Was ist die letzte Sure im Koran

An dieser kürzesten Sure, zu Deutsch "Abschnitt" der koranischen Textsammlung - hier in der Übersetzung von Hans Zirker - lassen sich praktisch alle Grundsätze und Methoden historisch-kritischer Koran-Auslegung demonstrieren.

Die Sendereihe Koran erklärt als Multimediapräsentation

Für die gewöhnliche muslimische Auffassung beziehen sich die drei Verse auf eine Begebenheit in Mohammeds Leben. Der in Vers 3 genannte "Hasser" ist ein Widersacher Mohammeds, den Gott verflucht.

Was ist die letzte Sure im Koran

Manfred Kropp war lange Zeit Direktor des Orient-Instituts in Beirut und Istanbul. Als Professor lehrte er im In- und Ausland. (priv.)

Vers 1 und 2 erinnern Mohammed an Allâhs erwiesene Wohltaten und daraus erwachsene Pflichten. Fast alle nichtmuslimischen Erklärungen folgen beinah sklavisch diesem Muster. Zugrunde liegt die Idee und der Versuch, wo immer dies möglich ist, in koranischen Sätzen einen Bezug auf Mohammed und sein Leben zu sehen.

Unterschiedliche Erklärungen finden sich nur für das letzte arabische Wort in Vers 3 "abtar", hier übersetzt mit "des Guten beraubt", wörtlich vielleicht als "abgeschnitten" zu verstehen, also entweder als abgeschnitten von der Güte Allâhs, oder, ohne dass ich hier näher auf den Gedanken eingehen kann, von einer Nachkommenschaft.

Das letzte arabische Wort im ersten Vers, "kawṯar", wird entweder als "Fülle" gedeutet, hätte dann aber eine ungewöhnliche sprachliche Form. Oder aber es wird nach einem bewährten Prinzip der Koran-Auslegung interpretiert: "Kannst Du das Wort nicht verstehen oder deuten, dann ist es ein Eigenname"; in diesem Fall wird "kawṯar" zumeist als Name eines der Flüsse im Paradies verstanden. Beide Wörter, "abtar" und "kawṯar", kommen übrigens im Koran nur einmal vor.

Eine der kritischen Richtungen wissenschaftlicher Koranforschung versucht, die koranischen Texte als allgemeine religiöse Aussagen zu sehen. Da wäre der Ausdruck "der dich hasst" eine vielgebrauchte Beschreibung des Teufels, des Menschenfeindes und Menschenhassers par excellence.

Weiter lässt sich die direkte Gottesrede in den Versen dieser Sure als Antwort auf ein Bittgebet auffassen. Das wird sofort klar, wenn man dieses Gebet formuliert. Es würde ungefähr so lauten:

"Gib mir, (o Herr) al-kawṯar!
Dann will ich Dich, meinen Herrn, segnen/preisen und Opfer schlachten.
Und der mich hasst, soll ‚abgeschnitten‘ sein!"

Diese Formulierungen klingen übrigens auch in Arabisch gut und authentisch. Ein solches Erklärungsverfahren ist bei koranischen Texten besonders erfolgreich. Damit kann man die zahlreichen und oft verwirrenden Wechsel von Sprechendem, Angesprochenem und Besprochenem im Koran in der Regel in eine klare Perspektive bringen.

Allerdings fallen in dieser Umformung der Sure in ein Bittgebet die zwei fraglichen Wörter "kawṯar" und "abtar" nur noch stärker als nicht recht im Zusammenhangstehend auf. Das gilt auch für das Wort "naḥara" "schlachten" oder "opfern" in Vers 2, das ebenfalls im Koran nur einmal vorkommt.

Als weiterer Schritt, wenn auch in der gegenwärtigen Forschung umstritten, wird der Versuch gemacht, diese drei Wörter nicht vom Arabischen her, sondern aus dem Aramäischen zu deuten.* "Kawṯar" wäre dann aramäisch "kuttara", was so viel bedeutet wie: "Dauer; Standhaftigkeit"; "naḥara" wird als "ngar" gelesen und heißt dann "beharrlich, standhaft sein". Und aus "abtar" wird "atbar", von einer im Koran öfters gebrauchten, wohl aramäischen Lehn-Wurzel abgeleitet, mit der Bedeutung "ganz und gar zerschmettert, vernichtet, ruiniert".

Ein aus dem Aramäischen rekonstruierter Text der Sure 108 würde so lauten:

"Wir haben dir Standhaftigkeit gegeben!
So bete in Standhaftigkeit zu deinem Herrn!
Der dich hasst aber, (der Teufel), wird zerschmettert!"

*Der Autor legt gesonderten und besonderen Wert auf die Feststellung, daß die aramäische Deutung von Wörtern der Sura erstmals von Christoph Luxenberg 2000 veröffentlicht wurde.

Bei der Audioversion handelt es sich um eine aus Gründen der Sendezeit leicht gekürzte Fassung dieses Textes.

Dieser Auszug ist der erste Teil eines längeren, thematisch zusammenhängenden Abschnitts aus Sure zwei. Er ist Anlass dafür, warum die Sure den Namen "Die Kuh" trägt - auf Arabisch: "al-Baqara". Sure zwei ist mit 286 Versen die längste überhaupt und umfasst etwa ein Neuntel des gesamten Korans.

Die Sendereihe Koran erklärt als Multimediapräsentation

Der Koran ist insgesamt in 114 "Suren" eingeteilt". "Sure" bedeutet soviel wie "Leseabschnitt" oder "Kapitel" - auf Arabisch: "sûra". Dieses Wort wird einzig und allein im Koran verwendet, und zwar für dessen Untergliederung. "Sûra" wäre also am besten mit "Korankapitel" zu übersetzen. Wir benutzen aber im Folgenden die eingedeutschte Form, nämlich: "Sure".

Wahrscheinlich ist vielen bekannt, dass alle 114 Suren einen Namen haben und unter diesem Namen auch von Muslimen zitiert werden; nicht wenige Suren haben übrigens einen zweiten, manchmal sogar einen dritten Namen. Muslime sprechen also normalerweise nicht von Sure eins, zwei, drei und so weiter, sondern von der Sure "al-Fâtiha" beziehungsweise auf Deutsch: von der Sure "Die Eröffnung". Oder sie sagen: "Das steht in der Sure ‚Die Kuh'." – und meinen damit Sure 2. Wie ist es nun zu diesen, oftmals ein wenig rätselhaft erscheinenden Namen gekommen?

Was ist die letzte Sure im Koran

Hartmut Bobzin hat den Koran übersetzt und war Professor für Islamwissenschaft an der Uni Erlangen-Nürnberg (Bobzin)

Dafür gibt es – je nach Sure – unterschiedliche Erklärungen. Nehmen wir als Beispiel Sure 1, deren Name gerade genannt wurde: "al Fâtiha" - "Die Eröffnung". Dieser Name ist selbstverständlich leicht erklärbar, denn mit dieser Sure beginnt der Koran. Hier bezieht sich der Name also auf die Reihenfolge der Sure im Koran.

Anders steht es mit der zweiten Sure, wo sich der Name eben allein auf einen kurzen Abschnitt über eine besondere Kuh bezieht. Diese Kuh soll die Funktion eines Sündenbocks erhalten.

Eine ähnliche Erzählung findet sich in der Bibel, im 4. Buch Mose, Kapitel 19. Dort wird ebenfalls von einer Kuh berichtet, die bestimmte Eigenschaften erfüllen muss, um so die Funktion eines Sündenbocks übernehmen zu können. Die Geschichte darf allerdings nicht mit der vom Goldenen Kalb aus dem zweiten Buch Mose verwechselt werden.

Der Koranabschnitt über die Kuh nun wurde offenbar als so bemerkenswert erachtet, dass die längste Sure danach benannt worden ist. In der Auslegungsliteratur zum Koran wird die Sure 2 übrigens oft auch mit der etwas umständlicheren Umschreibung: "Die Sure, in welcher die Kuh erwähnt wird" bezeichnet.

Zum Abschluss nun die Fortsetzung der eingangs zitierten Koranverse an. Die Israeliten fordern den Propheten Mose auf, die weiteren Eigenschaften dieser besonderen Kuh zu benennen:

Was ist die wichtigste Sure im Koran?

Liste der Koransuren.

Wie heißt die 10 Sure im Koran?

Yunus (arabisch يونس Yūnus ‚Yunus') ist die 10. Sure des Korans, sie enthält 109 Verse. Die Sure wird fast in ihrer Gesamtheit in die dritte mekkanische Periode (620–622) datiert. Ihr Titel bezieht sich auf den biblischen Propheten Jona, der in Vers 98 erwähnt wird.

Wie viele Sure gibt es im Koran?

Sure zwei ist mit 286 Versen die längste überhaupt und umfasst etwa ein Neuntel des gesamten Korans. Der Koran ist insgesamt in 114 „Suren“ eingeteilt“. „Sure“ bedeutet soviel wie „Leseabschnitt“ oder „Kapitel“ – auf Arabisch: „sûra“.

Wie heißt die 16 Sure im Koran?

An-Nahl (arabisch النحل , DMG an-Naḥl ‚Die Biene') ist die 16. Sure des Korans, sie enthält 128 Verse. Die Mehrheit der muslimischen Autoren sowie auch der westlichen Islamwissenschaftler datiert die Verkündigung der Sure in die dritte mekkanische Periode (620–622).