21. September 2018Wie sicher sind CI’s und Hörsysteme?Längst ermöglichen Hörsysteme ihren Nutzern mehr als gutes Hören – sie ersetzen die Kopfhörer beim Musikhören oder das Headset beim Telefonieren. Manche sind sogar internetfähig und werden über das Smartphone gesteuert. Und das Optimieren der Hörsysteme geschieht per Fernwartung durch den Hörakustiker. Doch wie sieht es hier in Sachen Datensicherheit aus? Show Prinzipiell gibt es bei der Frage der Sicherheit keinen Unterschied zwischen CI’s und Hörsystemen, bezogen auf die Zugriffsmöglichkeiten von außen. Hörsysteme sind heute kleine internetfähige Computer, mit deren Hilfe man wieder gut hören kann, in bestimmten Situationen sogar besser als Normalhörende. Für CI’s konnte dieser Nachweis noch nicht erbracht werden, gleichwohl ist der Nutzen für die Träger der Systeme herausragend. Dieser wird durch aufwendige Signalverarbeitung möglich, um zum Beispiel Sprachanteile von Lärm zu befreien. Mit Umsetzung von neuen Patenten können sogar verschiedene Sprecher aus unterschiedlichen Richtungen identifiziert werden und dann mit speziellen Mikrofonschaltungen optimal in eine Balance gebracht werden − ohne dass dabei wichtige Umgebungsgeräusche wie ein heranrollendes Auto überhört werden. Insgesamt ermöglichen die neuesten Entwicklungen bei Hörsystemen eine Leichtigkeit des Hörens. Datenaustausch dank moderner Technik Heute können die modernsten CI’s und Hörgeräte drahtlos mit der Bluetooth-Low-Energy (BLE)-Funktechnik im Bereich von 2,4 GHz mit Smartphones zum Telefonieren und zum Hören sämtlicher Audioquellen ohne zusätzlichen Streamer genutzt werden. Musik, Sprachnachrichten, Videotelefonie, WhatsApp-Filme oder komplette Videofilme können in beiden Ohren, wenn möglich auch in Stereo, direkt in die Hörsysteme funken, ohne weiteres Zubehör und in bester Klangqualität. Sowohl über NFMI oder Streamer als auch über BLE können diverse Apps in den verwendeten Smartphones genutzt werden. Die App kann als Fernbedienung für die Hörsysteme verwendet werden oder zur Einstellung bestimmter Programme, der Lautstärke und der Wunschklänge in der Tinnitus-Rehabilitierung. Ebenfalls können die NFMI- und 2,4-GHz-Kanäle zur Anpassung und Programmierung der Hörsysteme durch den Hörakustiker verwendet werden, ohne dass der Kunde oder die Geräte selbst verkabelt werden müssen. Die Wireless-Funktionen ermöglichen es sogar, moderne Hörsysteme durch eine Fernwartung anzupassen. Der Kunde muss nicht mehr ins Hörakustikfachgeschäft, um Modifikationen in den Hörgeräten durchführen zu lassen. Hierfür benötigt der Hörgeräteträger aber moderne Hörsysteme und eine spezielle App auf dem Smartphone. Der anpassende Hörakustiker braucht seinerseits einen internetfähigen Rechner mit der entsprechenden Anpass-Software, die auch über eine gesicherte Verbindung einen Kontakt zum Smartphone des Hörgeräteträgers herstellen kann. Jetzt kann der Hörakustiker mit seinem Kunden nicht nur zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt videogestützte Telefonate führen, er kann ebenso die Hörsystemanpassung per Fernwartung optimieren. Immer wenn Funksysteme, Datenübertragung oder gar das Internet ins Spiel kommen, wird speziell in Deutschland nach der Sicherheit für eben diese Systeme gefragt. Angesichts der Meldungen über Sicherheitslücken scheint diese Skepsis nicht unbegründet – werden doch die Funksignale von Autoschlüsseln mit einfachen Mitteln gekapert oder Bankzugänge gehackt. Als prominentes Opfer einer Abhöraktion wird immer wieder Angela Merkel genannt, auf deren Handy sich Fremde Zugang verschafft haben. Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Auch bei Hörsystemen fragen Hörakustiker und Hörsystemträger immer wieder nach, ob diese abgehört, gehackt oder fremdgesteuert werden und dadurch sensible Gesundheitsdaten womöglich in fremde Hände gelangen können. Philosophisch könnte man anmerken, dass es zumindest theoretisch keine Sicherheit gibt. Die Menschheitsgeschichte hat uns gelehrt, dass bisher jedes von Menschen entwickelte Sicherheitssystem auch von Menschen umgangen und damit ausgehebelt werden kann. Die Frage ist allerdings, welchen Aufwand man hierfür betreiben muss und welchen Vorteil man dadurch erzielen kann. Da der Aufwand in vielen Fällen sehr hoch und der Nutzen sehr gering ist, gibt es rein praktisch betrachtet in vielen Anwendungen eine große Sicherheit. Das gilt speziell für Hörsysteme. Kopplung – Der kritische Moment Zur drahtlosen Anpassung verwendet der Hörakustiker diverse Schnittstellen, wie zum Beispiel Noahlink Wireless oder Fitting Link. Diese stellen den Funkkontakt zum PC her. Eindringlinge müssten demnach genau in der Kopplungszeit die zu koppelnden Hörsysteme mit wie auch immer hergestellten Schnittstellen direkt nebeneinander platzieren, was schon sehr schwierig und auffällig wäre. Hinzu kommt, dass jede Firma eigene Protokolle verwendet, um die Hörsysteme zu koppeln. Kann mit einer Telefonnummer nur ein Anschluss erreicht werden, so muss man die „Telefonnummer“ der Hörsysteme kennen, um mit ihnen Kontakt aufzubauen. Passiert dies nicht in kurzer Zeit, verlassen die Hörsysteme den Kopplungsmodus − aus Sicherheitsgründen und um Strom zu sparen. Ein erneuter Hackerangriff könnte also erst dann sattfinden, wenn die Geräte wieder im Kopplungsmodus sind. Da die Reichweite der NFMI-Technik nicht groß ist, müssten sich potenzielle Eindringlinge zumindest mit der zum Hacken verwendeten Technik in direkter Nähe zu den eingeschalteten Hörsystemen befinden. Direkt heißt unter einem Meter; das gilt nicht nur für die Kopplung, sondern für den gesamten Zeitraum des Abhörens. Hörgerätenutzer tragen ihre Streamer wie selbstverständlich um den Hals, wenn sie telefonieren möchten. Wenn Hacker jedoch unauffällig einen Streamer bei den Abzuhörenden unterbringen möchten, gestaltet sich das schon schwieriger. Die Bluetooth-Schnittstelle ist ursprünglich entwickelt worden, um kabelgebundene Anwendungen am Computer − wie zum Beispiel eine Maus − auch drahtlos verwenden zu können. Ein wesentliches Entwicklungsziel war die absolut sichere Verbindung von zwei Komponenten, damit beispielsweise diverse Computer nicht durch eine Maus plötzlich ferngesteuert werden können. Deshalb wird mit einem Frequenzsprungverfahren gearbeitet, bei dem die Funkfrequenz 1600-mal pro Sekunde gewechselt wird. Wenn also hier nicht während der Kopplungsphase eine Verbindung aufgebaut ist, ist es praktisch unmöglich, in eine bestehende Verbindung einzudringen. Wie sicher sind Apps? Anders sieht es in der deutlich größeren Anwenderschar der Android-Smartphones aus. Google hat ganz bewusst sein Android-System offen gehalten, damit den Softwareentwicklern viele Freiheiten gelassen werden. Diese Offenheit beflügelt die Fantasie und Energie, leider auch die der Kriminellen. Es ist also tendenziell leichter, ein Android-System anzugreifen. Die dafür notwendige Software ist zwar in Deutschland verboten, kann aber über illegale Wege im Internet beschafft werden. Welche Gefahr droht bei Hörsystemen? Falls ein Hacker von außen die Einstellung ohne Wissen des Nutzers ändern möchte, müssten die schon beschriebenen, fast unüberwindbaren Hürden zur Kopplung überwunden werden. Zusätzlich müsste der Eindringling eine Software zur Einstellung mit riesigem Aufwand entwickeln, oder er müsste vorab wissen, welche Hörgeräte von welchem Hersteller am Ohr sind. Zusätzlich muss er dann genau für diese Geräte und die dort verwendete Firmware eine passende Software bereithalten. Falls er alle Hürden überwunden hat, wozu sollte er dann die Änderung vornehmen? Mit falsch dosierten Medikamenten könnte man einen unliebsamen Mitmenschen schwer schädigen oder sogar umbringen; mit falsch eingestellten Hörsystemen erreicht man im Zweifelsfall Ärger. Als Reaktion würden die Geräte schlicht vom Ohr genommen werden, um dann beim Hörakustiker die Einstellungen überprüfen zu lassen. Würde jemand den ganzen Aufwand betreiben, um einen Menschen zu ärgern? Schwer vorstellbar, Klingelstreiche sind da viel einfacher. Eine häufig genannte Furcht ist die, dass persönliche Daten ausgeforscht werden könnten. Dies sind durchaus berechtigte Sorgen, da über ausgespähte Informationen alle möglichen privaten Verhaltensweisen, aber auch Gesundheitsdaten zum eigenen Nachteil verwendet werden können. Wenn zum Beispiel ausgelesen wird, wann die Hörgeräte morgens eingeschaltet werden, wann sie sich vom Wohnort entfernen und wann sie wieder auf dem Rückweg sind, könnte ein potenzieller Einbrecher die Wohnung leer räumen, wenn der Bewohner nicht zu Hause ist. Theoretisch ist das möglich. Falls so ein Ausspähen aber tatsächlich geplant ist, geht das viel einfacher: Über ein eingeschaltetes Smartphone lassen sich mit illegaler Software praktisch alle Aktivitäten des Nutzers überwachen. Das geht soweit, dass auch die im Handy eingebauten Mikrofone und Kameras zum verbrecherischen Ausspähen genutzt werden können. Wer hier große Sorgen hat, kann sehr einfach gegensteuern: kein Smartphone benutzen. Öffnen Hörsysteme den Weg ins Handy? Fazit Horst Warncke Hinweis: Dieser Artikel beruht auf einer Veröffentlichung in der „Hörakustik“ 3/2018 Zur Person: Horst Warncke ist Diplom-Ingenieur und hat von 1979 bis 1983 Medizintechnik in Hamburg studiert. Seit 1984 arbeitet er bei der Oticon GmbH und ist dort Leiter der Audiologie. Warncke ist Mitglied in der Technischen Kommission des Bundesverbandes der Hörgeräte-Industrie, im Beirat der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) und im Normenausschuss Hörgeräte. Zurück Welche Unterschiede gibt es bei Hörgeräten?Grundsätzlich kann man zwischen analogen und digitalen Hörgeräten unterscheiden. Die meisten neuen Hörgeräte sind digital. Der einzige Unterschied zwischen analogen und digitalen Geräten liegt in der Signalverarbeitung. Analoge Hörgeräte nehmen Signale aus der Umgebung auf.
Was sind zurzeit die besten Hörgeräte auf dem Markt?Die Top 10 der Hörgeräte 2021. Phonak Paradise. ... . Widex Moment. ... . Starkey Livio Edge. ... . Oticon More. ... . Signia Styletto. ... . Phonak Virto Titanium. ... . Signia Silk NX. ... . Phonak Lyric.. Welche Firma baut die besten Hörgeräte?Als klarer Sieger in der Kategorie beste Klangqualität und beste Ästhetik ging Oticon in allen drei Umfrage-Intervallen hervor, dicht gefolgt von Phonak. Auch hinsichtlich Preis-Leistungsverhältnis lagen Oticon und Phonak dicht beieinander, gefolgt von Unitron und ReSound.
Kann man Hörgeräte selber einstellen?Inwiefern kann man die Hörgeräte selbst einstellen? Es gibt auch die Möglichkeit, die Hörgeräte kurzfristig selbst ohne die Hilfe eines Hörakustikers einzustellen. Diese feine Justierung kann entweder über Tasten am Gehäuse oder bei vielen Modellen per Fernbedienung oder App erfolgen.
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