Was bedeutet etwas in Anführungszeichen zu setzen?

Das Wort „Anführungszeichen“ kommt in den letzten Jahren selten in deutschsprachigen Texten vor. Die Worthäufigkeit sagt nichts über die Bekanntheit des Wortes oder das Vorkommen in der gesprochenen Sprache aus.

Wir teilen Wörter in die fünf Gruppen „sehr selten“, „selten“, „regelmäßig“, „häufig“ und „sehr häufig“ ein.

seltensehr seltensehr häufig

Typische Kombinationen

Das Wort Anführungszeichen wird in den letzten Jahren oft in Zusammenhang mit den folgenden Wörtern verwendet: Gerda, Selenskij, Autounfall.

Vor 30 Jahren wurde das gleiche Wort oft in Zusammenhang mit folgenden Wörtern verwendet: gesetzt, Man, setzen, Workshop, Wort, fand, schreibt, stehen, damals.


Darstellung

Die Darstellung mit serifenloser Schrift, Schreibmaschine, altdeutscher Schrift und Handschrift sieht wie folgt aus:

Was bedeutet etwas in Anführungszeichen zu setzen?

Das Wort Anführungszeichen in verschiedenen Schriftarten.


Statistiken zu Anführungszeichen


Quellen & Referenzen

Zu den Referenzen und Quellen zählen: Duden Deutsches Universalwörterbuch, Uni Leipzig Wortschatz-Lexikon, Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, CanooNet Online-Wörterbuch, The Free Dictionary, Wikipedia und weitere. Details zu den Einzelnachweisen sind den einzelnen Artikeln zu entnehmen.


Einzelnachweise

  • Nadine Poniewass: Tanz der Buchstaben, In: DER SPIEGEL, 2011
  • Salcia Landmann: Jiddisch, Das Abenteuer einer Sprache, Ullstein, Frankfurt/Main, Berlin, 1988, ISBN 3-548-35240-5, Seite 50.
  • Barbara Supp: Brot gegen Brot, In: DER SPIEGEL, 2016, Seite 52-55
  • Wikipedia: Wikipedia-Artikel Anführungszeichen
  • Wortschatz-Portal der Uni Leipzig: Anführungszeichen

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Wir beantworten die Fragen: Was bedeutet Anführungszeichen? Wie schreibt man Anführungszeichen?

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Es soll heute also nicht um die Zitat-Anführungszeichen gehen, sondern um die, mit denen Sie ein Wort als irgendwie besonders markieren können. In meinem ersten Satz drücken sie aus: Das Thema ist eigentlich gar nicht so klein. Außerdem weisen sie auf das Wortspiel von wegen „kleine Zeichen“ hin.

Ebenso gut hätte ich die Anführungsstriche jedoch weglassen können. Die Aussage würde trotzdem passen.

Wann Anführungszeichen als Marker angebracht sind und wann nicht – dieser Frage will ich heute auf den Grund gehen.

Ein paar Beispiele

Starten wir mit ein paar Beispielen, damit Sie wissen, worauf ich hinauswill. Wie würden Sie sich entscheiden?

Was Sie brauchen, ist etwas Zauberei.
Was Sie brauchen, ist etwas „Zauberei“.

Sie können Ihr Gehirn überlisten, indem Sie …
Sie können Ihr Gehirn „überlisten“, indem Sie …

Jeder sollte eine Bucket List haben.
Jeder sollte eine „Bucket List“ haben.

Mir hast du kein Eis mitgebracht? Wie überaus nett von dir.
Mir hast du kein Eis mitgebracht? Wie überaus „nett“ von dir.

Das ist doch Tüddelkram.
Das ist doch „Tüddelkram“.

In der Natur fühle ich mich seelenentspannt.
In der Natur fühle ich mich „seelenentspannt“.

Der Text muss in die Werkstatt.
Der Text muss in die „Werkstatt“.

Wir haben hier mehrere Gründe, warum ein Wort in Anführungszeichen gesetzt werden kann. Die ersten beiden Beispiele gehören zu einer Fallgruppe, die ich etwas ungelenk „Abschwächung“ nenne. Die Anführungszeichen bedeuten: Das Wort ist nicht ganz ernst gemeint, es geht nicht wirklich um Zauberei.

Die anderen Fallgruppen lassen sich leichter benennen:

  • Abschwächung: Zauberei, überlisten
  • Fremdwörter: Bucket List
  • Ironie: nett
  • Umgangssprache/Regionalismus: Tüddelkram
  • Wortschöpfung: seelenentspannt
  • Metapher: Werkstatt

Falsch sind die Anführungszeichen in keinem der genannten Beispiele. Aber sind sie auch guter Stil? Darum geht es jetzt.

Anführungszeichen als Stopper

Zunächst einmal lässt sich feststellen: Ein in Anführungszeichen gesetztes Wort wird sehr stark hervorgehoben. Die Striche sind wie kleine gespannte Drähte, über die der Leser beim Lesen erst mal stolpert.

Einerseits behindern die Anführungszeichen den Lesefluss und bringen Unruhe ins Schriftbild. Andererseits kann genau dieses Stolpern erwünscht sein – dann nämlich, wenn ich mein Wort besonders betonen möchte.

Die Stopper-Funktion ist also nicht pauschal gut oder schlecht. Aber sie macht etwas mit dem Text – dessen sollten Sie sich bewusst sein.

Anführungszeichen als Marker

Was machen die Anführungszeichen noch mit dem Wort? Sie markieren es als irgendwie anders und sagen dem Leser: „Wunder dich nicht, vielleicht ist es anders gemeint, als es zunächst scheint.“

Ohne Anführungszeichen könnte sich der Leser bei dem Wort „seelenentspannt“ denken: „Pff, die beherrscht ja noch nicht mal die deutsche Sprache, das Wort gibt es doch gar nicht.“ Die Anführungszeichen hingegen sagen ihm: „Ach so, das ist mit Absicht so.“

Genauso: Wenn der Leser die Wörter „Bucket List“ oder „Tüddelkram“ nicht kennt, verzeiht er die Verwendung eher, wenn sie in Anführungszeichen gesetzt sind. Dann weiß er nämlich: „Ok, das ist kein ‚richtiges Deutsch‘, muss ich nicht kennen.“

Auch Ironie, Metaphern und Wortspiele erkennt der Leser leichter, wenn sie in Anführungszeichen stehen.

Also her mit den Anführungszeichen?

Moment. Das Ding ist, ich gehe dabei von einem sehr schwerfälligen Leser aus. Der Wortschöpfungen, Ironie und so weiter ohne Hilfe nicht erkennt.

Aber ist Ihr Leser wirklich so dumm? Sollten Sie ihm nicht mehr zutrauen?

Natürlich können Sie jetzt sagen: „Ach, gehe ich lieber auf Nummer sicher und setze die Anführungszeichen, schadet ja nix.“

Tja, so einfach ist das leider auch nicht. Der mündige Leser merkt nämlich, dass Sie ihm nicht so viel zutrauen – oder, böse ausgedrückt, für dumm halten. Das läuft natürlich unbewusst ab. Trotzdem sollten Sie diesen Effekt nicht unterschätzen.

Anführungszeichen sind gut, Selbstvertrauen ist besser

Und noch etwas: Auch in sich selbst zeigen Sie nicht gerade viel Zutrauen, wenn Sie jedes schwierige Wort gleich in Anführungszeichen setzen. Die kleinen Striche kommen einer Entschuldigung gleich: „Du, ich weiß, das ist jetzt nicht so toll, ich schreibe das Wort aber trotzdem hier hin, sorry.“

Der Leser spürt, dass Sie Ihrem eigenen Sprachtalent misstrauen, und wird dieses Misstrauen – wiederum unbewusst – teilen. Seien Sie lieber selbstbewusst! Stehen Sie zu Ihrer Wortwahl, wann immer Sie es Ihrem Leser zumuten können.

Ok, und wann können Sie es ihm zumuten? Dazu gebe ich Ihnen jetzt ein paar Entscheidungshilfen.

Anführungszeichen ja oder nein?

Trotz aller Einwände gegen die Anführungsstriche sind sie nicht grundsätzlich schlecht. Manchmal benötigen Sie sie dann doch.

Generell gilt: Je formeller ein Text, desto eher werden Sie ein ungewöhnliches Wort durch Anführungszeichen markieren. Etwa in Ihrem Unternehmensauftritt oder Ihrer Geschäftskorrespondenz. In einem zwanglosen Text hingegen – einem Blogartikel, einer E-Mail – können Sie leichter so schreiben, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Dafür müssen Sie sich nicht durch Anführungszeichen entschuldigen.

In den folgenden Gegenüberstellungen sehen Sie, was für und was gegen Anführungszeichen spricht. Es geht dabei immer nur um die Tendenz. Sprich, ein Kreuzchen unter „Pro“ heißt nicht automatisch, dass Sie unbedingt Anführungszeichen setzen müssen. Auch müssen nicht alle Kriterien erfüllt sein.

Abschwächung

Pro Anführungszeichen

  • Risiko, dass Ihre Aussage wörtlich verstanden wird, obwohl Sie sie nicht ganz ernst meinen
  • Oder: Das Wort ist nicht ganz das Richtige, Ihnen fällt aber kein besseres ein
  • Beispiele: Natürlich „dürfen“ Sie meinen Newsletter abonnieren. / Alles Gute für Ihre „Gesundheitsmaßnahme“.

Kontra Anführungszeichen

  • Es ist erkennbar, dass Sie den Begriff nicht wörtlich meinen
  • Ein Missverständnis ist unwahrscheinlich
  • Beispiele: Was Sie brauchen, ist etwas Zauberei. / Sie können Ihr Gehirn überlisten, indem Sie …

Umgangssprachliches und Regionalismen

Pro Anführungszeichen

  • Nicht im Duden
  • Selten gebraucht
  • Für Nicht-Eingeweihte nur mit Erklärung zu verstehen
  • Oder: Sie möchten sich davon distanzieren (z. B. weil das Wort sehr derb ist)
  • Beispiel: Ich fühl mich heute ganz „basselig“ – total zerstreut.

Kontra Anführungszeichen

  • Im Duden (muss nicht)
  • Häufig gebraucht
  • Versteht man auch, wenn man es vorher nicht kannte
  • Beispiele: Das ist doch Tüddelkram. / Das Thema habe ich letztens schon verbloggt.

Fremdwörter und Fachbegriffe

Pro Anführungszeichen

  • Nicht im Duden
  • Selten gebraucht
  • Ihrer Zielgruppe wahrscheinlich nicht bekannt
  • Erklärung nötig
  • Beispiel: Auf Ihre „Bucket List“ kommen all die Dinge, die Sie vor Ihrem Tod noch erleben möchten. 

Kontra Anführungszeichen

  • Im Duden (muss nicht)
  • Häufig gebraucht
  • Ihrer Zielgruppe wahrscheinlich bekannt
  • Versteht man auch, wenn man es vorher nicht kannte
  • Beispiele: Der Text braucht noch einen Call-to-Action. / Jeder sollte eine Bucket List haben. („Bucket List“ also mit oder ohne Anführungszeichen je nach Kontext und Zielgruppe.)

Wortschöpfungen

Pro Anführungszeichen

  • Benötigt eine Erklärung
  • Erstmalig eingeführt
  • Könnte auch ein Schreibfehler sein
  • Auch möglich: Sie möchten sich von dem Begriff distanzieren
  • Beispiele: In der Natur fühle ich mich „seelenentspannt“. / Die „Neymarisierung“ des Fußballs bezeichnet das Phänomen …

Kontra Anführungszeichen

  • Versteht man direkt
  • Bereits im Text verwendet/erklärt
  • Der Witz ist gerade, die Neuschöpfung wie ein normales Wort zu gebrauchen
  • Beispiel: Ach, jetzt bringst du mir ein Eis? Für heute hat sich’s ausgeeist!

Ironie

Pro Anführungszeichen

  • Hohes Risiko, dass die Ironie nicht als solche erkannt wird
  • Zusätzliche Betonung erwünscht
  • Beispiel: Es ist ja „nur“ ein Blog.

Kontra Anführungszeichen

  • Ironie eindeutig erkennbar
  • Lesefluss soll nicht behindert werden
  • Beispiel: Du hast mir kein Eis mitgebracht? Wie überaus nett von dir.

Metaphern und Wortspiele

Hier empfehle ich Ihnen, grundsätzlich keine Anführungszeichen zu setzen. Metaphern und Wortspiele sollten für sich bestehen können. Sind sie so unverständlich, dass die Anführungszeichen nötig scheinen, sind sie nicht gut gewählt.

Bei Wortspielen machen Anführungsstriche sogar den Witz kaputt.

Beispiele: Der Text muss in die Werkstatt. / Du kannst es dir urlauben. (Werbung easyJet)

Fazit: Seien Sie sparsam mit Ihren Anführungszeichen

Setzen Sie Anführungsstriche also nur dann, wenn Sie sie als Marker unbedingt brauchen. Trauen Sie dem Leser zu, dass er die Wortkreation, die Metapher, die Ironie auch so versteht.

Mein Tipp: Gehen Sie Ihren Text nach dem Schreiben noch mal durch und überlegen Sie, auf welche Anführungszeichen Sie verzichten können. Ich hätte bei der Überarbeitung die Anführungszeichen in meinem ersten Satz gestrichen – extra für Sie habe ich sie stehen gelassen. 😉

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Was bedeutet wenn man sagt in Anführungszeichen?

Die Anführungszeichen kennzeichnen eine direkte Rede oder ein Zitat. Des Weiteren heben sie Wörter und Satzteile hervor, z. B. Buch- oder Filmtitel und ironische Äußerungen.

Wie nennt man Sätze mit Anführungszeichen?

Das nennt man auch wörtliche Rede. Dieser Satz heißt Redebegleitsatz. Er kann, wie hier, vor der wörtlichen Rede, inmmitten der wörtlichen Rede oder aber auch nach der wörtlichen Rede stehen.

Wie funktionieren Anführungszeichen?

Anführungszeichen werden am Anfang und Ende von wörtlicher Rede oder Zitaten verwendet. Aber auch, um Wörter oder Teile Ihres Textes hervorzuheben. Meistens verwenden Sie die doppelten Anführungszeichen, auch Gänsefüßchen genannt.

Welche Arten von Anführungszeichen gibt es?

Im deutschen Schriftsatz werden in allen Ländern (außer der Schweiz und Liechtenstein) als Anführungszeichen entweder die deutschen Anführungszeichen („…“; Merkhilfe (nach dem Aussehen der Zeichen): 99–66) oder die französischen Anführungszeichen mit den Spitzen nach innen verwendet (»…«, Guillemets, auch Gänsefüßchen ...