Was bedeuten die streifen am himmel

In den letzten Stunden gingen im Münsterland besonders viele Blicke in den Himmel. Ungewöhnlich viele Kondensstreifen waren dort zu sehen und sorgten für teils spektakuläre und schöne Bilder.

Doch woher kommen diese Kondensstreifen überhaupt und wieso sind sie aktuell so viel zu sehen?

Jürgen Schmidt, Meteorologe vom Wetterkontor, gibt auf Nachfrage unserer Zeitung die Antworten. "Kondensstreifen, englisch als Comtrails bezeichnet, entstehen durch Flugzeuge. Da diese in vielen tausend Metern Höhe fliegen und dort Temperaturen um die Minus 40 oder 50 Grad herrschen, bilden sich durch die Feuchtigkeit bei der Verbrennung durch Düsenantriebe kleine Eisteilchen." Diese wiederum würden dann zu den Kondensstreifen.

Comtrails sind ungefährlich

Diese Streifen am Himmel seien für die Menschen auf dem Boden weitgehendst ungefährlich und und hätten keinen Einfluss auf die Umwelt, teilt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit.

"Comtrails sind auch keine Chemtrails", sagt Meteorologe Jürgen Schmidt. Dass die Flugzeuge Chemikalien auf die Erde sprühen und zur Beeinflussung des Klimas oder für ähnliche Aktionen nutzen, sei aus der Luft gegriffen. "Das ist eine klassische Verschwörungstheorie", macht Schmidt deutlich.

Der Experte hat auch eine einfache Erklärung für die aktuell besonders sichtbaren und deutlichen Kondensstreifen. "Das hat nichts damit zu tun, dass aktuell mehr Flugbetrieb herrscht oder mehr Flugzeuge in der Luft sind."

Was bedeuten die streifen am himmel

In Münster sah der Himmel zeitweise so aus. Foto: Dirk Anger

Kondensstreifen bleiben länger sichtbar

Es hänge vielmehr mit dem Wetter zusammen. Im Münsterland ziehe aktuell ein Tiefdruckgebiet auf. Dieses bringe deutlich feuchtere Luft mit sich. "Und dadurch lösen sich die Kondensstreifen viel langsamer auf", sagt Schmidt. So seien die Streifen bei klarem Himmel viel länger - und mehrere gleichzeitig - am Himmel zu sehen.

"Und aktuell kommt auch noch Wind hinzu. Der sorgt dafür, dass die Kondensstreifen breiter und so noch deutlicher zu sehen sind", erklärt Jürgen Schmidt. So würden aktuell die besten Bedingungen herrschen für die Sichtbarkeit von Kondensstreifen am Himmel.

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Kurz, lang oder verzerrt?

Wie man anhand der Flugzeug-Kondensstreifen das Wetter vorhersagt

| 21. Oktober 2022, 16:32 Uhr

Verschwörungstheoretiker nennen die Streifen am Himmel „Chemtrails“, weil sie glauben, es handele sich um absichtlich von den Flugzeugen versprühte Chemie. In Wahrheit sind es jedoch einfach nur um Kondensstreifen, die aber durchaus interessante Schlussfolgerungen zulassen – und zwar über das Wetter.

Wenn die Sonne scheint und der Himmel blau ist, sieht man sie fast immer: Kondensstreifen. Jeder weiß, dass Flugzeuge dafür verantwortlich sind. Für Verschwörungstheoretiker sind es sogenannte „Chemtrails“ (z. Dt.: Chemie-Streifen), die zum Ziel haben, Menschen zu vergiften oder absichtlich das Klima der Erde zu verändern. Tatsächlich handelt sich um Feuchtigkeit und Verbrennungspartikel, die aus den Triebwerken der Flugzeuge austreten.

Nichts anderes als normale Wolken

Diese Partikel dienen als sogenannte Kondensationskerne: Bei feuchter Luft lagert sich Wasser an die Kerne an. „Dieses Konstrukt wächst und wird von uns als Kondensationsstreifen wahrgenommen“, erklärt Thomas Dümmel, Meteorologe an der Freien Universität Berlin. Die Streifen seien nichts anderes als normale Wolken. Da die Entstehung etwas dauert, sehe man einen Kondensstreifen nicht direkt hinter dem Flugzeug.

Was bedeuten die streifen am himmel
Letztlich handelt es sich bei den Streifen um durch Flugzeuge erzeugte WolkenFoto: Getty Images

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, erklärt Dümmel.

Umgekehrt gilt: Kurze oder keine Kondensstreifen am Himmel deuten darauf hin, dass die Luft sehr trocken ist. „Beobachter können dann davon ausgehen, dass das Wetter erstmal schön bleibt“, sagt Dümmel. Verzerrte oder ausgebreitete Kondensstreifen deuten auf starken Wind auf der Höhe des Flugzeuges hin.