Wie endet Tom und Jerry verletzt

Tom & Jerry Foto: Hanna/Barbera

„Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir!“ So hübsch besang einst Udo Jürgens die Hassliebe, die Tom, den Kater, und Jerry, die Maus, miteinander verbindet. Vor genau 75 Jahren wurde die erste Folge der Trickfilmserie im Kino gezeigt.

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Nach neun Minuten liegt die Welt in Trümmern. Wie jedes Mal, wenn dieser hochnäsig-cholerische Kater und diese schlau-gemeine Maus aufeinandertreffen, um sich in kunterbunten Bildern auszutoben. Und wie jedes Mal wird auch in „Puss Gets The Boot“ am Ende die Maus die Katze übertölpeln, wird sie in einem Scherbenhaufen zurücklassen, sich hämisch darüber freuen, wie der Kater aus dem Haus geworfen wird, sich glücklich in ihr Mauseloch zurückziehen, über dem das Schild „Trautes Heim, Glück allein“ steht.

Als am 10. Februar des Jahres 1940 der Trickfilm „Puss Gets The Boot“ (deutsch: „Mieze fliegt raus“) das erste Mal über die Leinwände der Filmtheater des Metro-Goldwyn-Mayer-Unternehmens flimmert, können die Menschen etwas zu lachen gut gebrauchen. Auch die wirkliche Welt droht bald in Trümmern zu liegen. In Europa tobt bereits der von Hitler angezettelte Krieg. Und wenn man sich diesen Kater, der da am Ende von der resoluten Mammy Two Shoes vor die Tür gesetzt wird, genau anschaut, glaubt man unter seiner Nase die Andeutung eines Hitlerbärtchen zu erkennen.

Der Kater hieß ursprünglich Jasper

In dem Cartoon „Puss Gets The Boot“, der später mit einem Oscar ausgezeichnet wird, heißt der Kater zwar noch nicht Tom, sondern Jasper. Und die Maus bleibt namenlos. Trotzdem beginnt mit diesem neun Minuten und 15 Sekunden langen Filmchen die Erfolgsgeschichte von „Tom & Jerry“. Regie führt das spätere Erfolgsteam William Hanna und Joseph Barbera. Hanna leiht aufgeregt quiekend zwar sogar der Maus seine Stimme.

Geredet wird allerdings im „Tom & Jerry“-Debüt und den weiteren 114 Folgen, die Hanna und Barbera für Metro-Goldwyn-Mayer produzieren, wenig. Stattdessen bekommen die Zuschauer irre Verfolgungsjagden, abstruse Zerstörungsorgien, absurde Eskalationsdramaturgien und brutale, aber stets folgenlos bleibende Akte der Gewalt vorgeführt. Egal wie oft Tom platt gewalzt, von zentnerschweren Steinen erschlagen, in die Luft gejagt, gequält, verprügelt und sogar zerstückelt wird – am Ende steht er immer wieder auf, als ob nichts gewesen wäre.

In dem ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichneten „Tom & Jerry“-Kurzfilm „Quiet Please!“ (1945) zum Beispiel schießt Jerry auf Tom und steckt seinen Schwanz in eine Steckdose. Der Hund Spike – immer wieder gerne gesehener Nebendarsteller in den „Tom & Jerry“-Späßen – wird mehrmals mit einem Beil getroffen, und am Ende explodiert unter ihm eine Bombe – natürlich ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.

Slapstick-Tradition vor dem Untergang gerettet

Tatsächlich rettet die „Tom & Jerry“-Serie die Tradition des Slapsticks vor deren Untergang. Denn nach dem Ende der Stummfilmära versucht der Tonfilm den Slapstick totzuquatschen. Das Kino setzt in den 1930er und 1940er Jahren nicht mehr auf grotesken Klamauk, auf Körperkomik, auf gehetzte Clownereien, sondern auf ein neues geschwätziges Genre – auf Screwball-Komödien wie „Mr. Deeds geht in die Stadt“ mit Gary Cooper und Jean Arthur oder „Leoparden küsst man nicht“ mit Cary Grant und Katharine Hepburn. Komödien, die erwachsener sind, weil sie den Kampf der Geschlechter veralbern, statt kindliche Zerstörungswut zu bebildern, weil sie statt auf Verfolgungsjagden oder Tortenschlachten auf Wortwitz setzen.

Tom und Jerry setzen sich trotzdem durch. „Manchmal spielt das Leben mit dir gern Katz und Maus, immer wird’s das geben, einer der trickst dich aus“, reimt Udo Jürgens in dem Lied „Vielen Dank für die Blumen“, das im deutschen Fernsehen lange Zeit als Titelmelodie für die „Tom & Jerry“-Folgen verwendet wird, die sich bei zahllosen Wiederholungen als genauso unkaputtbar erweisen wie die beiden Protagonisten: Tom, der Kater, und Jerry, die Maus.

Ihren Erfolg verdanken die beiden aber nicht nur dem anarchistischen Slapstick-Charme, den ihnen ihre Erfinder William Hanna und Joseph Barbera mitgaben, sondern auch den vielen Deutungsmustern, die die Cartoons zulassen: Tom und Jerry sind Goliath und David, sind ein altes, streitsüchtiges Ehepaar, sind ungezogene Kinder, die zu Hause Unfug machen, sind ziemlich beste Freunde, die Spaß dabei haben, die Welt immer wieder aufs Neue in nur ein paar Minuten zu zertrümmern.

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Genre Zeichentrickfilm
2.1 Zielgruppe
2.2 Fünf Serientypen nach Theunert

3. Gewalt in Zeichentrickfilmen

4. Eigene Analyse der präsentierten Gewalt
4.1 „Tom und Jerry“
4.1.1 Gewaltdarstellung in „Ritter Tom“
4.2 „Teenage Mutant Ninja Turtles“
4.2.1 Gewaltdarstellung in „Shredders Rache – Teil II“
4.3 „Die Simpsons”
4.3.1 Gewaltdarstellung in „Die Geburtstagsüberraschung“
4.4 Kennzeichen der Zeichentrickgewalt

5. Analyse wissenschaftlicher Positionen
5.1 Theunert über Wahrnehmung und Wirkung von Cartoongewalt
5.1.1 Wahrnehmung der Kinder von Zeichentrickgewalt
5.1.2 Theunerts Beurteilung der Cartoongewalt
5.2 Glogauer über Gewalt in Action-Cartoons
5.3 Rathmann über „lustige Zeichentrickgewalt“
5.3.1 Methodisches Vorgehen
5.3.2 Ergebnisse der Produktanalyse
5.3.3 Ergebnisse der Rezeptionsanalyse
5.4 Kunczik über die Wirkung von Zeichentrickgewalt

6. Resümee

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Gewalthandlungen gibt es auch in den Zeichentrickserien, und das nicht zu knapp. Das Spektrum reicht von den Überzeichnungen im Klassiker ‚Tom und Jerry’, über die ‚harmlosen’ Aktionen der ‚Schlümpfe’ […] bis hin zu drastischen Gewalthandlungen mit phantastischen Kampfmitteln […]“ (Best 1993, S. 113).

Das Zitat von Best verdeutlicht, in Zeichentrickfilmen existiert eine Bandbreite von Gewaltdarstellungen, die zu zahlreichen Diskussionen anregen. Aufgrund der Gewaltdarstellungen geraten Cartoons immer wieder in Kritik, weil sie insbesondere bei Kindern auf große Begeisterung stoßen.

Die oftmals kontroversen Meinungen von Wissenschaftlern wirken verunsichernd und erschweren einen eindeutigen Standpunkt hinsichtlich dem für oder wider von Zeichentrickfilmen.

Die Fragestellungen unter den Wissenschaftlern sind: Übernehmen Kinder das Denkschema durch Gewalt Konflikte lösen zu können und imitieren infolgedessen ihre Helden? Oder steht den Zeichentrickfilmen aufgrund ihrer irrealen Darstellungsweise ein Sonderstatus zu? Erkennen Rezipienten den fiktiven Charakter und ziehen eine Trennlinie zwischen Fiktion und Realität? In Diskussionen um Gewalt in Zeichentrickfilmen werden derartige Fragen immer wieder aufgeworfen. Mit diesen kontroversen Positionen möchte ich mich in meiner Arbeit befassen.

Zunächst stelle ich das Genre Zeichentrick vor, indem ich die Zielgruppe und unterschiedliche Serientypen festlege. Um einen Überblick hinsichtlich der präsentierten Gewalt in Zeichentrickfilmen gewinnen zu können, habe ich eine Programmanalyse von Groebel und Gleich herangezogen.

In einem weiteren Schritt untersuche ich Serien hinsichtlich ihres Gewaltinhalts, um die Art der Gewaltpräsentation in Cartoons bestimmen zu können. In dem Hauptteil meiner Arbeit analysiere ich kontroverse Positionen der Wissenschaftler Theunert, Glogauer, Rathmann und Kunczik.

Hierbei habe ich den Blick auf die Frage gerichtet, wie die oben aufgeführten Wissenschaftler Cartoongewalt beurteilen. Zudem interessiert es mich, ob es einen Konsens unter den wissenschaftlichen Positionen gibt.

Abschließend ziehe ich ein Resümee, in dem ich die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasse.

2. Genre Zeichentrickfilm

Synonym zum Zeichentrickfilm wird häufig der aus dem amerikanischen kommende Begriff Cartoon benutzt. Auch ich werde in meinen Ausführungen die beiden Begriffe synonym behandeln und identisch verwenden.

Für das Genre Zeichentrickfilm habe ich mich bewusst entschieden, da besonders Kinder Cartoons lieben. In Punkt 2.1 belege ich dies anhand einer Studie.

Insbesondere, wenn Kinder als Zielgruppe angesprochen werden, wird ein besonderes Augenmerk auf die Gewalthandlungen und mögliche Wirkungen gelegt.

Der Zeichentrickfilm stellt für mich ein besonders interessantes Genre dar, weil die Wissenschaftler zwiespältiger Meinung sind, wie sich die Gewalthandlungen auf die oftmals sehr jungen Rezipienten auswirken. Zum einen herrscht die Meinung vor, dass Cartoongewalt einen negativen Einfluss auf die Rezipienten hat – Imitationen der Gewalthandlungen könnten eine Folge sein. Die andere Seite ist der Meinung, dass dem Genre aufgrund der irrealen Darstellungsweise ein Sonderstatus zusteht. Demnach haben Zeichentrickfilme keine negative Wirkung auf die Rezipienten.

In diesem Punkt gehe ich in einem ersten Annäherungsschritt auf das Genre Zeichentrickfilm ein, indem ich zunächst die Zielgruppe festlege. Hiernach bestimme ich fünf Serientypen nach Theunert - mit einem ersten Blick auf Gewalthandlungen gerichtet.

2.1 Zielgruppe

Zeichentrickfilme sind bei Kindern äußerst beliebt. „Cartoons betrachten sie als ihr ureigenstes Programm, als ‚Kinderprogramm’ “(Schorb, Petersen & Swoboda 1992, S. 1).

In einer Analyse zur Fernsehnutzung von Kindern im Alter von drei bis dreizehn Jahren, konnten Klingler und Feierabend im Jahr 2005 diesen hohen Stellenwert bei Kindern belegen. Ihre Analyse hat ergeben, dass „etwa jede zweite Minute, die Kinder mit dem Fernsehen verbringen, […] auf fiktionale Angebote […] [entfällt] (Feierabend/Klingler 2005, S. 150). Hierbei sind Zeichentrickfilme mit einem Anteil von 59% das dominierende Genre innerhalb des fiktionalen Angebots (vgl. ebd.).

Mit zunehmendem Alter sinkt das Interesse an Zeichentrickfilmen. „[…] die Glaubwürdigkeit der Charaktere und die Nachvollziehbarkeit der Handlungen [werden] immer wichtiger“ (Fleischer 2005, S. 430).

Etwa bis zum Ende der Grundschulzeit ziehen Kinder Zeichentrickfilmangebote den Realfilmen vor (vgl. Fleischer 2005, S. 429).

Das bestätigt auch die Analyse von Klingler und Feierabend. „Bei den jüngsten Fernsehzuschauern machen Zeichentrickangebote drei Viertel der genutzten Fernsehzeit aus, bei den ältesten Kindern sind es nur noch 43 Prozent“ (Feierabend/Klingler 2005, S. 150).

Dennoch verschwindet das Interesse nicht vollständig für Cartoons. Auch für Jugendliche und Erwachsene gibt es Angebote an Zeichentrickfilmen. Sie wenden sich eher den generationsübergreifenden Sendungen, wie z.B. „Die Simpsons“ oder „Futurama“ zu.

2.2 Fünf Serientypen nach Theunert

In Zeichentrickfilmen ist alles möglich, denn der Phantasie des Zeichners sind fast keine Grenzen gesetzt. Figuren können platzen, sich in Luft auflösen oder überfahren werden und hinterher wieder unbeschädigt aufstehen. Auch hinsichtlich der Gewaltdarstellungen scheint alles möglich und nichts undenkbar zu sein. Dennoch gibt es auch bei Zeichentrickfilmen Unterschiede in Darstellungsform und Machart. Auch mit dem Thema Gewalt wird unterschiedlich umgegangen.

Theunert unterscheidet fünf Grundtypen von Zeichentrickserien: „Bewegter Alltag“, „Gerechte Kämpfe“, „Kleine Abenteuer“, „Persönliche Scharmützel“ und „Erfolgreiche Gaunerjagden“ (vgl. Theunert 1996a, S. 30 f.). In dem Serientyp „Bewegter Alltag“ geht es hauptsächlich um alltägliche Lebenssituationen in Familien oder anderen größeren Gemeinschaften. Der Alltag wird durch besondere Erlebnisse oder Ereignisse aus der Bahn geworfen.

Beispiele für diesen Serientyp sind „Die Simpsons“ und „Die Schlümpfe“, bei denen Gargamel immer wieder für Unruhe im friedlichen Dorfleben sorgt (vgl. Schorb et al. 1992, S. 34 f.).

Der zweite Serientyp „Gerechte Kämpfe“ ist gekennzeichnet durch einen Konflikt zwischen der guten und der bösen Seite. Im Vordergrund steht der Sieg des Helden gegenüber dem Bösen, durch einen gerechten Kampf (vgl. Rathmann 2004, S. 11). Beispiele für diesen Serientyp sind „Batman“, „Spiderman“ oder „Teenage Mutant Ninja Turtles“ (vgl. Theunert 1996a, S. 31).

Der dritte Serientyp „Kleine Abenteuer“ ist gekennzeichnet durch Figuren, die außergewöhnliches und abenteuerliches erleben. Diese Situationen meistern die Figuren häufig mit Hilfe von Glück und Freunden. Beispiele für diesen Serientyp sind „Chip und Chap“ oder „Benjamin Blümchen“ (vgl. Schorb et al. 1992, S. 45).

Der vierte Serientyp „Persönliche Scharmützel“ ist selten im Zeichentrickfilmangebot vertreten. Charakteristisch für diesen Serientyp ist der tägliche Kleinkrieg, bei dem Figuren fast immer Schädigungen zugefügt werden. Die Körper der Figuren verformen sich, platzen oder werden überrollt. Die Figuren überstehen die Blessuren jedoch immer ohne Folgen. Beispiele für diesen Serientyp sind „Bugs Bunny“, „Road Runner“ oder „Tom und Jerry“ (vgl. Schorb et al. 1992, S. 48).

In dem letzten Serientyp „Erfolgreiche Gaunerjagden“ sorgen selbsternannte Ordnungshüter für Recht und Ordnung. In einigen Sendungen stehen auch hier handfeste Auseinandersetzungen im Mittelpunkt. Beispiele für diesen Serientyp sind „Inspektor Gadget“ oder „Cool McCool“ (vgl. Theunert 1996a, S. 31f.).

Meiner Meinung nach lässt sich in Bezug auf Gewalt in Zeichentrickfilmen schlussfolgern, dass sich die Serientypen in ihrer Intensität der Gewaltdarstellungen unterscheiden. In den Serientypen „Gerechte Kämpfe“ und „Persönliche Scharmützel“ steht die Schädigung durch gewaltsames Handeln im Vordergrund und ist ein zentrales Kennzeichen in diesen Serien. In „Erfolgreiche Gaunerjagden“ stehen in einigen Serien handfeste Auseinandersetzungen im Vordergrund und sind somit vergleichbar mit „Gerechte Kämpfe“ (vgl. Theunert 1996a, S. 32).

In dem Serientyp „Bewegter Alltag“ können Gewalthandlungen vorkommen, sind jedoch kein zentraler Punkt.

In „Kleine Abenteuer“ sind Gewaltdarstellungen am seltensten vertreten und treten lediglich hintergründig auf.

3. Gewalt in Zeichentrickfilmen

Groebel und Gleich sind 1993 in ihrer Studie „Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms“ der Frage auf den Grund gegangen, wie viel Gewalt im deutschen Fernsehen (privater und öffentlich – rechtlicher Sender) gezeigt wird. Die Autoren haben sich in ihrer Studie unter anderem mit dem Genre Zeichentrickfilm auseinander gesetzt.

In diesem Punkt möchte ich einige wichtige Aspekte aus dieser Studie wiedergeben.

Als Ergebnis halten Groebel und Gleich fest, dass im Vergleich zu anderen Genres (Nachrichten, Info/Docu, Spielfilm, Serie, Unterhaltung und Sonstiges) aggressive Handlungen in Zeichentrickfilmen mit einem Anteil von 29,1%, dominieren (vgl. Groebel/Gleich 1993, S. 67).

Die Autoren resümieren, dass „Trickfilme […] durch einen besonders hohen Anteil an Gewaltelementen gekennzeichnet [sind]“ (ebd.).

Nach Auswertung der Autoren werden zwar keine schweren Gewalthandlungen wie Totschlag, schwere Verletzungen etc. gezeigt, „allerdings gibt es ein größeres Spektrum von Prügeleien zwischen vermenschlichten Tiergestalten bis hin zu horrorfilmähnlich aufgebauten Szenen“ (Groebel/Gleich 1993, S. 106).

Die Art der Konfliktsituation benennen die Autoren mit 72,4% als eindeutige Aggressor-Opfer-Situation. Demzufolge kommen gleichberechtigte Konfliktsituationen mit einem Anteil von 27,6% vergleichsweise selten vor (vgl. Groebel/Gleich 1993, S. 106).

Weitere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Aggressoren vorwiegend männliche Erwachsene sind und dass am häufigsten mit Körpereinsatz gekämpft wird (vgl. Groebel/Gleich 1993, S. 106).

4. Eigene Analyse der präsentierten Gewalt

In diesem Punkt beleuchte ich die Gewaltdarstellung in Zeichentrickfilmen anhand der drei Serienbeispielen „Tom und Jerry“, „Teenage Mutant Ninja Turtles“ und „Die Simpsons“.

Meine Wahl ist aus zwei Gründen auf diese Zeichentrickserien gefallen. Zum einen weist meine Auswahl, Serien für unterschiedliche Altersgruppen auf. Angefangen mit „Tom und Jerry“ für jüngere Kinder, über „Teenage Mutant Ninja Turtles“ für ältere Kinder, bis hin zu „Die Simpsons“, welche eine generationsübergreifende Sendung darstellt.

Zum anderen war mir wichtig, drei unterschiedliche Serientypen nach Theunert auszuwählen, um eine möglichst hohe Bandbreite an Serienbeispielen aufzuweisen. Vertreten sind die Serientypen „Persönliche Scharmützel“, „Gerechte Kämpfe“ und „Bewegter Alltag“.

4.1 „Tom und Jerry“

In der Regel findet in dieser Serie ein immer wiederkehrender Ablauf statt. Zwischen Tom, der Katze und Jerry, der Maus herrscht ein Machtkampf. Toms oberstes Ziel ist es, Jerry zu fangen. Dies endet häufig in Verfolgungsjagden, in denen Jerry jedoch meist gewitzter ist und es ihm gelingt, den Kater zu überlisten. Mit üblen Streichen und Zweikämpfen werden die Konflikte ausgetragen. Letztendlich behält die Maus Jerry jedoch stets die Überhand.

4.1.1 Gewaltdarstellung in „Ritter Tom“

In dieser Folge befinden sich Tom und Jerry in der Ritterzeit. Der König Arthur bittet Tom um Hilfe, den gefürchteten Ritter zu erledigen. Gelingt Tom dies, so verspricht König Arthur ihm sein Königreich und die Hand seiner Tochter. Der gefürchtete Ritter kommt auf einem Pferd angeritten. Nun erkennt Tom, wer der gefürchtete Ritter ist: Es ist sein Erzfeind Jerry. Die Verfolgungsjagd zwischen Katze und Maus beginnt. Jerry flieht vor Tom in eine Ritterburg. Bevor Tom dort ankommt, zieht Jerry die Zugbrücke hoch. Tom sieht dies zu spät, rennt gegen die hochgezogene Zugbrücke und reißt ein Loch in sie hinein. Kurzeitig beeinträchtigt durch den Aufprall, steht Tom unbeschädigt wieder auf.[1]

Die Verfolgungsjagd geht weiter. Wieder gelingt es Jerry, den Kater auszulisten. Erneut läuft Tom gegen die Zugbrücke, fällt zu Boden und wird von der Zugbrücke niedergeschlagen. Völlig platt gewalzt liegt er am Boden. Doch wie in der Szene davor, rafft er sich wieder auf und jagt Jerry erneut hinterher. Diesmal versucht es Tom mit einer List. Er verschwindet kurzzeitig und kommt mit einer selbst erfundenen Maschine zurück. Der Greifarm der Maschine schafft es, Jerry zu fangen und verformt ihn in einen Ball. Diesen Ball steckt Tom in eine Truhe.

Der König und die Dorfleute sind voller Freude, dass der gefürchtete Ritter gefangen wurde. Zur Belohnung für seinen Mut, will König Arthur ihn zum Ritter schlagen. Im gleichen Moment gelingt Jerry die Flucht durch ein Hintertürchen in der Truhe. Jerry ist die Flucht wieder gelungen.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Serie „Tom und Jerry“ dem Serientyp „Persönliche Scharmützel“ zuzuordnen ist. Der tägliche Kleinkrieg bestimmt hier den Handlungsverlauf. Die Rivalitäten zwischen Tom und Jerry werden mit Tricks, hinterhältigen Gemeinheiten und handfester Gewalt ausgetragen. Trotz der Gewalttätigkeiten, kommt bei den Auseinandersetzungen niemand zu Schaden. Selbst als Tom von der Zugbrücke sichtbar platt gedrückt wird, übersteht er diese Gewaltanwendung ohne jegliche Blessuren. Außerdem sind die Gewalthandlungen und Gemeinheiten von Jerry legitimiert, da er sich gegen den stärkeren Tom wehren muss.

[...]


[1] Tom und Jerry: Ritter Tom, Sendung vom 22.08.06 von 11.35 Uhr – 11.40 Uhr im Kinderkanal

Wie endet Tom und Jerry verlorene Folge?

In der letzten Szene sieht man Jerry, wie er ein "For Sale"-Schild vor dem Haus aufstellt, er lacht bösartig und plant das Ganze zu wiederholen.

Wann kam die letzte Folge Tom und Jerry?

Tom und Jerry ist eine US-amerikanische Serie von 161 kurzen Zeichentrickfilmen, die von 1940 bis 1967 für das Kino produziert wurden.

Warum werden die Menschen bei Tom und Jerry nicht gezeigt?

Warum werden die Menschen in der Serie ohne Kopf gezeigt? Früher hatten die Menschen ab einem gewissen Alter keine Zähne mehr. Das war so un-telegen, dass man die Köpfe einfach abgeschnitten hat.

Wie ändert Tom und Jerry?

Einige Szenen und Figuren aus „Tom und Jerry“ gelten als rassistisch, Teile der Serie wurden daher neu geschnitten. So war Toms Besitzerin in früheren Folgen beispielsweise eine dicke schwarze Haushälterin mit Südstaatenakzent (Mammy Two-Shoes), später wurde sie durch eine schlanke, weiße Frau ersetzt.