gut genug!" Wie kommen wir nur raus aus dieser Spirale? Eine Möglichkeit, dem Problem zu begegnen ist "der Rat an sich selbst". Tun Sie so, als wären Sie Ihre beste Freundin oder Ihr bester Freund. Ihre Aufgabe ist es nun, einen wertschätzenden Rat als Merksatz zu formulieren. Sie haben jedoch nicht die Möglichkeit, mit dem Empfänger des Rates zu reden. Sie müssen es schriftlich tun und haben nur 50 Wörter zur Verfügung. Überreichen Sie sich die Zeilen selber, lesen Sie sich diese laut vor und stecken Sie den Zettel in Ihre Geldbörse. Jedes Mal, wenn der Gedanke "ich bin nicht gut genug" durch Ihren Geist schleicht, nehmen Sie den Zettel aus Ihrer Börse und lesen Sie es möglichst laut oder in der S-Bahn in Ihrem Geiste vor.
Mutter Teresa Steigern Sie sich nicht in das Gefühl hinein und fliehen Sie in SelbstmitleidDas Gefühl, nicht gut genug zu sein, kann unser Leben zur Hölle machen. In dieser Hölle wird es aber noch heißer, wenn wir uns in Selbstmitleid fliehen. Wir fühlen uns allein, ausgeschlossen vom Leben, aussortiert und abgemeldet. Wir sind ja nicht gut genug. Diese Gedankenspirale und die Flucht ins Selbstmitleid sollten wir umgehend durchbrechen. Selbstmitleid wirkt wie ein Verstärker des Gefühls und verankert den Zustand. Deswegen sollten Sie eher aktiv werden wie bei den Anregungen 1 bis 5 und/oder probieren Sie auch die Anregung Nummer 7. Ein Gedanke von Herrn Morgenstern:
Christian Morgenstern Lerne Dich trotzdem zu mögenEs ist wichtig zu erkennen und zu akzeptieren, dass menschliche Schwächen und vermeintliche Fehler eine Beigabe für jeden sind. Wer glaubt, bei anderen wäre alles perfekt, der ist naiv. Wie heißt es umgangssprachlich: "Unter jedem Dach ein Ach." Söhnen Sie sich mit Ihren dünnen Haaren, Ihrer schiefen Nase, mit Ihrem Aussehen oder mit anderen "Unzufriedenheiten" aus. Sie machen Sie genau zu dem besonderen Menschen, der Sie sind. Das heißt nicht, dass wir nicht an uns arbeiten können und sollten. Wo wir Möglichkeiten haben, uns geistig und körperlich weiter zu entwickeln, da sollten wir nicht zögern. Aber das, was nicht in unseren Händen liegt, sollten wir erkennen und lernen zu akzeptieren.
Marcus Aurelius Kurzes Video mit Anregungen zum Themavon Holger Eckstein, Länge: 6:24 Min. Wege gegen die Angst "nicht gut genug zu sein"Probieren Sie Ihren Weg zu finden. Wie bei allen Entwicklungsempfehlungen auf blueprints möchten wir auch hier darauf hinweisen, dass Patentrezepte zumeist an der Realität abblättern. Wer die Wahrheit verkündet, führt selten Gutes im Schilde. Falsch wäre Rückzug, das Hineinsteigern in die Angst und zu glauben, dass das Gefühl nicht veränderbar ist. Mut zeigen und das Thema mit einem wahren Freund oder Vertrauten ehrlich zu besprechen ist ein Weg und der Dialog mit dem Kritiker ein weiterer. Verstärken Sie nicht das Gefühl, indem Sie sich selbst schlecht reden. Nicht vor anderen oder sich selbst. Achten Sie auch darauf, ob Klein- oder Miesmacher in Ihrem Umfeld lauern. Diese verstärken leider zumeist das unerwünschte Gefühl, verstärken die Angst. Probieren Sie auch einen Rollenwechsel (siehe 5.) und überlegen Sie, welchen Rat Sie sich selber geben würden, um das Problem zu lösen, die Angst zu besiegen. Das Selbstmitleid ist ein falscher Lösungsansatz. Söhnen Sie sich lieber aus mit dem, was Sie nicht ändern können und ändern Sie, was Ihnen möglich und wichtig ist. Verändern Sie Ihren Blick auf sich, denn die Wahrheit ist weit weg von: "Ich bin nicht gut genug!". Die Wahrheit ist ein Bild eines liebenswerten aber nicht perfekten Menschen - so wie Sie und ich und alle anderen, die Sie und ich kennen. |