Csu wahlplakat chabos wissen wer der babo ist

Roth

"Chabos wissen, wer der Babo ist!": Rother CSU-Kandidat handelt sich mit witzig gemeintem Slogan viel Hohn und Spott ein

03.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:07 Uhr

Csu wahlplakat chabos wissen wer der babo ist

Fabian Giersdorf hat die Wahlplakate, die im so viel Ärger eingebracht haben, inzwischen wieder weggeräumt - Foto: Facebook

Roth (DK) Ein Sturm aus Spott und Entrüstung fegt seit dem Wochenende über Fabian Giersdorf hinweg. Der junge Stadtratskandidat der Rother CSU hatte auf seiner Facebook-Seite stolz sein Wahlplakat präsentiert, auf das er den Spruch „Chabos wissen, wer der Babo ist!“ drucken ließ. Doch die Reaktionen sind verheerend.

„Peinlich“, „erbärmlich“ und „asozial“ – insgesamt rund 1500 Facebook-Kommentare hat der 23-jährige Mittelfranke inzwischen erhalten, darunter viele derbe Beschimpfungen. Der Grund dafür ist: Das ausgewählte Motto des Nachwuchspolitikers ist der Songtitel eines deutschen Rappers namens Haftbefehl, und in diesem Song geht es um Gewalt, Sexismus und Drogen. Übersetzt ins Hochdeutsche bedeutet der Titel so viel wie: „Die Jungs wissen, wer der Chef ist.“

Ein CSU-Politiker macht also Wahlkampf mit Gangsterrap – und innerhalb weniger Stunden ist daraus ein gewaltiger Shitstorm geworden. Giersdorfs Telefon steht kaum noch still. Und auf Facebook ist kein Ende der Kommentare in Sicht. „Mich hat das Ganze völlig erschlagen“, gesteht Giersdorf. Und: „Mir geht es gerade richtig dreckig.“ Nur wegen des Plakats dürfe man ihn doch nicht „als größten Idioten bezeichnen“, sagte er unserer Zeitung.

Dabei wollte der junge CSU-Mann nur besonders witzig im Wahlkampf sein. Auf das Motto „Chabos wissen, wer der Babo ist!“ sei er gekommen, weil er an der Universität den Spitznamen „Babo“ verpasst bekam. Dieser kommt ursprünglich aus dem Nahen Osten und bedeutet so viel wie „Chef“ oder „Papa“. Auf ihn selbst habe der „Babo“ – das Jugendwort des Jahres 2013 – gleich doppelt gut gepasst, erklärt Giersdorf, weil er einerseits als Tutor für die jüngeren Studenten arbeite und andererseits bereits eine kleine Tochter hat. Doch um den persönlichen Hintergrund schert sich keiner der Kommentatoren auf Facebook.

Der schlagartig berühmt gewordene CSU-Kandidat versucht, die Reaktionen zu trennen. Auf der einen Seite der allgemeine Shitstorm: „Das ist unschön, aber da muss ich jetzt drüberstehen.“ Und auf der anderen Seite die sachlichen Rückmeldungen, die laut Giersdorf ganz gemischt ausgefallen seien: „Keine gute Idee, sagen die einen. Geniale Idee, sagen die anderen.“ Giersdorf kann jetzt jedenfalls ein Lied davon singen, welchen Wirbel ein persönlich gestaltetes Wahlplakat auslösen kann. Und das, obwohl am Wochenende im gesamten Rother Stadtgebiet nur zwei Stück mit seinem Konterfei und seinem Spruch aufgestellt worden sind. Inzwischen hat Giersdorf sie wieder weggeräumt.

„Ich weiß nicht, ob das Ganze ein Fehler war oder nicht“, sagte Giersdorf gestern über seine Aktion. Aber er würde es wohl nicht wieder so machen. Zumal ihn Hohn und Spott im Internet noch lange verfolgen werden. Und der Rapper Haftbefehl hat bereits angedeutet, dass er juristisch gegen den jungen CSU-Mann wegen Urheberrechtsverletzung vorgehen will. Giersdorf hätte es ahnen können, dass ihm Probleme drohen. Er ist Student der Rechtswissenschaften.

"Chabos wissen, wer der Babo ist!" : CSU-Politiker wirbt mit Ganster-Rap

 "Chabos wissen, wer der Babo ist" - mit diesem Werbeslogan sorgte Giersdorf für Aufregung.

"Chabos wissen, wer der Babo ist" - mit diesem Werbeslogan sorgte Giersdorf für Aufregung. Foto: Facebook-Screenshot

Mit einem Song-Titel des Skandal-Rappers "Haftbefehl" sorgt ein 23-jähriger CSU-Jungpolitiker aus der fränkischen Kleinstadt Roth im Netz für Diskussionen. Dabei wollte Fabian Giersdorf mit der Plakat-Aufschrift "Chabos wissen, wer der Babo ist!" lediglich um Stimmen für einen Stadtratssitz werben.

Eines hat Fabian Giersdorf definitiv erreicht: Mittlerweile dürfte jeder regelmäßige Verfolger der sozialen Netzwerke das Städtchen Roth in Mittelfranken kennen. 24.170 Menschen leben dort, etwas außerhalb von Nürnberg, und eigentlich hatte Giersdorf lediglich vor, diese Menschen künftig im Stadtrat für die CSU zu vertreten.

Auf Listenplatz fünf tritt er am 16. März bei den Kommunalwahlen in seiner Stadt an, mit gerade mal 23 Jahren und als Student für Rechtswissenschaften. Doch die Aufmerksamkeit für seine eigentlich als Wahlwerbung geplante Plakat-Kampagne dürfte er sich ein wenig anders vorgestellt haben.

"Chabos wissen, wer der Babo ist!" lautet der Slogan der unter Giersdorfs Gesicht samt fein gestriegelter Kurzhaar-Friseur prangt. Ein Engelsgesicht, das deutlich sein junges Alter unterstreicht - und so gar nichts mit dem Urheber des zitierten Satzes gemein zu haben scheint. Denn "Chabos" und "Babo" stammen aus der Feder des Frankfurt Ganster-Rappers "Haftbefehl", der sich in seinen Texten nur zu gerne - sagen wir - vulgär ausdrückt, immer wieder wegen vermeintlicher Verherrlichung von Drogen und Gewalt in der Kritik steht und dem, ob einiger nicht zitierfähiger Textpassagen auch Sexismus vorgeworfen wird. Eben jener "Haftbefehl" wirbt nun also indirekt für den Jurastudenten aus Roth - was ein Kontrast. Die spöttischen Kommentare in den sozialen Netzwerken ließen nicht lange auf sich warten.

Mehr als 2300 Mal wurde das auf seiner Facebook-Seite der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Plakat geteilt, darunter befinden sich über 1300 Kommentare von denen "Mit dem Werbeslogan solltest Du vielleicht die Branche wechseln, aber bitte NICHT in die Politik" noch ein sachliches und harmloses Beispiel ist. Der Betroffene ist ob des ausgelösten "Shitstorms" mittlerweile ziemlich niedergeschlagen.

Der Süddeutschen Zeitung sagte der 23-Jährige es gehe ihm "ziemlich dreckig", er habe lediglich "ein bisschen polarisieren" und mit einem "Augenzwinkern" um junge Wählerstimmen werben wollen. Dabei wäre es wahrscheinlich auch geblieben, denn in Roth wurden gerade einmal zwei der "Chabo"-Plakate aufgehängt. Groß aufgefallen wäre die Aktion ohne den Facebook-Post wohl kaum jemanden.

So aber sah sich Giersdorf mittlerweile genötigt, selbst diese beiden Plakate abnehmen und durch ein Plakat mit der unverfänglichen Aufschrift "Junge Köpfe in den Stadtrat wählen" ersetzen zu lassen. "Ich will die Aufmerksamkeit von mir nehmen, weil es mir unangenehm ist, dass mich meine Parteifreunde verteidigen müssen - sie haben im Wahlkampf Wichtigeres zu tun", erklärte Giersdorf der SZ.

Die Kritik der Nutzer richtet sich nämlich nur gegen ihn persönlich, sondern ob des streitbaren Urhebers auch gegen seine Partei. "Das Frauenbild der CSU und das von Haftbefehl dürften ziemlich übereinstimmen...", schreibt ein Nutzer bei Twitter unter ein Posting der CSU-Bundestagsabgeordneten und Staatssekretärin Dorothee Bär. Die gehörte nämlich zu jenen Stimmen in den sozialen Netzwerken, die den jungen Parteikollegen für seinen ungewöhnlichen Wahl-Slogan lobte.

Dorothee Bär (@DoroBaer) 2. Februar 2014Ganz neu ist die Aufmerksamkeit für "Chabos wissen, wer der Babo ist!" freilich nicht, schließlich wurde "Babo" erst kürzlich zum Jugendwort des Jahres gewählt. In diesem Zuge entstand im Übrigen auch die Plakat-Idee. Dem Magazin "Vice" berichtete der Student: "Ich gebe ein Tutorium an der Uni, weil ich in Jura den Stoff ganz gut vermitteln kann. Da haben mir meine Studenten immer gesagt: 'Du hast es drauf, du bist der Babo'."