Gefühl urinieren zu müssen aber es kommt nichts

Wenn häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen vonstatten geht, schieben viele Männer (und Frauen) den Arztbesuch auf. Doch auch dann können Erkrankungen dahinterstecken – oder andere Ursachen, die sich meist gut behandeln lassen.

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Bei häufigem Harndrang heißt die Taktik vieler betroffener Männer zunächst „Abwarten“ – denn vielleicht verschwindet das Problem von selbst wieder. Die schlechte Nachricht: Das wird wohl eher nicht passieren; auch häufigem Wasserlassen ohne Schmerzen liegt in der Regel ein Problem zugrunde, das sich nicht von allein löst.

Häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen: Früh gegensteuern

Die gute Nachricht: Der häufige Harndrang lässt sich gut behandeln – wenn man früh genug gegensteuert. Das sollten betroffene Männer in jedem Fall tun – denn der Leidensdruck kann auch ohne Schmerzen beim Wasserlassen enorm werden, wenn der häufige Harndrang den Alltag beeinträchtigt.

Die Beschwerden können beispielsweise zu Schlafproblemen führen, Betroffene können ihrer Arbeit nicht mehr ungestört nachgehen oder verzichten auf Freizeitaktivitäten aus Angst vor häufigen Unterbrechungen.

Häufiger Harndrang ohne Schmerzen: Ab wann bedenklich?

Von häufigem Harndrang spricht man bei mehr als sechs Toilettengängen am Tag und mehr als zwei Toilettengängen in der Nacht. Häufig geht dabei nur wenig Urin ab und die Betroffenen haben nach dem Wasserlassen das Gefühl, dass ihre Blase nicht vollständig entleert wurde.

Weitere häufige Begleiterscheinungen sind plötzlich einsetzender starker Harndrang, Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen und ungewollter Harnverlust.

Häufiger Harndrang ohne Schmerzen ist bei Männern meist auf eine der folgenden fünf Ursachen zurückzuführen.

1. Prostatavergrößerung

Mit zunehmendem Alter steigt bei Männern die Wahrscheinlichkeit einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie), also einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata). Diese liegt unterhalb der Harnblase und umschließt den Anfangsteil der Harnröhre. Bei einer Vergrößerung der Drüse wird die Harnröhre eingeengt – dadurch entsteht ein zunehmendes Druckgefühl.

Bei Männern über 50 ist die Prostatavergrößerung die wohl häufigste Ursache von vermehrtem Harndrang. Deutlich seltener ist ein Tumor der Prostata der Auslöser der Beschwerden (Prostatakrebs) – dieser sollte aber immer von einem Arzt ausgeschlossen werden.

Besonders im Anfangsstadium einer Prostatavergrößerung können pflanzliche Mittel die Beschwerden lindern – beispielsweise eine Wirkstoffkombination aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzeln.

In fortgeschrittenem Stadium kommen Medikamente zum Einsatz, die beispielsweise die Blasenmuskulatur entspannen oder die Prostata durch Hormoneinfluss verkleinern.

In schweren Fällen oder bei Komplikationen wie einer verschlechterten Nierenfunktion kann die Prostata auch operativ verkleinert werden.

2. Diabetes

Häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen kann auch ein Symptom von Diabetes sein. Der Hintergrund: Bei der Stoffwechselerkrankung bemüht sich der Körper, den überschüssigen Zucker im Blut über den Urin auszuscheiden.

Da das häufige Wasserlassen zu einem Flüssigkeitsmangel führt, reagiert der Körper oft mit einem starken Durstgefühl – tritt dieses zusammen mit häufigem Harndrang auf, ist das ein Warnzeichen für eine Diabeteserkrankung.   

Weitere typische Symptome sind unter anderem Müdigkeit und Abgeschlagenheit, trockene und juckende Haut sowie Appetitlosigkeit.

3. Herzinsuffizienz

Häufiges nächtliches Wasserlassen kann auf eine Herzschwäche hinweisen. Der Grund ist, dass das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpt. In einem Versuch, diesen Mangel auszugleichen, „deponiert“ Der Körper Wasser in Gefäßen und Gewebe.

Tagsüber zeigt sich das durch angeschwollene Beine, in denen sich das Wasser anstaut. Im Liegen drückt die angestaute Flüssigkeit auf die Blase – so kommt es zu dem vermehrt nachts auftretenden Harndrang.

Weitere Symptome einer Herzschwäche sind neben geschwollenen Beinen eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, Herzrasen und Kurzatmigkeit.

4. Medikamente

Einige Medikamente wirken entwässernd und können so häufigen Harndrang fördern. Allen voran gehören dazu die sogenannten Diuretika, die beispielsweise zur Behandlung von Bluthochdruck oder einer Herzmuskelschwäche zum Einsatz kommen.

Aber auch andere Bluthochdruck-Mittel sowie Medikamente gegen Demenz oder Herzrhythmusstörungen können sich auf die Häufigkeit des Harndrangs auswirken.

Sind Medikamente die Ursache für den häufigen Harndrang, kann möglicherweise eine Veränderung der Einnahme eine Besserung herbeiführen – diese sollte aber in jedem Fall zuvor mit einem Arzt besprochen werden.

5. Reizblase

Wenn andere Ursachen wie eine Prostatavergrößerung ausgeschlossen wurden, kann auch eine Reizblase hinter den Beschwerden stecken – diese betrifft auch junge Männer. Der Begriff Reizblase bezeichnet übergreifend das Phänomen, dass häufig Harndrang besteht, ohne, dass die Blase vollständig gefüllt ist.

Die Ursachen sind hier wiederum unterschiedlich, in vielen Fällen können sie nie ganz geklärt werden. Möglich sind etwa neurologische Probleme oder auch ein antrainiertes ungünstiges Toilettenverhalten (z.B. zu häufiges „vorbeugendes“ Wasserlassen).

Helfen kann dann etwa Beckenbodentraining oder auch ein gezieltes Verhaltenstraining: Anstatt regelmäßig vor Aktivitäten vorbeugend auf Toilette zu gehen, wird das Wasserlassen aufgeschoben, bis die Blase wirklich voll ist.

In schweren Fällen können auch Medikamente oder invasive Behandlungen wie etwa Botoxspritzen in den Blasenmuskel zum Einsatz kommen.

Ständiger Harndrang ohne Schmerzen: Wann zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist immer dann angeraten, wenn die Beschwerden zur Belastung im Alltag werden. Spätestens, wenn weitere Beschwerden wie Schmerzen in der Prostata, schmerzhafte Ejakulation, Fieber, Nierenschmerzen oder Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit dazukommen, sollte der Arztbesuch nicht länger aufgeschoben werden.

Häufiger Harndrang ohne Schmerzen bei der Frau: Mögliche Ursachen

Auch bei Frauen kommt häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen vor. Liegt das nicht etwa an vermehrtem Trinken oder einem hohen Koffeinkonsum, kommen vor allem zwei Ursachen in Frage:

  • Reizblase: Muskeln und Nerven geben auch dann das Signal, dass die Blase entleert werden muss, wenn sie gar nicht voll ist; das kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommen. Die beste Therapie dagegen ist in der Regel Beckenbodentraining. Die Ursache sollte aber in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden.

  • Blasenentzündung: Ist die Blase entzündet, geben die Nerven in der Blasenwand ebenfalls ständig fälschlicherweise das Signal, dass die Blase voll ist. Typisch ist auch das Gefühl, dass die Blase direkt nach der Entleerung schon wieder gefüllt ist.

Tritt begleitend Blut im Urin auf, sollte sofort ein Arztbesuch erfolgen – dann kann unter Umständen ein seltener Blasentumor dahinterstecken.

Für Männer wie Frauen gilt: Auch sobald die Beschwerden den Alltag beeinträchtigen, ist es Zeit für einen Arztbesuch. Denn häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen lässt sich in vielen Fällen leicht behandeln – und die Lebensqualität kann so schnell wieder verbessert werden.

Quellen:

Beschwerden beim Wasserlassen oft Anzeichen für vergrößerte Prostata, in: internisten-im-netz.de

Nächtlicher Harndrang kann auf Herzschwäche hinweisen, in: internisten-im-netz.de

Benign prostatic hyperplasia (BPH), in: mayoclinic.org

Was tun wenn man Pipi muss aber nichts kommt?

Wenn Sie plötzlich trotz Harndrangs kein Wasser mehr lassen können (akuter Harnverhalt), sollten Sie umgehend einen Notarzt rufen! Sonst drohen ein Blasenriss und Spätschäden an der Niere. Die meisten Betroffenen suchen aufgrund der starken Schmerzen ohnehin einen Arzt auf.

Warum habe ich die ganze Zeit das Gefühl auf Toilette zu müssen?

Schmerzen und Krämpfe im Unterleib, Brennen beim Wasserlösen sowie ständiger Drang, auf die Toilette gehen zu müssen, sind die charakteristischen Symptome einer Blasenentzündung. Von einer Harnwegsinfektion spricht man, wenn Bakterien die Harnwege besiedeln. Dadurch wird eine Entzündung der Blasenschleimhaut ausgelöst.

Kann eine Reizblase wieder verschwinden?

Ob nun Medikamente oder Beckenbodentraining – die Therapie einer Reizblase erfordert viel Geduld. Selbst Medikamente wirken erst nach einigen Wochen. Vollständig heilbar ist das Krankheitsbild nur in den seltensten Fällen.

Wie merkt man eine Blasenentleerungsstörung?

Mögliche Anzeichen eines Speicherungsproblems sind: verstärkter Harndrang, Urinverlust, gehäuftes Wasserlassen auch nachts. Probleme bei der Harnentleerung wiederum zeigen sich als schwacher Harnstrahl, verzögerter Beginn des Wasserlassens, Wasserlassen mit Hilfe der Bauchpresse und Restharn.